Seit 1947 trägt die NBA am 1. Weihnachtsfeiertag Spiele aus - darunter waren etliche historische Klassiker mit individuellen Monster-Leistungen, legendären Team-Comebacks und erbitterten Hass-Duellen. In den Hauptrollen: Kobe, Shaq, Hakeem, Dirk und natürlich Bernard King. SPOX blickt zurück auf die 10 besten Christmas Games aller Zeiten.
Platz 10: Orlando Magic vs. Houston Rockets (1995) - 92:90
Es war ein Kampf der Titanen. Die Texaner hatten sich im Juni gegen Orlando durch einen Sweep den Repeat gesichert - dementsprechend heiß waren die Magic auf dieses Duell. Die Philosophien beider Teams waren ähnlich: ein dominanter Center in der Mitte und eine Menge Shooting drum herum.
Die Double Teams waren zahlreich, doch sowohl Hakeem Olajuwon als auch Shaquille O'Neal rockten richtig. 30 Punkte, 12 Rebounds und 6 Assists waren es für The Dream, Shaq kam auf 22 Punkte, 18 Boards und 5 Assists.
In einem seiner letzten richtig guten Spiele war es aber Penny Hardaway vorbehalten, Mario Elie im einzigen (!) Isolation-Play eines Magic-Guards am Perimeter mit einem Jumper zu überwinden und seinem Team den zu so wichtigen Revanche-Sieg bescheren.
Platz 9: Los Angeles Lakers vs. Boston Celtics (2008) - 92:83
Die gebrochenen Herzen der Lakers-Fans trugen noch die Narben von Spiel 6 der Finals, als Lakers und Celtics das erste Mal aufeinander trafen. Doch schon nach wenigen Wochen war klar: L.A. kann Boston den Titel nach ihrem Umbau definitiv streitig machen. Beide Franchises waren unglaublich gut gestartet: L.A. ging mit 23 Siegen aus 28 Spielen in die Partie - die Celtics standen bei 27-2 und waren auf dem besten Weg, den 72-Siege-Rekord der Bulls von 95/96 zu brechen. Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen hatten 19 Spiele in Serie gewonnen - bis es zum großen Rivalen an die Westküste ging.
Fünf Minuten vor dem Ende war die Partie völlig offen, doch dann zeigte der erst vor wenigen Monaten aus Memphis geholte Pau Gasol seine Klasse. Erst konterte er jeden Jumper von KG, dann traf er einfach humorlos weiter, während Shooter-Legende RayRay aka Jesus Shuttlesworth drei Dreier auf den Ring setzte.
L.A. beendete die Boston-Streak und zerstörte damit den Spirit des Teams: Die Männer in Grün konnten nur zwei der nächsten acht Spiele gewinnen und kamen nicht einmal in die Finals. Kobe hingegen reckte mit den Lakers seine vierte Larry O'Brien Trophy in die Höhe.
Platz 8: Los Angeles Lakers vs. Portland Trail Blazers (2000) - 104:109
Am Weihnachtstag vor 15 Jahren kam es in Hollywood zum Rematch der Western Conference Finals - und die unterlegenen Blazers hatten mit der Lakeshow noch eine Rechnung zu begleichen. Mit Ausnahme von Rick Fox, der sich irgendwie nicht unterordnen wollte, konzentrierte sich das gesamte Spiel auf das Duell zwischen zwei herausragenden Pärchen.
In der rechten Ecke: die amtierenden Champions Kobe Bryant und Shaquille O'Neal, in der linken Ecke: Rasheed Wallace und Damon Stoudamire. Zugegeben, der Kampf hatte etwas von Schwergewicht gegen Weltergewicht, doch das Portland-Duo rieb die favorisierten Konkurrenten auf.
Mit 33 Punkten war Sheed Topscorer der Begegnung, Stoudamire glänzte mit 27 Punkten, 9 Rebounds und 9 Assists. Die Mighty Mouse machte ihrem Namen alle Ehre und schrammte nur haarscharf an einem Triple Double vorbei. Zwar waren Kobes 29 Punkte oder Shaqs 32 und 15 nicht von schlechten Eltern, doch am Ende mussten sie sich geschlagen geben. Die Fans in Kalifornien werden dieses denkwürdige Doppel-Date dennoch genossen haben.
Platz 7: Sacramento Kings vs. Dallas Mavericks (2003) - 103:111
Das waren Zeiten, von denen jeder Mavs-Fan nur träumen kann. Dirk Nowitzki stand gegen Sac-Town 47 Minuten auf dem Parkett und war noch agil und beweglich. Also für seine Verhältnisse. An der Seite von Michael Finley, Antoine Walker und Antonie Jamison machte Dirk in dieser Saison den nächsten Schritt zum Superstar.
Gegen Sacramento lag Dallas im vierten Viertel noch zurück, doch angeführt vom Dirkster rissen die Mavs das Ruder in fremder Halle noch herum. Vor allem der Freiwurfstärke Nowitzkis war es zu verdanken, dass Dallas als Sieger vom Parkett ging. Bei seinen zehn Versuchen in der Crunchtime blieb er ohne Fehler und kam am Ende auf satte 31 Punkte, 14 Rebounds, 5 Assists, 3 Blocks und 3 Steals.
Wenige Monate später sollten sich die beiden Teams in den Playoffs wiedersehen - die Kings gewannen die Erstrundenserie mit 4:1. Doch der Stern von Nowitzki stand noch längst nicht im Zenit.
Platz 6: Orlando Magic vs. Cleveland Cavaliers (2003) - 113:101 OT
Der frisch gezogene No. 1-Pick LeBron James hatte fast noch Babyspeck im Gesicht und füllte sein Trikot kaum aus, als er mit seinen Cavs in seiner ersten Saison 2003/04 an Weihnachten auf die Orlando Magic um Superstar Tracy McGrady traf. Und der etablierte Platzhirsch hatte sich vorgenommen, diesem aufmüpfigen Neuling die Leviten zu lesen.
Das Spiel stand 53 Minuten lang auf des Messers Schneide und es entwickelte sich ein intensives Scoring-Duell zwischen den beiden Flügelspielern, in dem T-Mac letztendlich die Oberhand behielt - und das, obwohl LeBron 36 Punkte erzielte. Vor allem von Downtown zeigte er gegen die Magic-Zone seine Klasse.
McGrady kam auf 41 Zähler, 11 Rebounds, 8 Assists und 3 Steals. Kurz vor dem Ende der Partie klaute T-Mac dem werdenden King den Spalding und netzte den Jumper ein. Dank Carlos Boozer rettete sich Cleveland in die Overtime, doch dort zog Orlando davon. Während James in der Crunchtime nicht einen Wurf traf, packte der Mann mit der Nummer 1 auf dem Jersey zwei Dreier aus und besiegelte das Schicksal der Cavs.
Platz 5: Chicago Bulls vs. New York Knicks (1994) - 107:104 OT
Mmh, wer kommt nicht ins Schwärmen, wenn er an die Spiele zwischen den Bulls und Knicks in den 90ers zurückdenkt? Ein wichtiger Faktor dafür war natürlich ein gewisser Michael Jeffrey Jordan. Doch der war 1994 ja gerade im Baseball-Ruhestand.
Einfaches Spiel für New York also, richtig? Fast. Denn es gab einen Herrn, der in Windy City gern übersehen wird und gerade 94/95 versuchte, das zu ändern: Scottie Pippen. Der Swingman wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die geballte Qualität auf der Gegenseite in Person von Patrick Ewing und Charles Oakley. Er traf Dreier, Hookshots und Floater und spielte wie besessen. 36 Punkte, 16 Rebounds und 5 Steals standen am Ende für den einstigen Sidekick zu Buche.
Die Verlängerung hätte sich Chicago auch sparen können, wenn Steve Kerr den verzweifelten Touchdown-Einwurf der Knicks einfach gefangen hätte, doch vermutlich wollte er Pippen nur noch weitere fünf Minuten geben, um sich auszuzeichnen. Mit einem Last-Second-Block sorgte Pip für die Entscheidung und ersparte Kerr den Spott.
Platz 4: New York Knicks vs. Chicago Bulls (1986) - 86:85
Das Weihnachts-Match von 1986 markierte den Beginn einer ganz besonderen und mehr als zehn Jahre währenden Rivalität. Eine Rivalität, in der einer deutlich mehr erreichte als der andere, aber sich beide mit besonderen Performances in die Geschichtsbücher spielten. Michael Jordan hieß der eine, Patrick Ewing der andere.
Es war das erste Mal, dass die beiden Kontrahenten sich auf der großen Bühne begegneten und während His Airness mit 30 Punkte, 5 Assists und 6 Steals glänzte, legte der Hoya Destroya 28 Punkte und 17 Rebounds auf.
Den Höhepunkt hoben sich die Jungs aus dem Big Apple bis zum Ende auf. Mit sechs Sekunden auf der Uhr bekamen sie eine letzte Chance zum Sieg, doch Trent Tucker vergab den langen Jumper. Halt! Nicht so schnell! Big Pat sicherte sich den Rebound und seine Mischung aus Wurf und Tip-in aus drei Metern Entfernung entschied sich nach einem Zwischenstopp auf dem Ring dazu, mit Ertönen der Sirene durch die Reuse zu fallen. Der Sieg des Underdogs war perfekt.
Platz 3: Los Angeles Lakers vs. Miami Heat (2004) - 102:104 OT
Es war hässlich. Es war kein Abschied unter Freunden. Der Graben zwischen Kobe und Shaq führte im Sommer 2004 zur Trennung und zum Trade, der den Diesel nach Miami brachte. Die Ansetzung an Weihnachten war demnach nicht gewählt, um sich gegenseitig zu verzeihen. Wenige Tage vor dem Spiel heizte O'Neal die Atmosphäre mit einem bis heute unvergessenen Spruch auf: "Sie wissen, was passiert, wenn eine Corvette in eine Steinmauer donnert, oder? Kobe ist die Corvette, ich bin die Steinmauer."
Die Welt bekam, was sie sehen wollte. Kobe gegen Shaq. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Mamba ballerte drauflos und traf vier Dreier im ersten Viertel, The Big Aristotle wütete wie gewohnt in der Zone. Als Bryant seinem Ex-Kollegen im Schlussviertel das sechste Foul anhing, kreischte die Hollywood-Crowd ekstatisch, doch Lachen sollten am Ende die Heat.
Dwyane Wade und der Rest waren ja auch noch da und da Kobe (insgesamt 42 Punkte) in der Overtime nichts mehr traf, ging das Spiel an Miami. Bryants potenzieller Gamewinner war zu kurz. So flog Shaq (24 Punkte, 11 Rebounds) mit einem Sieg gegen seinen ehemaligen und späteren Freund - zu diesem Zeitpunkt aber Erzfeind - zurück nach Florida.
Platz 2: New Jersey Nets vs. New York Knicks (1984) - 120:114
Es war wieder wie ganz früher. In den ersten Jahren der Christmas Games wurden die Partien an den Feiertagen noch gegen regionale Gegner ausgetragen, um den Profis nicht zu viel Zeit mit ihren Familien zu rauben. 1984 hatten die Knicks wieder einen kurzen Weg zu den Nachbarn aus New Jersey. Das Spiel sollte den Anwesenden dafür umso länger in Erinnerung bleiben.
Bernard King scorte und scorte und scorte - und da waren wir noch im ersten Viertel. Die Fans im Madison Square Garden schrien bei jeder Ballberührung "Shoot, shoot", doch der König von New York hätte vermutlich auch von selbst weitergeworfen. Also nahm er Baseline-Jumper um Baseline-Jumper und zog konsequent bei seinen bulldozeresken Drives Fouls.
26 Mal stand King an der Linie, 22 seiner Versuche verwandelte er. Da er zudem 19 seiner 30 Würfe traf, leuchtete am Ende die magische Zahl 60 hinter seinem Namen auf der Anzeigetafel. Der bisherige Franchise-Rekord von Richie Guerin hatte 57 Zähler betragen. Dass New York es dennoch fertig brachte, dieses Spiel zu verlieren, interessiert rückblickend wohl nicht einmal Coach Hubie Brown.
Platz 1: New York Knicks vs. Boston Celtics (1985) - 113:104 2OT
Dass die Knicks mehrfach auf den vorderen Plätzen vertreten sind, hat nicht nur mit ihrer Qualität zu tun. Die Traditionsfranchise aus New York spielte an Weihnachten in 53 von 69 möglichen Jahren - und damit häufiger als zwölf andere Teams zusammen.
Doch wenn Knicks-Fans nur ein Christmas Game mit auf eine einsame Insel nehmen dürften, wäre es wohl das aus dem Jahr 1985 gegen die Celtics um das famose Dreigestirn bestehend aus Larry Bird, Kevin McHale und Robert Parish.
Mit 25 Punkten lag das Team um Rookie Patrick Ewing bereits hinten, doch angepeitscht vom Publikum im MSG kämpfte sich New York (10-19) gegen das hochfavorisierte Boston (21-7) wieder zurück. Ewing legte 32 Punkte sowie 11 Rebounds auf und hatte sogar in der zweiten Verlängerung noch die Körner, das sensationelle Comeback mit dem Sieg zu krönen. Ein Highlight, an das sich Knicks-Fans gerade in diesen Jahren mit einem Lächeln zurückerinnern.