Die Washington Nationals stehen nach einem Sweep über die St. Louis Cardinals erstmals überhaupt in der World Series. Der Weg dahin war auf den letzten Metern ein leichter. Damit gerechnet hätte zu Saisonbeginn aber wohl kaum jemand.
86 Jahre nach der letzten World Series in der amerikanischen Hauptstadt wird diese in der kommenden Woche nach Washington/D.C. zurückkehren. Damals waren es die Washington Senators - heute als Minnesota Twins bekannt -, die die American League Pennant gewonnen hatten. 2019 nun sind es die Washington Nationals, die als Gewinner der National League am Fall Classic teilnehmen dürfen.
Dass das aber so kam, hat wohl kaum jemand erwartet, zu schwierig begann diese Saison und lieferte zu viele Unwägbarkeiten.
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Der tiefste Tiefschlag, zumindest oberflächlich betrachtet, war dabei wohl der Abgang von Superstar Bryce Harper, der letztlich einen Monster-Vertrag beim Division-Rivalen Philadelphia Phillies unterschrieben hat. Einen klaren Ersatz haben die Nationals nicht geholt. Mussten sie aber auch nicht, wie sich herausstellte.
MLB Playoffs 2019: National League Championship Series
Datum | Uhrzeit | Spiel | Ergebnis/Übertragung |
Samstag, 12. Oktober | 2.08 Uhr | St. Louis Cardinals - Washington Nationals, Spiel 1 | 0:2 |
Samstag, 12. Oktober | 22.08 Uhr | St. Louis Cardinals - Washington Nationals, Spiel 2 | 1:3 |
Dienstag, 15. Oktober | 1.38 Uhr | Washington Nationals - St. Louis Cardinals, Spiel 3 | 8:1 |
Mittwoch, 16. Oktober | 2.05 Uhr | Washington Nationals - St. Louis Cardinals, Spiel 4 | 7:4 |
Die komplette MLB Postseason 2019 im Überblick!
Der immer noch blutjunge Juan Soto bestätigte nämlich seine herausragende Rookie-Saison und legte nach einer historischen Spielzeit als 19-Jähriger auch noch eine ebenso imposante Saison als 20-Jähriger hin. Seine Saison 2019 war so wertvoll (4,8 WAR) wie Harpers zweitbeste Saison insgesamt für die Nationals (2017) und wertvoller als Harpers erstes Jahr in Philly (4,6 WAR). (Für nähere Informationen zu WAR und anderen Sabermetrics hier entlang!)
Der aber vielleicht noch größere Schachzug der Nationals in dieser Saison war die Verpflichtung von Linkshänder Patrick Corbin. Der nämlich gab dem Team eine Rotation mit seiner Version der Big 3, die man so gerne im Basketball beschwört.
Die Big 3 der Washington Nationals
Pitcher | Innings | ERA | Strikeouts | FIP | WAR |
Max Scherzer | 172,1 | 2.92 | 243 | 2.88 | 6,5 |
Stephen Strasburg | 209 | 3.32 | 251 | 3,25 | 5,7 |
Patrick Corbin | 202 | 3.25 | 238 | 3,49 | 4,8 |
Max Scherzer, Stephen Strasburg und Corbin sollten jeder Offense das Fürchten lehren. Das ist ihnen gelungen, besonders in der Postseason. Sie sind das einzige Trio eines Teams in der National League, das in Sachen Fielding Independent Pitching (FIP) in den Top 10 liegt. FIP ist eine Statistik, die die Leistung von Pitchern bemisst und dabei jegliches Zutun der Verteidigung herausrechnet. Wer hier vorne liegt, ist also wirklich richtig gut in seinem Job.
Die Nationals hatten keineswegs eine leichte Saison, vielmehr lagen sie noch am 23. Mai zwölf Spiele unter .500 (19-31) und klar hinter der Spitze in der NL East sowie der Wildcard. Doch nachdem sie auch ihre anfänglichen Verletzungssorgen überwunden hatten, nahmen sie richtig Fahrt auf und sicherten sich vorzeitig die erste Wildcard der NL.
Im September kam dann noch hinzu, dass Manager Dave Martinez mit Herzproblemen im Krankenhaus landete. Er überstand diese Episode einigermaßen schadlos, dürfte den Beteiligten aber durchaus einen Schrecken eingejagt, die Gruppe aber vielleicht auch noch näher zusammengeschweißt haben.
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Martinez ist überhaupt Sinnbild für die Entwicklung, die die Nationals genommen haben. In dessen erster Saison noch ließ er im Spring Training Kamele auflaufen, um "over the Hump" zu kommen, also gewissermaßen eine große Hürde - die erste Playoff-Runde - zu überwinden. Gelungen war dies nicht, die Nationals verpassten trotz starkem Kader die Playoffs.
Und nachdem der Saisonstart 2019 eher suboptimal verlief, wurden auch schon Stimmen laut, die offen fragten, ob Martinez denn der richtige Manager für das Team sei. Eine Frage, die aktuell keiner mehr stellt.
gettyWashington Nationals: Heißes Duell mit Los Angeles Dodgers
Bevor sie dann die Cardinals komplett zerlegten - in vier Spielen erlaubten sie sechs Runs bei 20 eigenen - lieferten sie sich ein heißes Duell mit den Los Angeles Dodgers, dem Überteam der vergangenen Jahre in der NL.
Über Spiel 5 alleine wird man wohl in beiden beteiligten Städten noch lange sprechen. Mit einem 1:3-Rückstand waren sie ins achte Inning gegangen und standen dem eingewechselten Star-Pitcher Clayton Kershaw gegenüber. Nach zwei Battern stand es 3:3 - Anthony Rendon und Soto schlugen Homeruns. Im zehnten Inning dann war es MLB-Urgestein Howie Kendrick - seit 2006 in der Liga -, der mit einem Grand Slam das Spiel entschied.
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Aber auch in der Serie sowie dem Wildcard Game gegen die Milwaukee Brewers profitierte Washington von seinen Big 3. Sowohl Scherzer als auch Strasburg wurden ein paar Mal eingewechselt und übertünchten so den eigentlich gar nicht mal so guten Bullpen der Nats. Ein Mittel, dass die Red Sox des Vorjahres oder auch die Astros 2017 schon sehr erfolgreich anwandten.
Wer nun der Gegner in der World Series ist, steht vielleicht erst am Sonntag oder gar Montag fest, doch klar sein dürfte schon jetzt, dass die Nationals ein harter Brocken werden. Mit den Big 3 ist nicht zu spaßen - und mit dem unnachgiebigen Lineup auch nicht.