SPOX: Herr Schröder, das letzte Mal haben wir uns Mitte März in Atlanta getroffen. Seitdem hat sich Ihre Rolle entscheidend verändert. Die Hawks haben Jeff Teague nach Indiana getradet und Ihnen damit den Weg frei gemacht. Was bedeutet dieser Schritt für Sie?
Schröder: Das ist ein Riesenschritt für mich. Es bedeutet mir extrem viel, dass die Hawks und vor allem die Coaches mir auf diese Weise ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Ich habe jetzt eine sehr wichtige Saison vor mir, in der ich zeigen muss, was ich kann.
SPOX: Ihre Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Wie war der Moment, als Sie davon erfahren haben, dass Jeff Teague getradet wird?
Schröder: Die Situation war ziemlich kurios. Ich war zu der Zeit gerade in Deutschland mit dem Auto unterwegs und mit den Gedanken gerade gar nicht bei den Hawks. Dann spielt auf einmal mein Handy verrückt und ich frage mich, woran das liegt. (lacht) Mir haben plötzlich alle möglichen Leute bei Facebook und Instagram geschrieben und ich hatte keine Ahnung, was los war. Dann hat mich mein Agent angerufen und mir gesagt, dass die Hawks Teague getradet haben.
Hawks-Offseason: All in für Schröder
SPOX: Und wie war Ihre erste Reaktion?
Schröder: Ich habe das am Anfang nicht geglaubt und immer wieder gesagt, das ist doch viel zu früh. Um sicher zu gehen, habe ich dann direkt auf der Homepage der Hawks nachgeschaut. Ich wollte Gewissheit haben, aber da stand es dann klar und deutlich. Ich kann das bis jetzt eigentlich immer noch nicht glauben, dass ich Starter sein werde.
SPOX: War Ihnen sofort klar, dass Sie mit dem Abgang von Teague zum Starter werden?
Schröder: Ja, das war klar. Es war immer eine Entscheidung zwischen Teague und mir.
SPOX: Spüren Sie denn schon Veränderungen? Werden Sie von den Medien oder den Fans schon anders wahrgenommen?
Schröder: In Atlanta sind die Leute, denen ich so begegnet bin, eigentlich ziemlich glücklich. Klar hatte auch Jeff viele Fans, er hat dort schließlich acht Jahre lang gespielt. Aber mein erster Eindruck war sehr positiv.
SPOX: Auf Ihre Geschicke und Fähigkeiten wird es in der kommenden Saison besonders ankommen. Haben Sie mit Coach Budenholzer schon darüber gesprochen, wie sich Ihre Rolle nun verändern wird?
Schröder: Wir haben direkt nach dem Trade telefoniert. Er hat mir gesagt, dass es eine Riesenchance für mich ist und dass er fest daran glaubt, dass ich es meistern werde. Er hat aber auch gesagt, dass das erst der Anfang ist. Ich soll nicht aufhören zu arbeiten, aber das habe ich ohnehin nicht. Ich konnte es vom Moment des Trades an kaum erwarten, nach Atlanta zurückzukehren, um dort mit dem Coach und meinem Team zu arbeiten.
SPOX: Durch diese neue Rolle wächst natürlich auch der Druck auf Ihre Person. Wie sehr beschäftigt Sie das?
Schröder: Druck? (lacht) Über solche Dinge mache ich mir keine Gedanken. Ich spiele einfach mein Spiel. Das war bisher immer mein Erfolgsrezept und daran werde ich auch jetzt nichts ändern. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob man Starter ist oder von der Bank kommt.
SPOX: Wo wir grade bei Druck sind: Teague hat es als Starting Point Guard der Hawks zum All-Star geschafft. Sie sind erst 23, ist es dennoch ein Ziel, das sie auf dem Radar haben?
Schröder: Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Spätestens in drei Jahren will ich All-Star sein. Es ist mein Anspruch, einer der besten Point Guards in der NBA zu werden. Dafür werde ich alles tun.
SPOX: Vor der vierten Saison können Spieler vorzeitige Vertragsverlängerungen mit ihren Teams aushandeln. Gab es in dieser Hinsicht schon Gespräche mit den Hawks?
Schröder: Ja, da gab es schon Gespräche zwischen meinem Agenten und den Verantwortlichen der Hawks. Nach dem Trade von Teague ist es relativ wahrscheinlich, dass wir noch in diesem Jahr unterschreiben werden. Mich würde es auf jeden Fall freuen, das schon in diesem Jahr fix zu machen. Aber man kann nie wissen, was passiert.
SPOX: Sie haben in Atlanta eine Bar aufgemacht und wohnen dort seit drei Jahren. Kann man davon ausgehen, dass Sie noch lange in Atlanta bleiben werden?
Schröder: Der neue Vertrag wäre auf vier Jahre datiert und ich spiele schon seit drei Jahren in Atlanta. Solange die Hawks mit mir zufrieden sind, sehe ich keinen Grund wegzugehen. Mir gefällt es dort, ich fühle mich bei den Hawks als Teil einer Familie.
SPOX: Personell hat sich bei den Hawks allerdings einiges getan. Mit Al Horford hatten Sie auf und neben dem Court eine sehr gute Chemie. Inwiefern wird sich sein Fehlen bemerkbar machen?
Schröder: Es wird ein komplett anderes Spiel für uns werden. Horford konnte Dreier werfen oder auch zum Korb ziehen. Dwight Howard hingegen ist ein athletischer Big Man, der von Korb zu Korb sprintet. Das kommt meiner Spielweise natürlich sehr entgegen, weil ich immer Tempo machen will. Howard hilft mir dabei und macht gehörig Druck auf den Korb. So werden sich auf jeden Fall viele Optionen für unsere Werfer bieten und auch ich erhoffe mir Platz, um selbst am Korb zum Abschluss zu kommen. Klar ist: Es wird ein komplett anderer Spielstil sein.
SPOX: Konnten Sie Horfords Entscheidung verstehen, nach Boston zu wechseln? Haben Sie seitdem miteinander gesprochen?
Schröder: Das ist allein seine Entscheidung und eben das Geschäft. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe es nicht wirklich verstanden, warum er abhaut. Er hatte hier bei den Hawks eigentlich alles, das hat er mir in Gesprächen auch immer wieder gesagt. Insofern hat es mich schon ziemlich überrascht, dass er sich stattdessen für Boston entschieden hat.
SPOX: Das klingt, als nähmen Sie ihm seinen Abschied ein wenig übel?
Schröder: Nein, es war, wie gesagt, seine Entscheidung. Und für mich bleibt Horford ein Riesen-Typ, von dem ich viel gelernt habe. Immer wenn er die Umkleidekabine betreten hat, war sofort eine positive Energie im Raum. Er hat immer jeden einzeln begrüßt. Ich weiß, dass das die Stars bei anderen Teams nicht so machen. Die kommen oft rein, setzen sich, ohne ein Wort zu sagen und wollen ihre Ruhe. Al dagegen hat immer jeden Einzelnen mit Respekt behandelt und das ist etwas, das ich mir von ihm abgeschaut habe. Ich habe von ihm viel über den Umgang mit Menschen gelernt. Es ist auf jeden Fall ein schwerer Verlust für uns, aber wie gesagt, ich kann ihm seine Entscheidung nicht übel nehmen.