Pitching in der World Series: Tampa überrascht, L.A. pokert
Die Rays kamen in die World Series durch dominantes Pitching und Homeruns zur rechten Zeit. Eine Grundlage des Konzepts war die stringente Einhaltung des Pitching-Gameplans, der vorsieht, dass Starter im Idealfall nur zweimal durchs gegnerische Lineup gehen, Reliever und Opener sogar nur einmal.
In der World Series jedoch scheint Rays-Manager Kevin Cash diesen Plan mehr oder minder zu ignorieren. In Spiel 1 ließ er Tyler Glasnow gegen die Top-5 der Dodgers ein drittes Mal ran und wurde bitter bestraft. Hatte Glasnow bis dahin einen mehr oder weniger souveränen Auftritt, lief er im fünften Inning in große Probleme und ließ von den fünf Hittern vier Mann auf Base. Das Resultat waren vier Runs im Inning, die den Dodgers eine 6:1-Führung verschafften und essenziell das Spiel entschieden.
In Spiel 2 dann ein ähnliches Bild: Nach vier No-Hit-Innings gab Blake Snell im fünften Inning gegen Nummer-9-Hitter Chris Taylor einen 2-Run-Homerun ab. Das war der 18. Batter, der gegen Snell antrat, zwei Durchgänge waren damit erreicht. Anschließend ließ Cash Snell noch gegen zwei weitere Batter ran - und der Linkshänder ließ beide auf Base. Das führte dazu, dass Relief-Pitcher Nick Anderson schon im fünften Inning ran musste.
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Unterm Strich ging die Rechnung danach auf, denn der bärenstarke Bullpen, gepaart mit ein paar weiteren eigenen Runs, brachte den so wichtigen Sieg nach Hause. Dennoch stand die Begegnung und damit auch die Serie für Tampa Bay in jener Situation schon mächtig auf der Kippe - und der potenzielle Run zum Ausgleich an der Platte.
Hinzu kommt, dass die World Series nach dem traditionellen Spielplan gespielt wird und somit Ruhetage nach den Spielen 2 und 5 angesetzt sind. Überbelastung der Reliever sollte zum jetzigen Zeitpunkt also kein Problem mehr sein, zumal die Rays im Vergleich zu den Dodgers sogar noch einen Tag Pause mehr hatten, da ihre vorherige Serie bereits am Samstag und nicht erst am Sonntag endete.
MLB: World Series 2020 live auf DAZN
Datum | Uhrzeit | Paarung | Übertragung/Ergebnis |
21. Oktober | 2.08 Uhr | Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 1 | 8:3 |
22. Oktober | 2.08 Uhr | Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 2 | 4:6 |
24. Oktober | 2.08 Uhr | Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 3 | DAZN |
25. Oktober | 2.08 Uhr | Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 4 | DAZN |
26. Oktober | 1.08 Uhr | Tampa Bay Rays - Los Angeles Dodgers, Spiel 5* | DAZN |
28. Oktober | 1.08 Uhr | Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 6* | DAZN |
29. Oktober | 1.08 Uhr | Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 7* | DAZN |
*) falls nötig.
Die Dodgers wiederum dürften gar nicht mal so enttäuscht sein, dass Spiel 2 nach der starken Vorstellung in Spiel 1 verloren ging. Der Spielplan ließ ihnen im Grunde keine Wahl als die Partie exklusiv mit Relief-Pitchern anzugehen. Sie brauchten diesen Bullpen-Tag, an dem letztlich sieben Pitcher zum Einsatz kamen, von denen allerdings keiner zu den Top-Leuten im Pen gehörte. Das bedeutet, dass jene nun zwei freie Tage in Folge erhalten haben und damit bereit sein sollten für die kommenden Spiele. "Ich denke, wir sind in Sachen Relief Pitching so gut positioniert wie irgend möglich", sagte Manager Dave Roberts am Donnerstag.
Die Dodgers nutzten ihren Bullpen ähnlich aggressiv wie die Rays und spielten genau wie die Rays zuletzt sieben Spiele ohne freien Tag, hatten zwischen dem Ende der LCS und Beginn der World Series aber nur einen freien Tag. Dieser nun selbstverordnete Extra-Ruhetag für die Top-Pitcher wie Kenley Jansen, Pedro Baez oder auch Julio Urias könnte in den kommenden Tagen noch Gold wert sein.
Die Tatsache, dass man Spiel 2 dennoch lange offen gehalten hat, dürfte zudem Selbstvertrauen geben, speziell da die zuletzt weniger genutzten Pitcher Dylan Floro oder Alex Wood gute Vorstellungen ablieferten.
World Series: Youngster machen L.A. Dodgers Sorgen
Weniger ermutigend ist für den Favorit dagegen, dass Starter/Opener Tony Gonsolin erneut wackelte, während Dustin May sogar fiel. May hat weiterhin Probleme mit der Kontrolle über seinen Two-Seam-Fastball und ist nicht effektiv mit seinen Off-Speed-Pitches.
Roberts zeigte allerdings Verständnis für die Probleme der beiden Youngster, da beide derzeit permanent zwischen Bullpen und Starter-Rolle wechseln müssen. "Wir verlangen den beiden einiges ab. [...] Und wenn wir davon sprechen, sieben Tage in Serie zu spielen und in der NLCS so viele Outs wie möglich zu schaffen, dann sind diese Jungs auf unbekanntem Terrain."
Roberts räumte aber auch ein: "Man muss ihnen zugutehalten, dass sie keine Ausreden suchen. Aber wir brauchen diese Burschen immer noch, um wichtige Outs in den kommenden Tagen zu schaffen, um das Ding zu gewinnen."
Im weiteren Verlauf der Serie ist aber wohl dennoch denkbar, dass gerade May eher nicht mehr in den ganz großen Momenten aus dem Bullpen kommt.
World Series: Nächste Spiele mit "echten" Starting Pitchern
Was nun die kommenden Spiele angeht, stehen den Fans "echte" Pitching-Duelle ins Haus. In Spiel 3 schicken die Rays Charlie Morton, ihren aktuell wohl stabilsten Starter, ins Rennen, während die Dodgers auf ihr Ace Walker Buehler setzen. Morton gewann Spiel 7 gegen die Astros überzeugend, Buehler legte die Grundlage zum Sieg der Dodgers in Spiel 6 gegen Atlanta. Und beiden ist es zuzutrauen, dass sie wenigstens bis ins sechste Inning gehen werden - ein weiterer Vorteil für strapazierte Bullpens.
Anschließend wird es dann interessant. Spiel 4 könnte das Duell zwischen den geborenen Longmen Ryan Yarbrough (Rays) und Julio Urias (Dodgers) sein. Bei beiden ist so ziemlich alles denkbar - von stabilen fünf Innings bis hin zu wackligen Kurzauftritten. Die Möglichkeiten sind endlos. In Spiel 5 dann dürften die Spiel-1-Starter Glasnow und Clayton Kershaw ein zweites Mal aufeinandertreffen.
Auf der Hitter-Seite wiederum bleiben auf beiden Seiten positive Erkenntnisse. Bei den Rays erwachte in erster Linie Brandon Lowes Schläger. Der Second Baseman, der eigentlich der beste Hitter seines Teams ist, hatte bis hierhin in der Postseason kaum eine Rolle gespielt, führte sein Team aber in Spiel 2 mit zwei Homeruns zum ersten Sieg. Nun ist es nicht nur ALCS MVP Randy Arozarena, auf den die Dodgers besonders achten müssen.
Doch auch die Dodgers dürfen sich freuen, dass sowohl der Vorjahres-MVP Cody Bellinger als auch Superstar Mookie Betts nun auch offensiv signifikant mithelfen. Nicht, dass ihre bisherigen Beiträge in der Defense nicht auch schon sehr viel wert waren - doch letztlich werden Spiele immer noch über die Offense gewonnen. Ganz besonders dann, wenn beide Teams über dominante Pitcher verfügen.