Dirk Nowitzki war selbstverständlich begeistert. "Wow", tippte "swish41" in sein Handy, "so well deserved!!! World Series Champs!!!!!!". Derweil zogen sich die Spieler der Texas Rangers aus Nowitzkis Wahlheimat die bereitliegenden Skibrillen über, verspritzten Schampus und tranken derart viel Bier, dass ganze Container mit leeren Flaschen aus ihrer Kabine gefahren werden mussten. Was man halt so macht, wenn man die World Series im Baseball, also die nordamerikanische Meisterschaft, gewinnt.
Im fünften Finalspiel gegen die Arizona Diamondbacks war endlich der Tag gekommen, auf den die Rangers 63 Jahre lang hatten warten müssen. Ein überzeugendes 5:0 bescherte ihnen in Phoenix den vierten Sieg in der Serie "best of seven" - es war zugleich der elfte im elften Auswärtsspiel in der Postseason.
Geehrt wurden die Texaner auch im fernen New York: Das Empire State Building erstrahlte in Blau und Rot, es sind den Klubfarben der Rangers, die 1961 als Washington Senators gegründet wurden und 1971 westwärts zogen.
Texans feiern sensationellen Turnaround
Mit dem unerwarteten Titelgewinn vollendeten die Rangers einen bemerkenswerten, fast historischen Turnaround: Noch 2021 hatten sie von den 162 Spielen der regulären Saison 102 verloren. Nach einer derart miserablen Spielzeit nur 24 Monate später die World Series zu gewinnen, war bisher nur 1914 den Boston Braves (heute Atlanta Braves) und 1969 den New York Mets gelungen. Wie sie das hinbekamen? Mit kluger Nachwuchsförderung, jeder Menge Geld und einem gewieften Manager, wie der Cheftrainer im Baseball heißt.
In der vergangenen Saison investierten die Rangers, zu deren Besitzern einst der frühere US-Präsident George W. Bush gehörte, alleine 500 Millionen Dollar in die beiden Schlagmänner Corey Seager (325 Millionen für 10 Jahre) und Marcus Semien (175/7). Im Verlauf dieser Saison holten sie unter anderem noch Werfer Max Scherzer von den Mets (43,3 Millionen pro Jahr). 276,5 Millionen Dollar an Gehältern zahlten die Rangers 2023, Arizona nur 135,7.
"Wir haben einfach die Schnauze voll vom Verlieren", sagte General Manager Chris Young bereits vor der Saison, vor der er nochmal Abermillionen vor allem in gute Werfer steckte. Doch nicht zuletzt zahlte sich nun Seagers Verpflichtung aus. Der 29 Jahre alte Shortstop, bereits 2020 Champion mit den Los Angeles Dodgers, wurde zum zweiten Mal zum MVP der World Series gewählt, eine Ehre, die bislang nur drei Legenden des Sports zuteil geworden war.
Dallas feiert ersten Titel seit Mavs-Championship mit Nowitzki
Der beste Coup von Young war freilich, dass er den gewieften Taktiker Bruce Bochy aus dem Ruhestand holte. Der 68 Jahre alte Manager hatte die San Francisco Giants 2010, 2012 und 2014 zum Titel geführt - beim ersten Mal übrigens gegen die Rangers. "Bruce Bochy", betonte Young, "hat immer daran geglaubt, dass wir ein Siegerteam haben." Bochy entgegnete, der Lohn gebühre Young und dem (steinreichen) Besitzer Ray Davis.
Nun, da die Rangers zwölf Jahre nach dem Basketball-Team der Mavericks um Final-MVP Nowitzki endlich wieder einen Titel nach Dallas holten, müssen in der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB) nur noch fünf der 30 Klubs auf die erste Meisterfeier warten: die Milwaukee Brewers, die San Diego Padres (beide gegründet 1969), die Seattle Mariners (1977), die Colorado Rockies (1993) und die Tampa Bay Rays (1998). Muss ja nicht so lange dauern wie bei den Rangers.