NBA

Jimmer stiehlt Noah die Show!

Von Philipp Dornhegge
Joakim Noah hatte gegen die Knicks schon zur Halbzeit fast ein Triple-Double erreicht
© Getty

In der Latino Night am Sonntagabend haben die Chicago Bulls (33-26) einen sicheren 109:90-Sieg (BOXSCORE) über die New York Knicks (21-39) eingefahren und einen weiteren Schritt Richtung Playoffs gemacht. Die Gäste müssen derweil um die Teilnahme an denselben akut bangen.

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Mit der Niederlage fielen die Knicks vor dem Spiel der Atlanta Hawks gegen die Phoenix Suns sechseinhalb Spiele hinter den Achtplatzierten der Eastern Conference zurück und hat darüber hinaus auch noch Cleveland und Detroit vor sich.

Entsprechend resigniert wirkte das Team aus dem Big Apple, als sich die Niederlage in der zweiten Hälfte immer mehr abzeichnete. New York hat sechs Niederlagen in Folge kassiert und zwölf der letzten 14 Spiele verloren.

Wie so oft war Carmelo Anthony (21 Punkte) die große Konstante der Knicks in der Offense, Hilfe bekam er diesmal von Amar'e Stoudemire (14 Punkte), Tim Hardaway Jr. (14) und J.R. Smith (13). Tyson Chandler sammelte neben seinen 8 Punkten auch 22 Rebounds.

Gegen die starke Teamleistung der Bulls war mit Einzelaktionen aber kein Kraut gewachsen. Joakim Noah führte Chicago an (13 Punkte, 12 Rebounds, 14 Assists), D.J. Augustin (23), Jimmy Butler (19) und Co. profitierten ganz entscheidend von den Spielmacherfähigkeiten des All-Star-Centers.

Auch Carlos Boozer (14), Taj Gibson (13), Kirk Hinrich (11) und Mike Dunleavy (10) punkteten beim neunten Sieg der Bulls in den letzten zehn Spielen zweistellig.

Den größten Applaus des Tages bekam aber Jimmer Fredette. Der Guard kam als Free Agent zu den Bulls, hatte seinen Vertrag erst am Samstagabend unterschrieben und kam in der Garbage Time zum Einsatz. Der ehemalige College-Superstar will seiner Profikarriere nach verlorenen Jahren in Sacramento neuen Schub verleihen.

Die Reaktionen:

Mike Woodson (Trainer Knicks): "Wir sind so verhalten, wir haben defensiv keine Intensität. Das muss anders werden, wenn wir noch etwas erreichen wollen."

Joakim Noah (Bulls): "Wir spielen guten Basketball. Wir sind hungrig, wir putschen uns gegenseitig auf. Es macht richtig Spaß."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bulls haben sich am Samstag mit Shooter Jimmer Fredette verstärkt, der Neuzugang bleibt zunächst bis zum Saisonende und steht schon heute zur Verfügung. Die Starting Five besteht aber auch gegen die Knicks aus Hinrich, Butler, Dunleavy, Boozer und Noah.

Die Knicks freuen sich über die Rückkehr von Iman Shumpert, der seine Knieverletzung auskuriert hat. Der Flügelspieler steht auch gleich in der Starting Five und ersetzt Smith. Dazu starten wie bei der Pleite gegen Golden State Felton, Prigioni, Anthony und Chandler.

5.: Was für eine desaströser Start der Knicks. Die Gäste haben mehr Turnover (4) als Punkte (3), auf der anderen Seite können die Bulls machen, was sie wollen. Und da geht dann sogar so ein Wurf rein: Hinrich steigt etwas unkontrolliert zum Dreier hoch, weil die Shot Clock abzulaufen droht, der Ball knallt gegen das Brett und sitzt! 19:3 für die Bulls.

8.: Anthony mit einem Fehlpass, im Fastbreak bedient Noah Boozer. Dessen Layup wird von Chandler geblockt, doch Butler ist da mit dem Putback. Auch dessen Layup geht vorbei, aber er wird gefoult und geht an die Linie. Die Bulls sind auch in Sachen Hustle haushoch überlegen. 26:9 Bulls.

12.: Grandioser Pass aus dem Handgelenk von Dunleavy, der Boozer in der Zone für einen Dunk findet. Aber so ein Ball ist auch nur möglich, wenn die gegnerische Defense völlig neben sich steht. 34:16 Bulls.

15.: Aha, ein Ausrufezeichen von Stoudemire! Nach einem Offensivrebound steigt der Big Man über Noah und stopft dem All-Star die Kugel direkt ins Gesicht. 23:44 aus Knicks-Sicht.

18.: Noah findet Snell mit einem herrlichen Backdoor-Pass, aber wieder sieht die Knicks-Defense richtig übel aus. Snell vollstreckt zum 51:34, während die Weakside-Defender untätig zusehen. Für den Franzosen Noah ist dies der achte Assist!

21.: Nächster Jumper von Stoudemire, die Knicks mit einem 8:0-Lauf! Und plötzlich steht es nur noch 42:51!

27.: Stoudemire macht ein famoses Spiel - in der Offense. In der Defense gibt er Punkt um Punkt ab, außerdem hat er jetzt sein viertes Foul auf dem Konto. Butler schießt Freiwürfe, Dunleavy einen weiteren wegen eines technischen Fouls gegen Woodson. 64:50 Bulls.

31.: Ein weiterer Traumpass von Noah lässt Dunleavy völlig verwaist an der Dreierlinie stehen. Der Flügelspieler nimmt Maß, steigt hoch und hat allemal genug Klasse, um einen solchen Wurf sicher zu vollstrecken. 74:56, die Bulls haben wieder ordentlich zugelegt.

33.: Rückschlag für die Bulls: Noah war anfangs der zweiten Hälfte böse umgeknickt, spielte zunächst aber weiter. Jetzt geht er jedoch in die Kabine. Vermutlich, um sich behandeln zu lassen. Derweil steht es 78:62 für den Gastgeber.

40.: Augustin bittet Prigioni zum Tanz! Chicagos Backup-Point-Guard dreht den alternden Argentinier mit einem Spin Move an der Birne ordentlich ein. Und weil keine Hilfe kommt, hat Augustin freie Bahn zum Korb. 91:72, die Partie dürfte gelaufen sein.

45.: Here comes Jimmer! In der Garbage Time bekommt Bulls-Neuzugang Jimmer Fredette seine ersten Minuten - und wird bei der Einwechslung gefeiert wie ein Star!

Bulls vs. Knicks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Joakim Noah. Ein Center, der solche Pässe spielt? Das hat die NBA noch nicht oft gesehen. Noah spielte die Knicks in der ersten Halbzeit schwindlig, machte 11 Punkte, sammelte 8 Rebounds und verteilte 10 Assists. Dazu spielte er seine gewohnt starke Defense (2 Blocks) und war der Leader einer Mannschaft, die über weite Strecken wie aus einem Guss agierte.

Am Ende war das Triple-Double nur Formsache, der Sieg hing ganz entscheidend mit dem Namen Joakim Noah zusammen.

Der Flop des Spiels: Iman Shumpert. Vielleicht sollte man dem Flügelspieler zugestehen, dass er gerade erst von einer Knieverletzung zurückkehrt. Doch wer auf dem Court steht, muss sich Kritik stellen. Shumpert schoss hundsmiserabel aus dem Feld (1/6 Field Goals, 3 Punkte) und konnte offensiv überhaupt keinen Beitrag leisten (3 Turnover).

Immerhin genießt er dafür den Ruf, ein exzellenter Verteidiger zu sein. Doch auch an diesem Ende des Courts hatte Shumpert zumeist große Probleme, mit dem hervorragend aufgelegten Jimmy Butler mitzuhalten.

Das fiel auf:

  • Die Knicks hatten in dieser Saison bisher sechs Spiele am Nachmittag, alle sechs gingen verloren. Zum Teil waren böse Klatschen dabei, unter anderem gegen die Spurs. Auch das siebte gegen Chicago war - in einem Wort - ein Reinfall. Die New Yorker scheinen einfach den Nachmittag zu brauchen, um wach zu werden und sich mental auf ein Basketball-Spiel vorzubereiten.
  • Mit Jimmer Fredette hat sich Chicago am Wochenende einen ausgewiesenen Shooter ins Boot geholt, der in seiner Zeit in Sacramento aber zu selten die Chance bekam, seine Fähigkeiten zu zeigen. Nach der Vertragsauflösung will Fredette einen Beitrag zu einem möglichen Playoff-Run der Bulls leisten. Am Sonntag stand der Guard schon zur Verfügung, kam in den letzten drei Minuten zum Einsatz, als der Sieg schon sicher war. Gleich den ersten Jumper nagelte Fredette sicher in den Korb, danach erzwang er eine Shot Clock Violation. Am Ende hatte der gebürtige New Yorker 2 Punkte und 2 Rebounds auf dem Konto. Solider Start in das Bulls-Engagement.
  • Die Knicks sind defensiv derzeit eine Katastrophe. Dabei wird aber oft übersehen, dass das Team auch offensiv weit von der Form der Vorsaison entfernt ist. Die Mannschaft hat ganz offensichtlich überhaupt kein Selbstvertrauen, da scheint ein Spieler nicht an die Stärke des Nebenmanns zu glauben. Und so kommen immer wieder Angriffe zustande, die Coach Mike Woodson so mit Sicherheit nie geplant hatte. Zum Beispiel solche, die mit einem Midrange-Jumper von Tyson Chandler enden, weil kein anderer Mitspieler frei ist.
  • Amar'e Stoudemire ist einer der meist gescholtenen Spieler der Knicks, doch er ist einer der wenigen, die der Offense mit seiner Einwechslung Leben einhauchen können. So auch gegen Chicago: Stoudemire erzielte 12 Punkte im zweiten Viertel und war hauptverantwortlich dafür, dass der Gast wieder Hoffnung schöpfte. Mit seiner Defense war er freilich auch mitverantwortlich dafür, dass es nur bei der Hoffnung blieb.

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