Er war sicher nie ein Spieler, der durch überragende Quoten oder beeindruckende Scorerleistungen auffiel, Jason Williams fiel auf, weil er das Spiel zur Kunstform erhob. Mit ihm am Ball war Spektakel in der Sleep Train Arena garantiert. No-Look-Pass hier, Bounce-Pass da, Crossover-Dribbling dort.
White Choc, so sein Spitzname, war Publikumsliebling, er begeisterte die Massen mit seinem Spiel und war Teil erfolgreicherer Zeiten in Sacramento, bis er gegen Mike Bibby ausgetauscht wurde. Die Kings-Fans mussten lange warten, bis sie erneut einen ähnlich spektakulären Point Guard in ihren Reihen hatten.
Stetige Entwicklung bei Thomas
Genauer gesagt bis 2011. Mit dem allerletzten Pick im Draft sicherte sich Sacramento die Dienste eines kleinen Guards von der University of Washington. Isaiah Thomas entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Baustein der sich im Rebuild befindenden Kings und startete bereits in seiner Rookie-Saison 37 Mal.
Sein schneller Antritt, der Zug zum Korb und sein unbändiger Wille brachten ihm die Sympathien der Fans ein. Seine Entwicklung tat ein Übriges. Mit 20,3 Punkten und 6,3 Assists im Schnitt steigerte er seine Zahlen im Vorjahr noch einmal merklich.
Eigentlich sollte man bei solchen Statistiken davon ausgehen, dass die Franchise jedes Angebot anderer Teams für den Restricted Free Agent matchen würde. Pustekuchen. Sacramento ging das 27-Millionen-Dollar-Angebot der Phoenix Suns über vier Jahre nicht mit.
Verbitterter Abgang
Thomas ging nach Arizona und das im Groll. "Ich habe mich nicht gewürdigt gefühlt. Jedes Jahr kam irgendwer Neues. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass ich meinen Job so gut gemacht habe, um mir den Starting Spot oder eine größere Rolle im Team zu verdienen. Sie haben anders darüber gedacht", sagte der Point Guard verbittert.
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Kommentare von alten Teamkollegen verstärken dies noch mehr. "Der Ball läuft jetzt viel besser und stockt nicht mehr", äußerte sich DeMarcus Cousins zum Spielmacher-Tausch. Ob es ein Nachtreten gegen Thomas oder ein Lob für Neuzugang Darren Collison ließ Boogie offen. Von großer Wertschätzung strotzt die Aussage aber keinesfalls.
Die gewünschte, größere Rolle bekommt Thomas nun in Phoenix. Er ist der Sixth Man der Suns und damit Teil der überragenden Backcourt-Rotation um Goran Dragic und Eric Bledsoe. Und in Sacramento reiben sie sich verwundert die Augen, warum eben Collison das Geld bekommt, das die Offiziellen Thomas verwehrten.
Immerhin 15 Millionen Dollar streicht der Ex-Clipper in den kommenden drei Jahren ein. Die bisherige Karriere rechtfertigt dies nur bedingt. Vor zwei Jahren wurde er bei den Dallas Mavericks vom Hof gejagt und in Los Angeles gab er einen soliden Backup für Superstar Chris Paul, aber eben auch nicht mehr.
Cousins mit Einfluß?
Auch Cousins Argument des flüssigeren Spiels muss sich erst zeigen. Die Zahlen sprechen klar für den Ex-Kollegen. Immerhin lag die Assist-Rate von Thomas im Vorjahr deutlich über der von Collison (32,2 zu 21,9) bei identischen Turnover-Raten (14,3). Zumal Collison wie eben auch Thomas über die Geschwindigkeit kommt und kein Floor General ist.
Klare Aussagen von den Offiziellen sucht man vergeblich. Und doch lässt sich zwischen den Zeilen durchaus erahnen, dass es nicht die spielerischen Qualitäten waren, die den Ausschlag für den Abgang Thomas' gegeben haben. "Es geht nicht um Isaiah, es geht um Teamchemie und darum, einen Weg zu finden, Fortschritte zu machen", sagte General Manager Pete D'Allesandro. Diese Chemie soll zuletzt vor allem zwischen Franchise-Player Cousins und Thomas nicht mehr gestimmt haben. Beide sind sich ähnlich und beide haben ein Ego, das kaum Platz für andere dominante Personen lässt.
Collison ist da genügsamer, niemand, der eine tragende Rolle für sich einfordert. Niemand, der Cousins erzählt, endlich erwachsen zu werden. Aber eben auch niemand, der eine Franchise im Umbruch nach vorne bringt. Zumindest war es bislang so.
Unnötig Baustelle eröffnet
Die Kings haben sich selbst eine neue Baustelle geschaffen. Eine Baustelle, die bereits im Draft eröffnet wurde. Statt sich die Rechte an Point Guard Elfrid Payton zu sichern, entschied sich Sacramento auf Anraten von Besitzer Vivek Ranadive für Shooting Guard Nik Stauskas. Dabei befindet sich mit Ben McLemore bereits ein Talent auf der Zwei im Roster.
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Da wirkt die Verpflichtung von Ramon Sessions schon fast wie ein Glücksfall. Der Veteran blieb in der Free Agency lange ohne Team, unterschrieb dann für moderate 4,2 Millionen Dollar für zwei Jahre in Kalifornien. Sessions ist kein Ausnahmespieler, aber als umsichtiger Ballverteiler das Gegenstück zum Vollgas-Guard Collison.
Ein Spieler, der bereits eine bewegte Karriere hinter sich hat. In sieben Jahren agierte er für sechs verschiedene Teams, eine Heimat hat er dabei nicht gefunden. Lückenfüller ist die treffende Umschreibung für den 28-Jährigen. Aber eben dieses Lückenfüllen beherrscht er solide. Beim Ex-Buck weiß man, was man bekommt und eben nicht bekommt.
McCallum auf dem Abstellgleis
Hinter den beiden muss Ray McCallum weiter auf seine Chance warten. Die Situation des Sophomore bleibt unverändert. Dabei zeigte McCallum am Ende der vergangenen Saison, dass er durchaus für Höheres befähigt ist. In zehn Starts kam er durchschnittlich auf 13,8 Punkte und 7,3 Assists. Seine Quote ist zwar ausbaufähig und die Stats legte er in 44,6 Minuten pro Spiel hin und doch bestätigte er den Aufwärtstrend in der Summer League.
"Ich habe versucht, die Leistungen in den Sommer zu retten und habe wirklich hart gearbeitet. Wir konnten die Summer League gewinnen und ich war wirklich stolz auf meine Leistung. Jetzt habe ich wieder zwei Point Guards vor mit, aber ich werde reinkommen und alles geben, das tun, was die Trainer von mir verlangen und das Team braucht", bemühte sich McCallum, die Dinge positiv zu sehen. Sofern das irgendwie geht.
Sacramento versucht den Rebuild zu beschleunigen. Da bleiben zwangsläufig die Talente auf der Strecke. "Es ist hart mit drei Point Guards, drei Small Forwards und fünf großen Jungs zu spielen. Von Spiel zu Spiel sind einige Jungs möglicherweise außen vor", erklärt Coach Mike Malone die Situation.
Eine Situation, die sich so schnell nicht ändern wird. Eine Situation, die auch weiterhin so gar nicht an die guten, alten Zeiten erinnert. Gar nicht an Williams, aber auch gar nicht an Thomas. Der legte in seinen ersten beiden Spielen übrigens jeweils 23 Punkte auf - in 24,7 Minuten. Für die Suns.