MLB: Toronto Blue Jays kämpfen gegen Windmühlen und warten auf den Superstar

Marcus Blumberg
16. August 201810:52
Josh Donaldson war 2018 nicht der erwartete Leistungsträger für die Toronto Blue Jays.getty
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Die Toronto Blue Jays haben mit den Playoffs in dieser Saison nichts mehr zu tun. Der aktuelle Kader hatte Potenzial, das jedoch aus vielerlei Hinsicht nicht abgerufen wurde. Nun bleibt den Kanadiern nur noch eine eher undankbare Rolle bis Jahresende.

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Für die Toronto Blue Jays ist die Saison 2018 eine verlorene. Vor Saisonbeginn noch durfte man dieses Team durchaus als interessant umschreiben. Es gab ein paar Spieler, die den Unterschied ausmachen hätten können und selbst Playoff-Nähe wäre bei idealem Saisonverlauf möglich gewesen.

Doch es kam alles anders. Der Star des Teams, Josh Donaldson, ist seit Monaten verletzt und ging schon mit einer ominösen Schulterproblematik in die Saison. Shortstop Troy Tulowitzki liegt schon seit Saisonbeginn mit Problemen an beiden Fersen flach. Und die, die spielfähig sind, liefen zumeist ihrer Topform hinterher.

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DatumUhrzeitSpielÜbertragung
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Und so ist die Saison für die Kanadier bereits jetzt essenziell beendet. In der American League East beträgt der Abstand zur Spitze satte 30 Spiele, in der Wildcard sind es immerhin schon 16 1/2.

Die erste Konsequenz daraus: Ein paar Trades zur Non-Waiver Trade Deadline Ende Juli. Unterm Strich wurde man jedoch auch nur punktuell Personal los, darunter Starting Pitcher J.A. Happ (Yankees) und Reliever Roberto Osuna (Astros), den man schon aufgrund seiner Probleme mit häuslicher Gewalt loswerden wollte.

Ansonsten aber hielt man mehr oder minder freiwillig am bestehenden Team fest.

Toronto Blue Jays: 2018 Sinnbild fürs missliche Lage

Überhaupt ist 2018 aber auch Sinnbild für die Situation, in der sich Toronto dieser Tage befindet. Selbst wenn besagte Topspieler fit gewesen wären und man vielleicht noch zur Deadline ein paar Trades zur Stärkung des Kaders getätigt hätte - würde die Lage gravierend anders aussehen?

Gewissermaßen kämpft man in Kanada gegen Windmühlen. Die Windmühlen in diesem Fall sind freilich die Boston Red Sox und New York Yankees. Die Sox sind ohnehin in diesem Jahr unerreicht mit ihrer historischen Pace, während die Yankees in jeder anderen Division im Baseball mit ihrer aktuellen Bilanz Platz 1 innehätten.

Insofern bedarf es schon einer wirklich speziellen Ansammlung von Topspielern, um im Konzert der Großen ernsthaft mitwirken zu können. So wie es eben zuletzt 2015 und 2016 der Fall war, als man einmal die East gewann und einmal via Wildcard in die Playoffs kam - mit Erfolg: in beiden Jahren erreichten die Blue Jays die American League Championship Series.

Ein solches Team erneut auf die Beine zu stellen wird jedoch schwierig. Ein Spieler, der aber sicher dabei helfen kann, ist bereits in den eigenen Reihen: Vladimir Guerrero Jr., seines Zeichens Third Baseman der Buffalo Bisons in der International League (Triple-A).

Toronto Blue Jays: Vladimir Guerrero Jr. muss auf Debüt warten

Der Sohn von Hall-of-Famer Vladimir Guerrero begann das Jahr in Double-A, schlug die Liga kurz und klein und ließ sich anschließend auch von einer Knieverletzung nicht aus der Bahn werfen. Seit er wieder gesund ist, spielt er nun auf Triple-A-Niveau und setzt auch dort seine Wahnsinnssaison fort. Kürzlich schlug er in vier Spielen in Serie jeweils einen Homerun. Über das gesamte Jahr in den Minors schlägt er indes .400 - das hat über eine gesamte Saison seit fast 20 Jahren niemand mehr geschafft.

Die Blue Jays haben somit ein hoffnungsvolles Talent an der Hand. Mehr noch: Wir reden hier über einen regelrechten Superstar. "Ein gewaltiges Offensiv-Talent mit einer Kombination aus Hitting-Fähigkeit, Plate-Disziplin und Power vom Schlage eines Manny Ramirez", umschrieb ihn Baseball America. Jim Callis von MLB Pipeline sagte bereits im Januar dieses Jahres: "Dies ist ein neuer Miguel Cabrera. Dieser Bursche wird sehr, sehr bald ein Superstar sein."

Dennoch hat es den Anschein, dass den Blue Jays nichts ferner liege als Guerrero in den MLB-Kader zu berufen. Mit seinen 19 Jahren könnte er mindestens genauso für Furore sorgen wie derzeit Juan Soto in Washington, Gleyber Torres und Miguel Andujar bei den Yankees oder Atlantas Ronald Acuna Jr., dessen verspätetes MLB-Debüt aber auch schon Aufklärung für die Vorgehensweise Torontos liefert.

Wie bei Acuna zu Jahresbeginn dürfte auch jetzt bei Guerrero die Service Time der springende Punkt sein. Die Blue Jays werden jetzt den Teufel tun und Guerrero noch Service Time in dieser Saison ansammeln lassen. Es ist sogar davon auszugehen, dass er vor Mitte April 2019 keinen Callup bekommen wird. Somit wird der baldige Superstar auch erst frühestens 2026 Free Agent und nicht schon ein Jahr früher.

Freilich wäre die Sachlage eine andere, wären die Blue Jays aktuell noch im Playoff-Rennen, doch so macht es natürlich aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn, ihn jetzt in die MLB zu beordern, obgleich er dies absolut verdient hätte.

Vladimir Guerrero Jr. war in Cooperstown/NY zugegen, als sein Vater in die Hall of Fame aufgenommen wurde.getty

Zwei Talente schaffen den Sprung in die MLB

Diese Haltung jedoch greift nicht universell bei Talenten aus dem eigenen Farmsystem. Mit Pitcher Sean Reid-Foley und Catcher Danny Jansen nämlich feierten erst vor wenigen Tagen zwei Eigengewächse ihre MLB-Debüts.

Jansen wurde bislang von der mangelhaften Chance auf regelmäßige Spielzeit zurückgehalten, während Reid-Foley erst in dieser Saison wirklich seine Leistung abruft.

Da Donaldson weiter verletzt ist und sich mittlerweile drei weitere Infielder auf der Disabled List befinden - darunter Neuzugang Brandon Drury und Allrounder Yangervis Solarte - mussten die Jays improvisieren. Guerrero wäre die naheliegende weitere Option gewesen, doch der wurde es aus den genannten Gründen nicht. Und so spielt nun Catcher Russell Martin mal wieder an der Hot Corner, während der Rookie hinter der Platte Eigenwerbung betreiben darf.

Und so bringen die Blue Jays diese durchaus verlorene Saison mit einer Mischung aus jungen Wilden, etablierten Underperformern sowie Altlasten über die Bühne. Zu Letzteren zählen unter anderem Tulowitzki und Kendrys Morales, die man vor 2020 respektive 2019 nicht loswird, obwohl ihre Produktion nicht der Rede wert ist. Tulo spielte zudem zuletzt 2016 eine annähernd volle Saison (131 Spiele).

Bis Saisonende bleibt den Blue Jays eigentlich nur noch die Rolle des Spielverderbers. Und dafür bieten sich Toronto noch diverse Möglichkeiten - es geht noch mehrfach gegen die Yankees und Red Sox sowie gegen die Indians, Phillies und Astros. Alles Teams, die - abgesehen von Boston - noch um Playoff-Plätze kämpfen! Die Jays können dann völlig ohne Druck agieren und zeigen, was doch noch in ihnen steckt.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.