Als der Angstgegner aus New York mit Champagnerduschen seinen Sieg feierte, war die historisch gute Saison der "Homerun-Könige" um Max Kepler historisch schlecht zu Ende gegangen. Mit 1:5 hatte der beste deutsche Baseballer mit den Minnesota Twins auch das dritte Spiel der Playoff-Serie gegen die Yankees verloren.
Statt des erhofften Einzugs in die World Series gab es das sang- und klanglose Aus in der League Division Series, also dem Viertelfinale.
Die Serie endete 0-3, ein sogenannter "Sweep", die Höchststrafe. Und das ausgerechnet gegen den Rekordmeister aus der Bronx, das "Evil Empire" - das vielleicht meistgehasste Sportteam der USA. Damit hält der Fluch an: Zum siebten Mal hatten die Twins seit 2003 die Postseason erreicht, sechsmal trafen sie dabei auf die Yankees - und sechsmal verloren sie.
"Es war ein großartiges Jahr", sagte Twins-Manager Rocco Baldelli, obwohl sein Klub nun seit 16 Spielen auf einen Sieg in einer K.o.-Runde wartet - das "schaffte" in den vier großen Profiligen nur die Chicago Blackhawks in der NHL zwischen 1975 und 1979.
MLB: Twins und Max Kepler als gefürchtete Homerun-Maschine
Doch die Twins und vor allem Kepler auf das Playoff-Aus zu reduzieren, würde viel zu kurz greifen. "Wir haben eine ganz spezielle Gruppe von Menschen. Wir hatten die Chance, einigen Spielern dabei zusehen zu dürfen, wie sie neue Höhen erreichten", sagte Baldelli, der bei den Twins sein Rookie-Jahr als Manager absolvierte.
Und einer davon war Kepler. Der Berliner spielte seine mit Abstand beste Saison und half maßgeblich dabei mit, dass die Twins von einem zumeist dankbaren, zu einem gefürchteten Gegner wurden. Mit 101 Siegen in der regulären Saison erreichten sie die zweitbeste Ausbeute der Klubgeschichte, ihre 307 Homeruns in der regulären Saison bedeuteten Liga-Rekord. Als erstes Team überhaupt hatten sie zudem fünf Spieler, die mehr als 30 Homeruns schlugen.
Kepler steuerte dabei 36 der umgangssprachlichen "Bombs" bei und ist damit Teil der "Bomba-Squad", wie sich die schlagkräftigen Twins-Hitter selbst nennen. Noch nie erreichte ein europäischer Spieler einen solchen Wert, der 26-Jährige, der vor zehn Jahren in die USA ging, hat in Minnesota sein sportliches Glück gefunden.
Doch zuletzt musste auch Kepler der kräftezehrenden Saison Tribut zollen. Von Schulterproblemen geplagt verpasste er 16 der letzten 19 Begegnungen in der regulären Saison. In den drei Spielen gegen die Yankees gelang ihm kein einziger Hit.
Das Vertrauen der Twins, die ihn im Februar mit einem mit 35 Millionen Dollar dotierten Fünfjahresvertrag ausstatteten, ist jedenfalls groß. Seit Saisonbeginn geht er als sogenannter "Leadoff-Hitter" als erster seines Teams an das Schlagmal - eine Auszeichnung. Nun müssen die Twins allerdings beweisen, dass sie kein "One-Hit-Wonder" sind. Und vielleicht klappt es dann auch irgendwann mal gegen die Yankees.