Mit jungem Blut in die Playoffs

Philipp Jakob
05. März 201412:24
John Wall (l.) befindet sich mit den Washington Wizards auf einem guten Weg in die Playoffsgetty
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Die Washington Wizards befinden sich auf einem guten Weg in die Playoffs. Mit dem jungen Kern des Teams um John Wall, Bradley Beal und Co. sieht der Blick in die kurzfristige Zukunft der Wizards gar nicht mal so schlecht aus. Nur: Das Verletzungspech könnte einen tieferen Playoff-Run verhindern.

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"Endlich!" Bradley Beal fiel ein riesiger Stein vom Herzen, nachdem beim Spiel der Washington Wizards gegen die Portland Trail Blazers am 3. Februar 2014 die Schlusssirene ertönte. Der 100:90-Sieg an sich war dabei gar nicht das Besondere, vielmehr die Auswirkungen des 24. Sieges in der Saison.

Damit kletterten die Wizards nämlich zum ersten Mal seit vier Jahren (vier!) über .500. 355 Spiele lang konnte die Franchise aus der Hauptstadt der USA keine positive Bilanz vorweisen. "Es ist nur ein Spiel über .500, aber es ist eine große Erleichterung", sagte John Wall.

"Aber das Wichtigste ist, dass wir größere Ziele haben, weiter Spiele gewinnen, uns weiter verbessern und nicht wieder unter .500 fallen, so dass wir dieses Gespräch nicht noch mal führen müssen." Diesen Worten konnten die Wizards aber keine Taten folgen lassen.

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Coach unter Beobachtung

Gleich fünf der nächsten sechs Spiele gingen verloren und schon stand man wieder bei einer negativen Bilanz (25-28). Doch die Saison der Wizards ist ein einziges Auf und Ab. Denn nach dieser Niederlagenserie konnten Wall und Co. die nächsten sechs Spiele wieder für sich entscheiden.

Aber: Diese Siege gab's gegen Teams wie Atlanta, New Orleans, Cleveland, Orlando oder Philadelphia. Nicht gerade die Elite der Liga. Stolz kann man aber definitiv auf die Partie gegen die Toronto Raptors sein. Nach dreifacher Overtime setzte sich das Team von Coach Randy Wittman in einem der besten Spiele des Jahres durch.

"Meine Füße und mein Rücken tun weh und ich habe noch nicht einmal gespielt", witzelte der 54-Jährige nach dem Spiel. Dass er überhaupt noch auf der Bank der Wizards sitz, ist eigentlich eine kleine Überraschung. Vor der Saison wurde er als einer der Top-Kandidaten für einen Rausschmiss gehandelt.

Vor allem nach dem schwachen Start (2-9) rechneten viele mit einer Entlassung von Wittman. Doch er durfte weitermachen und steht nun mit seinem Team mit ziemlich guten Chancen auf die Playoffs auf dem 5. Platz im Osten.

Dreier von Wall stark verbessert

Zu verdanken hat er dies in erster Linie seinem Point Guard John Wall. Der All-Star spielt seine bisher beste Saison und führt mit 20 Punkten und 8,7 Assists die teaminterne Rangliste in den beiden Kategorien deutlich an. Er ist definitiv der MVP der Wizards.

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"Wenn du ein All-Star bist, dann musst du eine größere Rolle annehmen und das will ich akzeptieren und auch umsetzen. Diese Energie, die ich habe, wenn ich gegen die anderen guten Point Guards spiele, die muss ich konstant zeigen. Ich muss mein Spiel in dieser Hinsicht aufs nächste Level bringen - besonders jetzt, wo Nene ausfällt."

Extrem wichtig ist für ihn dabei, ob sein Jumper fällt oder nicht. Wenn der Wurf des 23-Jährigen erfolgreich ist, dann ist Wall fast nicht zu verteidigen. Doch wenn er nicht trifft, dann können die gegnerischen Verteidigungen mehr Platz lassen und somit seinen Drive zum Korb besser verteidigen.

Nachdem der erste Pick des Draft 2010 in der letzten Saison miserable 26,7 Prozent von Downtown getroffen hat, steckte er in der Off-Season offenbar viel Arbeit in seinen Distanzwurf. Er hat nicht nur seine Dreierquote 2013/2014 auf 33,5 Prozent verbessert, er scheint auch selbstbewusster zu sein und nimmt vier Mal so viele Dreier wie in der letzten Saison.

Nene der defensive Anker

So erleichtert er nicht nur sich selbst das Spiel, sondern sorgt auch gleichzeitig für mehr Platz in der Zone, was solchen Leute wie Nene oder Marcin Gortat gut zu nutzen wissen. Vor allem der Pole legt in Sachen Scoring (12,7 Punkte) und Rebounding (9,1 Rebounds) die zweitbesten Werte seiner Karriere auf und profitiert ganz offensichtlich von seinem Point Guard.

Nene erzielt in dieser Saison bisher 14,2 Punkte und holt 5,8 Rebounds, diese Statistiken können aber nicht die Wichtigkeit des Brasilianers für die Wizards unterstreichen - die liegt nämlich vor allem in der Defense. Mit Wall, Beal, Trevor Ariza, Nene und Gortat auf dem Feld lassen die Wizards nur circa 100 Punkte bei 100 gegnerischen Ballbesitzen zu.

Wenn Coach Wittman Nene aber durch Trevor Booker ersetzt, erzielt der Gegner ungefähr acht Punkte mehr. Die Verletzung des 31-Jährigen wirkt dementsprechend schwer. Nene wird wohl noch mindestens bis zum Ende der Saison ausfallen - ob eine Rückkehr pünktlich zu den Playoffs möglich ist, steht noch nicht fest.

Ohne ihren defensiven Anker wird es für Washington sehr schwierig werden, die aktuell zehntbeste Verteidigung der NBA auf diesem Level zu halten. Auch die Verpflichtung von Drew Gooden wird dem extrem dünnen Frontcourt nicht unbedingt viel helfen.

Offensive ist nun gefordert

Nun muss also die Offensive einen Schritt nach vorne machen und sich verbessern. Platz 20 ist bei dem Potenzial im Backcourt eigentlich zu wenig. Und das obwohl sich Beal und Ariza in einer exzellenten Form befinden.

Besonders Ariza spielt bisher die beste Saison seiner Karriere. Er legt durchschnittlich 14,8 Punkte, 6,4 Rebounds (Career-High) und 2,7 Assists auf. Viel beeindruckender ist aber seine Quote von Downtown. Der 28-Jährige nimmt durchschnittlich 6 Dreier und trifft 2,5 davon (42,7 %). Dass das ebenfalls Karrierehöchstwerte sind, überrascht wahrscheinlich niemanden.

Im Backcourt bilden Bradley Beal und Wall wohl eins der besseren Duos der Liga. Der erst 20-Jährige zeichnet sich für 16,8 Punkte, 3,7 Rebounds und 3,5 Assists verantwortlich und hat eine bessere Quote von Downtown (41,4 %) als aus dem Feld (41,2 %). Und das mit erst 20 Jahren. Natürlich ist das Spiel des Shooting Guards noch nicht perfekt, doch es macht definitiv Lust auf mehr.

Das große Problem der Wizards ist allerdings die Tiefe des Kaders. Nach Wall, Beal, Ariza, Nene und Gortat kommt nicht mehr viel. Zwar scort Martell Webster noch zweistellig (10,6 Punkte) und Booker holt ein paar Rebounds (5,6), ansonsten ist die Bank aber eine einzige Enttäuschung.

Verstärkung zur Trade-Deadline

Besonders von Otto Porter hätte man in Washington mehr erwartet. Der 3. Pick des letztjährigen Draft musste lange Zeit aufgrund einer Verletzung pausieren und kam nur in 26 Spielen der Wizards zum Einsatz. Überzeugen konnte er in den limitierten Minuten aber bei weitem nicht.

Das Gegenteil erhofft man sich dagegen von Andre Miller. Der Veteran soll mit seiner Erfahrung zum einen dafür Sorge tragen, dass sich John Wall weiterentwickelt und zum anderen das Team möglichst weit in die Playoffs führen.

Dass kann er sowohl durch seine Präsenz in der Kabine als auch auf dem Parkett erreichen. Denn von der Bank kommend ist er definitiv ein Upgrade über Eric Maynor, der im Zuge des 3-Team-Trades um Andre Miller nach Philadelphia geschickt wurde.

Playoffs sind wichtige Erfahrung

Die Wizards haben sich im Hinblick auf einen möglichen Playoff-Run also noch mal gut verstärkt. In der Eastern Conference ist das Erreichen der zweiten Runde für Washington gar nicht mal so unrealistisch, doch dafür brauchen sie einen fitten Nene.

Eine gute Verteidigung ist in der Post-Season noch einmal ein Stück weit wichtiger als in der regulären Saison. Doch egal wie die Playoffs am Ende ausgehen werden, für das junge Team um Wall, Beal und Co. wird es eine wichtige Erfahrung sein. Und die leidgeprüften Fans der Wizards werden sowieso jede Sekunde davon genießen.

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