Bitterer Auftakt für den Heimkehrer. Zwar hatte LeBron James am Ende des Spiels immerhin 17 Punkte gesammelt, doch sowohl seine Wurfquote (5/15 FG) wie auch sein Assist-Turnover-Verhältnis waren äußerst schwach. James leistete sich doppelt so viele Turnover (8) wie Vorlagen (4).
Gegenspieler Carmelo Anthony avancierte mit 25 Punkten zum Top-Scorer des Spiels, erhielt allerdings auch viel Unterstützung aus den eigenen Reihen. In einem ausgeglichenen Knicks-Team punkteten beim ersten Saisonsieg drei weitere Spieler zweistellig. Jason Smith (12 Punkte, 5/6 FG) und J.R. Smith (11 Punkte, 5/10 FG) zeigten gute Leistungen von der Bank. Auch Iman Shumpert (12 Punkte, 4/7 FG) wusste zu überzeugen.
Anders als James lieferte der andere Cavs-Neuzugang Kevin Love ein gutes Debüt im Cavs-Jersey ab. Der Power Forward kam am Ende auf ein starkes Double-Double (19 Punkte, 14 Rebounds). Point Guard Kyrie Irving sammelte 22 Punkte (8/15 FG) und 7 Assists. Auch die anderen beiden Starter punkteten zweistellig. Dion Waiters und Anderson Varejao erzielten je 10 Punkte.
Nach dem ersten Viertel hatte Cleveland noch mit 25:18 geführt und schien die Knicks dank einer variablen Offensive im Griff zu haben. New York kämpfte sich aber ins Spiel zurück und profitierte davon, dass die Cavs in der Offensive plötzlich viel zu statisch wirkten.
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Die Reaktionen
LeBron James (Cavaliers): "Ich habe kein Druck ausgeübt. Ich habe zu wenig getan, habe Pässe dahin geworfen, wo ich dachte, dass meine Teamkollegen sind, aber keine waren. Diese Dinge werden aber noch kommen. Ansonsten war das heute eine ganz spezielle Nacht. Es war großartig, wie sie uns empfangen haben, ich bin aber jetzt auch froh, dass es erst einmal vorbei ist. Es war nur ein Spiel, wir werden daraus lernen."
Kyrie Irving (Cavaliers): "Man muss ihnen Respekt aussprechen. Sie haben einige schwierige Würfe gemacht."
Amare Stoudemire (Knicks): "Die Atmosphäre war unglaublich. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt. Die Stadt war wie elektrisiert. Für uns war es natürlich großartig diese Aufregung etwas einzudämmen."
Carmelo Anthony (Knicks): "Jeder in Cleveland erwartet, dass es automatisch läuft. Aber das braucht Zeit. Es hat auch in Miami etwas gedauert für LeBron. Aber er wird das schon hinkriegen, sie werden das hinkriegen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Eine atemberaubende, elektrisierende Stimmung liegt in der Luft. Die Arena ist komplett dunkel, jeder Zuschauer hat einen roten Leuchtstab in der Hand. Dann wird unter großem Lärm die Starting Five der Cavs vorgestellt: Irving, Waiters, James, Love, Varejao. Die Knicks beginnen mit Larkin, Shumpert, Anthony, Acy und Dalembert.
6.: Die Knicks beginnen stark und gehen mit sechs schnellen Anthony-Punkten in Front. Dann kommen die Cavs ins Rollen. Love und Waiters jeweils mit Dreiern nach tollen James-Anspielen und in der sechsten Minute ist es passiert: Love holt sich den Defensivrebound, spielt einen seiner genialen Outlet-Pässe über das ganze Feld zu James. Der zieht zum Korb, verwandelt seinen ersten Wurf des Spiels und wird von Anthony gefoult. 14:8 Cavaliers.
12.: Während J.R. Smith mit schmerzverzerrtem Blick auf der Bank am Knöchel behandelt wird, zieht Irving dynamisch in die Zone und findet Love mit einem tollen Pass. Der vollendet per beidhändigem Dunk und hat nun schon 12 Punkte aufs einem Konto. 25:18 Cavs.
16.: Prigioni trifft den offenen Dreier. Der erste verwandelte Knicks-Dreier des Spiels. Auf der Gegenseite haben James und Irving Abstimmungsschwierigkeiten. James spielt den Ball ins Aus. Sein vierter Ballverlust bereits. 33:28 Cavs.
24.: Die Cavs haben noch sieben Sekunden Zeit für den letzten Spielzug. Irving übernimmt den Ballvortrag und findet kurz vor dem Buzzer Tristan Thompson mit dem Lob Pass. Der steigt hoch zum Alley-Oop-Dunk und versenkt. Mit einer 44:42-Führung gehen die Cavaliers in die Pause.
29.: Die Cavaliers wirken komplett von der Rolle. Jason Smith verwandelt drei offene Mitteldistanzwürfe am Stück, Cleveland bringt keinen Angriff vernünftig bis zum Ende gespielt und ist bislang noch ohne erfolgreichen Feldwurf im dritten Viertel. 53:48 Knicks.
34.: Waiters trifft zwar den schwierigen Dreier von weit hinter der Linie. Das bringt allerdings nichts, weil im Gegenzug Carmelo Anthony wieder völlig frei unter dem Korb steht und per Dunk für das 67:60 der Knicks sorgt. Blatt nimmt entnervt die Auszeit.
38.: Die Cavaliers kommen langsam zurück. Thompson vergibt zwar den Wurf aus der Nahdistanz, doch Irving holt sich den Offensivrebound, drückt dann schnell wieder ab, wird von Stoudemire gefoult und verwandelt den Wurf trotzdem. Auch wenn der anschließende Freiwurf nicht sitzt: Nur noch 69:68 Knicks.
43.: Statt das Momentum umzudrehen, verlieren die Cavaliers wieder völlig den Faden. Quincy Acy düpiert gleich drei Cavs mit einem Putback-Dunk in der Offensive und lässt gleich noch einen Treffer aus der Mitteldistanz folgen. Als auch Anthony komplett frei aus der Mitteldistanz trifft, nimmt Blatt die nächste Auszeit. 80:71 Knicks.
46.: Die Knicks bleiben weiter höchst effektiv in der Offensive. Doch Love und Dellavedova bringen die Cavs mit zwei Dreiern zurück. Zwei Minuten vor Schluss steht es 88:83 für New York.
48.: Irving bringt die Cavs mit einem tollen Layup noch einmal auf drei Punkte heran, doch Love vergibt den Dreier zum Ausgleich und im Anschluss verwandelt J.R. Smith den Floater zur 5-Punkte-Führung. Die lassen sich die Knicks nicht mehr nehmen, auch weil Anthony Gegenspieler James noch einen Fadeaway-Jumper ins Gesicht knallt. 97:90 gewinnen die Knicks am Ende.
Cleveland Cavaliers vs. New York Knicks: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Carmelo Anthony. Bei den Knicks überzeugten viele Rollenspieler wie Jason Smith, Iman Shumpert oder Shane Larkin, doch ohne den Top-Scorer des Spiels wäre der Sieg nicht drin gewesen.
Anthony machte in der Verteidigung einen guten Job gegen James und war in der Offensive nicht nur vielseitig und effektiv (25 Punkte, 9/17 FG), sondern verteilte auch die Bälle sehr stark. 6 Assists hatte Melo am Ende auf seinem Konto bei nur 2 Ballverlusten. Damit war Anthony deutlich stärker als sein Rivale auf der anderen Seite.
Der Flop des Spiels: LeBron James. So hatte sich der viermalige MVP die Rückkehr in die Heimat nicht vorgestellt. Vor dem Spiel noch heroisch gefeiert, konnte James die hohen Erwartungen zu keiner Zeit erfüllen. Der 29-Jährige wirkte an beiden Enden des Feldes seltsam gehemmt und passiv. Ließ Gegenspieler Anthony einige Male aus den Augen und verteidigte nicht auf gewohntem Niveau.
In der Offensive zeigte sich ein noch dunkleres Bild. James traf nur 5 von 15 Wurfversuche und leistete sich 8 zum Teil haarsträubende Ballverluste. Manchmal stimmte die Abstimmung noch nicht, manchmal fragte man sich aber auch, was mit James los ist. Suchte nur selten den Weg zum Korb und nahm stattdessen viele ineffektive Mitteldistanzwürfe. Das war nicht der James, der die Liga in den letzten Jahren dominiert hat.
Das fiel auf:
- Die Offensive der Cavaliers wirkte in vielen Szenen der ersten Hälfte bereits vielversprechend. Blatt ließ sein Team immer einen Mix aus Isolation Plays und komplexeren Spielzügen laufen. Entgegen vorheriger Aussagen übernahm James dabei häufig den Ballvortrag und teilte sich die Aufgabe mit Irving. Im zweiten Durchgang fehlte dann allerdings die Bewegung in der Offensive. Das Spiel der Cavs wirkte viel zu statisch.
- An manchen Stellen wirkte es so als würden die Cavaliers mehr darauf achten, dass die Würfe gerecht auf all ihre Stars aufgeteilt werden, anstatt die Spieler einzusetzen, bei denen es gut läuft. Ein Beispiel: Obwohl Love sehr stark startete, wurden im Anschluss nur relativ wenige Situationen für den Power Forward kreiert.
- Blatt baute im zweiten Viertel teilweise auf ein Lineup aus Irving, James, Marion, Thompson und Varejao, in dem James als Shooting Guard agierte. Zumeist spielten die Cavs aber relativ klein. Fisher reagierte schnell, ließ Samuel Dalembert die meiste Zeit auf der Bank und setzte den langen Travis Wear auf James an, was gut funktionierte. James zeigte sich im Eins gegen Eins allerdings auch seltsam passiv und nahm häufig lieber schwierige Würfe aus der Mitteldistanz anstatt aggressiv zum Korb zu ziehen.
- Die Knicks dagegen fanden nach einem schwachen ersten Viertel ins Spiel und zeigten sich im Anschluss extrem effektiv in der Offensive. Der Ball wurde gut in den eigenen Reihen bewegt, häufig landete der Spalding bei einem komplett freien Spieler in der Mitteldistanz. Die Verantwortung wurde auf vielen Schultern verteilt. Ob nun Quincy Acy (8 Punkte, 10 Rebounds), Jason Smith oder Shane Larkin (9 Punkte, 5 Assists, 5 Steals) - sie alle trafen wichtige Würfe.
- Blatt setzte auf eine kleine 9-Mann-Rotation. Bis auf Tristan Thompson spielten die Bankspieler der Cavs aber überhaupt keine Rolle. Das Gegenteil war bei den Knicks der Fall. Die Variabilität von New York war einer der Knackpunkte für den Sieg. 41 Punkte machten die Bankspieler der Knicks und übertrumpften die Cavs-Bank (12 Punkte) damit um Längen.
- Sie war nicht immer offensichtlich, doch an manchen Stellen funktionierte die Triangle der Knicks bereits. Mit Anthony (6 Assists) und J.R. Smith (7 Assists) waren die zwei Top-Vorlagengeber Spieler, die sonst nicht unbedingt für ihre herausragenden Passer-Qualitäten bekannt sind. Durch diese uneigennützige Spielweise kamen auch die guten Quoten der Knicks (53,6 Prozent verwandelte Feldwürfe, 6 von 12 verwandelte Dreier) zustande.