NBA

Boston Celtics: Hoffen auf Shaquille O'Neal

Von SPOX
Shaquille O'Neal soll für die Boston Celtics in den Playoffs eine gewichtige Rolle spielen
© Getty

Der Diesel ist angeschlagen, wäre für Boston in den Playoffs aber eine enorm wichtige Option. Für Miami und Chicago sagt SPOX einen Spaziergang voraus. Orlando ist eine One-Man-Show.

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Chicago Bulls (1) - Indiana Pacers (8)

Saisonbilanz: 3-1 (92:73, 99:86, 110:89, 108:115 OT)

Ausgangslage: Nach zwei mittelmäßigen Saisons wurde in Chicago der Grundstein für eine deutliche Steigerung schon im Sommer gelegt: Mit Carlos Boozer kam endlich der jahrelang gesuchte Low-Post-Scorer, mit Tom Thibodeau ein Coach, dessen Defense-First-Mentalität schon in Boston Wunder gewirkt hat. Herz der Mannschaft ist und bleibt aber Derrick Rose, der für die Bulls als Spielmacher und Crunch-Time-Scorer unersetzlich bleibt. Auch der Point Guard profitierte allerdings enorm von Thibodeau und steigerte sich in der Verteidigung vielleicht noch mehr als in der Offense. Im Verlauf der Saison haben sich die Bulls immer mehr als das Team heraus kristallisiert, das es im Osten zu schlagen gilt. Vor allem im heimischen United Center sind sie eine Macht.

Ob ausgerechnet die Indiana Pacers in den Genuss kommen werden, einen Sieg gegen Chicago zu feiern, ist doch sehr fraglich. Das Team ist jung und durchaus talentiert, hat aber null Erfahrung. Im Grunde sind die Pacers nur dabei, weil sich kein anderes Team der miesen Eastern Conference freiwillig gemeldet hat. Trotzdem ist Indiana nicht ungefährlich. Die vermeintlich schwache Defense lässt nur deshalb so viele Punkte zu, weil das Team hohes Tempo spielt. In punkto gegnerischer Trefferquote und Rebounds sind die Pacers tatsächlich ein Top-Ten-Team. Problematischer ist da schon die eigene Wurfauswahl: Mit 44,4 Prozent rangiert das Team von Coach Frank Vogel im unteren Ligadrittel.

Players to watch: Luol Deng vs. Darren Collison. Noah ist der emotionale Leader, Rose ein Superstar und Boozer ein All-Star. Deng geht im Schatten dieses Triumvirats häufig unter, dabei ist sein Wert für das Team gewaltig. Nach vielen Verletzungsproblemen ist er dieses Jahr wieder topfit und war der einzige Starter, der in jedem Spiel auf dem Parkett stand. Dabei machte er mit 17,4 Punkten nur 0,1 Zähler weniger als Boozer, zudem verliert er selten den Ball, foult wenig und ist drittbester Rebounder des Teams. Ganz zu schweigen davon, dass er ein hervorragender Verteidiger ist, der sich in Runde eins vornehmlich um Pacers-Star Danny Granger kümmern wird.

Wer glaubt, dass Deng eine schwere Aufgabe vor sich hat, der müsste mit Collison regelrecht Mitleid haben. Der junge Point Guard hat nicht nur die zweifelhafte Ehre, Derrick Rose im Eins-Gegen-Eins verteidigen zu dürfen. Darüber hinaus muss er auch noch gegen die vielleicht beste Halfcourt Defense der Liga das Offensivspiel der Pacers aufziehen. Dass ihm das nicht unbedingt liegt, zeigt die Statistik: In den vier Partien gegen die Bulls sank die Trefferquote des 23-Jährigen im Vergleich zu seinem Saisonschnitt um 11 Prozentpunkte (von 45,7 auf 34,5 Prozent). Dabei ist gerade Collisons Quote wegweisend für die Pacers: Bei Niederlagen lag die bei 39 Prozent, bei Siegen traf er dafür mit 54 Prozent eklatant besser.

Prognose: Chicago hat neben Rose auch noch Deng, Boozer und Noah sowie eine sehr tiefe Bank. Indiana hat keine Chance. Bulls in 4.

Miami Heat (2) - Philadelphia 76ers (7)

Saisonbilanz: 3-0 (97:87, 99:90, 111:99)

Ausgangslage: Es war ein ständiges Auf und Ab in der ersten gemeinsamen Saison von LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh. Es ging mäßig los, dann gewann man gefühlte 1000 Spiele am Stück, nur um dann etliche unnötige Pleiten zu kassieren. Gegen Ende der Regular Season hat sich das Team aber wieder gefangen und von der Schwächephase der Celtics profitiert. Mit Platz zwei sind alle in Miami hoch zufrieden. "82 Spiele lang wurde jeder unserer Schritte seziert. Damit muss man erstmal klar kommen", sagt Bosh. "Jetzt sind wir stärker als je zuvor. Was uns am Anfang noch aus der Bahn geworfen hat, macht uns jetzt nichts mehr aus." Coach Erik Spoelstra sieht ein Team, dessen Stil auf die Playoffs zugeschnitten ist, Wade glaubt, dass seine Heat zu den wenigen Kandidaten auf den Titel gehören.

Heat vs. 76ers in der mySPOX-Preview

Davon sind die Sixers zwar ein gutes Stück entfernt. Trotzdem muss man Coach Doug Collins großen Respekt für die Art und Weise zollen, wie er seine junge Mannschaft umgekrempelt und innerhalb einer Saison wieder zu einem Playoff-Team gemacht hat. Mit seiner Defense kann auch Philly Playoff-Basketball spielen - 97,5 kassierte Punkte sind ein exzellenter Wert. Die Probleme der Mannschaft liegen eher in der Offense. Denn da fehlt ein echter Superstar, einer, der in kritischen Momenten verlässlich für Punkte sorgen kann. Gegen eine starke Defense wie die der Heat könnte es da Probleme geben.

Players to watch: Chris Bosh vs. Jodie Meeks. Von den großen Drei bei Miami musste Bosh sicher die meisten Abstriche machen. Der Großteil der Scoring-Last fällt im Normalfall eben doch auf James und Wade zurück. Doch es gab immer wieder Spiele, in denen die Künste des Power Forwards Gold wert waren. Je nach Matchup und Form kann Bosh die Heat ebenso gut auf seinen Schultern tragen. Auch in den Playoffs? Der Lefty gilt immer noch als softe Diva, die gern mal den Schwanz einzieht, wenn es hart auf hart kommt. Nur mit starken Leistungen in der Postseason wird er diesen Ruf loswerden können.

Auf Meeks liegt aus ganz anderen Gründen der Fokus. Der ehemalige Star der Kentucky Wildcats ist in einem Team, das zum Großteil aus Slashern und Low-Post-Scorern besteht, der eindeutig beste Distanzschütze. Aus diesem Grund ist er längst zum Starter avanciert. Gegen Miami wird er reichlich Chancen zu werfen bekommen, wenn sich die Heat auf Andre Iguodala, Elton Brand und Thaddeus Young stürzen. Nur muss er diese Chancen auch nutzen, damit Philly auf den einen oder anderen Sieg hoffen kann. Seine gelegentliche Unkonstanz ist Meeks größter Feind. Wenn er jedoch heiß läuft, kann ihn kaum jemand stoppen.

Prognose: Gegen die sehr gute Defense Miamis fehlen Philly etablierte Scorer. In der Verteidigung hat man auf Dauer keine Antwort auf James, Wade und Bosh. Heat in 4.

Boston Celtics (3) - New York Knicks (6)

Saisonbilanz: 4-0 (105:101, 118:116, 96:86, ?)

Ausgangslage: Wer nach den müden Auftritten der letzten Wochen schon wieder den Untergang der Celtics herauf beschwört, sollte einen Moment innehalten. Das hatten wir alles schon im letzten Jahr, und im Jahr davor. Boston ist alt, keine Frage, aber Boston ist auch unglaublich erfahren. Wenn es eine Mannschaft gibt, die auf Knopfdruck auf Playoff-Form umschalten kann, dann der Rekordmeister. Die Stars sollten einigermaßen ausgeruht in die erste Runde gehen, nachdem sie die letzten Spiele überwiegend zuschauen durften.

Celtics vs. Knicks in der mySPOX-Preview

"Die Knicks sind für jede Mannschaft schwer zu spielen", warnt Celtics-Coach Doc Rivers trotz aller Erfahrung und trotz der Tatsache, dass man den Gegner in der Regular Season stets im Griff hatte. "Wenn dieses Team seine Würfe trifft, muss man höllisch aufpassen." Dumm nur, dass dies nicht allzu regelmäßig der Fall war. New York macht viele Punkte, ganz klar. Aber New York wirft auch mehr als jedes andere Playoff-Team. Ausgerechnet Boston gehört zur Creme de la Creme, wenn es darum geht, schwere Würfe zu erzwingen. Auf gute Wurfauswahl und Ballkontrolle müssen die Knicks ihren Fokus legen. Den Rest sollen Carmelo Anthony und Amare Stoudemire erledigen.

Players to watch: Shaquille O'Neal vs. Chauncey Billups. Ach herrje, die Centerposition! Was vor Saisonstart als große Stärke der Celtics deklariert wurde, ist inzwischen wie gehabt eine Schwäche. Kendrick Perkins ist weg, die beiden O'Neals - Shaquille und Jermaine - sind fast immer verletzt. Dabei wäre gerade der Diesel aufgrund seiner Erfahrung und bloßen Präsenz enorm wichtig für Boston. Gegen schwach besetzte Teams wie die Knicks oder Miami wäre er eine zusätzliche Waffe, gegen stark besetzte wie Chicago oder die Lakers unverzichtbar in der Defense. Natürlich kann er keine 40 Minuten mehr abreißen, aber Nenad Krstic kann die ganze Arbeit eben auch nicht allein machen. Zum Glück sagt GM Ainge: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass er fit in die Playoffs gehen wird.

Von Verletzungssorgen kann Billups zwar ein Lied singen, aber in dieser Spielzeit lief alles relativ glatt. Das muss in den Playoffs so weitergehen, wollen die Knicks eine Chance aufs Weiterkommen haben. Der Routinier bekommt zwar nicht die Aufmarksamkeit wie Anthony oder Stoudemire, aber keiner im Team hat auch nur annähernd die Erfahrung wie Mr. Big Shot. Wenn New York in der Serie mal schwierige Phasen durchläuft - und das wird zwangsläufig passieren -, dann ist Billups als Ruhepol unverzichtbar. Und einen solchen Crunchtime-Scorer als dritte Option im Team zu wissen, ist auch nicht das schlechteste.

Prognose: Die Knicks haben zur rechten Zeit ihren Groove gefunden und werden den schwächelnden Celtics alles abverlangen. Die Hawks von 2008 lassen grüßen. Celtics in 7.

Orlando Magic (4) - Atlanta Hawks (5)

Saisonbilanz: 1-3 (93:89, 74:80, 81:91, 82:85)

Ausgangslage: Die Magc sind weiter auf der Suche nach der bärenstarken Form, die sie in den letzten zwei Jahren ausgezeichnet hat. Klar, die Bilanz ist immer noch ordentlich, aber der Rückstand auf die Top Drei im Osten ist nicht von der Hand zu weisen. Und es wird täglich deutlicher, dass Orlando mit Dwight Howard steht und fällt.

Viele Teams haben wichtige Spieler, aber Howard ist einzigartig. Jameer Nelson, Hedo Türkoglu und Co. profitieren vor allem in der Defense davon, dass ihnen der Supercenter den Rücken frei hält. In der Offense sind sie ebenfalls abhängig davon, dass Howard ihnen Freiräume schafft. Dennoch ist die Inside-Out-Spielweise wie gemacht für die Playoffs.

Magic vs. Hawks in der mySPOX-Preview

Auch Atlanta hat in dieser Saison eher einen Schritt in die falsche Richtung gemacht. Gerade All-Star Joe Johnson ist den Beweis, dass er seinen Monstervertrag wert ist, über weite Strecken schuldig geblieben. Seit dem All-Star-Break hat die komplette Mannschaft einen riesigen Durchhänger und nur 10 von 27 Spielen gewonnen. Immerhin: In den direkten Duellen hat sich Atlanta gut geschlagen, vor allem weil jeweils Backup-Center Jason Collins starten durfte und Howard im Eins-Gegen-Eins verteidigen konnte. Mit Kirk Hinrich hat man zudem einen Mann, der Nelson im Griff hat.

Players to watch: Ryan Anderson vs. Josh Smith. Die größte Schwäche der Magic ist sicher, dass sie nach Howard keinen zweiten Spieler mit Center-Statur haben. Deshalb muss Anderson, vom Körper her ein Power Forward, immer wieder aushelfen. Seine Spielweise eignet sich dafür vor allem in der Offense eigentlich nicht - der 22-Jährige ist eher ein Shooter als ein Low-Post-Scorer -, allerdings kann er damit auch den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen: Dann nämlich, wenn sein Gegenspieler aus der Zone gezogen wird und nicht als Hilfe für seine Guards verfügbar ist. Für Orlando wird es wichtig sein, dass Anderson hochprozentig von außen trifft, um erstens Howard wichtige Verschnaufpausen zu gönnen, und zweitens Josh Smith oder Al Horford vom Korb wegzulocken.

Smith auf der anderen Seite hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt, dennoch macht er noch zu wenig aus seinem überragenden Potenzial. Der Superathlet ist schnell, ein starker Rebounder und überragender Finisher im Fastbreak, dazu mit seiner einzigartigen Kombination aus Steal- und Block-Fähigkeiten in der Defense Gold wert. Leider ist ihm immer wieder sein eigener Kopf im Weg. Wenn es nicht läuft, neigt Smith dazu, statt seines starken Zugs zum Korb auf Distanzwürfe auszuweichen - und das meist mit wenig Erfolg. In den Playoffs werden dumme Entscheidungen doppelt bestraft. Insofern hängt für die Hawks viel von Smith ab.

Prognose: Atlanta war in den letzten Jahren chancenlos gegen Orlando, hat in diesem Jahr aber plötzlich gute Ergebnisse in den direkten Duellen erzielt. Trotzdem: Die aktuelle Misere nagt am Selbstvertrauen. Magic in 6.

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