NBA

Doppelschlag aus dem Windschatten

Die Mavs hoffen auch in diesem Sommer auf den dicken Fisch
© getty

Die Dallas Mavericks können in den letzten fünf Jahren nicht gerade auf ruhmreiche Offseasons zurückblicken. Der negative Höhepunkt war die Saga um DeAndre Jordan im Sommer 2015. Dieses Jahr könnte alles anders werden - es winken sogar zwei echte Hauptgewinne. SPOX blickt auf die Free-Agent-Ziele der Mavs, ordnet ihre Chancen ein und macht Vorschläge.

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Die Liste der namhaften Free Agents, die Mark Cuban und Co. in den vergangenen Jahren nach Big D locken konnten, ist kurz. Ein kleiner Abriss, bei wem Dallas trotz angesetzter Meetings alles abgeblitzt ist: Deron Williams (2012), Dwight Howard (2013), Chris Paul (2013), LeBron James (2014), Carmelo Anthony (2014), LaMarcus Aldridge (2015) und DeAndre Jordan (2015).

Gerade der letzte Name reißt bei Dallas-Fans noch immer alte Wunden auf. Diesen Sommer versuchen Mark Cuban und Donnie Nelson wie eh und je, Dirk Nowitzki eine schlagkräftige Truppe an die Seite zu stellen. Das Ziel wie immer: die Playoffs.

Doch das x-te frühe Ausscheiden der Mavs - in diesem Fall gegen Oklahoma City - hat auch dem Dirkster keinen Spaß gemacht. "Seit dem Titel waren wir eigentlich immer nur gut genug für die erste Playoff-Runde", so Nowitzki, dessen verbleibende Zeit in der NBA mit nunmehr 38 Jahren begrenzt ist.

Was kostet die Welt?

Neue Spieler müssen her - und zwar bitte welche, die das Team wieder zu einem Contender machen. Aufgrund des ansteigenden Salary Cap hat Dallas finanziell die Möglichkeit, gleich zwei Spieler mit Maximalverträgen auszustatten. Doch natürlich sitzt die Kohle auch bei allen anderen Franchises in diesem Sommer extrem locker.

In den vergangenen Jahren ergatterten die Mavs in der Regel nur Trostpreise, aus denen dann mit Rick Carlisles Hilfe eine solide Truppe aufgebaut wurde. Chandler Parsons sowie der im letzten Sommer verpflichtete Wesley Matthews schlugen - auch aufgrund ihrer Verletzungen - ebenfalls nicht wirklich ein.

Nun steht also eine neue Free Agency vor der Tür - und wenn am Freitag um 0 Uhr Westküstenzeit die Kommunikation zwischen Teams und Spielern beginnen darf, schaut die halbe Liga auf Kevin Durant. Dallas nicht. Und genau das könnte ein entscheidender Vorteil sein.

Hassan for President

Ganz oben auf der Prioritätenliste der Mavericks steht eben nicht KD, sondern Hassan Whiteside. Der Center der Heat legte in den vergangenen zwei Jahren einen kometenhaften Aufstieg hin und kam in der abgelaufenen Saison auf 14,2 Punkte, 11,8 Rebounds sowie 3,7 Blocks. Und das alles in durchschnittlich nur 29 Minuten auf dem Parkett.

Aber nicht nur von den Statistiken ist Whiteside ein ähnlicher Typ wie Jordan, es gibt noch eine andere für Dallas interessante Parallele: Der 27-Jährige möchte in der Free Agency umworben werden, möchte sein Ego massiert bekommen und hören, wie geil er ist.

Die Tatsache, dass die Heat ein Treffen mit Durant organisiert und ihn damit zu ihrem Top-Ziel gemacht haben, kann Whiteside nicht schmecken. Er möchte für eine Organisation die uneingeschränkte Priorität sein. Das spielt Dallas in die Karten und so sickerte bereits durch, dass die Mavs das erste Team sein werden, das Whiteside in der Nacht zum Freitag ab 00.01 Uhr umgarnen darf.

"Ich bin ein Geschäftsmann"

Bei seinem neuen Vertrag legt Whiteside ohne Zweifel Wert aufs Geld: "Ich bin ein Geschäftsmann, der Basketball spielt. Ich glaube wirklich nicht, dass es dabei um Loyalität geht. Es geht darum, die beste Situation für mich selbst zu finden", so der Spätstarter, der sich noch mit 25 Jahren mit ungarantierten Verträgen und in der D-League rumschlagen musste.

Das klingt nicht gerade so, als würde er Miami einen Rabatt gewähren. Zudem ließ er bereits verlauten, dass er auch Faktoren wie die Einkommenssteuer in seiner Rechnung berücksichtige. Noch ein Pluspunkt für Dallas, denn in Texas müssen Privatpersonen im Normalfall keinen Cent an den Staat abdrücken.

Über das Gehalt müssen die Mavs und Whiteside ohnehin nicht verhandeln. Mark Cuban wird allerhöchstens ein Wort sagen: "Max." Denn dass der Center am Ende der Free Agency einen Maximalvertrag unterschreibt, ist so sicher wie ein Elbow-Jumper von Nowitzki.

Hollywood lockt

Die Konkurrenz ist überschaubar. Neben Miami buhlen angeblich noch die Celtics, Lakers, Trail Blazers und Hornets um die Dienste des 2,13-Meter-Mannes. Doch Boston hat wie die Heat das KD-Problem. Charlotte hat zwar Michael Jordan, aber weder einen attraktiven Markt noch ein wirklich attraktives Team. Los Angeles ist der gefährlichste Mitbewerber der Mavs, der zusätzlich auch noch Hollywood-Glamour bieten kann. Für einen Geschäftsmann durchaus verlockend.

Portland klingt auf den ersten Blick nach einer guten Option, doch in Oregon ist man auch hinter Dwight Howard her. Dazu haben die Blazers in Damian Lillard bereits einen Franchise-Player, mit C.J. McCollum einen Co-Star. Letzteres möchte Whiteside aber nicht sein. Wie einst DeAndre Jordan zieht er aus, um bei einem Team die erste Option und zum All-Star zu werden. Im Gegensatz zu Jordan stehen die Chancen, dass er diesen Weg in Dallas bestreitet, nicht schlecht.

Athletische Alternativen

Sollte sich Whiteside für eine andere Stadt entscheiden, gibt es einige Alternativen für die Fünf. Ein Beispiel wäre Al Horford, doch der Center wird eher von anderen Franchises als Plan A ins Visier genommen. Schwer vorstellbar, dass die Mavs ihn verpflichten können, sollten sie bei Whiteside scheitern.

Bismack Biyombo (Toronto Raptors), Festus Ezeli (Golden State Warriors, restricted) oder Ian Mahinmi (Indiana Pacers) wären athletische und günstigere Lösungen. Ein weiteres Jahr mit Zaza Pachulia eine andere, aber ernüchternde.

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