SPOX: Mister Splitter, die Saison geht wieder los. Die Spurs haben bisher den Titel nie verteidigen können. Das ist das klare Ziel, oder?
Tiago Splitter: Auf jeden Fall.Wir wissen alle, dass dies in der Historie der Spurs noch fehlt und wollen es unbedingt schaffen. Für uns zählt nur der Repeat.
SPOX: Sind die Spurs das Team in der NBA, das am europäischsten spielt?
Splitter: Das stimmt! Unsere Spielweise ist ziemlich einzigartig. Natürlich hilft es da auch, dass viele europäische Spieler oder Jungs, die in Europa gespielt haben, bei uns im Team stehen. Der Ball ist bei uns viel in Bewegung, aber das müssen wir auch tun. Wir haben nicht so viele Spieler, die in ein One-on-One gehen können. Daher ist der einzige Weg für uns, einfach zu punkten, indem wir den Ball gut laufen lassen.
SPOX: Sie haben in Spanien viele Auszeichnungen gewonnen und viele Jahre in der ACB gespielt. Glauben Sie, dass die besten europäischen Teams in der NBA mithalten können?
Splitter: Es ist schon eine andere Liga, eine andere Art Basketball zu spielen. Das Niveau in der NBA ist schon um einiges höher. Ich kann nur für mich sprechen. ich habe direkt versucht, mein Spiel an die neue Liga anzupassen. Ich musste das schließlich in einem der besten Teams der NBA machen. Das hat locker ein Jahr gedauert und war richtig schwierig.
SPOX: Sie wurden 2007 von den San Antonio Spurs gedraftet, blieben aber noch drei weitere Jahre in Spanien. Wann haben sie gemerkt, dass sie bereit für die NBA sind?
Splitter: Ach, es ging eigentlich nicht darum, ob ich NBA-ready bin. Es gab vielmehr Probleme bei den Vertragsgesprächen, die verhindert haben, dass ich direkt in die NBA wechseln konnte.
SPOX: Sie waren in der ACB ein Star. Wie schwierig war es da für Sie, in die NBA zu kommen und da noch einmal von vorne anzufangen?
Splitter: Du musst seine Denkweise ändern, sonst funktioniert das nicht. Es ist einfach so, wenn du neu irgendwo hinkommst, startest du ganz unten. Du musst zuerst den Respekt der Teamkollegen erlangen, dann den Respekt der anderen Teams und Spieler. Das braucht immer eine gewisse Zeit. Aber wenn du dann merkst, dass du in so einem großartigen Team wie den Spurs spielst, ist das überhaupt kein Problem.
SPOX: Ist diese fehlende Denkweise auch der Grund, warum Spieler aus Europa sich nicht immer in der NBA durchsetzen können?
Splitter: Man darf eben nicht vergessen, dass die NBA ein unfassbar hohes Niveau hat und es viel mehr auf Athletik ankommt. Es ist schwer sich darauf einzustellen. Auf einmal ist es alles schneller, alle sind größer und springen höher. Du musst dafür bereit sein und natürlich auch dein Bestes geben. Das Schöne an den Spurs ist, dass wir diese Probleme nicht haben, weil wir einfach eine andere Art Basketball spielen als die anderen Teams. Du brauchst nicht unfassbar athletisch sein, um bei uns zu spielen.
Saisonauftakt in San Antonio: Alles wie gehabt?
SPOX: Sie haben bereits mit 15 Jahren Brasilien verlassen, um in Spanien zu spielen. Wie schwer war das damals für Sie?
Splitter: Es war schon hart. Aber ich war nunmal erst 15 Jahre alt und in dem Alter denkst du nicht so viel nach. Du machst dich einfach auf den Weg, ohne die Tragweite deiner Entscheidung wirklich zu realisieren. Ich kann einfach nur meinen Eltern dafür danken, dass sie mir das damals erlaubt und ermöglicht hat.
SPOX: Sie kommen aus Blumenau, eine Stadt mit vielen deutschen Einwanderern. Auch Sie haben deutsche Wurzeln. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Splitter: Ja, das stimmt. In Blumenau gibt es eine Menge Deutsche. Auf den Straßen wird viel deutsch gesprochen. Meine Eltern sprechen auch deutsch. Ich verstehe zumindest ein bisschen, kann es aber nicht sprechen. Wir haben auch ein Oktoberfest, so wie in München. Die Stadt ist einfach deutsch geprägt und das merkst du eigentlich an jeder Ecke.
SPOX: Als Brasilianer sind Sie ja zwangsläufig auch Fußballfan, oder?
Splitter: (lacht) Ja, das geht einfach nicht anders.
SPOX: Was ist Ihr Lieblingsteam?
Splitter: Ich bin seit meiner Kindheit Fan von Corinthians.
SPOX: Und wo haben Sie die Weltmeisterschaft verfolgt?
Splitter: Ich war teilweise in den USA und teilweise in Brasilien. Ich habe es leider nicht geschafft, ein Spiel im Stadion zu sehen. Ich habe aber viele Spiele zuhause mit Freunden und Familie geschaut. Die Begeisterung im Lande war schon beeindruckend.