Der World-Peace-Effekt

Florian Regelmann
15. Mai 201213:08
Die Thunder gewannen zwei der drei Regular-Season-Duelle gegen die LakersGetty
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Die Oklahoma City Thunder treffen im Western-Conference-Halbfinale auf die Los Angeles Lakers - Metta World Peace ist der Schlüsselspieler der Serie. Im Duell zwischen den San Antonio Spurs und Los Angeles Clippers ist das Point-Guard-Duell zwischen Tony Parker und Chris Paul das absolute Highlight.

San Antonio Spurs (1) vs. Los Angeles Clippers (5)

Saisonbilanz: 2-1 (115:90, 103:100, 108:120)

Ausgangslage: Was soll man zu den Spurs groß sagen? Sie sind seit geraumer Zeit absolut on fire. San Antonio hat 25 seiner letzten 27 Spiele gewonnen, bei einer der beiden Niederlagen waren Tony Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili zudem nicht dabei. Kurzum: San Antonio scheint kaum zu stoppen.

Interessanterweise macht es dieses Spurs-Team von Star-Coach Gregg Popovich etwas anders, als es die früheren Championship-Teams gemacht haben. Die Defense ist zwar immer noch gut, aber sie ist nicht der alles entscheidende Faktor, mit dem San Antonio seine Spiele gewinnt.

Es ist die Spurs-Offense (103,7 Punkte pro Spiel, Nr. 2 der NBA hinter Denver), die heraussticht. Mit einem extrem starken Ball Movement und vor allem mit einer brutalen Stärke von der Dreierlinie. Die Spurs waren in der Regular Season das beste Team von Downtown - und sie sind es in den Playoffs auch schon wieder (40,7 Prozent).

Dazu kommt eine Tiefe im Kader, wie sie außergewöhnlicher nicht sein könnte. Das beste Beispiel lieferte Spiel 4 beim Sweep gegen Utah, als die Bank der Spurs wahnsinnige 57 der 87 Punkte erzielte. Ginobili, Stephen Jackson, Gary Neal, Matt Bonner, oder auch Tiago Splitter - San Antonios Bank ist überragend besetzt und ein riesiger Trumpf.

Die Clippers-Bank kann da nicht mithalten, wobei sie in Spiel 7 in Memphis etwas überraschend zum X-Faktor wurde und die Hälfte aller Punkte (41) verbuchte. Nick Youngs Dreier, Kenyon Martins Intensität und Arbeit an den Boards, Eric Bledsoes Scorer-Fähigkeiten - auch die Clippers-Ersatzspieler werden produktiv sein müssen, wenn das Team von Vinny Del Negro gegen die Spurs eine Chance haben will.

Denn hinter Blake Griffins Leistungsfähigkeit steht aufgrund seiner Knieprobleme ein erhebliches Fragezeichen. Für die Clippers ist es aber definitiv schon mal ein Erfolg, dass sie ihren 3-1-Vorsprung gegen die Grizzlies nicht im alten Clippers-Loser-Style noch vergeigt haben, sondern in Spiel 7 im letzten Viertel auswärts eine Winner-Mentalität demonstriert haben. Der Lohn: Die Clippers haben ihre dritte Serie in ihrer Geschichte gewonnen.

Players to watch: Tony Parker vs. Chris Paul. Parker bekam im MVP-Voting 4 "First-Place-Votes", 4 Journalisten hätten also ihm den MVP-Award gegeben, nicht LeBron James. Parker hat jede Stimme verdient. Der Franzose hat sich nicht nur zu einem kompletten Point Guard entwickelt, der laut Popovich jetzt viel bessere Entscheidungen trifft, seine ganze Mentalität hat sich geändert. Die Spurs sind seit dieser Saison SEIN Team. Nicht mehr wirklich Duncans. Popovich verlangte von Parker, dass er so auftritt wie bei der französischen Nationalmannschaft. Dominant. Als der große Leader. Das hat er seit dieser Saison bei den Spurs umgesetzt.

Paul ist wie Griffin nicht hundertprozentig fit, der Superstar-Point-Guard hat Probleme mit der Hüfte. Dennoch war CP3 gegen Memphis wie erwartet das, was man von ihm erwartet. Der beste Spieler der Serie. Paul vs. Parker - es ist wohl das beste Point-Guard-Matchup, das man sich aktuell überhaupt vorstellen kann. Eine absolute Show. Paul wird sowohl defensiv als auch offensiv außerirdisch spielen müssen, um seinem Team eine Chance zu geben.

Prognose: Wenn die Clippers-Stars fit wären, hätten sie zumindest den Hauch einer Chance, die Serie etwas spannend zu machen. So nicht. San Antonio ist auf einem anderen Level. Spurs in 5.

SPOX

Oklahoma City Thunder (2) vs. Los Angeles Lakers (3)

Saisonbilanz: 2-1 (100:85, 102:93, 106:114)

Ausgangslage: Während die Thunder den amtierenden Champion aus Dallas auf sehr beeindruckende Weise per Sweep aus den Playoffs beförderten, wären die Lakers gegen Denver fast zum neunten Team geworden, das nach einer 3-1-Führung noch eine Best-of-seven-Serie verliert. Kobe Bryant und Co. haben gezittert, sie haben sich aber am Ende doch ins Conference-Halbfinale gerettet.

Hauptgrund dafür war ohne Zweifel das gerade noch rechtzeitige Erwachen ihrer Big Men. Andrew Bynum und Pau Gasol dominierten an den Brettern - können sie das konstant auch gegen die Thunder bewerkstelligen? Wohl kaum. Die Länge der Lakers ist im Matchup mit den Thunder nicht der große Vorteil, da OKC Kendrick Perkins und Serge Ibaka dagegenstellen kann und ebenfalls zu den besten Rebounding-Teams der Liga gehört.

Sollte Perkins (Hüftprobleme) spielen können, alle Anzeichen sprechen dafür, sieht es gut aus für OKC. Der Center hat bewiesen, wie gut er gegen Bynum aussehen kann. Seine defensive Präsenz ist enorm wichtig für die Thunder. Die größten Matchup-Probleme haben die Lakers gegen James Harden und Russell Westbrook.

Wenn das Spiel in der Crunchtime auf der Kippe steht, ist es Harden, der den Ball bekommt und in der Offense Regie führt. Ohne den Sixth Man of the Year ist OKC ein völlig anderes Team. Dass sich Harden und Metta World Peace jetzt zum ersten Mal seit dem Ellenbogen-Schlag des Lakers-Forwards wiedersehen werden, ist eine der Storylines der Serie.

Genauso wie die Tatsache, dass die Lakers es mit Derek Fisher zu tun bekommen, der gegen sein Ex-Team besonders motiviert sein wird. Und wie wichtig der Veteran noch sein kann, haben alle Mavs-Fans in der ersten Runde gemerkt. Deshalb ist es auch gut denkbar, dass Scott Brooks wie gegen Dallas phasenweise gleichzeitig mit Fisher, Westbrook, Harden und Durant spielen wird.

Eine Lineup, die die Lakers-Defense ziemlich in Schwierigkeiten bringen könnte. Westbrook machte zwar beim letzten Duell der Teams in der Regular Season ein Albtraum-Spiel (3/22 FG), aber grundsätzlich stellt er die Lakers genauso vor riesige Probleme, wie das für die Mavs der Fall war. Bryant wäre der beste Verteidiger gegen ihn, aber über eine ganze Serie scheint das ausgeschlossen. Für die Lakers elementar wichtig: Sie brauchen Produktion von der Bank, so wie von Steve Blake in Spiel 7 gegen die Nuggets.

Thunder vs. Lakers in der mySPOX-Analyse

Players to watch: Kevin Durant vs. Metta World Peace. Durant hatte in der Dallas-Serie in den ersten beiden Spielen riesige Probleme gegen die Defense von Shawn Marion, seine Quote aus dem Feld war miserabel. Erst in Spiel 3 und 4 wurde Durant deutlich effizienter. Jetzt bekommt es der NBA-Topscorer mit dem nächsten Defense-Tier zu tun. Metta World Peace.

World Peace ist der Schlüsselspieler für die Lakers in der OKC-Serie. Wäre World Peace nach seiner Sperre nicht in Spiel 7 gegen Denver zurückgekehrt, wären die Lakers jetzt vielleicht draußen. World Peace war mit seiner überragenden Defense gegen Danilo Gallinari und Andre Miller der absolute X-Faktor. Jetzt ist er noch mehr gefragt. Seine Physis kann Durant nerven, seine schnellen Hände können gegen die Turnover-anfälligen Thunder für wichtige Steals sorgen - und in der Offense wird er offene Jumper treffen müssen.

Prognose: Die Lakers können aus der Underdog-Rolle in die Serie gehen, das könnte befreiend sein. Dennoch: OKC ist sowieso das schnellere Team und dazu ausgeruht. Sefolosha und auch Harden können Bryant mit ihrer Defense gut bearbeiten. Die Thunder sind schlicht und ergreifend zu stark. Thunder in 6.

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