NBA

"Wir wissen, wozu wir in der Lage sind"

Von Interview: Dirk Sing
Evan Turner (l.) wurde am 20. Februar von den Philadelphia 76ers zu den Indiana Pacers getraded
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Bereits seit Saisonbeginn wird über das "designierte" Conference-Final zwischen Miami und Indiana diskutiert und gefachsimpelt. Andere Teams wie die Chicago Bulls oder Brooklyn Nets spielen in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Eine "gefährliche" Diskussion?

Turner: Absolut - das kann ich nur bestätigen! Man würde meines Erachtens einen sehr großen Fehler begehen, wenn man zu sehr nach vorne blicken und sich mit Dingen beschäftigen würde, die möglicherweise eintreten könnten. Unsere gesamte Konzentration muss auf jedem einzelnen Match und dem aktuellen Gegner liegen. Alles andere wäre verrückt.

SPOX: Um es trotzdem zu versuchen: Wäre eine Halbfinal- oder sogar Finalserie gegen die Chicago Bulls für Sie persönlich etwas Besonderes, da Sie ja in Chicago geboren sind?

Turner: (lacht) Das könnte man sicherlich so sagen, ja. Meine Familie und Freunde kommen aus Chicago, ich bin dort aufgewachsen. Hinzu kommt, dass die Bulls-Organisation und deren Fans wirklich großartig sind. Es macht immer sehr viel Spaß, dort zu spielen - zumal es ja auch immer richtige Fights sind.

SPOX: Dass Sie in dieser Saison überhaupt die Möglichkeit haben, um die Meisterschaft zu spielen, ist letztlich dem Trade zwischen Ihrem Ex-Klub Philadelphia 76ers und den Indiana Pacers zu verdanken. Sind an diesem 20. Februar, als der Wechsel über die Bühne gegangen ist, für Sie Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal zusammengekommen?

Turner: Ja, dieser Vergleich gefällt mit, das hört sich gut an (lacht). Grundsätzlich bin ich schon der Meinung, dass das Team der 76ers sicherlich etwas besser ist, als es momentan dasteht. Und auch für die Zukunft sehe ich die Organisation gut aufgestellt und gerüstet. Aber klar, für mich persönlich war es natürlich schon eine coole Sache, auf einmal zu einem Contender getradet zu werden und die Gelegenheit zu bekommen, in den Playoffs zu spielen.

SPOX: Sie sind nun seit rund sieben Wochen bei den Pacers. Worin liegen die Hauptunterschiede, für ein Rebuild- beziehungsweise Tanking-Team wie Philadelphia oder einen Titelanwärter wie Indiana zu spielen?

Turner: Ich denke, dass man die Entwicklung der beiden Mannschaften sogar miteinander vergleichen kann. Die 76ers sind gerade dabei, ein neues Team für die Zukunft aufzubauen und stehen zum jetzigen Zeitpunkt dort, wo die Pacers vor drei oder vier Jahren waren. Dass sich ein solcher Plan mittel- oder langfristig auszahlen kann, sieht man jetzt in Indiana.

SPOX: Aufgrund der starken Leistungen und Resultate in den vergangenen Jahren sind aber sicherlich auch die Ansprüche und Erwartungen an das Pacers-Team, gerade aus dem Umfeld - deutlich gestiegen. Und damit auch der Druck...

Turner: Definitiv, ja. Doch damit müssen wir einfach umgehen, schließlich sind wir selbst dafür "verantwortlich" (lacht). Aber den größten Druck machen wir uns schon selbst. Wir wissen, wozu wir in der Lage sind und wollen das in den Playoffs auch entsprechend beweisen.

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

SPOX: Voraussetzung für erfolgreiche Playoffs dürfte dabei wieder die berüchtigte Team-Defense der Indiana Pacers sein, die für zahlreiche Experten als die Beste in der NBA gilt. Wie schwer ist es - gerade wenn man während der Saison neu zur Mannschaft stößt -, diese zu erlernen und dann auch zu verinnerlichen?

Turner: Eigentlich ist es gar nicht so schwierig. Letztlich hängt alles an der Kommunikation auf dem Court. Natürlich musst du wissen, wann und wo du in der Verteidigung absinken, helfen oder bei gegnerischen Blöcken einen anderen Gegenspieler übernehmen musst. Und da ist es eben sehr hilfreich, wenn man viel miteinander spricht. Wenn ich mich dann einmal falsch bewege, sagen mir meine Mitspieler sofort, was ich zu tun habe. Meine Fehlerquote in der Defense ist im Laufe der Zeit jedenfalls deutlich nach unten gegangen.

SPOX: Eine weitere Umstellung ist zweifelsohne Ihre derzeitige Rolle bei den Pacers. Während Sie zuletzt bei den 76ers Starter waren, rund 35 Minuten pro Partie auf dem Court standen und auch viel Verantwortung übertragen bekamen, kommen Sie in Indiana von der Bank und bringen es durchschnittlich "nur" auf 20 Minuten Einsatzzeit. Wie gehen Sie mit dieser neuen Situation um?

Turner: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich sicherlich kein Problem damit habe, bei einer derart tief besetzten Mannschaft wie den Pacers anfangs auf der Bank zu sitzen. Wenn unser Coach dann meine Nummer ruft, versuche ich einfach, so hart es geht auf dem Court zu arbeiten. Die größte Herausforderung beziehungsweise Umstellung ist sicherlich, seinen gewohnten Rhythmus, vor allem in der Offensive, zu finden. Das ist von der Bank kommend schon etwas schwieriger als wenn du startest.

SPOX: Lassen Sie uns abschließend noch auf das vorletzte Vorrunden-Match der Pacers am Sonntag bei den Oklahoma City Thunder blicken. Was müssen Sie und Ihr Team besser machen als zuletzt in Miami, um eine Siegchance zu haben?

Turner: Unsere Leistung gegen die Heat war über weite Strecken absolut in Ordnung. Abgesehen davon, dass wir uns eine derartige Schwächephase wie im dritten Viertel nicht nochmals erlauben dürfen, muss auch unsere Rebound-Arbeit wieder besser werden. Wenn wir die Bretter kontrollieren, haben wir auch weniger Probleme.

Seite 1: Die Probleme der Pacers und Heimvorteil in den Playoffs

Seite 2: Über seinen Trade und die hohen Erwartungen in Indiana

Evan Turner im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema