Vor der Begegnung wiederholte Bulls-Coach Tom Thibodeau sein ewiges Mantra. Das Spiel gegen die Cavaliers sei nur eins von 82 Spielen. Das war es nicht. Es war das erste Duell von vielen um die Vorherrschaft in der Eastern Conference. Und es hielt, was es versprach. Hingabe, Einsatz, Leidenschaft. Jeder Akteur auf dem Parkett gab alles, was er zu leisten imstande war.
Unter den Körben entbrannte ein Kampf der Giganten. Die Big Men der Cavs entschieden das Rebound-Duell für sich (52:42) und beeindruckten vor allem am offensiven Brett. Zur Halbzeit hatte Cleveland fast so viele Offensiv-Rebounds gesammelt wie die Bulls vorn und hinten zusammen. Kevin Love kam neben seinen 16 Rebounds auf ebenso viele Punkte und 4 Steals, traf aber nur 5/17 aus dem Feld. Tristan Thompson trug 16 Zähler und 13 Boards zum Erfolg bei.
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Das Spiel war von Anfang bis Ende hart umkämpft. Lediglich wenige Sekunden im dritten Viertel konnten die Cavs eine zweistellige Führung halten, doch Chicago kam auch ohne Derrick Rose zurück ins Spiel. Der Point Guard knickte im zweiten Viertel mit dem Fuß um und verletzte sich am Knöchel. Nach dem Spiel gab Rose bereits Entwarnung, es handelt sich wohl nur um eine leichte Verstauchung.
Der starke Kirk Hinrich (20 Punkte, 7/11 FG, 3/5 Dreier) übernahm die Koordination der Offense und bekam vor allem von Pau Gasol (15 Punkte, 9 Rebounds, 3 Assists, 6 Blocks), Joakim Noah (8 Punkte, 13 Rebounds, 4 Assists, 3 Blocks) und Mike Dunleavy (14 Punkte, 9 Rebounds, 8 Assists) Unterstützung. Kurz vor Ende war es Kyrie Irving (23 Punkte, 3 Assists, 4 TO), der das Spiel mit einem And-one-Layup in die Verlängerung schickte.
Hier brachten sich die Bulls mit fünf Ballverlusten um den Lohn der harten Arbeit. LeBron James, der in der zweiten Hälfte etwas abgetaucht war, dominierte in der Verlängerung und führte Cleveland zum Sieg.
Die Reaktionen:
Derrick Rose (Bulls): "Die Götter testen mich momentan ganz ordentlich. Glücklicherweise ist die Verletzung nicht so schlimm. Ich kann noch laufen. Die Röntgenaufnahmen waren negativ und daher haben wir auch keine Kernspintomographie gemacht."
LeBron James (Cavs): "Es war unsere Chance, die Auftaktniederlage wiedergutzumachen und ich bin glücklich und zufrieden mit dem, was herausgekommen ist."
Kyrie Irving (Cavs): "Das war wie ein Playoff-Spiel."
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Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: David Blatt schickt die gleichen Starter aufs Parkett wie bei der Niederlage gegen die Knicks. Kyrie Irving, Dion Waiters, LeBron James, Kevin Love und Anderson Varejao. Tom Thibodeau muss nach der Daumen-Verletzung von Jimmy Butler umstellen: Für Chicago beginnen Derrick Rose, Kirk Hinrich, Mike Dunleavy, Pau Gasol und Joakim Noah.
6. Defense! Erst blockt Noah den Dunkversuch von Love, dann stellt sich Gasol dem Cavs-Forward in den Weg und räumt ihn erneut ab. Fastbreak - Dunleavy für drei - Boom! Auf der Gegenseite antwortet LBJ mit einem Dreier. Ausgleich! 12:12.
9. Gasol fliegt ein und vollendet den Alley-oop-Pass von Dunleavy mit einem sehenswerten Flush. James vergibt für die Cavs den Elbow-Jumper und Rose schraubt im Gegenzug direkt einen Dreier rein - die Menge tobt! 23:19 Chicago - Auszeit Cleveland.
16. Dreier, Pull-up Jumper, Freiwürfe, Layup. Mit James auf der Bank übernimmt Irving die Leader-Rolle auf Court. Neun Punkte in Serie von Uncle Drew bescheren den Cavs die bisher höchste Führung des Spiels - 40:33.
20. Schrecksekunde für Chicago! Das United Center hält kollektiv den Atem an, als D-Rose auf dem Fuß von Irving landet und umknickt. Aber nach einer kurzen Grimasse geht es weiter für den Ex-MVP. Glück gehabt! Die Cavs führen weiterhin: 48:42.
24. James hat den Ball und legt sich Dunleavy zurecht, um mit der letzten Possession der ersten Hälfte zu punkten. Crossover, Drive zum Korb, und abgeräumt! Mike Dunleavy mit Majestätsbeleidigung und starker Defense. Die Cavs führen 58:52.
27. Hinrich sprintet zurück unterbindet den Fastbreak von James und Love. In der Offense holt er den Rebound nach einem Fehlversuch von Rose und versenkt den Rainbow-Jumper von der Baseline über K-Love. Die Bulls sind wieder dran. 58:61.
32. Was ist denn da los? Stand-Basketball bei den Cavs. LBJ campt auf dem Flügel und pumpt, der Ball wird kaum bewegt und heraus kommt ein langer Jumper von Varejao, der nicht einmal den Ring berührt. Shotclock-Volation und Ballbesitz Bulls! Aber Cleveland ist immer noch in Führung. 67:62.
37. Start nach Maß für die Bulls im Schlussviertel! Taj Gibson mit dem Putback-Slam, hinten Pau mit dem Block gegen Thompson. Aaron Brooks trifft von Downtown und verkürzt. 74:78 aus der Sicht von Chicago.
42. Und wieder Aaron Brooks! Der Backup-Point-Guard steht für Rose auf dem Feld, der nun doch zur Behandlung in den Locker-Room musste. Brooks drückt erneut von draußen ab und trifft! Im nächsten Angriff ein Layup mit Brett - Chicago führt erstmals seit dem ersten Viertel. 84:82.
47. Kirk Hinrich! James verliert in der Offense den Ball und Dunleavy findet in der Ecke den freistehenden Captain Kirk für drei. Und noch einmal: Turnover Cavs, Dreier Hinrich - Bang! Fünf Punkte Führung für Chicago. 96:91. Reicht das?
48. Wildes Spiel in der Endphase. Irving fasst sich ein Herz, zieht das Foul gegen Gibson und schickt das Spiel mit mit einem And-one-Layup in die Verlängerung! 98:98.
53. Der King ist zurück! In der Overtime übernimmt LBJ wieder das Ruder und erzielt 8 Punkte für die Cavs. Zwar vergibt er den nächsten den Jumper, aber Tristan Thompson ist zur Stelle und dunkt den Spalding nach dem Offensiv-Rebound durch die Reuse. 108:104 - die Vorentscheidung.
Chicago Bulls vs. Cleveland Cavaliers: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: LeBron James. Nach dem verkorksten ersten Spiel macht der King seine Sache gegen Chicago deutlich besser. 36 Punkte (14/30 FG), 7 Rebounds, 4 Assists und 4 Steals sprechen eine eindeutige Sprache. Auch wenn er in Hälfte zwei stellenweise abtauchte, in der Verlängerung zeigte LBJ warum er der beste Spieler der NBA ist und drückte der Overtime seinen Stempel auf. Und das nicht nur mit seinem Scoring - er blockte, verteilte Assists und dirigierte. LeBron James is back.
Der Flop des Spiels: Das Rebounding der Bulls. In der Verteidigung machten die Bigs von Chicago ein gutes Spiel, keine Frage. Gasol, Noah und Gibson waren in der Zone präsent, gingen auf jeden Angreifer drauf und beeinträchtigten viele Würfe der Cavs (14 Blocks). Trotzdem gelang es ihnen nicht, die Bretter zu kontrollieren und so ermöglichten sie Cleveland viele zweite Wurfchancen. Vor allem gegen Tristan Thompson, der 12 Offensiv-Rebounds holte, sah der Bulls-Frontcourt ein ums andere Mal schlecht aus. Das Rebound-Duell ging mit 52:42 verloren. Bei dem engen Spiel der Hauptgrund für die Niederlage.
Das fiel auf:
- Durch den Ausfall von Jimmy Butler musste Mike Dunleavy die Verteidigung des Kings übernehmen. Wie schon in Nacht zuvor gegen Carmelo Anthony eine Herausforderung für den Oldie. Aber er machte seine Sache in Anbetracht des Schwierigkeitsgrads der Aufgabe solide. Im weiteren Verlauf stellte Coach Thibodeau Tony Snell gegen LeBron, was wesentlich besser funktionierte.
- Zwei frühe Fouls zwangen Kyrie Irving auf die Bank. Die Folge: Der Ball befand sich in der Offense mehr in James' Händen als ihm lieb war. LeBron musste viel selbst kreieren, was seiner Quote nicht wirklich guttat. In der zweiten Hälfte tauchte James zwischendurch ab, wirkte teilweise müde. Zum Ende des Spiels war er aber wieder ganz der Alte.
- Aufgrund von Irvings Foul-Trouble stellte Coach Blatt ab dem zweiten Viertel die Defense um: LeBron verteidigte Rose, Irving kümmerte sich um Hinrich. Wirklich zu stören schien den MVP von 2011 das allerdings nicht. Dafür konnte Kyrie hinten seine Kräfte schonen und sich auf den Angriff konzentrieren.
- Von Chicagos Offense sah man ein sehr variables Spiel, je nachdem, ob D-Rose auf dem Parkett stand oder nicht. Ohne den pfeilschnellen Point Guard setzte Coach Thibs häufig auf Downscreens für seine Shooter Dunleavy und Hinrich - mit Rose war das Pick&Roll die erste Option.
- In der Endphase des Spiels musste Rose in die Kabine und konnte seinem Team nicht mehr helfen. Thibs nahm zum Ende den ebenfalls starken Brooks raus und vertraute im Aufbau auf Veteran Hinrich.
- Vom Tip-Off an bedachten die Bulls-Fans LBJ mit Pfiffen. Die Rivalität macht sich auf auf dem Feld bemerkbar, aber die Referees ließen ziemlich viel laufen. Nicht nur der King beschwerte sich ein ums andere Mal über ausbleibende Foul-Calls. Dem Spiel tat es gut und ermöglichte die Intensität, die es verdient hatte.