Die New York Yankees stehen nach einer bemerkenswerten Saison mit leeren Händen da. In den kommenden Wochen stehen einige Entscheidungen an, zudem startet der nächste Anlauf bei einem Superstar.
Am Ende wurde es nochmal richtig knapp. Die Yankees hatten die Astros zumindest in Spiel 6 am Rande der Niederlage, am Rande eines entscheidenden Spiels 7. Jose Altuve beendete diesen Traum mit einem dramatischen Homerun gegen einen hängenden Slider von Aroldis Chapman.
Aber aus Sicht der Yankees bleibt dies: Sie waren nah dran gegen das Überteam im Baseball. Die Houston Astros, die in den vergangenen drei Jahren stets mindestens 100 Spiele und die World Series 2017 gewannen.
Ein schwacher Trost allerdings für die Bronx Bombers, die für World-Series-Titel leben. Grämen müssen sie sich dennoch nicht, schließlich hat kein Team im nun vergangenen Jahrzehnt mehr Spiele gewonnen als New York (921). Und dennoch ist dies auch das erste Jahrzehnt seit den 10er Jahren, in denen die Yankees nicht mindestens die World Series erreichten.
Und so stellt sich die Frage nach der Ursache. Und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, darauf zu antworten.
Yankees: Offense scheitert in der ALCS
Die offensichtliche Antwort: Die Offense hat in der ALCS nicht funktioniert. Von Spiel 2 bis Spiel 4 waren die Yankees 1-for-16 mit Runners-in-Scoring-Position. In Spiel 6 dann 1-for-6. Wir reden hier von der produktivsten Offense der Regular Season, ein solcher Output ist also uncharakteristisch.
Die At-Bats, auch wenn sie überwiegend gegen Superstars wie Justin Verlander oder Gerrit Cole kamen, sahen dabei phasenweise planlos aus.
Erschwerend hinzu kommt, dass zahlreiche Leistungsträger ohne große Spielpraxis in die Playoffs gingen. Aaron Hicks, Gary Sanchez und Edwin Encarnacion fielen wochen- und monatelang im Vorfeld der Playoffs aus, Giancarlo Stanton verpasste fast die komplette Saison und dann auch fast die ganze ALCS.
Ein weiterer offensichtlicher Grund für das Scheitern ist der ungewohnt schwache Auftritt des Bullpens. Die Relief-Pitcher, die eigentlich den Unterschied ausmachen sollten, hatten nicht die beste Serie. Allerdings ist auch das nur die halbe Wahrheit.
Zum einen fehlte mit Dellin Betances der neben Closer Aroldis Chapman wohl beste Pitcher dieser Gruppe. Aufgrund von Schulter- und Rückenproblemen brachte es der Rechtshänder auf lediglich 2/3 Innings. Er stand nur zwei Hittern bei seinem Comeback im September gegenüber, schaffte gegen den zweiten ein Strikeout und hüpfte dann vor Freude vom Mound. Dabei riss er sich die Achillessehne an - Saisonende! Ja, ungefähr so lief die Saison der Yankees insgesamt - 30 Spieler standen irgendwann auf der Injured List, teilweise mehrfach.
Yankees: Starting Rotation als größtes Problem
Von den vorhandenen Kräften schwächelte eigentlich nur Adam Ottavino, aber dafür richtig. Der Homerun gegen ihn in Spiel 2 war letztlich der Anfang vom Ende. Der Rest machte einen ordentlichen Job, verlor aber mit zunehmender Spieldauer in der Serie zusehends an Effektivität.
Warum? Hier kommen wir zum Hauptproblem: Die Starting Rotation entpuppte sich zu genau dem großen - vielleicht sogar noch größeren - Problem, das alle befürchtet hatten.
Die Pitching Rotation galt schon vor der Saison als wacklig und größte Schwachstelle. Doch man glaubte, mit dem Trade für James Paxton und dem Verbleib von J.A. Happ das Nötigste getan zu haben. Keiner konnte schließlich erahnen, dass das vermeintliche Ace, Luis Severino, mit Rücken- und Schulterproblemen - siehe Betances - lange Zeit ausfiel. Auch er gab erst im September sein Saisondebüt.
Gegen die Astros aber musste er schon nach nicht mal fünf vollen Innings raus. Paxton hatte sich zuvor bereits im dritten Inning in Spiel 2 verabschiedet. Und in Spiel 4 quälte sich Masahiro Tanaka mit Mühe und Not durch fünf Innings.
Nun war keiner von ihnen katastrophal schlecht - Tanakas sechs Shutout-Innings in Spiel 1 und Paxtons sechs 1-Run-Innings in Spiel 5 waren großartig -, doch entblößten sie damit jeweils den Bullpen. Die Yankee-Reliever mussten weitaus mehr pitchen als geplant. Das ging nicht nur an die Substanz, es half auch den gefährlichen Hittern Houstons dabei, sich besser auf die zahlreichen verschiedenen Pitcher einzustellen. Und die Ungewohntheit der Hitter mit den eigentlichen guten Relievern ist normalerweise der große Vorteil für die Pitcher.
Die lange Suche der Yankees nach dem Pitching Ace
Am Ende fehlte es also mal wieder beim Starting Pitching, das nicht gut genug war. Ein Defizit, das lange bekannt ist und, das General Manager Brian Cashman stets nicht beheben konnte. Sei es die Weigerung, hohe Investitionen vorzunehmen - eine mögliche Verpflichtung vom heutigen Nationals-Starter Patrick Corbin scheiterte im Winter an Länge und Volumen des Vertrags.
Oder die Weigerung, namhafte Talente in Trades zu veräußern - so gingen den Yankees zum Beispiel Verlander und Cole in den vergangenen zwei Jahren durch die Lappen. Cashman scheiterte stets daran, die eigene Rotation mit Nachdruck zu stärken.
In diesem Winter wird er erneut die Chance bekommen, ein Ace zu importieren. Cole wird Free Agent und dürfte extrem teuer werden. Doch er ist verfügbar - zum dritten Mal! Die Yankees hatten ihn bereits 2008 gedraftet, doch er entschied sich fürs College. Und 2018 machten die Astros das Rennen im Trade mit den Pittsburgh Pirates. Zudem ist World Series MVP Stephen Strasburg zu haben, der aus seinem Vertrag bei den Nationals ausgestiegen ist.
Das aber sind nur die attraktivsten externen Optionen. Zuvor müssen erst einmal intern Entscheidungen fallen. Die Yankees blicken auf diverse Baustellen.
Im Infield sind im Grunde alle vier Positionen für 2020 offen. Personell ist lediglich klar, dass DJ LeMahieu und Gleyber Torres da sein werden. Doch auf welchen Positionen? Das Zünglein an der Waage ist hier Shortstop Didi Gregorius, dessen Vertrag ausläuft. Er kämpfte sich von einer Ellenbogenrekonstruktion zurück und spielte eine durchwachsene Saison. Davor jedoch war er ein absoluter Leistungsträger.
Yankees: Gregorius als Zünglein an der Waage
Geht er, rückt Torres auf Shortstop und LeMahieu an die zweite Base. Bleibt er, bleibt Torres an der zweiten Base und LeMahieu wäre eine Option an der ersten und dritten Base. An der dritten Base wiederum kommt Miguel Andujar nach seiner Schulterverletzung zurück, dürfte aber weiterhin nicht die Range haben, die es an der Hot Corner braucht. Offensiv wäre er aber ein Upgrade gegenüber Gio Urshela, der überraschte, aber seit September eigentlich nicht mehr viel gerissen hat und damit seine Zukunft als Starter infrage stellt.
Und an der ersten Base? Luke Voit war nach seiner Leistenverletzung nicht mehr derselbe und machte kein Spiel in der Postseason. Hier könnte ein externes Upgrade möglich sein, doch allzu teuer sollte es nicht werden.
Im Outfield läuft Brett Gardners Vertrag aus und die Frage besteht, ob er noch ein Jahr dranhängt. Da Center Fielder Aaron Hicks allerdings mit einer Ellenbogenoperation bis Sommer ausfällt, ist ein Verbleib durchaus wahrscheinlich. Edwin Encarnacions Option wurde nicht gezogen, der Designated Hitter wird Free Agent. Chapman hatte eine Ausstiegsklausel, verlängerte allerdings stattdessen bis 2022.
Sicher im Sattel sitzt dagegen Manager Aaron Boone, der zwar ein paar schwächere Momente in der Postseason hatte - alle Einsätze von Ottavino nach Spiel 2 der ALCS fallen da ein - aber unterm Strich äußerst produktiv war. In seinen zwei Jahren in New York gewann das Team insgesamt 203 Spiele und jeweils mindestens 100 in der Regular Season. Wie er die Verletzungsmisere in diesem Jahr gemanagt hat, war aller Ehren wert und bringt ihn sogar in die engere Auswahl für den Manager des Jahres.
Ob das nächste Jahrzehnt dann doch wieder den gewünschten und langersehnten Erfolg - World Series - bringt, könnte sich bereits in einigen Wochen entscheiden. Dann nämlich, wenn die Jagd nach dem Pitching-Superstar aufs Neue eröffnet wird.