Es will einfach keine Ruhe bei den Houston Rockets einkehren. Erst unterlagen die Texaner in fünf Spielen am Stück und verloren so den Platz an der Sonne an die Golden State Warriors. Am Silvesterabend verletzte sich nun auch noch MVP-Kandidat James Harden beim 2OT-Sieg gegen die Los Angeles Lakers am Oberschenkel.
Der Shooting Guard wird mindestens zwei Wochen fehlen. Erst danach wird Harden noch einmal untersucht. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch offenbar nicht allzu groß, dass Harden sofort zurückkehren wird: Ein Muskelfaserriss zweiten Grades wurde festgestellt. Im schlechtesten Fall könnte es auch bis zu sechs Wochen dauern, bevor der Bart wieder auf dem Court steht.
Rockets: Viel Verantwortung für Chris Paul
Auf den ersten Blick ist es ein schwerer Schlag für die ohnehin dünn besetzten Rockets. "Das wird hart für uns", stöhnte Trevor Ariza. "Seit ich hier bin, stand er immer auf dem Feld. Es wird also eine echte Herausforderung für uns ohne ihn."
Doch Harden ist nicht der einzige Rockets-Spieler, der sich mit Verletzungen herumplagt. Luc Mbah a Moute hat weiter Probleme mit seiner Schulter, Clint Capela kämpft schon seit einer Weile mit Schmerzen an der Ferse und verpasste zudem fünf Spiele wegen eines Bruchs im Gesicht. Chris Paul kam erst nach Weihnachten von seinen Adduktorenproblemen zurück und verpasste schon 17 Spiele.
Doch vor allem auf CP3 wird es nun ankommen. Der Spielmacher schloss sich im Sommer nach sechs Jahren bei den Los Angeles Clippers Houston an, um weniger Verantwortung tragen zu müssen. Nun ist der 32-Jährige wieder gefragt und kann beweisen, dass er noch das Niveau der letzten Jahre hat und einer der besten Point Guards der Liga ist.
Bisher musste er das aufgrund der Brillanz von Harden gar nicht zeigen, auch wenn der Point God sogar bessere On-/Off-Statistiken als der MVP-Kandidat vorweisen kann. Gegen die Lakers zeigte sich dies bereits, als CP3 15 Punkte in der Overtime beisteuerte und Houston zum Sieg trug, als Harden schon verletzt zusehen musste.
"Sein Wille hat uns zum Sieg getragen", analysierte Rockets-Coach Mike D'Antoni damals. "Nur wenige Spieler können einfach sagen 'Wir werden nicht verlieren.' Chris gehört da dazu."
Spieler | OffRtg | DefRtg | Netrating |
Chris Paul | 118,3 | 105,1 | 13,2 |
James Harden | 115,1 | 106,1 | 9,0 |
Houston Rockets: Dünne Personaldecke
Das war auch dringend nötig nach einigen Niederlagen gegen Playoff-Teams (Thunder, Celtics) oder der bitteren Pleite in Washington. Die Mannschaft wirkte müde und verließ sich zu sehr auf Harden. Der legte unter anderem zweimal 51 Punkte (Clippers, Lakers) auf, das Team verlor dennoch. Der Ball lief nicht mehr wie gewünscht, es wurde viel mehr Iso-Ball gespielt und die Würfe waren nicht mehr so offen, wie noch zu Beginn der Saison.
Allerdings fehlten auch valide Optionen. D'Antoni hat wenig Vertrauen in die Spieler am Ende der Bank und kürzte seine Rotationen auf teils acht Spieler herunter - auch aus Mangel an Alternativen für die Verletzten. Als der Coach den 38-jährigen Nene schonte, durfte sich der Chinese Zhou Qi gegen Washington versuchen und spielte katastrophale fünf Minuten, in denen er zwei Freiwürfe gerade so an den Ring setzte, einen Dreier airballte und von Tomas Satoransky mit aufs Poster genommen wurde.
Bei solch dünnem Material verwunderte es nicht, dass General Manager Daryl Morey Wandervogel Gerald Green aus dem Hut zauberte. Der Forward liefert ein wenig Tiefe und könnte die strapazierten Flügelspieler ein wenig entlasten. Gegen Washington deutete er dies mit 20 Zählern bereits an. Gerade Trevor Ariza und Ryan Anderson mussten zuletzt viele, viele Minuten abreißen und könnten so ein wenig durchschnaufen.
So verwunderte es nicht, dass die Wurfquoten zuletzt ein wenig einbrachen (letzte zehn Spiele: 44,6 Prozent FG, 35,6 Prozent von Downtown). Ariza musste über 40 Minuten im Schnitt ran und Anderson musste ohne Capela häufig Bigs verteidigen, was offensichtlich nicht zu seinen Stärken zählt.
Rockets besser mit Chris Paul
Zumindest der Spielplan meint es recht gut mit Houston. Natürlich steht das Gipfeltreffen mit den Warriors (Freitag, 2 Uhr live auf DAZN) bevor, doch ansonsten geht es in den nächsten zwei Wochen gegen gleich vier Gegner mit einer negativen Bilanz. Hinzu kommen lösbare Aufgaben gegen Portland und Detroit.
Das Team hat also ein wenig Spielraum, um ohne Harden wieder einen Rhythmus zu finden. Die Zahlen sprechen ohnehin für Paul. Steht er am Ende des Spiels auf dem Feld, weisen die Rockets eine Bilanz von 16-1 auf, ohne ihn steht Houston bei 7-11. Es könnte die Rockets also deutlich schlimmer treffen.
Vielleicht hat diese Pause auch etwas Positives für den Bart. Vergangene Saison spielte Harden alle 82 Spiele und gab nach den Playoffs zu, dass er ausgelaugt gewesen sei. Nun kann er Mitte der Saison den Akku ein wenig aufladen - und das ohne große Sorgen, auch wenn seine Bewerbung für den MVP darunter leiden würde, sollte er deutlich länger als zwei Wochen ausfallen.
Doch die Rockets verfolgen ein größeres Ziel: Die Golden State Warriors sollen in den Playoffs angegriffen werden, das betont man in Texas auffällig häufig. In der Zwischenzeit haben sie die perfekte Versicherung für den Ausfall von Harden, die sie zuvor nie hatten. Sie hört auf den Namen Chris Paul.