MLB Playoffs 2020: Alles Wichtige zu den League Division Series der American und National League

Marcus Blumberg
05. Oktober 202012:08
Die Yankees und Rays lieferten sich zuletzt das eine oder andere hitzige Duell.imago images / John Angelillo
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Die MLB-Playoffs gehen in die zweite Runde. In den League Division Series kommt es dem Namen entsprechend dieses Jahr nur zu direkten Division-Duellen und zur Neuauflage von teils giftigen Rivalitäten. Worauf kommt es an, wer sind die Schlüsselspieler und wer wird die Nase vorn haben? SPOX gibt einen Überblick.

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Normalerweise kommt es zum Vergleich der Division-Sieger in der League Division Series der MLB-Playoffs. In diesem Jahr jedoch gibt es in American und National League jeweils Intra-Division-Vergleiche in West und Ost - die Central-Divisions mussten bereits die Segel streichen.

Brisanz bringen die anstehenden Begegnungen jedoch alle Mal mit, mindestens einmal könnte es giftig werden. Die Teams kennen sich, spielten alle schon oft gegeneinander in der Regular Season und wissen daher aus nächster Nähe, worauf es ankommen wird.

Ein besonderes Element werden die Lokalitäten bieten: Die AL spielt in Kalifornien, die NL in Texas, wobei im Lone Star State sogar Zuschauer dabei sein werden, was zusätzlich zur Atmosphäre beitragen sollte.

Den kompletten Playoff-Spielplan 2020 samt Modus findet Ihr hier!

MLB: Playoff-Guide zur American League Division Series

Tampa Bay Rays (#1) vs. New York Yankees (#5)

  • Die Rays schafften einen Sweep gegen die Toronto Blue Jays, die Yankees taten es ihnen gleich mit einem Sweep gegen die Cleveland Indians in der Wildcard Series.
  • Zwei alte Bekannte treffen im Petco Park von San Diego/Kalifornien aufeinander. Beide spielen in der AL East und trafen in dieser Saison zehnmal aufeinander. Die Rays hatten dabei 2020 eindeutig die Nase vorn und gewannen die Saisonserie 8-2.
  • Die Yankees hatten dabei vor allem Probleme mit dem Pitching der Rays. Insgesamt kamen die Bronx Bombers auf 5,25 Runs pro Spiel (Platz 4 in der MLB), doch gegen die Rays waren es in den zehn Spielen nur 3,4 Runs pro Partie. Die Rays wiederum erzielten 4,7 Runs im Schnitt gegen New York - insgesamt kamen sie auf 4,8.
  • Die große Stärke der Rays ist allerdings ihr Pitching. Ihr Gesamt-Earned-Run-Average von 3.56 war der drittbeste Wert in den Majors. Besonders der Bullpen sticht hier heraus (3.37) und war der drittbeste in der MLB, was auch in dieser Serie zum Vorteil werden kann, da Manager Kevin Cash seit Jahren ein gutes Händchen beweist, wenn es darum geht, einen Pitcher zur rechten Zeit auszutauschen. Er geht dabei sehr aggressiv vor und wartet nicht allzu lange, auch was seine Starter angeht.
  • Die Stärke New Yorks ist freilich die Offensive, die gegen Cleveland in der Wildcard Series den Unterschied machte. In zwei Spielen erzielten sie 22 Runs und stellten damit einen Rekord für die meisten in den ersten zwei Playoff-Spielen eines Teams in einer Saison auf.
  • Der größte Unterschied zu den Duellen in der Regular Season könnte sein, dass die Yankees nun weitestgehend gesund sind. Zuvor traten sie meist äußerst ersatzgeschwächt auf.
  • Die Stimmung in der Serie könnte aufgeheizt sein, beide Teams haben eine größere Rivalität in den vergangenen Jahren aufgebaut, die öfter mal in abgeworfenen Schlagleuten und Rangeleien resultierte. In diesem Jahr wurden Yankees-Closer Aroldis Chapman und Manager Aaron Boone jeweils für einen Hit by Pitch suspendiert.
  • "Sie mögen uns nicht und wir mögen sie nicht - und das wird auch so bleiben", umschrieb Rays-Outfielder Kevin Kiermaier das Verhältnis der beiden Teams. Yankees-Outfielder Brett Gardner pflichtete ihm bei: "Das beruht auf Gegenseitigkeit." Noch mehr Brisanz bürgt der Fakt, dass beide im selben Hotel in der Nähe von San Diego untergebracht sind.
  • Was die Playoff-Historie zwischen den beiden angeht, gibt es - gar nichts. Dies ist das erste Aufeinandertreffen beider Teams in der Postseason.
  • Prognose: Normalerweise hat das Team in der Postseason die Oberhand, welches das bessere Pitching mitbringt. Vor dem Hintergrund sind die Rays der Favorit. Die Yankees verfügen zwar über den besten Pitcher in dieser Serie, Gerrit Cole, doch wird jener bei potenziell fünf Spielen in Serie ohne Pause dazwischen nur ein bis höchsten zweimal pitchen. Sollte es daher zu fünf Spielen kommen, könnte der Vorteil zu den Yankees übergehen, doch ansonsten liegen wohl die Rays vorn. Tipp: 3-1 Rays.

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Oakland Athletics (#2) vs. Houston Astros (#6)

  • Die Oakland Athletics schlugen die Chicago White Sox in einer engen Wildcard-Serie in drei Spielen und gewannen damit erstmals seit 2006 wieder eine Playoff-Serie. Die Astros wiederum schafften einen Sweep gegen die Minnesota Twins, nachdem sie im Vorjahr noch in der World Series standen.
  • Brisanz ist auch hier geboten, denn beide Teams sind Division-Rivalen. Die A's gewannen die Saison-Serie mit 7-3 und lagen in Sachen Runs 38:25 klar vorne. Ebenfalls interessant werden könnte das Spiel, in dem Starter Mike Fiers für die A's beginnen wird - mutmaßlich Spiel 3 wie schon in der Wildcard-Serie. Fiers war derjenige, der den Handzeichen-Skandal der Astros gewissermaßen als Whistleblower öffentlich gemacht hat. Er spielte in der Meistersaison 2017 noch für Houston.
  • Stattfinden wird die Serie im Dodger Stadium von Los Angeles/Kalifornien. Ein Ort, an den die Astros noch sehr gute Erinnerungen haben dürften, schließlich gewannen sie dort 2017 die World Series.
  • Die A's scheinen dieses Jahr besonders gut für die Playoffs gebaut zu sein, wenn man sich die Zahlen im Pitching anschaut. Während ihre Starter eher mittelprächtig unterwegs waren (4.49 ERA, Platz 16), hatten die Relief Pitcher den besten ERA der Liga (2.72).
  • Beiden Teams fehlen namhafte Stars verletzt. Während die A's Third Baseman Matt Chapman defensiv wie offensiv vermissen, müssen die Astros ohne Pitching Ace Justin Verlander, Closer Roberto Osuna (beide Ellenbogen) und Designated Hitter Yordan Alvarez (Knie) auskommen.
  • Während Oakland über einen ausgezeichneten Bullpen und einen Manager in Bob Melvin verfügt, der diese Stärke auch knallhart einsetzt, werden die Astros darauf hoffen, so viel Länge wie irgend möglich aus ihren Startern zu holen. Zack Greinke und Jose Urquidy präsentierten sich beide in guter Form gegen Minnesota, zudem dürfte Breaking-Ball-Spezialist Lance McCullers Jr. eine gute Rolle spielen können. Doch wer ein mögliches Spiel 4 pitcht, ist offen. Es droht ein Bullpen-Tag, was ein Vorteil für Oakland wäre.
  • Prognose: Die Ergebnisse der Regular Season sind in der Postseason unterm Strich kein Faktor, doch angesichts der insgesamt eher suboptimalen Form der Astros als Ganzes, sind die Athletics wohl besser aufgestellt und dürften mit Schwung in die Serie gehen, nachdem sie erstmals seit 14 Jahren wieder eine Playoff-Serie gewonnen haben. Tipp: 3-1 Athletics.

MLB: Playoff-Guide zur National League Division Series

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Los Angeles Dodgers (#1) vs. San Diego Padres (#4)

  • Beide Teams sahen sich zehnmal in der Regular Season und die Dodgers gewannen die Saison-Serie letztlich 6-4. Nach Runs lagen die Dodgers unterm Strich 48:36 vorne, was nicht sonderlich überrascht, denn in Sachen Run-Produkton und -Prävention machte den Dodgers niemand etwas vor. Sie führten die Liga mit überwältigendem Abstand mit Plus-136 an. Doch die einzigen, die hier mithalten können, waren die Padres - die auf Plus-84 kamen.
  • Beide Teams setzen in ihrer Run-Produktion gerne auf den Homerun. Die Dodgers führten die Liga mit 118 an, die Padres hatten mit 95 die drittmeisten der National League. Diese enorme Power spiegelte sich auch in der Wildcard Series gegen die Cardinals wider - sie schlugen sechs Homeruns in den drei Spielen - fünf davon allerdings allein in Spiel 2 (11:9 Cardinals).
  • Beide Teams sind sich generell sehr ähnlich. Beide verfügen über sehenswerte Offensivqualitäten und sehr tiefe Lineups ohne größere Lücken. Bei den Dodgers ragt freilich Outfielder Mookie Betts heraus, doch die Tatsache, dass ein Cody Bellinger zuletzt meist erst an Position 5 oder 6 geschlagen hat, dürfte jedem Gegner Sorgen bereiten. Bei den Padres setzen sie auf den 2-3-Punch um Fernando Tatis Jr. und Manny Machado, die auf der linken Seite des Infields auch nebeneinander spielen. Das Besondere an diesem Lineup ist, dass Wil Myers erst im hinteren Drittel zu finden ist und gerade äußerst produktiv (2 HR, 4 RBI) aufspielt.
  • Eigentlich hätten die Dodgers einen klaren Vorteil in Sachen Pitching, denn mit Walker Buehler und Clayton Kershaw haben sie zwei formidable Aces an der Spitze ihrer Rotation - Kershaw stellte gerade eine persönliche Bestleistung mit 13 Strikeouts gegen die Brewers auf. Doch die Padres haben berechtigte Hoffnung, das ihre zuletzt verletzten Top-Pitcher Mike Clevinger und Dinelson Lamet zur NLDS fit werden könnten. Das wiederum würde ihnen einen gewissen Boost geben.
  • Sollte es zum Duell der Bullpens kommen, hätten wohl aktuell die Padres sogar einen Vorteil. Sie besiegten die Cardinals in Spiel 2und 3 jeweils mit neun Pitchern und schafften in Spiel 3 einen Shutout. Manager Jayce Tingler bewies dabei zumeist ein gutes Timing für die Wechsel der Pitcher. Etwas, womit sein Gegenüber Dave Roberts des Öfteren so seine Probleme hat.
  • Für ihn kommt erschwerend hinzu, dass sich Closer Kenley Jansen gerade nicht unbedingt in Topverfassung befindet. Das ist sowohl an seinen Leistungen, als auch an seinem Stuff abzulesen. Sein Fastball hatte zuletzt nicht den nötigen Biss - er büßte im Vergleich zum Vorjahr rund 1 MPH an Geschwindigkeit auf seinem Fastball und seinem Cutter ein, zudem ist seine Fastball-Spin-Rate nur noch im 86. Perzentil der Liga anzutreffen. Das sorgt dafür, dass er in Spiel 2 sogar gar nicht zum Einsatz kam gegen Milwaukee, nachdem er in Spiel 1 ein wenig zu kämpfen hatte und einen Walk und harten Kontakt bei einem Groundball abgegeben hatte. Das wird zu beobachten sein.
  • Prognose: Die Dodgers standen 2017 und 2018 in der World Series, bringen somit die nötige Erfahrung für die Playoffs mit, zudem sind beide Aces fit. Die Padres wiederum spielten ihre beste Saison überhaupt, wenn man nur nach Siegquote geht (.617) und bringen großen Schwung mit. Sie haben zudem in den direkten Duellen mit L.A. in der Saison gezeigt, dass sie mithalten können. Es wird vielleicht die ausgeglichenste League-Division-Series in der kommenden Woche. Am Ende mit knappem Erfolg für die Dodgers. Tipp: 3-2 Dodgers.

Atlanta Braves (#2) vs. Miami Marlins (#6)

  • Die Braves schafften einen Sweep gegen die Cincinnati Reds und ließen in insgesamt 22 Innings keinen einzigen Run zu. Die Marlins wiederum gaben einen Run in 18 Innings gegen die Chicago Cubs ab.
  • Beide spielen in der NL East und trafen in dieser Saison zwölfmal aufeinander. Die Braves gewannen die Saison-Serie mit 7-5. In Sachen Runs lagen die Braves letztlich 80:59 vorn, feierten jedoch im September auch einen 29:9-Sieg und einen 11:1-Sieg gegen Miami.
  • Auf dem Papier sind die Braves das klar bessere Team. Während sie eine Run-Differenz von Plus-60 aufwiesen, kamen die Marlins auf eine von Minus-41.
  • Näher betrachtet ist das Braves-Lineup gespickt mit Star-Spielern wie Ronald Acuna Jr., Freddie Freeman, Marcell Ozuna oder Ozzie Albies. Bei den Marlins dagegen sticht eigentlich niemand wirklich heraus. Das allerdings kann auch ein Vorteil sein, wie der Erfolg über die Cubs gezeigt hat. Waren es in Spiel 1 in Chicago noch Homeruns von Jesus Aguilar und Corey Dickerson, die das Team auf Kurs brachten, reichte in Spiel 2 essenziell ein Homer von Garrett Cooper.
  • In Sachen Pitching haben die Braves sicherlich einen Vorteil, wenn es in den Bullpen geht. Die Braves hatten den viertbesten Bullpen-ERA (3.50) der Liga, die Marlins dagegen gaben pro Spiel zwei volle Runs mehr durch Reliever ab. Bei den Startern waren die Braves ganz schlecht (Rang 28) und gaben einen Run im Schnitt mehr ab als die Marlins, jedoch spielte Verletzungspech hier eine große Rolle. Aktuell sind mit Max Fried und Ian Anderson zwei Youngster an der Spitze der Rotation anzutreffen, die es durchaus mit den zwei Top-Marlins-Startern Sandy Alcantara und Sixto Sanchez aufnehmen können. Alles danach wird spannend.
  • Spannend wird auch, wann die Marlins erstmals eine Playoff-Serie verlieren. Sie haben nun in sieben Playoff-Serien gespielt seit ihrer Gründung und alle sieben gewonnen. Es ist allerdings auch erst ihre dritte Playoff-Teilnahme nach 1997 und 2003, als sie jeweils die World Series gewannen. US-Sport-übergreifend könnte Miami indes mit George Mikans Minneapolis Lakers aus der NBA gleichziehen, die von 1949 bis 1951 ihre ersten acht Serien gewannen.
  • Prognose: Die Marlins hatten eine problematische Saison, die mit einem Corona-Ausbruch begann und letztlich in den Playoffs endete. Sie sind heiß und haben definitiv nichts zu verlieren. Die Braves wiederum haben ihrerseits erstmals seit 2001 wieder eine Playoff-Runde überstanden und gehen sicherlich als Favorit in die Serie, sind zudem insgesamt hochkarätiger besetzt, haben aber auch Lücken. Tipp: 3-2 Braves.