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Das Wizards-Wunder bleibt aus

Von Martin Gödderz
Der Deutsche Dennis Schröder bekam es mit Elite-Spielmacher John Wall zu tun
© getty

Nach zuletzt fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen müssen die Washington Wizards (9-4) eine ganz bittere 102:106-Heimniederlage (BOXSCORE) gegen die Atlanta Hawks (7-5) hinnehmen. In einer relativ niveauarmen Begegnung blühen beide Teams erst im letzten Viertel auf. Washington gelingt beinahe das Wunder, doch Atlanta bleibt am Ende cool.

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Die Atlanta Hawks waren 47 Minuten lang das deutlich bessere zweier nicht gut aufgelegter Teams. In der letzten Minute hätte sich der Spielverlauf der gesamten Begegnung dann beinahe auf den Kopf gestellt. Als ein Großteil der Zuschauer bereits die Halle verlassen hatte, weil die Hawks mit elf Punkten Vorsprung führten, trafen die Wizards plötzlich in einer Minute genauso viele Dreier wie im ganzen Spiel zuvor.

So schnupperte Washington kurz an der Sensation, doch Top-Scorer Jeff Teague (28 Punkte, 8/18 FG) und Shelvin Mack (13 Punkte, 5 Assists) blieben am Ende cool und tüteten das Spiel an der Freiwurflinie ein. Neben den beiden Guards zeigte auch Mike Scott (17 Punkte, 7 Rebounds) ein starkes Spiel.

Paul Millsap kam mit 17 Punkten und 11 Rebounds auf ein Double-Double. Dennis Schröder erhielt 16 Minuten Einsatzzeit von Trainer Mike Budenholzer und legte in diesen 4 Punkte (2/5 FG), 2 Assists und 2 Steals auf.

Bei den Wizards kam Point Guard John Wall auf ein gutes Double-Double. Neben seinen 21 Punkten und 13 Assists leistete sich der Spielmacher aber auch 6 Turnover. Marcin Gortat (12 Punkte, 11 Rebounds) legte ebenfalls in zwei Kategorien zweistellige Zahlen auf, Paul Pierce erzielte 14 Punkte (6/16 FG).

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Die Reaktionen

Mike Budenholzer (Trainer Hawks) über Shelvin Mack und Mike Scott: "Wir haben eine Menge Vertrauen in die beiden. Sie glauben an sich und an das, was sie an beiden Enden des Feldes tun. Manchmal können sie beide gleichzeitig heißlaufen."

Shelvin Mack (Hawks): "So langsam kommen wir in einen Rhythmus. Ich kämpfe schon die ganze Saison, bin mal gut und mal schlecht. Aber heute waren wir in der Lage einige gute Spielzüge zu machen."

Randy Wittman (Trainer Wizards): "Das war in der Offensive so schlecht, wie es nur ging von uns, warum auch immer. Vielleicht haben wir zu viel versucht. Wir wussten nicht, was ihre Defense macht, waren zu ballverliebt und zu berechenbar. Da kriegt man dann Probleme."

Bradley Beal (Wizards): "Es war insgesamt einfach ein schlimmes Spiel. Ich hatte glaube ich eine Amnesie. Ich habe mich nicht mehr daran erinnert, wie dieses Spiel geht. Ich bin wirklich wütend auf mich selbst. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon einmal so viele Ballverluste hatte."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Wizards müssen ohne Power Forward Nene auskommen. Für ihn steht Kris Humphries erstmals in dieser Saison in der Starting Five. An seiner Seite: Wall, Temple, Pierce und Gortat. Bei den Hawks dagegen alles beim Alten: Teague, Korver, Carroll, Millsap und Horford bilden die Startformation.

8.: Die ersten Minuten des Spiels bewegen sich auf sehr dürftigem Niveau. Beide Teams haben sich bereits mehrere Airballs, Schrittfehler oder verlegte Layups erlaubt. Nun schafft es Schröder aber nach seiner Einwechslung zum Korb durchzugehen. Er findet Millsap mit einem schönen Pass. Der verwertet per Korbleger. 15:9 Hawks.

12.: Die Wizards kommen zum Schluss noch einmal ins Rollen. Wall zieht an Schröder vorbei, geht zum Korb und wird von Scott gefoult. Wall macht den Korbleger trotzdem rein. Auch der zugehörige Freiwurf sitzt. 22:19 Hawks.

17.: Die Wizards kämpfen sich über Wall und Gooden weiter ins Spiel und sind kurzzeitig in Führung. Dann aber findet Shelvin Mack Kollege Mike Scott in der Ecke. Der nimmt den offenen Dreier und versenkt. Auszeit Washington. 31:28 Hawks.

23.: Die Wizards versuchen es immer wieder aus der Distanz und tun sich weiterhin schwer die offenen Würfe zu treffen. Jetzt hat Wall aber alle Zeit der Welt an der Dreierlinie. Langsam geht er in die Hocke, nimmt Maß, springt hoch, zieht ab und trifft. 39:39.

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27.: Die Wizards finden besser ins dritte Viertel. Erst versenkt Pierce mit etwas Glück den Fadeaway. Anschließend lässt Temple einen nicht ganz leichten Dreier folgen. 46:43 Wizards.

31.: Es bleibt weiter eng. Wall punktet per Korbleger über zwei Verteidiger. Auf der Gegenseite geht Teague wie Butter durch die Wizards-Defensive und bringt den offenen Layup ohne Probleme im Korb unter. 58:55 Hawks.

36.: So langsam nimmt das Spiel Fahrt auf. Beal und Gooden nageln ihre Dreier rein, doch auf der anderen Seite glänzt Mack mit zwei schönen Pässen. Erst setzt er Scott ein, dann bedient er Sefolosha mustergültig. 68:67 Hawks.

40.: Schröder spielt Mack an der Dreierlinie an. Der drückt ab, trifft jedoch nicht. Scott ist unter dem Korb zur Stelle, holt den Offensivrebound und spielt direkt wieder raus zu Mack an die Dreierlinie. Dieses Mal trifft der Guard den Distanzwurf. 77:73 Hawks.

44.: Die Hawks drehen auf. Vor allem Mike Scott ist kaum zu halten und trifft aus allen Lagen. Jetzt wird er wundervoll von Teague in der Zone bedient und verwertet mit dem Alley-Oop-Layup. 88:78 Hawks.

48.: Die Halle ist bereits seit einigen Minuten fast komplett leer und die Hawks führen mit elf Punkten. Dann lassen die Wizards es aber in der letzten Minute Dreier regnen. Rasual Butler trifft zwei Distanzwürfe hintereinander, Pierce lässt einen weiteren Dreier folgen und zehn Sekunden vor Schluss trifft auch Gooden aus der Distanz. Washington ist plötzlich wieder nur vier Punkte zurück und macht es nochmal spannend. Doch Mack macht das Spiel an der Freiwurflinie zu. 106:102 Hawks.

Washington Wizards vs. Atlanta Hawks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Jeff Teague. Der Point Guard war das gesamte Spiel über nicht zu stoppen von den Wizards, die mit Wall eigentlich über einen starken Individualverteidiger verfügen. Doch gegen die unnachahmliche Penetration des Hawks-Spielmachers waren die Wizards machtlos.

Teague traf keine Dreier (0/2), er spielte nur 3 Assists und leistete sich 3 Turnover, trotzdem war er äußerst effektiv und zumeist nur per Foul zu stoppen. So traf der Aufbauspieler auch 12 von 15 Freiwürfen und kürte sich so mit 28 Punkten gleichfalls zum Top-Scorer des Spiels. Ebenfalls sehr stark: Mike Scott.

Der Flop des Spiels: Bradley Beal. In seinen ersten Spielen nach dem Comeback glänzte Beal noch als Sixth Man. Dass der Shooting Guard zuvor länger verletzt war, schien schon fast vergessen. Seine Leistung gegen die Hawks war allerdings ein klarer Rückschritt.

Beal traf selbst komplett offene Würfe oder einfache Korbleger nicht. Mit der Zeit wollte er es immer mehr erzwingen. Spielte keinen einzigen Assists, ballerte aber 14 mal auf den Korb und traf nur 4 Würfe. Schlimmer noch: Beal leistete sich 7 Turnover. Bei den Hawks erlebte Kyle Korver einen ganz düsteren Abend.

Das fiel auf:

  • Die erste Hälfte war zum Fürchten. Beide Teams taten sich in der Offensive ungemein schwer. Atlanta traf lediglich 39,5 Prozent aus dem Feld, Washington sogar nur 35,9 Prozent. Dabei wurden aus offenen Dreierversuchen teils wüste Airballs. Zudem leisteten sich die Teams Ballverluste im Überfluss. Mit 13:11 führten die Wizards die Turnover-Statistik zur Halbzeit an. Wer jetzt dafür an schnelle Punkte im Gegenzug denkt, wird auch enttäuscht. Fastbreak-Punkte beider Teams bis zur Pause? Fehlanzeige. 0:0.
  • Während die Hawks ihre Turnover nach der Pause in den Griff bekamen und sich nur noch vier weitere Ballverluste leisteten, schmiss Washington die Bälle weiter munter weg. Während des Hawks-Runs im letzten Viertel endeten sogar gleich drei Wizards-Angriffe hintereinander mit einem Ballverlust. Am Ende hatten die Zauberer gruselige 24 Turnover auf dem eigenen Konto.
  • Dennis Schröder erhielt im ersten Durchgang neun Minuten Einsatzzeit am Stück. So etwas tut dem Deutschen gut. Der Point Guard fand in der Zeit auch das richtige Maß und Tempo, traf 2 seiner 4 Wurfversuche und spielte sehr kontrolliert. Manchmal hatte er Pech, dass seine starken Anspiele nicht verwertet wurden. So vergab Sefolosha beispielsweise völlig freistehend einen Korbleger nach Schröder-Anspiel. Im letzten Viertel durfte er dann auch wieder sechs Minuten ran und harmonierte vor allem mit Mike Scott gut, den er mehrere Male per Drive and Kick fand. Lediglich der Dreier (0/2) wollte nicht fallen. Trotzdem stand Schröder klar im Schatten von Mack und Teague.
  • Der Deutsche war Teil einer äußerst starken Hawks-Bank. Mike Scott und Shelvin Mack avancierten im letzten Viertel zu den Schlüsselfiguren des Hawks-Runs. Während Mack vor allem mit starken Vorlagen diente, lief Scott heiß und machte 12 seiner 17 Punkte im letzten Viertel.
  • Bei den Wizards fiel Nene wegen eines Fersensporns aus. Der Brasilianer wird Washington wohl noch etwas länger fehlen. Coach Randy Wittman teilte Nenes Minuten zwischen Kris Humphries und Drew Gooden auf. Letzter empfahl sich mit 12 Punkten (5/8 FG) und unermüdlichem Einsatz für mehr Minuten.

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