Dass die Oklahoma City Thunder in den Western Conference Finals gegen die San Antonio Spurs nach 0-2-Rückstand wieder in die Serie zurückgekommen sind, liegt, na klar, in erster Linie an Kevin Durant. Es liegt aber auch an diesem Serge Jonas Ibaka Ngobila.
Man muss sich die Leistung des Starting-Power-Forwards der Thunder in Spiel 4 noch mal vor Augen führen. 26 Punkte (Karrierebestleistung), 11/11 aus dem Feld, 4/4 von der Linie. Dazu 5 Rebounds und 3 Blocks.
Nur Larry McNeill war besser...
Ibaka zerstörte die Spurs mit einer Mischung aus Drives und Mid-Range-Jumpshots - und er verpasste nur knapp einen NBA-Rekord für die Ewigkeit.
Nur ein Spieler hat in der Geschichte Ibakas 11/11-Performance übertroffen - Larry McNeill traf 1975 einmal alle 12 seiner Field-Goal-Versuche in einem Playoff-Spiel für die Kansas City-Omaha Kings. Ibaka belegt in dieser Rangliste jetzt gemeinsam mit Scott Wedman (1985 Celtics) Rang zwei.
"Für euch war das vielleicht eine Überraschung, aber nicht für meine Teamkollegen oder mich", sagte ein selbstbewusster Ibaka nach dem Spiel.
Wie es dieser Serge Ibaka zu solch einem NBA-Star gebracht hat, der die NBA in der Regular Season und in den Playoffs in puncto Blocks anführt und der im Defensive-Player-of-the-Year-Voting hinter Tyson Chandler (Knicks) auf Rang zwei landet, ist eine absolut beeindruckende Story.
Ibakas irre Lebensgeschichte
Im Kongo geboren ist er das drittjüngste von 18 Kindern seines Vaters Desire. Im Alter von 8 Jahren verliert er seine Mutter Amadou, während der Kongokriege kommt sein Vater ins Gefängnis, nur weil er auf der falschen Seite gekämpft hat.
Ibaka ist gerade mal 17, als er seine Familie zurücklässt, um erst nach Frankreich und dann nach Spanien zu gehen, um seinen Traum von Profi-Basketball zu verfolgen. Mit Erfolg. Ibaka wird 2008 von den Seattle SuperSonics (24. Pick) gedraftet, reift noch einige Jahren in Spanien, das zu seiner zweiten Heimat wird, und wechselt dann in die NBA.
Und jetzt rockt der 22-Jährige die Liga als IBLOCKA mit unzähligen Block-Partys. Nur eines vergisst er nie. Vor jedem Spiel hält er in der Kabine für einige Momente inne und betet. Sagt auf seine Art Danke. "Das ist mir sehr wichtig. Vielen Menschen geht es nicht so gut wie mir. Ich habe eine lange Reise hinter mir", sagt Ibaka.
SPOX hat vor Spiel 5 der West Finals in der Nacht auf Dienstag die fünf unfassbarsten Block-Shows der Saison von Serge Jonas Ibaka Ngobila zusammengestellt.
Platz 5: 21. Januar 2012 - OKC@New Jersey
Ibaka notiert beim 84:74-Sieg der Thunder bei den Nets 5 Blocks, und einer davon ist der Hammer. Superstar-Point-Guard Deron Williams bekommt in der Ecke den Ball, täuscht den Dreier an, zieht zum Korb und hat nur eines im Sinn: stopfen!
Williams geht hoch, wird aber von Ibaka brutal abgeräumt. Ibakas Reaktion: der Finger. Der Finger, der Dikembe Mutombo berühmt gemacht hat. Ibaka winkt mit erhobenem Zeigefinger, die Message ist klar: NOT IN IBLOCKAS HOUSE!
Tja, D-Will, das ist eben die Strafe, wenn man nicht weiß, wer da unter dem Korb auf einen wartet. Dann wird man auch mal "mutomboed".
Platz 4: 9. März 2012 - OKC vs. Cleveland
Ende der ersten Halbzeit werden die Fans in der Chesapeake Energy Zeuge einer 30-Sekunden-Sequenz, die einen komplett aus den Sitzen oder auch zuhause vor dem TV-Bildschirm von der Couch reißt.
Antawn Jamison penetriert in Richtung Korb, aber Ibaka klebt an ihm dran und blockt ihn mit links weg. Ähm, nein. Der Ball landet bei Alonzo Gee in der Ecke, der Cavs-Swingman marschiert an der Baseline in Richtung Korb (großer Fehler, my friend)... ähm, wieder nein! Da steht doch Ibaka.
Gee bekommt den Offensiv-Rebound und versucht es einfach noch mal... ähm, wieder nein! Da steht doch Ibaka. Innerhalb weniger Sekunden blockt Ibaka einfach alles und jeden Weg. Dreimal!
Als Durant dann noch Kyrie Irving wegblockt und Russell Westbrook im Fastbreak James Harden für den Alley-oop-Slam bedient, ist die Geschichte rund. Vor der Pause ist Ibaka übrigens dann noch mal mit der Rejection gegen Irving zur Stelle.
Platz 3: 16. Mai 2012 - OKC vs. LAL
Spiel 2 der Western-Conference-Halbfinal-Serie der Thunder gegen die Lakers. Es ist eine Defensivschlacht, die OKC am Ende 77:75 gewinnt. Dank eines 9:0-Runs in der Crunchtime und auch dank 7 Blocks von Ibaka.
Los geht es schon nach wenigen Minuten im ersten Viertel, als kein Geringerer als Kobe Bryant auf dem Weg zum Korb Ibakas Anwesenheit zu spüren bekommt. Ramon Sessions ergeht es nicht besser, Andrew Bynum wird in Halbzeit eins gleich dreimal gerupft.
Später kommt noch Pau Gasol dran. Und quasi zum krönenden Abschluss fliegt Ibaka im Schlussviertel, es steht 71:68 für die Lakers, aus dem Nichts noch heran, um Bynum ein viertes Mal zu blocken. Ibaka schraubt sich in die Luft und haut den Ball mit seiner rechten Hand weg. Irre Aktion.
Platz 2: 1. Februar 2012 - OKC@Dallas
Die Thunder gewinnen 95:86 in Dallas - und Ibaka erreicht zum ersten Mal in seiner Karriere die 10-Block-Marke in einem Spiel. Kurios: Es dauert bis Anfang des zweiten Viertels, ehe Ibaka den Motor anwirft. Delonte West wird als erster Maverick weggeblockt, danach erwischt es praktisch jeden.
Dirk Nowitzki ist allerdings nicht dabei. Der Deutsche ist aber auch so völlig von der Rolle und trifft nur grauenvolle 2/15 aus dem Feld. Block Nummer 10 landet Ibaka schließlich knapp zwei Minuten vor dem Ende, als er einen Driving-Layup von Roddy Beaubois unsanft stoppt.
Ibaka stellt an diesem Abend mit seinen 10 Blocks den Franchise-Rekord ein und zieht mit Shawn Kemp und Calvin Booth gleich. "Er war unglaublich", sagt Thunder-Coach Scott Brooks danach. Das kann er in dieser Saison nach vielen Spielen sagen...
Platz 1: 19. Februar 2012 - OKC vs. Denver
Nur eine Woche nach seinem 10-Block-Spiel in Dallas legt Ibaka in Sacramento 10 Blocks nach. Und wieder nur zehn Tage später setzt er in einem epischen Spiel (Durant: 51 Punkte, Westbrook: 40 Punkte) gegen die Nuggets noch einen drauf. Mit einem der dominantesten Triple-Doubles, die man sich nur vorstellen kann. 14 Punkte, 15 Rebounds, 11 Blocks.
Um es mal einzuordnen: In den letzten zehn Jahren gab es in der NBA vor Ibaka nur 12 10-Block-Spiele. Die Liste umfasst Marcus Camby (2), JaVale McGee, Calvin Booth, Ben Wallace, Jermaine O'Neal, Dikembe Mutombo, Josh Smith, Amare Stoudemire, Emeka Okafor, Dwight Howard und Andrei Kirilenko.
Und dann haut Ibaka in nicht mal drei Wochen drei solcher Spieler raus. Wahnsinn. Wenn man es vergleichen will, kommt ein 10 Block-Spiel ungefähr so oft vor wie ein 56-Punkte-Spiel. Das sagt eigentlich alles.
Nicht vergessen darf man dabei außerdem, wie viele Würfe Ibaka technisch gesehen zwar nicht blockt, er aber allein durch seine Präsenz zu Fehlwürfen werden lässt. Seine Wirkung ist enorm.
NBA: Der komplette Playoff-Spielplan