"Westbrook ist kein Top-3-MVP-Kandidat"

Ole FrerksMartin Klotz
16. Februar 201714:50
Stephen Curry, Dirk Nowitzki, Carmelo Anthony, James Harden - vier Protagonisten der Triangle-Offense!spox
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Erreichen die Mavericks nach ihrem Seuchenstart etwa doch noch die Playoffs? Wer kann den Cavaliers im Osten gefährlich werden? Wird Carmelo Anthony noch getradet - und wer hat bei den Warriors die Hosen an? Wer ist der MVP zum All-Star Break (das gesamte Wochenende live und auf Abruf bei DAZN)? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit DAZN-Kommentator Alex Schlüter und NBA-Experte Sean Deveney von Sporting News.

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Washington ist im Osten die größte Bedrohung für Cleveland

Sean Deveney: Da muss ich direkt widersprechen. Ich stimme zu, dass Washington in letzter Zeit sehr stark auftritt und sich im Vergleich zum Saisonbeginn unheimlich gesteigert hat, die schwache Auswärtsbilanz von 9-14 kann ich aber nicht ignorieren. Zumal ihr Restprogramm hart ist: Sie haben einmal 13 von 18 Spielen in fremder Halle, zwei Trips an die Westküste stehen auch noch an - und bisher waren sie außerhalb der Hauptstadt einfach nicht gut. Deswegen werden sie Boston meiner Meinung nach auch nicht überholen. Stand jetzt würden sie dann in der zweiten Runde eine Serie ohne Heimvorteil gegen die Celtics bestreiten müssen - und da wäre meiner Meinung nach Endstation.

Martin Klotz: Siehst du das wirklich so deutlich, Sean? Wenn die Wizards das Feuer, das gerade in Washington brennt, mit in die Postseason nehmen können, sehe ich sie auf Augenhöhe mit den Celtics. Und in einer Serie über sieben Spiele könnte wirklich der Heimvorteil entscheiden. Denn zu Hause spielen Wall und Co. mit ungemein breiter Brust. Einer der Vorteile der Celtics ist zwar die Tiefe, aber die spielt in den Playoffs eine geringere Rolle, weil die Rotationen bekanntlich schrumpfen. Und eine Starting Five mit Wall, Beal, Porter, Morris und Gortat kann wirklich Schaden anrichten.

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Deveney: Da stimme ich dir zu! Ich glaube auch nicht, dass es ein Spaziergang für Boston wäre, im Gegenteil. Es könnte eine richtig gute Serie werden. Aber da würde ich Boston vorne sehen - sie haben absolute Edelverteidiger in Crowder und Bradley, dazu eine gute Bank und natürlich Isaiah Thomas. Der Junge ist in dieser Saison so unfassbar clutch, dass er auch in den Playoffs den Unterschied machen könnte. Und so gut Beal und Wall auch sind, Go-to-Scorer dieser Art sind sie für mich nicht.

Ole Frerks: Richtig, Sean. Als bekennender Celtics-Fan macht mir eigentlich nur Folgendes Sorgen: Wie wird Thomas in der Defense versteckt? Wenn die Wizards ihre Starting Five am Start haben, gibt es dafür keinen logischen Kandidaten, seitdem aus Porter ein verlässlicher Offensiv-Spieler geworden ist. Thomas gegen Wall oder Beal wäre eine Katastrophe, zumal Boston ja immer noch ein Rim-Protector fehlt. Nichtsdestotrotz sehe aber auch ich die Celtics als zweitstärkste Kraft im Osten, da ich von ihnen noch mindestens einen kleineren Trade erwarte, um die Schwächen in der Defense und beim Rebound etwas zu beheben. Ich habe vor der Saison schon gesagt, dass ich ihnen sogar den First-Seed zutraue, und da Kevin Love nun wirklich länger ausfällt, stehen die Chancen dafür nicht so schlecht. Weit weg sind sie ja jetzt schon nicht mehr. Wir stimmen aber überein, dass der Seed im Endeffekt egal ist, solange Cleveland in den Playoffs einigermaßen fit ist, oder? Mehr als zwei Siege in einer Serie traue ich den Celtics leider immer noch nicht zu. Den anderen Teams auch nicht, trotz des unfassbar einseitigen Ibaka-Trades.

Deveney: Ja. Auch wenn den Cavs auf jeden Fall noch ein Backup-Point-Guard wie etwa Deron Williams fehlt, wären sie mit ihrer Big Three weiterhin der Favorit, wahrscheinlich auch nur mit LeBron und Kyrie. Ganz egal, ob sie auf Platz eins oder vier starten.

Alex Schlüter: Auch wenn Boston momentan gut mit dabei ist, würde ich mein Geld in einer Serie trotzdem lieber auf Washington oder auch die zuletzt schwächeren Raptors setzen. Toronto und die Wizards sind ja im Grunde auch sehr ähnliche Teams - mit dominierendem Backcourt, 3&D auf Small Forward und einem soliden Center. Toronto war zuletzt zwar mies, der Ibaka-Trade dürfte den Raptors aber wieder Auftrieb verschaffen, zumal ihre Bank dadurch ebenfalls aufgewertet wurde. Das ist aber eine theoretische Überlegung, denn tatsächlich würde ich auf kein Team im Osten gegen Cleveland Geld setzen. Ganz so groß kann die Gefahr daher also nicht sein.

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New York findet vor der Deadline keinen Abnehmer für Melo

Ole Frerks: Es sieht auf jeden Fall stark danach aus. Ich werde ja langsam schon müde, über Phil Jackson zu meckern, aber hier muss ich es leider wieder tun: Er hat diese Situation wirklich legendär verhunzt. Es ist ja kein Problem, dass er Melo loswerden möchte, dafür ist die Zeit ohnehin längst reif. Aber dass er das so offen und ungeschickt kommuniziert hat, hat die Knicks wiederum in eine unmögliche Lage gebracht. Wer würde ihnen denn jetzt noch ein ansprechendes Angebot machen, wo jeder weiß, dass die Knicks ihn unbedingt traden möchten? So stachelt man nicht unbedingt einen Krieg zwischen Bietern an. Es gibt sowieso kaum Teams, die Melo wirklich gebrauchen könnten, zumal er noch bis 2019 ein Großverdiener bleiben wird. Aber selbst wenn ein verzweifeltes alias dummes Team (Sacramento zum Beispiel) ein Mega-Angebot machen würde, hätte New York davon nichts - Jackson musste Melo ja unbedingt noch eine No-Trade-Klausel geben! Ich sehe für den Moment keinen Ausweg aus dieser lästigen Situation und das wird sich auch frühestens im kommenden Sommer ändern, wenn Jax keinen Bock mehr hat. Toll gemacht.

Sean Deveney: Ich teile deine Kritik an Jax, Ole. Fairerweise möchte ich aber hinzufügen, dass er wohl von Anfang an nicht unbedingt ein riesiger Fan von Melo war und ihm diesen Vertrag eigentlich nicht geben wollte. Dieser Instinkt hat sich mittlerweile als absolut richtig erwiesen. Es wäre jedoch damals in New York ein Skandal gewesen, wenn er mit seiner ersten Amtshandlung den einzigen Star vom Hof gejagt hätte. Da war von Anfang an Politik im Spiel. Und jetzt ist die Situation einfach noch dadurch erschwert, dass Melo schneller gealtert ist als angenommen.

Alex Schlüter: Für mich ist das Problem einfach die Art, wie Anthony Basketball spielt. Kein Spieler in der NBA macht den Ball so langsam wie Melo. Welches Team, das über eine halbwegs funktionierende Offense verfügt, will schon das Risiko eingehen, sich all das mit einer einzigen Personalie zu versauen? Eigentlich kommen für mich nur die Clippers in Frage, wenn sie sich eingestehen, dass sie mit der aktuellen Rotation auch in diesem Jahr keine realistische Chance auf die Finals haben. Aus dieser Perspektive betrachtet, wäre bei L.A. das Risiko tatsächlich am geringsten. Funktioniert Melo mit einem Floor General wie Chris Paul, könnte er der entscheidende Baustein sein, um die Franchise auf den höchsten Level zu pushen. Funktioniert er nicht, dann gibt es das nächste frühe Playoff-Aus - aber das kennt man ja von den Clippers.

Deveney: Da Cleveland nicht wirklich die Assets hat und Melo einem Trade bekanntlich zustimmen muss, sehe ich die Clippers auch als das einzig realistische Ziel, sollte vor der Deadline noch etwas passieren. Aber es hakt wohl daran, dass Doc Rivers nicht davon überzeugt ist, dass Melo den Gegenwert von J.J. Redick und weiteren Spielern tatsächlich noch hat. Diese Zweifel kann ich gut verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Melo neben Blake Griffin und DeAndre Jordan in einem Frontcourt funktionieren würde.

Martin Klotz: Seien wir doch mal ehrlich, Leute: So richtig funktionieren wird Melo in keinem Team! Zumindest nicht als erste oder zweite Option. Dafür spielt er, wie Schlüti schon gesagt hat, viel zu eindimensional mit seiner Ballstopperei und seinen Isolations. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß! Eine Rolle, in der er meiner Meinung nach immer noch überragend sein könnte, ist die des Sixth Man, aber wer soll ihm das verklickern? Melo ist nicht clever genug, um diese Realität zu erkennen, dabei wäre er als Bankscorer deluxe perfekt aufgehoben in einem guten Team - also nicht bei den Knicks. Dort würde er diese Rolle freilich sowieso nicht akzeptieren, obwohl längst die Hälfte seiner Würfe an Kristaps Porzingis gehen sollte.

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Dallas wird die Playoffs doch noch erreichen

Alex Schlüter: Ich hätte vor zwei Monaten im Leben nicht daran gedacht, das hier zu sagen, aber: Ja, ich glaube, die Mavs schaffen es in die Playoffs. Von den sechs Teams, die sich um Platz acht im Westen streiten, sind die Mavs klar das formstärkste. Rick Carlisle hat mal wieder unter Beweis gestellt, dass er zur absoluten Spitze unter den NBA-Coaches gehört. Sein Small Ball gibt auch Dirk wieder einfachere Würfe in der Offensive. Überrascht bin ich, wie gut die Defense dabei funktioniert. Bei aller Huldigung, gegen die Warriors würde es dann in Runde eins wohl mit dem Besen raus gehen, aber für den Moment muss ich sagen: Die Mavs sind eine der schönsten Geschichten der laufenden Saison.

Ole Frerks: Eine schöne Geschichte ist es aus deutscher Sicht auf jeden Fall. Generell erzählt sie aber eher von einem Schneckenrennen in der Western Conference, wenn es um den letzten Playoff-Platz geht. Wie war das noch 2014, als die Suns mit 48 Siegen die Playoffs verpassten? Dieses Jahr reichen vermutlich 38 Siege - das ist nicht mehr mein Westen. Zum Thema: Zwar sind die Mavs in letzter Zeit tatsächlich gut drauf und haben mich mit ihrer Wiederauferstehung durchaus überrascht, ich weiß aber nicht, wie gut Dirk langfristig mit der Zusatzbelastung auf Center zurechtkommt und wie stabil etwa die Leistungen von Yogi Ferrell den Rest der Saison über aussehen werden. Ich würde meine Kohle eher auf die Nuggets setzen, die die beste Ausgangslage haben und seit Monaten .500-Ball spielen. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich will in den Playoffs auch lieber Nikola Jokic sehen, damit noch mehr Leute darauf aufmerksam werden, was für ein überragender Zocker das ist. Aber ich weiß schon, dass das bei uns wohl jeder anders sieht.

Martin Klotz: Ja, ich zum Beispiel! Und ich sage dir auch warum: Es macht wieder Spaß, den Mavs zuzusehen! Die Offense war mit Nowitzki noch nie das Problem, aber in letzter Zeit können sie auf einmal auch wieder verteidigen, was man seit 2011 kaum erlebt hat. Zudem liebe ich Super-Yogi! Die Mavs-Story mit Ferrell erinnert mich ein bisschen mich an Linsanity. Er hat trotz des Hypes natürlich ein paar Schwächen, aber ich sehe in ihm auf jeden Fall das Potenzial zu einem ordentlichen Sixth Man. Williams, Barea, Harris, Ferrell - um die Guard-Rotation muss sich Dallas keine Sorgen machen. Und wie Ferrell trotz seiner Größe den Kettenhund gibt, finde ich ziemlich stark. Generell glaube ich, dass wir unsere Bewertung der Mavs-Offseason nachträglich hochschrauben müssen. Barnes hat uns wohl alle überrascht, selbst seine größten Hater. Nicht wahr, Ole?

Frerks: Aber sicher. Ich esse seit Monaten nur noch seinen All-Star Burger. Im Ernst: Wenn er sich so weiter entwickelt, kann aus ihm doch noch etwas werden. Kein Franchise Player, aber auch keine Pfeife.

Klotz: Na also. Seth Curry wird ebenfalls immer besser. Ich sage es euch, das reicht für die Playoffs! Kaum ein Team spielt einen so cleveren und fehlerfreien Ball wie die Mavs. Wie Carlisle Mismatches kreiert und ausnutzt, die Pace der Reservisten hochhält und seinen Jungs vertraut - das ist erste Sahne. Sicher, viel mehr wird nicht gehen, aber allein das Ziel Playoffs noch einmal vor Augen zu haben, könnte im Kampf um Platz acht auch beim Dirkster noch einmal Senioren-Kräfte freisetzen.

Yogi Ferrell: Ein Bär mit Eiern

Sean Deveney: Ich glaube, dass die Mavs sogar die besten Karten haben. Klar, Denver liegt momentan davor und hat zuletzt auch gut gespielt, aber das ist immer noch ein extrem junges, unerfahrenes Team, das vor allem keinen guten Point Guard hat. Ich glaube, dass ihnen das noch zum Verhängnis werden könnte. Und dann kommen die Mavs ins Spiel: Sie sind extrem erfahren, haben in Barnes jemanden, der die Erwartungen komplett übertroffen hat, und jetzt, wo sie alle gesund sind, sind sie sogar tief, wie Martin schon gesagt hat. Portland, Sacramento oder New Orleans nehme ich allesamt nicht mehr wirklich ernst, sie werden sich nach und nach aus dem Rennen verabschieden. Für mich sieht es nach einem Zweikampf Dallas gegen Denver aus. Und, Ole, auch wenn ich dir in puncto Jokic absolut zustimme: Die Nuggets kommen früher oder später sowieso in die Playoffs. Deswegen drücke ich in diesem Jahr noch einmal den Mavericks die Daumen.

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Curry ist wieder das Alphatier der Warriors

Sean Deveney: Meiner Meinung nach hat er diesen Titel nie abgegeben. Vielmehr haben er und die anderen einfach eine Zeit lang alles dafür getan, dass sich Durant so wohl wie möglich fühlt. Und das war smart! Ich glaube, dass sich dieser Schritt in den Playoffs für sie extrem auszahlen wird. Gewissermaßen haben sie Curry sogar ein wenig versteckt und, da er in den letzten beiden Jahren jeweils am Ende der Saison platt war und sie das in dieser Saison unbedingt vermeiden wollen - und wohl auch können. Dafür holt man ja jemanden wie Durant. Ich denke, es war von Anfang an der Plan, Steph in diesem Jahr für die Playoffs frisch zu halten.

Ole Frerks: Ich stimme dir nur in Teilen zu, Sean. Sicherlich hatten die Dubs geplant, Durant so schnell wie möglich optimal zu integrieren, aber in den ersten Saisonmonaten ging das meines Erachtens nach schon etwas weiter als gewollt. Curry hat ja selbst gesagt, dass er ein bisschen aus dem Rhythmus gekommen ist und nicht genug darauf geachtet hat, wie er selbst seine Spielanteile nutzt. Er ist ja kein Klay Thompson, der einfach immer dann wirft, wenn er den Ball bekommt. Mittlerweile hat Steph aber gemerkt, dass er auch mit Durant durchaus die bekannte Aggressivität an den Tag legen kann, und dadurch sind die Dubs meines Erachtens nach noch einmal deutlich stärker geworden. Er hat seinen MVP-Swagger zurück und hat offensiv wieder die Kontrolle über das Team - das Verrückteste ist ja, dass Durant gar nicht so viele Ballkontakte braucht, um effektiv zu sein. Im System der Warriors reichen ihm ja regelmäßig zwölf Würfe, um 25 Punkte zu erzielen... Das hat sich alles eingependelt. Jetzt sehen wir das Team, das wir vor der Saison "befürchtet" hatten. Und auch wenn uns die letzten Finals etwas anderes gelehrt haben: Ich sage, dieses Team hält auf dem Weg zum Titel niemand auf.

Martin Klotz: Kommen wir noch einmal auf die Alphatier-Thematik zurück. Für mich wird dieser Begriff zu oft genutzt, obwohl er eigentlich eher nur auf Leute wie Michael Jordan oder Kobe Bryant zutrifft - eben Spieler, die am Ende jedes Spiels den Ball fordern und ihn auch in jeder Situation bekommen. Und zwar, weil jeder alles stehen und liegen lässt und ihnen verdammt nochmal die Pille zuwirft, wenn er nicht im nächsten Flieger nach Sacramento sitzen will. Bei den Warriors aber gibt es diese Hackordnung eigentlich nicht, weil es mehr als eine überragende Option gibt, um das Spiel zu beenden.

Alex Schlüter: Das ist natürlich eine Definitionsfrage. Ich würde sagen, das einzige Alphatier im Warriors-Kader heißt Draymond Green. Niemand spricht auch nur halb so viel in der Kabine wie er, niemand anderes wird so sehr zum Lautsprecher in den Auszeiten. Wenn es um das rein spielerische Element geht, dann sehe ich Curry und Durant aber generell auf Augenhöhe, Thompson knapp darunter. Genau das ist es ja auch, was die Dubs so stark macht - die Möglichkeit day-to-day zu entscheiden, wer gerade den besseren Touch hat. Das war zuletzt Curry und zwar auf beeindruckende Weise, aber das kann sich auch ganz schnell wieder drehen.

Martin Klotz: Sicher, Alex, Currys Entscheidungsfindung unter Druck ist genial, aber dennoch würde ich am Ende von Game 7 in den Finals - mit wenigen Sekunden auf der Uhr - auf Durant am Elbow setzen. Den Ball da hin, alle aus dem Weg und ihn zaubern lassen. Dann kann er sich endlich unsterblich machen.

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Harden hat den MVP-Award schon sicher

Martin Klotz: Mir scheint es, als hätte sich nahezu jeder schon darauf versteift, dass das MVP-Rennen zwischen Harden und Westbrook entschieden wird. Ich erkenne ihren Favoritenstatus auch an, finde es aber falsch, sich nur auf die beiden zu konzentrieren. Was ist denn beispielsweise mit Kawhi Leonard? Er ist defensiv ähnlich dominant wie die anderen beiden in der Offense, dazu wird er auch als Scorer immer besser und besser (vier 30-Punkte-Spiele in Serie). Warum gewichtet man nicht mehr, dass er ein echter Two-Way-Player ist und die anderen beiden nicht? Zumal sein Team besser dasteht? Und auch sonst würde ich das Rennen noch nicht für beendet erklären. Der MVP ist bekanntlich auch ein Medienaward - und welche Geschichte wäre schöner als ein No.60-Pick, der von zwei schlechten Teams ausgemustert wird und dann MVP wird? Klar, die Defense ist auch bei Isaiah Thomas das Problem, aber wenn er am Ende der Saison im Schnitt vielleicht 12 Punkte im vierten Viertel auflegt und noch ein paar Gamewinner trifft... Schreibt mir IT4 nicht ab!

Ole Frerks:Ich habe ihn vor kurzem abgeschrieben. Und das genau aus dem Grund, den du eben dargelegt hast, Martin: Thomas ist ein katastrophaler Verteidiger, weitaus schlechter noch als beispielsweise Harden. Ansonsten stimme ich dir aber zu: Wir müssen das Rennen noch nicht beenden. Vor kurzem hätte ich Harden, den ich vor der Saison ja schon gepickt hatte, ganz klar vorne gesehen, aber nach dem Einbruch der Rockets zuletzt fällt sein Vorsprung nicht mehr so deutlich aus. Ich sehe aber nicht Westbrook als ärgsten Verfolger an, dafür ist mir OKC zu schlecht und Russ' Spielweise zu sehr Kamikaze. Natürlich holt er viel aus wenig heraus, aber für die Entwicklung von Oladipo und Co. sehe ich es als schwierig an, wenn Russ 95 Prozent der Zeit den Ball in der Hand hat. Triple-Double hin oder her, er ist für mich kein Top-3-MVP-Kandidat. Das sind für mich vielmehr Harden, Kawhi und LeBron. Und auch wenn er in dieser Chance dank der bekannten Storylines keine Chance haben wird: Ehrlich gesagt sehe ich auch Durant vor Westbrook, denn abgesehen von Kawhi hat keiner der hier diskutierten Spieler defensiv einen größeren Impact als er.

Alex Schlüter: Die Saison ist dazu sicher noch zu lang. Ich glaube, dass Westbrook durchaus noch in Schlagweite ist. Dass es zu diesem Zeitpunkt wohl nur noch um die beiden geht, zeigt, wie überragend sie bis hierhin gespielt haben. Bauchschmerzen habe ich bei Harden trotzdem. Ich sehe das wie Martin. Darf einer der schlechtesten Verteidiger der Liga zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt werden? Okay, die Rockets-Bilanz und all seine Offense-Stats schreien laut: JA! Und ja, auch Westbrook nimmt sich hinten oft Auszeiten, aber Harden ist in der Verteidigung weiter eine Frechheit. Da braucht mir auch keiner zu erzählen, dass er sich in den letzten Jahren defensiv verbessert hat. Sean, du hast ja ein offizielles Ballot von der NBA: Wen siehst du derzeit vorne?

Sean Deveney: Ich verstehe eure Bedenken bezüglich der Defense, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass beim MVP die Offense einfach deutlich höher gewichtet wird. Steve Nash kann mit Sicherheit ein Lied davon singen. Und auch wenn Westbrook und Harden beide wirklich schlechte Individualverteidiger sind: OKC liegt beim Defensiv-Rating auf Platz 10, Houston auf 14. Beides ist okay, zumal die Rockets dazu noch die zweitbeste Offense nach Golden State haben. OKC liegt da wiederum nur auf Platz 21 und hat sogar ein negatives Net-Rating. Trotzdem würde meine Stimme momentan Westbrook bekommen. Seine Zahlen sind unheimlich und wurden seit fast 60 Jahren nicht mehr erreicht, das kann ich nicht ignorieren. Sein Team ist nicht toll und wird seit der Kanter-Verletzung gewissermaßen nur noch von Duct-Tape zusammengehalten, trotzdem konnte er es bisher auf Kurs halten. Sollte am Ende der Saison wirklich ein Triple-Double im Schnitt stehen, würde es mir schwer fallen, ihn nicht zu wählen. Ich glaube allerdings nicht daran. Er wirkte ja zuletzt schon etwas müde und auf Galavorstellungen folgten häufiger eher miese Leistungen. Wenn er seine Form nicht über die Saison halten kann, wird es wohl Harden. Aber, Ole: Trotz der anderen guten Kandidaten würde ich momentan auf jeden Fall von einem Zwei-Mann-Rennen zwischen Harden und Westbrook sprechen.

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