Will man den Weg der Dodgers zurück auf Baseballs Thron nachzeichnen, muss man zwangsläufig zurückschauen auf den Verkauf der Franchise im Jahr 2012. Damals hatte der damalige Teameigner Frank McCourt inmitten eines hässlichen Scheidungsprozesses Bankrott erklärt und das Team für die damalige Rekordsumme von zwei Milliarden Dollar an die Guggenheim Group um Geschäftsmann Mark Walter, Golden-State-Warriors-Co-Eigner Peter Guber und Lakers-Legende Magic Johnson verkauft.
Seither versuchten die Dodgers unter neuer Führung den Erfolg in die Stadt zurückzubringen und setzten auf ihren Plan A: Viel Geld in Starpower investieren und es wie die Yankees in der Zeit unter dem Boss, George Steinbrenner, Ende der 90er und Anfang der 00er Jahre zu machen. Das führte zu teils abstrusen Payrolls in Höhe von bis zu 291 Millionen Dollar im Jahr 2015. Die Resultate waren von 2013 an acht Division-Titel in Serie, in der Regel mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz. Nur der ganz große Wurf wollte nicht gelingen.
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Um 2017 herum dann stellte man um auf Plan B: Fokus auf Eigengewächse und gezielte Transfers von außerhalb. 2017 bereits waren Shortstop Corey Seager und Outfielder Cody Bellinger in Aktion getreten und hatten in aufeinanderfolgenden Jahren die Rookie of the Year Awards gewonnen, zudem wurde Third Baseman Justin Turner zum Starspieler.
Letztlich erreichte man zweimal in Serie die World Series, unterlag jedoch 2017 den Houston Astros in sieben und 2018 den Boston Red Sox in nur fünf Spielen. Mittlerweile wissen wir freilich, dass beide diese Teams in mehr oder minder großem Stil betrogen haben und einen signifikanten Vorteil hatten - sie wussten, welche Pitches kommen.
Los Angeles Dodgers: Mookie Betts als finales Puzzleteil
Im Jahr 2020 jedoch war die Entwicklung des Teams zum absoluten Topfavoriten abgeschlossen. Das finale Puzzleteil war schließlich Outfielder Mookie Betts, den man von den Red Sox essenziell in einem Gehaltsreduzierungs-Geschäft samt Dreingabe von Pitcher David Price, der aufgrund von Covid-Bedenken gar nicht gespielt hat, bekommen hat. Die Dodgers gaben dafür lediglich Outfielder Alex Verdugo gab, ein talentierter Bursche, aber kein Betts.
Die Dodgers, die einen der lukrativsten regionalen TV-Deals in der MLB abgeschlossen haben, hatten sich in den Jahren 2018 und 2019 essenziell gesund gespart, mussten schon 2019 keine Luxussteuer mehr zahlen und verfügten somit über die nötigen Ressourcen, um diesen Tausch schlucken zu können. Anschließend war dann Betts' neuer Monstervertrag (13 Jahre/392 Millionen Dollar) ebenfalls ohne große Schmerzen zu stemmen.
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Ansonsten jedoch ist dieses Team in der Tat hauptsächlich von Eigengewächsen dominiert. Will Smith ist das jüngste Beispiel für das potente Farmsystem, das unter Teampräsident Andrew Friedman seit 2014 aufgebaut wurde. Seager und Bellinger sind die Posterboys, ebenso das neue Pitching Ace Walker Buehler. Und mit Pitcher Dustin May und Infielder Gavin Lux stehen bereits die nächsten potenziellen Starter in den Startlöchern.
Der Faktor Glück kam freilich auch dazu. Vor der Saison und nach dem Betts-Trade waren die Dodgers bereit, Outfielder Joc Pederson, der einen wichtigen Homerun in Spiel 5 der World Series schlug, zu traden. Ein Deal mit den Los Angeles Dodgers war im Prinzip ausgehandelt, doch da sich der Betts-Trade etwas verzögerte, zogen die Angels schließlich zurück und Pederson blieb in Chavez Ravine, was sich im Nachhinein als Glücksgriff erwies, zumal durch Covid und die verkürzte Saison auch der Designaed Hitter auf die National League erweitert wurde, was Pederson einen relativ regelmäßigen Platz im Lineup ermöglichte.
Los Angeles Dodgers setzen auf Spielerentwicklung
Doch es sind nicht nur Eigengewächse und Betts. Auch die sogenannten Journeymen, also Spieler, die länger in der Liga sind und nicht so recht den Durchbruch schafften, spielten große Rollen. Allen voran ist hier Justin Turner zu nennen. Der nämlich war sowohl bei den Mets als auch bei den Dodgers vor 2017 eher eine Randnotiz, ehe er sich in die Hände von Hitting-Guru Doug Latta begab, der ihm half, seinen Schwung zu optimieren. Von da an schlug er mehr Flyballs und dann auch mehr Homeruns. Turner ist nicht mehr wegzudenken. Ebenso wenig Max Muncy, der in der Vergangenheit kaum ein Faktor bei den Oakland A's war, seit 2018 aber ein zuverlässiger Power Hitter der Dodgers ist.
All das trägt die klare Handschrift von Friedman, der kurioserweise seinen Durchbruch als Baseballfunktionär bei den Tampa Bay Rays hatte. Er führte sein Team getrieben von Analytics und smarten Entscheidungen 2008 erstmals in die World Series und schloss sich 2014 den Dodgers an. Seither sind auch die Dodgers getrieben von Analytics, aber eben auch von fortgeschrittener Spieler-(Weiter-)Entwicklung.
Turner und Latta sind da nur ein Beispiel. Selbst Superstar Clayton Kershaw, der mit dem Titel jetzt seine grandiose Karriere gekrönt hat, zeigte sich in der vergangenen Offseason diesem Fortschritt gegenüber aufgeschlossen und besuchte Driveline, ein privates Unternehmen, das sich mit der Leistungsoptimierung von Baseballspielern mithilfe modernster Technik wie Highspeed-Kameras oder 3D-Sensoren-Westen befasst. Kershaw fand dort einen Weg, wieder mehr Speed mit seinem Fastball zu generieren, nachdem er ein paar MPH in den vergangenen Jahren verloren hatte.
Los Angeles Dodgers: Junger Kern verspricht mehr
Die Dodgers sind gewissermaßen der Prototyp des modernen Baseballs, aufgebaut durch ein starkes Farmsystem dank fortschrittlichem Scouting, moderner Spielerentwicklung sowie analytischen Daten zur Spielvorbereitung und als Hilfe im In-Game-Management. Garniert wird das Ganze durch gezielte Transfers wie den für Betts.
Die Dodgers gingen 2020 ohnehin als Topfavoriten in die Saison, die verkürzte 60-Spiele-Saison änderte daran wenig und auch die Playoffs wirkten zunächst wie ein Durchmarsch der Dodgers, ehe es in der NLCS gegen die Atlanta Braves schwierig wurde. Sie lagen nach vier Spielen 1-3 hinten und kämpften sich dann doch zurück. In der World Series wiederum stand ein zuweilen ebenbürtiger Gegner auf dem Feld, der letztlich aber wohl zu wenig Feuerpower hatte, um über die volle Distanz mitzuhalten. Dazu waren die Dodgers einfach zu tief besetzt, sowohl offensiv als auch im Pitching.
Für die Konkurrenz kommt nun noch erschwerend hinzu, dass dieses Team noch einige gute Jahre vor sich haben dürfte. Der Kern dieser Truppe ist unter 30. Vom üblichen Stamm-Lineup sind lediglich Second Baseman Chris Taylor (30), First Baseman Muncy (30) und Third Baseman Turner (35) über 30 Jahre alt. Von den wichtigsten Pitchern gilt dies nur für Clayton Kershaw (32) und David Price (35) sowie Closer Kenley Jansen (33).
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Selbstredend werden die Eigengewächse wie Bellinger und Seager demnächst Free Agents oder zumindest richtig teuer, doch hier kommt dann wieder der lukrative TV-Deal ins Spiel, der es den Dodgers ermöglichen sollte, seinen Kern noch lange zusammenzuhalten.
Die Dodgers haben nach langen Jahren den Olymp erklommen und es spricht wenig dagegen, dass sie dort noch eine Weile verweilen könnten.