Was für ein Spiel im Air Canada Centre! Zur Halbzeit scheint schon alles entschieden, am Ende müssen die Golden State Warriors (35-9) aber trotzdem gewaltig um ihren Sieg zittern. Das famose Comeback der Toronto Raptors (29-12) bleibt ungekrönt, die Dubs gewinnen nach einem wilden Finish mit 127:125 (BOXSCORE).
Obwohl die Warriors einen hart erkämpften Sieg gegen die Bucks aus der Nacht zuvor in den Knochen hatten, war von Müdigkeit bei den Gästen absolut nichts zu sehen. Beide Teams legten von Beginn an offensiv ein enormes Tempo vor. Die Warriors hatten in diesem Offensiv-Spektakel aber zunächst Vorteile.
Mit einem 9:2-Lauf setzte sich Golden State in dieser Phase erstmals ein wenig ab, im zweiten Viertel nahm das Unheil aus Raptors-Sicht unaufhörlich seinen Lauf. Mit einem überragenden Offensiv-Feuerwerk überrannten die Dubs ihre Gastgeber im wahrsten Sinne des Wortes: 71,1 Prozent ihrer Feldwurfversuche waren erfolgreich, zur Halbzeit hatten sie 22 Assists bei nur 1 Turnover auf dem Konto!
Insgesamt ging der Durchgang mit 38:19 an Golden State, zwischenzeitlich lag der amtierende Champion sogar mit 27 Zählern in Front. Toronto hatte in dieser Saison bis zu diesem Zeitpunkt noch nie so viele Punkte in einer Halbzeit einstecken müssen wie an diesem Abend (81). Dementsprechend war schnell die Luft raus im Air Canada Centre. Nur als Kevin Durant bei einem krachenden Dunk am Ring scheiterte, wurde es laut.
Das sollte sich nach dem Pausentee allerdings ändern. Dank deutlich verbesserter Defense startete Toronto mit 14:6 in den dritten Durchgang. Einige Minuten später erarbeiteten sich die Hausherren mit Hilfe guter Cuts und vermehrter Plays in der Zone der Warriors einen weiteren 11:0-Lauf, mit dem sich die Kanadier bis auf 9 Zähler heran kämpften.
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Federführend bei diesem Comeback-Versuch war DeMar DeRozan. Ohne den weiterhin verletzten Kyle Lowry (Rippe) übernahm der Shooting Guard die größte Offensiv-Last. Mit 42 Punkten (17/31 FG) wehrte sich DeRozan mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage. Unterstützung erhielt er von OG Anunoby (17) und Fred VanVleet (13, 4 Assists). Jakob Pöltl zeigte ebenfalls eine starke Leistung und kam auf 5 Punkte sowie 6 Rebounds. Der Österreicher stand dabei auch in der Crunchtime auf dem Parkett.
Auf Seiten der Warriors lief dagegen im Schlussabschnitt gerade in der Halfcourt-Offense nicht mehr viel zusammen. Das Energielevel der Raptors hatte sich im Vergleich zur ersten Halbzeit um ein Vielfaches erhöht. Golden State musste sich nun jeden Wurf extrem hart erarbeiten, profitierte in einzelnen Situationen aber von strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Toronto startete auf der anderen Seite dennoch einen 14:0-Lauf, der die Hausherren auf 113:111 etwa fünf Minuten vor Schluss heranbrachte. Anschließend schenkten sich beide Teams nichts mehr.
Die Entscheidung fiel erst in den finalen Sekunden. Durant versenkte einen eiskalten Jumper über die ausgestreckten Arme der Raptors-Defense, um die Warriors mit 3 Zählern in Front zu bringen. Im anschließenden Gegenangriff bekam Toronto keinen guten Wurf. Nach einigen Hustle-Plays landete der Ball bei den Dubs, schließlich sicherte Stephen Curry seinem Team den Sieg von der Freiwurflinie.
Damit zitterten sich die Warriors zum zwölften Auswärtssieg in Folge. Curry kam am Ende auf 24 Punkte, 9 Assists sowie 6 Rebounds. Bester Werfer der Gäste war Klay Thompson mit 26 Zählern, Durant steuerte 25 Punkte, 6 Rebounds und 5 Assists bei. Die Raptors dagegen konnten sich für ihr aufopferungsvolles Comeback nicht belohnen.
Toronto Raptors vs. Golden State Warriors: Die wichtigsten Statistiken
- 22 - so viele Assists hatten die Dubs bereits nach 24 Minuten Spielzeit auf dem Konto. Das schaffen einige Teams noch nicht einmal in einer kompletten Partie! Wie gewohnt lief der Spalding mustergültig durch die Reihen der Warriors. Da die Defense der Raptors so gut wie immer einen Schritt zu spät war, erspielten sich die Gäste mit ihrem starken Passspiel viele Freiräume. Dies ermöglichte die hohe Wurfquote. Zudem erlaubte sich Golden State so gut wie keine Fehler (1 Turnover in Halbzeit eins). In der zweiten Hälfte kam GSW allerdings nur auf 6 weitere Vorlagen.
- Um mit dem Offensiv-Feuerwerk der Warriors ansatzweise mitzuhalten, versuchten die Raptors häufig ihr Glück von Downtown. In der ersten Hälfte drückten sie sogar öfter aus der Distanz ab als die Dubs - nur der Erfolg blieb aus. Von den 15 Dreierversuchen landeten nur 3 im Korb (20 Prozent). In der Folge war Toronto vermehrt in der gegnerischen Zone aktiv. So erarbeiteten sich die Raptors viele Trips an die Freiwurflinie und starteten ihr Comeback.
- Die Tiefe der Raptors war in der bisherigen Saison eine der großen Stärken der Kanadier. Von der Bank war an diesem Abend allerdings wenig bis gar nichts zu sehen - zumindest in den ersten drei Durchgängen, in denen Torontos Reservisten zusammengenommen magere 6 Pünktchen auflegten. Im weiteren Spielverlauf drehten Pöltl, VanVleet und Co. aber gewaltig auf. Ihrer Energie war es zu verdanken, dass Toronto sich nochmal herankämpfen konnte. Am Ende entschieden die Reservisten der Raptors das Bank-Duell sogar mit 36:31 für sich.
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Toronto Raptors vs. Golden State Warriors: Die Stimmen
Kevin Durant (Warriors): "Wir haben das Comeback erwartet und haben den Schlag eingesteckt. Ich bin glücklich, dass wir den Sieg holen konnten, vor allem in der zweiten Nacht eines Back-to-Back."
DeMar DeRozan (Raptors-Coach) über strittige Schiedsrichter-Entscheidungen: "Es ist frustrierend, wann man das Gefühl hat, fünf gegen acht zu spielen. Ein paar dieser Pfiffe waren einfach furchtbar."
Der Star des Spiels
Kevin Durant. In den wichtigen Momenten war Durantula mit seinem eiskalten Offensiv-Spiel zur Stelle - sei es gegen Ende des dritten Viertels, als er den Lauf der Raptors unterbrach, oder in den Schlussminuten. Dabei hatte Durant gerade in Hälfte zwei eigentlich immer eine Hand im Gesicht, großartig beeindrucken ließ er sich davon aber offenbar nicht (10/18 FG).
Der Flop des Spiels
Delon Wright. Klar, Kyle Lowry zu ersetzen ist keine leichte Aufgabe. Doch gerade in der Anfangsphase der Partie vermisste Toronto einen Point Guard, der das Spiel auch mal hätte beruhigen können. Wright aber war die komplette Partie über kein Faktor und kam deshalb im entscheidenden Schlussabschnitt gar nicht mehr zum Zuge.
Coaching Move des Spiels
Offensichtlich sah der Gameplan von Raptors-Coach Dwane Casey vor, die Gäste aus Kalifornien müde zu spielen. Immerhin absolvierten die Warriors ihr fünftes Spiel in acht Tagen, zudem wartete in Kanada ein schwieriges Back-to-Back. Doch von Müdigkeit fehlte jede Spur. Head Coach Steve Kerr ließ seine Big Four ungewöhnlich lange im ersten Viertel auf dem Parkett. Durant spielte sogar die ersten zwölf Minuten komplett durch. Auch mit der extrem hohen Pace des Spiels hatte Golden State keinerlei Probleme - im Gegenteil, sie spielte den Dubs in die Karten. Ein Shootout gegen die Warriors zu gewinnen, ist nahezu unmöglich. Das lernte Toronto auf die harte Tour. Erst die starke Defense in Halbzeit zwei brachte die Kanadier zurück ins Spiel.