Die Regular Season 2016/17 neigt sich dem Ende entgegen - Zeit, um in einem Jahr voller Rekorde und Superlative auf die besten individuellen Leistungen zurückzublicken. Welches sind die besten Performances der Saison? Die Top 10.
Platz 10: Kevin Durant, 18. Januar vs. OKC
Sie hatten geweint, ihn verflucht, sein Trikot verbrannt. Die Fans der Oklahoma City Thunder waren heiß auf die Rückkehr ihres Ex-Lieblings in die alte Heimat. Doch Kevin Durant war heißer.
Bei seiner Rückkehr zeigte KD, warum er zu den Warriors gewechselt war. Die Effizienz mit der er sich spielend zu 40 Punkten warf, ließ sogar die Buh-Rufe der Hater zeitweise ungläubig verstummen. Welchen Unterschied offene Würfe nach mehreren Pässen im Vergleich zu Isolations doch ausmachen ...
Von 16 Feldwurfversuchen traf Durant 13 - und dabei verlegte er noch einen Dunk. Mit drei Blocks zeigte er, wie wichtig er auch defensiv für die neuen Warriors ohne Andrew Bogut ist. Und sein Longball als Trailer war im Fastbreak-Spiel der Dubs einfach unwiderstehlich (5/7 Dreier). Mit 12 Rebounds und 4 Assists rundete KD seine Gala ab. Das Statement war gesetzt. Und auch deswegen hatte es eine größere Strahlkraft als andere Auftritt mit höherer Punkteausbeute.
Platz 9: Anthony Davis, 26. Oktober vs. Denver
Im März 2016 war die Saison für Anthony Davis vorzeitig beendet - mal wieder. Knieprobleme - mal wieder. Und die General Manager der Liga, die The Brow noch 2015/16 mit großem Abstand zu ihrem favorisierten, zukünftigen Franchise-Player gewählt hatten, zweifelten an seiner Gesundheit - mal wieder.
Doch dann kam der 26. Oktober und im ersten Spiel nach sieben Monaten ließ Davis alle Zuschauer in der Arena und vor den Bildschirmen erstarren. Mit 50 Punkten, 15 Rebounds, 5 Assists, 7 Steals und 4 Blocks im Eröffnungsspiel wirbelte er sämtliche Fantasy Lineups durcheinander wie ein Hurrikan Spielzeugautos.
Der Jubel fiel anschließend dennoch leise aus. Die Pels waren trotz der Monster-Leistung von Davis nicht in der Lage, das Spiel zu gewinnen. Zum Glück, wird mancher NOLA-Fan inzwischen sagen. Denn wer weiß, ob wir DeMarcus Cousins dann nicht in einem anderen Jersey sehen würden.
Platz 8: Draymond Green, 10. Februar vs. Memphis
Es gibt unzählige Wege, ein Spiel zu beeinflussen. Den Spalding durch den Ring zu werfen, ist der offensichtlichste. Was Draymond Green aber in der Partie gegen die Grizzlies aufs Parkett zauberte, war noch nie zuvor erreicht worden.
Mit 12 Rebounds, 10 Assists und 10 Steals stellte er das erste Triple-Double der Geschichte ohne zweistellige Punkteausbeute auf. Ach so, 5 Blocks waren natürlich auch noch dabei. Und noch nie zuvor erzielte ein Spieler lediglich 4 Punkte - und dominierte eine Begegnung dabei doch so sehr.
Selbst Stephen Curry musste anerkennen, dass das nicht alltäglich war. "Im Prinzip ist es das, was er jeden Abend für uns leistet. Aber die Zahlen waren dieses Mal schon verdammt verrückt." Fun Fact: Wenn Green ein Triple-Double auflegt, stehen die Warriors übrigens bei einer Bilanz von 18-0. So geht das, Herr Westbrook.
Platz 7: Stephen Curry, 7. November vs. New Orleans
"Extrablatt, Extrablatt! Der MVP im Shooting Slump! Extrablatt, Extrablatt!"
So oder so ähnlich wäre die Story von Currys kleinem Durchhänger Anfang November wohl zu den Anfangszeiten der Liga durch die Straßen getragen worden. 2016 wurde sie bei Social Media gepostet, geteilt und geliked. Doch die Geschichte bleibt die gleiche.
Die Serie von 157 Spielen mit einem erfolgreichen Dreier war gerissen, gegen die Lakers hatte Steph mit 0 von 10 von Downtown einen schwachen Wurfabend erwischt. Doch ungeachtet der Medien-Rezeption ließ Curry gleich im nächsten Spiel die Antwort folgen. Und was für eine!
Man merkte schon früh, dass dieses Spiel etwas Besonderes war. Als Currys dritter, vierter und fünfter Dreier durch die Reuse flog, lag diese einzigartige Spannung in der Luft. New Orleans bot den Warriors lange die Stirn, doch gegen Steph war besonders im vierten Viertel kein Kraut gewachsen.
Aus den irrwitzigsten Lagen drückte er ab. Kurz vor dem Ende versetzte er den Pelicans den Todesstoß, natürlich mit einem Dreier vom Top of the Key. Es war der 46. Punkte für Curry und sein 13. Longball des Abends (bei 17 Versuchen). So viele hatte noch nie jemand in einem NBA-Spiel getroffen.
"Extrablatt, Extrablatt! Curry knackt Dreier-Rekord! Extrablatt, Extrablatt!"
Platz 6: Devin Booker, 24. März vs. Boston
Als Devin Booker beim Dreier-Contest 2016 sein weiches Handgelenk unter Beweis stellte und als Rookie gegen die namhafte Konkurrenz ins Finale einzog, waren doch einige Zuschauer überrascht: Das Milchgesicht kann ja werfen! Ich natürlich nicht, logisch. Aber am 24. März war ich es dann doch.
Die Suns, die schon seit geraumer Zeit nur noch um die Anzahl von Lottery Balls spielten, blieben die ersten sieben Minuten ohne Field Goal und waren dementsprechend schon früh hoffnungslos im Hintertreffen. Dann begann die Booker-Show.
Layup high off the glass, Post-Up-Fadeaways sowie natürlich Dreier vom Flügel, aus der Ecke und von der Birne. 21 von 40 Versuche aus dem Feld versenkte der Jungspund gegen die eigentlich gute, an dem Abend aber eher laxe Defense der Celtics, auch wenn Phoenix dennoch nie in Schlagdistanz kam. Nach Punkt Nummer 40 fühlte Boston allerdings an der Ehre gepackt und stand Booker auf den Füßen. Doch da hatte er seine Range schon gefunden. Bang, bang, bang!
Anschließend feierten die Suns in der Kabine - trotz der recht deutlichen Niederlage. Mit einer handgeschriebenen 70 auf einem Zettel. Kann man machen. Aber gut, Phoenix hatte diese Saison bekanntlich nicht so viele Gründe, um sich zu freuen. Das größere Problem dabei war eher: Booker war noch nicht einmal alt genug, um sich nach der Locker-Room-Party Alkohol zu kaufen. Aber eines ist er nun: Der jüngste Spieler aller Zeiten, der die 60-Punkte-Marke geknackt hat. Und der sechste insgesamt mit 70 Punkten nach Wilt Chamberlain, Elgin Baylor, David Thompson, David Robinson und Kobe Bryant. Und was habt ihr so mit 20 gemacht?
Platz 5: James Harden, 17. Januar vs. Philadelphia
Die neue Offensive der Houston Rockets ist wie geschaffen für James Harden. Space and Pace liegt dem Bart ziemlich, die Rolle als Point Guard auch. Das ist am Ende der Saison nichts Neues mehr. Aber auch die Leistungen von Harden nahmen in dieser Spielzeit absurde Züge an.
Wie haben damals einige Beobachter gelächelt, als er beim Abschied aus Oklahoma sagte, er wolle eine eigene Franchise führen. Harden hat seine Zweifler eines Besseren belehrt. Sein Triple-Double mit 51 Punkten, 13 Rebounds und 13 Assists in nur 39 Minuten sticht als eine von zwei Performances aus seinem Karriere-Jahr heraus.
Brett Brown verzichtete auf das Doppeln des Superstars, was Harden ohne Gnade bestrafte. "Man muss sich entscheiden: Durch welches Schwert willst du sterben?", sagte der Sixers-Coach anschließend. Ja, das ist korrekt. Und es war definitiv ein qualvoller Tod.
Platz 4: Klay Thompson, 5. Dezember vs. Indiana
Das Spiel gegen Sacramento mit 37 Punkten in einem Viertel ist noch nicht allzu lange her, gegen Indy gelang Klay Thompson aber fast noch erstaunlicheres. 60 Punkte in nur 29 Minuten.
Ich bin immer noch sauer auf Steve Kerr - und werde es auch immer sein - weil er Klay im vierten Viertels auf der Bank ließ und es ihm somit verwehrte, Kobes 81 zu knacken. Das wäre an diesem Abend möglich gewesen.
Man muss es ja nicht gleich machen wie Earl Watson, der am Ende von Bookers Monster-Spiel sogar absichtlich foulen ließ, um seinem Schützling weitere Gelegenheiten zum Punktesammeln zu ermöglichen. Das war sicherlich übertrieben. Aber über eine Mischung aus beiden Ansätzen hätte sich sicherlich auch Klay gefreut.
Man stelle sich nur mal vor, er hätte die gesamte Partie auf dem Parkett gestanden. Bei seinem 100-Punkte-Spiel scorte Wilt Chamberlain 2,08 Punkte pro Spielminute. Thompson stand gegen die Pacers bei 2,07 pro Zählern.
Den Shooting Guard der Dubs lediglich aufs Werfen zu reduzieren, wäre übrigens ein Fehler. Bei seinem überaus effizienten Auftritt (64 Prozent FG) traf er acht Versuche per Catch-and-Shoot, fünf Mal nach Cuts sowie zweimal per Drive und einmal mit einem Hesitation Jumper. Vom Abschluss am Ring bis hin zum Dreier aus neun Metern war alles dabei. Steve, du sturer Bock! Was hätte aus diesem Abend werden können ...
Platz 3: Russell Westbrook, 29. März vs. Orlando
Ok, es ist ja inzwischen Gang und Gäbe, seinen Star-Spieler bei Heimspielen an der Freiwurflinie mit "MVP"-Rufen zu ehren. Doch wenn die Auswärts-Menge einen gegnerischen Spieler feiert, während er das eigene Team gerade in der Verlängerung auseinandernimmt, dann muss er entweder Brian Scalabrine heißen oder etwas Unglaubliches angestellt haben.
Im Falle von Russell Westbrook beim Spiel in Orlando war es Letzteres. Nicht nur, dass die wütende Wuchtbrumme das Triple-Double mit den meisten jemals erzielten Punkten aufs Hartholz knallte - nein, das wäre ja noch nicht genug. Das 38. Triple-Double der Rekord-Saison war ein ganz besonderes.
Die Thunder feierten dank Westbrook ein Mega-Comeback und holten sich den Sieg nachdem sie bereits mit 21 Punkten hinten gelegen hatten. Franchise-Rekord. Zudem sicherte Russ OKC mit seinen 57 Punkten, 13 Rebounds und 11 Assists einen Platz in der Postseason.
Und: Es war natürlich die Nummer Null, die das Spiel mit einem wilden Dreier von der Seitenauslinie kurz hinter der Mittellinie in die Overtime schickte. In der war er übrigens an jedem der 12 Punkte beteiligt. 7 erzielte er selbst, 5 legte er auf. Geht.
Platz 2: James Harden, 31. Dezember vs. New York
"Es war wie bei NBA 2K!" Brandon Jennings, zu diesem Zeitpunkt noch Backup-Einser der New York Knicks, hatte Schwierigkeiten, zwischen Realität und Virtualität zu unterscheiden. Denn was James Harden da gerade gemacht hatte, war nicht von dieser Welt.
Mit 53 Punkten, 16 Rebounds und 17 Assists zog der Bärtige New York die Knickerbockers aus. Es war das erste und einzige 50/15/15-Spiel der Liga-Geschichte. Die 8 Ballverluste sollen nicht unerwähnt bleiben, doch bei einer Usage-Rate von gefühlt 99,5 Prozent, einem neuen Career High in Punkten und getroffenen Dreiern sowie einem eingestellten Bestwert in Assists wollen wir mal nicht so kleinlich sein.
Passend zum neuen Style der Rockets und zum neuen Ansatz von Harden war es Ryan Anderson, der das Spiel mit einem Triple entschied - nach Vorlage von Ihr-wisst-schon-wem. Diesem Typen mit dem Kinnhaar aus dem Video-Spiel.
Platz 1: Russell Westbrook, 9. April vs. Denver
2,9 Sekunden auf der Uhr - da sollte man in der Defense schon auf Russell Westbrook aufpassen. Besonders, wenn man mit zwei Punkten führt und der eigene Playoff-Spot am seidenen Faden hängt. Besonders, wenn besagter Westbrook zuvor das 42. Triple-Double der Saison perfekt gemacht hatte. Besonders wenn er schon 47 Punkte auf dem Konto hat.
Die Nuggets wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Nach seinem 10. Assist und der Rekord-Übernahme von Big O hatte Russ das Spiel übernommen und 12 Punkte in Serie erzielt. Während seiner Jagd auf die letzte Vorlage war Denver scheinbar uneinholbar davongezogen - aber nur scheinbar. Denn Westbrook war noch nicht fertig. Und er hatte 2,9 Sekunden.
Denver spielte gute Defense. Sie zwangen Russ weit hinter die Dreierlinie, wo ihn Steven Adams nach einem Einwurf von Kyle Singler fand. Westbrook zögerte keine Sekunde, stieg hoch und schraubte den Wurf aus knapp elf Metern mit dem Buzzer rein. Eiskalt. Als wäre es das Normalste der Welt.
Erst danach zeigte die Maschine wieder menschliche Züge. "Pures Adrenalin, überwältigende Emotionen", kommentierte Westbrook das wilde Spiel: "Von so einem Gamewinner träumt man als Kind. Besonders aus der Distanz und dann auch noch in einer fremden Arena. Das ist etwas, dass ich nie vergessen werde."
Wir auch nicht, Russell. Wir auch nicht.
Außer Konkurrenz: Yogi Ferrell, 4. Februar vs. Portland
Der Auftritt von Yogi Ferrell kommt nicht ganz an die absoluten Top-Leistungen der Saison heran, aber dennoch muss seine Wahnsinns-Performance hier erwähnt werden.
Super-Yogi schweißte den Blazers satte neun Dreier rein, da die Verteidiger die Frechheit besaßen, unter den Screens durchzugehen. Was denken die sich bitte!? Wäre ja nicht so, als wäre Ferrell ungedraftet und nach drei Monaten in der D-League gerade mit einem Zehntagesvertrag in Dallas untergekommen. Ähm, doch. Genau so war es.
Aber so abgezockt, wie der kleine Terrier seine 32 Punkte auflegte, dazu 5 Vorlagen lieferte und das gesamte Mavs-Team samt Dirk Nowitzki in der Crunchtime überstrahlte - das war schon ziemlich großes Kino. Und niemandem schmeckte das Popcorn besser als Mark Cuban.
Nach zwei starken Spielen gegen die Cavs und Spurs erwarf sich Ferrell mit seiner Gala-Show einen Mehrjahresvertrag bei den Mavs und die Chance, sich als Starting Point Guard der Zukunft zu beweisen.
Wenn auch nicht für die gesamte Liga - doch dieses Spiel war das Wichtigste in der Karriere des Yogi Ferrell. Genauer gesagt ermöglicht es ihm diese sogar erst. Und es zeigte auf besondere Art und Weise, dass es für jeden eine Chance gibt. Und man braucht nur eine einzige.
Am Cut gescheitert: Damian Lillards 59 Punkte vs. Utah, Chris Pauls 20/20-Spiel vs. New Orleans, Jimmy Butlers 52 Punkte vs. Charlotte , Nikola Jokics 17/21/12 vs. Golden State und LeBron James' 44/9/10 gegen Charlotte.