Die ganze Saison hängt an einem einzigen Spiel! NBA Finals, Game 7! Was spricht für die Golden State Warriors? Und warum holen die Cleveland Cavaliers den Titel? Zwei SPOX-Redakteure liefern Argumente für beide Teams, bevor ab 2 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE die Entscheidung auf dem Court gefällt wird.
nbaWarum die Warriors gewinnen werden:
Klar, das vielbeschworene "Momentum" liegt bei den Cavaliers, nach zuletzt zwei Siegen in Folge. Aber wieviel das letzten Endes zu bedeuten hat, haben wir in diesen Finals doch schon zur Genüge beobachtet. Nach Spiel 2: "Oh, die Warriors machen das ganz locker!" Nach Spiel 3: "Hey, die Cavs können doch mithalten!" Nach Spiel 4: "War klar, die Dubs machen es in fünf." Und jetzt, nachdem fast eine Woche lang nur über die Stärken der Cavs und die Schwächen der Warriors gesprochen wurde, hat der König schon wieder die Hand an der Krone.
Das geht alles ein bisschen zu schnell. Fakt ist: Man kämpft 82 Spiele lang um den Heimvorteil in den Playoffs. Weil er eben doch etwas bedeutet. Und dieser Heimvorteil geht an Golden State. Seit 1978 (Bullets) wurde Game 7 in den Finals nicht mehr vom Auswärtsteam gewonnen. Die Oracle Arena ist nicht umsonst ein Tollhaus, und Cleveland hat dort zuletzt bekanntlich zwei Klatschen kassiert und nur einmal gewonnen - im Spiel ohne Draymond Green.
Das sollte sich vor allem auf die Rollenspieler der Warriors positiv auswirken, die spielen bekanntlich daheim besser als auswärts. Bei Steph Curry und Klay Thompson funktionierte es ja zuletzt, und vom eigenen Publikum angefeuert dürften auch ihre Sidekicks wieder etwas befreiter aufspielen. Wirft Harrison Barnes wieder 2/22 wie in den letzten beiden Spielen? Oder Shaun Livingston 4/13? Kaum vorstellbar.
Klar, der Druck ist hoch - die Rekordsaison wäre ohne Titel am Ende plötzlich nicht mehr viel wert. Aber ist der Druck wirklich höher als bei den Cavs? Die Dubs haben ihren Titel bereits - doch auf den Gästen ruhen die jahrzehntealten Hoffnungen einer "verfluchten" Stadt. Das sollte man nicht unterschätzen. Über LeBron gibt es keine zwei Meinungen. Aber gerade die Rollenspieler und Kyrie Irving haben fast alle erst dann groß aufgespielt, als sie nichts mehr zu verlieren hatten. Am Abend, im wichtigsten Spiel ihrer Karriere, vor einer aufgeputschten, feindlichen Menge sieht das schon wieder ganz anders aus.
Golden State bringt in dieser Hinsicht als Team mehr Erfahrung mit. In der letzten Runde hat man ja schließlich schon ein Spiel 7 daheim absolviert - ein Spiel, in dem der Druck ebenfalls enorm war, gegen ein herausragend gutes Team. Und zwar kein Blowout, sondern ein enges Spiel. Und was passierte? 36 Punkte von Steph, 21 von Klay, Draymond als Mädchen für alles. Das Team kann mit Druck umgehen, das Team braucht diesen Druck. Einen Schlendrian wird es in Game 7 nicht geben.
Klar, die Minuten von Andrew Bogut fehlen. Aber Coach Steve Kerr muss in diesem allerletzten Saisonspiel keine Rücksicht mehr nehmen und kann voll auf das "Death Lineup" setzen, zumal die Rückenprobleme von Andre Iguodala ihn nicht außer Gefecht setzen werden. Ebenso, wenn es bei Barnes nicht laufen sollte: Kerr ist im Vergleich zu Lue immer noch der erfahrenere und auch bessere Coach, er wird sich etwas einfallen lassen. Draymond wird ohne Angst vor einer Sperre alles raushauen. Und die 25.000 Dollar Strafe für die Referee-Schelte dürften, ähnlich wie bei Tyronn Lue früh in der Serie, gut angelegt sein. Foul Trouble wird es für Steph diesmal ganz sicher nicht geben.
nbaWarum die Cavaliers gewinnen werden:
Jetzt sind wir also an einem Punkt, mit dem niemand vor Beginn der Playoffs auch nur gerechnet hätte. Spiel 7 in den Finals. Das bedeutet, die Warriors sind nicht ungeschlagen zum Titel marschiert, liegen nicht schon lange an den Stränden dieser Welt und genießen ihren Urlaub.
Vielmehr müssen sie sich mit einer Bestie namens LeBron herumschlagen. Denn wieder einmal haben es die Cavaliers einzig LeBron James zu verdanken, dass sie immer noch im Titelrennen sind, dass sie nach einem 1-3-Rückstand immer noch die Chance haben, die erste Meisterschaft in der Franchise-Historie einzufahren.
James will die erneute Niederlage einfach nicht akzeptieren. Zwei Matchbälle der Warriors wehrte er jeweils mit übermenschlichen 41-Punkte-Performances bereits ab. Und so sehr Golden State versuchen wird, ihn zu stoppen, LeBron wird in der Lage sein, eine ähnliche Monsterleistung abzuliefern.
Cleveland war nie dichter an einer Meisterschaft und King James wird wirklich alles dafür geben, seiner Heimat diesen Titel zu schenken. Dafür lebt er seit Beginn seiner Karriere, daran ändert auch sein Ausflug nach Miami nichts.
Die Verletzung von Andre Iguodala spielt LeBron dabei in die Karten. Iggy ist einer der wenigen Spieler, die James über Phasen kontrollieren können, aber nicht mit einer schmerzenden Rückenverletzung. Natürlich braucht es mehr als einen Superstar im Außerirdischen-Modus, aber LeBron in der Form ist eben ein Faustpfand auf dem Weg zum Titel.
Diesen Level erreichte er zwar schon im Vorjahr, aber nun hat er mit Kyrie Irving zumindest einen beständigen Sidekick und dazu Rollenspieler, die eben das machen, was sie sollen und das mehr als ordentlich. Bei aller brutalen Dominanz muss er anders als im Vorjahr nicht alles komplett alleine reißen.
Zusammen mit Irving hat er das Momentum auf Seiten der Cavs gezogen und dieses Momentum scheint in den Finals mehr zu wiegen, als ein Heimrecht in Spiel 7. Die Statistiken sprechen eine andere Sprache, aber beide Seiten betonten immer wieder, dass es egal ist, wer in welcher Halle spielt. Beide Mannschaften sind zu gut, um sich davon beeinflussen zu lassen.
spoxWer nach dieser Aufholjagd in den letzten beiden Spielen ein siebtes und entscheidendes Spiel erzwingt, geht einfach mit einem besseren Gefühl in die Partie als der Gegner. Da können die Warriors noch so viele Parolen schwingen. Die mentale Komponente spricht klar für Cleveland. Und auch sportlich haben die Cavs bewiesen, dass sie Paroli bieten können.
Sie lassen Stephen Curry längst nicht so zur Entfaltung kommen, wie er es in seiner irrsinnigen Regular Season konnte. Dass dies auch an ihm nagt, bewies er mit seiner Hinausstellung in Spiel 6. Das "Death Lineup" der Warriors ist längst nicht so wirkungsvoll, vielmehr haben sich die Cavs Golden States fehlende Größe zu Nutzen gemacht und den Meister in der Zone zuletzt komplett dominiert. Defensiv spielt Cleveland nun auf einem ganz anderen Level als zu Beginn der Finals.
Die Cavaliers sind einen Sieg von ihrer ersten Meisterschaft entfernt, einen Sieg vom größten Comeback in der Finals-Geschichte. Und ein Wort reicht aus um zu erklären, warum sie es schaffen können: LeBron!