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Challenge accepted…

Von Philipp Jakob
Lebron James erzielte in den letzten beiden Partien jeweils 41 Punkte
© getty

Er spielt überragend, bricht Rekorde am Fließband und will Historisches schaffen. LeBron James steht in den Finals gegen die Golden State Warriors auch nach dem 115:101-Sieg vor einer gewaltigen Herausforderung. Teil eins und zwei hat LBJ auf noch nie dagewesene Weise gemeistert. Die dritte Prüfung wartet in Spiel 7 in der Nacht von Sonntag auf Montag (ab 2 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE).

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Es waren kaum mehr als drei Minuten gespielt, da setzte es schon das erste Ausrufezeichen. LeBron James forcierte mit seiner starken Defense einen Turnover der Warriors und sprintete sofort in Richtung des gegnerischen Korbs. Der King bekam den Spalding perfekt in den Lauf serviert und schloss mit einem krachenden Dunk ab - der erste von vielen an diesem Abend.

Die Fans in der Quicken Loans Arena waren aus dem Häuschen. LeBron lieferte nicht nur bestes Material für die Highlight-Pakete, sondern brachte seine Cavs auch noch mit 6:0 in Front. Als das Scoreboard kurze Zeit später eine 31:9-Führung für die Hausherren anzeigte, gab es erst recht kein Halten mehr. Der Start war geglückt. Der erste Schritt in Richtung der Geschichtsbücher der NBA war erfolgt.

Mit dem Rücken zur Wand

Noch vor wenigen Tagen war der Ausdruck "mit dem Rücken zur Wand" fast noch eine Untertreibung, wenn man die Situation der Cavaliers beschreiben wollte. Nachdem die ersten beiden Spiele der Finals mit insgesamt 48 Punkten Unterschied verloren gingen, schrieben schon viele Experten LeBron und Co. ab. Spätestens als sich Golden State die 3:1-Führung sicherte, rechnete keiner mehr mit dem ersten Titel der Franchise-Historie. Immerhin hat noch nie ein Team einen 1:3-Rückstand in den Finals gedreht.

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All diese Experten haben die Rechnung ohne LeBron James gemacht. Der 31-Jährige zeigte schon in der Vergangenheit, dass er ein Team zur Not auch im Alleingang zum Sieg tragen kann. Die Boston Celtics mussten beispielsweise diese schmerzhafte Erfahrung machen, als LeBron 2012 die Kelten in Spiel 6 mit 45 Punkten und 15 Rebounds erledigte. Was folgte war die erste Meisterschaft des Königs.

Die Meisterschaft ist auch dieses Jahr das Ziel, die Situation nur noch viel aussichtsloser als damals - eine Herausforderung ganz nach LeBrons Geschmack. "LeBron ist einfach LeBron. Er ist einer der Größten aller Zeiten", lobt Cavs-Coach Tyronn Lue seinen absoluten Superstar. "Wir waren mit dem Rücken zur Wand und er hat uns getragen." Und das nicht zum ersten Mal.

Auf dem Level von Legenden

Nach der bockstarken Leistung in Spiel 5 mit seinen 41 Zählern, kam LBJ in Spiel 6 erneut auf die gleiche Punkteausbeute. Damit ist er erst der fünfte Spieler in der Geschichte der NBA, der in zwei aufeinanderfolgenden Partien der Finals mindestens 40 Punkte auflegt. Die Anderen? Jerry West, Rick Barry, Michael Jordan und Shaquille O'Neal.

Rick Barry: Der gehasste Held

Doch damit noch lange nicht genug. Zusätzlich zur Scoring-Last, die James auf seinen Schultern trug, verteilte er auch noch 11 Assists, schnappte sich 8 Rebounds und kam auf 4 Steals sowie 3 Blocks. LBJ ist erst der zweite Spieler, der in den Finals mindestens 40 Zähler und 10 Vorlagen auflegte (nach Jerry West).

Ein Allrounder in Bestform

Und immer noch nicht genug: Als die Warriors gegen Ende des dritten Viertels kurz davor waren, das Spiel eng zu gestalten, drehte James nochmal so richtig auf. Von den 36 Punkten, die Cleveland in diesem Abschnitt erzielte, war LeBron an 35 direkt beteiligt. Entweder er punktete selbst oder er gab die Vorlage. Wie gesagt, der King wollte absolut nicht verlieren.

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"Er spielt großartig", musste auch Stephen Curry zugeben. "Er ist mit seinen Aktionen der Game-Changer und verhilft seinem Team zum Sieg." Das geschah an diesem Abend auf ganz unterschiedliche Weise. Ganz abgesehen von seinem Scoring, dominierte James auch in der Defense (laut ESPN Stats & Information trafen die direkten Gegenspieler keinen ihrer 7 Feldwurfversuche) und band seine Mitspieler hervorragend mit ein.

Thompson > Green

Größter Profiteur war dabei Tristan Thompson. Der Big Man der Cavaliers überzeugte von der ersten Minute an mit seiner Energie, mit der er sowohl unter den Brettern wütete als auch jeden Fastbreak mitlief. Ein ums andere Mal belohnten ihn seine Mitspieler für diesen Einsatz mit passgenauen Anspielen an den Ring. So hämmerte Thompson den Warriors einen Alley-oop nach dem anderen durch die Reuse.

Am Ende standen 15 Punkte und 16 Rebounds auf der Habenseite des 25-Jährigen. Dank Thompson entschieden die Cavs das Rebound-Duell für sich (54:48) und erzielten deutlich mehr Punkte in der Painted Area als die Gäste aus der Bay Area (42:30). Außerdem war das Small-Ball-Lineup mit Thompson als alleinigem Big Man auf dem Parkett höchst effizient. Einen Plus/Minus-Wert von +27 hatten die Cavs mit dieser Aufstellung auf dem Konto - obwohl Draymond Green auf der Gegenseite wartete.

Der Einfluss des 26-Jährigen hielt sich aber stark in Grenzen. Cleveland war dank geschickter Pick & Rolls, einem guten Transition-Game und der Brillanz von LeBron James in der Lage, immer wieder Lücken in der Warriors-Defense auszumachen und diese gnadenlos zu bestrafen. Es kommt nicht von ungefähr, dass LBJ 10 seiner 13 Würfe in der Zone versenkte und dazu noch 5 Assists in direkter Ringnähe verteilte.

Reicht die Kraft?

Es war Golden State schlicht und einfach nicht möglich, den Forward zu verteidigen, ihn auch nur einzuschränken. Das spricht vielmehr für die Klasse des viermaligen MVP als gegen die Warriors. Auch die (zugegebenermaßen recht selten eingesetzten) Double-Teams stellten für Lebron kein Problem dar. Entweder fand er den offenen Mitspieler oder er setzte in allerbester Nowitzki-Manier zum Fade-Away-Jumper an - der natürlich meistens saß.

Allerdings: Die hervorragenden Leistungen in Spiel 5 und Spiel 6 hinterlassen ihre Spuren am Körper des 31-Jährigen. Gegen Ende der Partie wirkte James in manchen Situationen ausgelaugt. Auf der Bank nahm er trotzdem erst Platz als das Spiel mit hundertprozentiger Sicherheit entschieden war. "Als gegen Ende des dritten Viertels unsere gesamte Saison auf der Kippe stand, sagte er: 'Ich gehe jetzt nicht raus'", erklärte Ty Lue. "Ich hatte aber eh nicht vor, ihn herauszunehmen." Dafür sind die Cavaliers viel zu abhängig von James.

Die Geschichtsbücher im Blick

Das könnte sich auf Dauer rächen. Andererseits steht in der Nacht von Sonntag auf Montag das definitiv letzte Spiel der Saison an (ab 2 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE). Auch da wird LeBron nochmals alles geben, um die letzten Schritte in die Geschichtsbücher zu schaffen. Dass sein Team erst das dritte Team ist, das nach einem 1:3-Rückstand in den Finals ein Spiel 7 erzwingen konnte, dürfte dem King relativ egal sein.

Das Ziel ist die Meisterschaft. Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung. Doch LeBron James hat die Cavaliers aus einer aussichtslosen Situation wieder in eine gute Ausgangslage geführt. Wer weiß, wozu er jetzt noch im Stande ist...

Der Spielplan im Überblick

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