NBA

Der Rausch der Geschwindigkeit

Steph Curry zieht zum Korb, James Harden (r.) ist überwunden
© getty

Die beiden besten West-Teams der Regular Season treffen nun auch in den Conference Finals aufeinander und eigentlich alle Faktoren sprechen für die Golden State Warriors. Die Houston Rockets brauchen eine unmenschliche Serie von James Harden und müssen dennoch hoffen, dass er nicht zum Problem wird.

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Golden State Warriors (1) - Houston Rockets (2)

Saisonbilanz: 4-0

Ausgangsposition: Eigentlich waren die Houston Rockets bereits ausgeschieden. Die Clippers führten in der Serie bereits mit 3-1 und hatten in Spiel 6 nach drei Vierteln 19 Punkte Vorsprung. Der Ausgang ist bekannt. Die Rockets drehten als erst neuntes Team in der Playoff-Geschichte einen 1-3-Rückstand und zogen zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder in die Conference Finals ein.

Dabei ist es immer noch schwer einzuschätzen, zu was Houston eigentlich in der Lage ist. Natürlich haben sie einen alles überragenden James Harden und einen Dwight Howard, der endlich wieder ansatzweise an das Monster aus Orlando-Zeiten erinnert. Aber reicht das, um den Warriors wirklich ernsthaft Paroli bieten zu können?

Sorry Mavs-Fans, aber die erste Runde war bei Leibe kein Gradmesser und dass sie jetzt überhaupt noch dabei sind, ist mehr der Schlafmützigkeit, der Müdigkeit oder der Lethargie der Clippers geschuldet und weniger überragenden Basketball seitens der Texaner.

Zumindest passt der Supporting Cast mittlerweile. Da wurde in der Regular Season schließlich oft genug gezweifelt, ob Harden genug Unterstützung hat. Das hat er. Howard spilt richtig gute Playoffs und Trevor Ariza macht das, wofür er geholt wurde: Dreier versenken und gute Defense spielen.

Aber vor allem die Midseason-Akquierirungen der drei Veteranen Josh Smith, Corey Brewer und Pablo Prigioni erweisen sich immer mehr als Glücksgriff. J-Smoove hat sich an der Seite von Kumpel Howard wieder zu einem produktiven Spieler entwickelt. In Detroit wird man es mit einem ungläubigen Kopfschütteln registriert haben.

Brewer passt perfekt ins Run-and-Gun-Spiel der Rockets und bringt zudem Championship-Erfahrung mit. Prigioni untermauerte seinen Wert erst wieder in Spiel 7. Der 37 Jahre alte Argentinier ist einfach ein abgezockter Hund.

Aber ob das reicht? Die nackten Zahlen sprechen nunmal eine eindeutige Sprache. In allen vier Regular-Season-Duellen wurden die Rockets vernichtet. +11, +12, +25, +13 lauteten die Differenzen am Ende für die Warriors. Sie schafften es, den Rockets einer wichtigen Stärke zu berauben, indem sie die Texaner bei 29,4 Prozent vom Perimeter hielten und damit deutlich unter ihrem Saisonschnitt (34,8 Prozent). Und auch in den Playoffs verteidigt kein Team den Dreier besser als Golden State (29,5 Prozent).

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Offensiv spielten sie gegen Memphis zwar nicht mehr mit der Leichtigkeit die sie in der Regular Season hatten, aber das ist natürlich der Spielweise der Grizzlies geschuldet und durchaus Klagen auf einem hohen Niveau. Memphis schaffte es dann auch nur kurzzeitig, die Warriors in Verlegenheit zu bringen, ehe MVP Steph Curry seinen Flow wiederfand. Zusammen mit Splash Brother Klay Thompson ist er der Generator der Offensive.

Doch die Dubs lassen sich nicht allein auf ihren Backcourt reduzieren. Kein Team ist tiefer besetzt, kein Team besitzt einen besseren Mix aus exzellenten Shootern und Premiumverteidigern. Die Warriors lieben es den Court rauf und runter zu jagen und werden sich bereits die Hände reiben, dass auf der Gegenseite ein Team steht, das die gleiche Spielanlage besitzt. Auf dem Papier ist es zwar das Duell des MVPs gegen den Zweitplatzierten, aber die Serie bietet weitaus mehr als das.

Key-Matchup: Andrew Bogut vs. Dwight Howard. Bogut ist derjenige, der die Drecksarbeit für seine schießwütigen Kollegen erledigt. Der Australier ist im Grunde der einzige Rim-Protector im Team und allein deshalb schon immens wichtig. Es wird seine Aufgabe sein, gegen Howard dagegenzuhalten und dafür zu sorgen, dass D12 keine einfachen Lobs serviert bekommt und in der Reboundarbeit einen gleichwertigen Gegner hat. In der Regular Season riss der Superman in seinen zwei Spielen gegen Golden State zumindest keine Bäume aus.

Alle Playoff-Matchups im Überblick!

Zudem könnte auch wieder die Hack-a-Shaq-Taktik zum Vorschein kommen. Weniger von den Warriors, die darauf bedacht sind, die Pace hochzuhalten. Dafür aber von Houston, die durch Fouls an Bogut (52,4 Prozent von der Linie) versuchen könnten, den Rhythmus von Golden State zu brechen.

X-Faktor: Harrison Barnes. Es dürfte klar sein, dass Jason Terry sich um Curry kümmern wird und Thompson in die Obhut von Ariza kommt. Das bedeutet, dass Barnes es voraussichtlich häufig mit Harden zu tun bekommen wird und das ist seine Chance. Zwar spielt The Beard längst nicht mehr so desaströse Defense wie noch vor einem Jahr, aber dennoch ist er so weit davon entfernt, ein guter Verteidiger zu sein wie die Knicks vom Status eines Contenders.

Barnes erlebte vor zwei Jahren sein Coming-Out in den Playoffs, fiel dann aber nach der Verpflichtung von Andre Iguodala und der Rückversetzung auf die Bank in ein Loch. Seitdem er wieder starten darf, geht es aber aufwärts. Seine Serie gegen die Grizzlies war bereits gut. Jetzt gilt es, diese Form zu konservieren. Die Vielseitigkeit macht ihn dabei gefährlich. Barnes ist ein exzellenter Cutter mit überragender Athletik, verfügt aber auch über einen soliden Distanzwurf.

Prognose: Nichts gegen die Rockets, aber vor den Spurs oder den Clippers hätte Golden State wohl mehr gezittert. Dass Houston den gleichen Up-Tempo-Stil spielt wie die Warriors, kommt den Kaliforniern zu Gute. Zudem haben sie zwei Spiele weniger in den Knochen und konnten zwei Tage länger pausieren. Auch die tiefe Bank spricht für den Top-Seed. Allein das Duell zwischen Curry und Harden wird die Serie zu einem Spektakel machen - mit dem besseren Ende für Golden State. Die Warriors in 5.

Die Serie auf einen Blick