Der Kampf um den No.1-Pick könnte in dieser Saison so spannend wie lange nicht mehr werden. SPOX macht den Check für die letzten Wochen der Saison: Wer kann die höchste Wahrscheinlichkeit auf den Hauptgewinn ergattern?
Tanking ist nicht gerne gesehen, auch der Commissioner redet sehr ungern über dieses Thema. Hinter geschlossenen Türen wurde das Problem adressiert und heraus kam eine kleinere Reform der Draft Lottery, die aber erst in der nächsten Saison greift. Letztlich wurden die Wahrscheinlichkeiten ein wenig angepasst, was Tanking weniger attraktiv machen soll.
Dies gilt aber nicht für die laufende Spielzeit, in der ein historisch spannendes Rennen auf die größte Wahrscheinlichkeit, den ersten Pick zu ergattern, läuft. Zum All-Star Break gibt es gleich sechs (!) Teams, die ein Liga-Minus von 18 Siegen eingefahren haben. Gleich sieben Mannschaften stehen derzeit bei unter 33 Prozent an erfolgreichen Spielen, das gab es seit fast zehn Jahren nicht mehr.
Möglicherweise kann am Ende der Saison ein Sieg entscheiden, ob ein Team 25 Prozent der Kugeln in der Lottery besitzt oder nur 4,3 Prozent. In einer Liga, in der Stars essentiell für Erfolg sind, kann so etwas das Schicksal einer Franchise über Jahre bestimmen. Doch passend zum Gerangel um die beste Position in der Lottery scheint auch der Draft nach dem starken Jahrgang 2017 wieder hervorragend in der Spitze und der Tiefe bestückt zu sein.
Waren es vergangenen Sommer die zahlreichen Guards, die für einen Hype sorgten, sind es diesmal Bigs wie DeAndre Ayton (Arizona), Marvin Bagley (Duke) oder Mohamed Bamba (Texas), die auf sich aufmerksam machen. Mit Luka Doncic wartet zudem ein riesiges Talent aus Europa und auch Trae Young (Oklahoma) könnte mit jeder Menge Momentum in die Liga kommen.
gettyDie Wahrscheinlichkeiten auf den ersten Pick
Platzierung | Wahrscheinlichkeit |
Team 1 | 25 Prozent |
Team 2 | 19,9 Prozent |
Team 3 | 15,6 Prozent |
Team 4 | 11,9 Prozent |
Team 5 | 8,8 Prozent |
Team 6 | 6,3 Prozent |
Team 7 | 4,3 Prozent |
Team 8 | 2,8 Prozent |
Team 9 | 1,7 Prozent |
Team 10 | 1,1 Prozent |
Team 11 | 0,8 Prozent |
Team 12 | 0,7 Prozent |
Team 13 | 0,6 Prozent |
Team 14 | 0,5 Prozent |
Die Kandidaten auf den ersten Pick
Die Außenseiter: Los Angeles Lakers (23-34)
Stats: OffRtg: 102,8 (26.), DefRtg: 105,6 (13.), NetRtg: -2,8 (21.)
Strength of Schedule: .502 (Leichteste Gegner: Hawks, Mavs 2x, Magic, Kings 2x)
Die Lakers halten ihr Schicksal nicht in den eigenen Händen. Wenn der Pick zwischen 2 und 5 fällt, wandert das Auswahlrecht nach Boston, ansonsten dürfen die Sixers anstatt der Lakers wählen, wonach es auch aussieht.
Zwar haben die Lakers zur Trade Deadline mit Jordan Clarkson und Larry Nance Jr. zwei solide Spieler abgegeben, aber mit Isaiah Thomas einen Star bekommen, der im Hinblick auf seine Free Agency im Juli Vollgas geben wird. Gespannt darf man sein, wie Coach Luke Walton die Minuten verteilt, wenn der verletzte Lonzo Ball zurückkehrt. Es ist durchaus vorstellbar, dass beide auch gleichzeitig auf dem Court stehen könnten.
Dass Thomas in L.A. verlängert, erscheint, Stand jetzt, aber nicht realistisch. Laut einigen Berichten haben die Lakers zwar die Free Agency 2018 abgeschrieben, doch wer weiß was passiert, wenn LeBron James tatsächlich Cleveland verlässt und die Glamour-Franchise in Betracht zieht. In der Zwischenzeit werden die Lakers aber noch einige Spiele gewinnen und im Niemandsland der Western Conference eintrudeln.
Prognose: Pick zwischen 8 und 11
New York Knicks (23-36)
Stats: OffRtg: 103,7 (23.), DefRtg: 106,6 (18.), NetRtg: -2,9 (23.)
Strength of Schedule: .514 (Leichteste Gegner: Mavs, Magic 2x, Kings, Bulls, Hornets)
Ja, die Knicks haben Kristaps Porzingis durch einen Kreuzbandriss sowie inzwischen auch acht Spiele in Serie verloren (Negativ-Rekord im Moment). Aber sie haben eben auch schon 23 Partien für sich entschieden, vornehmlich im Kalenderjahr 2017. Das macht es nicht leicht, im Lottery-Ranking noch weiter aufzusteigen, da die Teams hinter den Knicks sicherlich nicht mehr viele Spiele gewinnen werden.
Dennoch machen die Knicks seit der Verletzung des Letten vieles richtig. Michael Beasley darf gefühlt jeden Wurf nehmen und die Spielzeit von Rookie Frank Ntilikina stieg zuletzt ebenfalls kontinuierlich. Auch Youngster wie Isaiah Hicks, Daymean Dotson und Luke Kornet sahen Minuten.
Doch welche Rolle spielt Coach Jeff Hornacek? Das Front Office der Knicks stärkte zwar dem Übungsleiter den Rücken, doch nach der Saison soll alles auf dem Prüfstand stehen. Wenn Hornacek tatsächlich um seinen Job kämpfen muss, könnte er versuchen, noch einige Siege aus dem Team zu pressen.
Prognose: Zwischen 5 und 8
Die Verfolger
Chicago Bulls (20-37)
Stats: OffRtg: 101,8 (28.), DefRtg: 108,2 (25.), NetRtg: -6,4 (28.)
Strength of Schedule: .474 (Leichteste Gegner: Hawks, Mavs, Magic, Grizzlies 2x, Nets 2x)
Die Bulls, zu Beginn noch das mit Abstand schlechteste Team der Liga, fuhren mit Nikola Mirotic viele Siege ein. Dazu kam mit Zach LaVine der wohl beste Spieler von einer Verletzung zurück. Der akklimatisierte sich zuletzt ein wenig und hatte seinen Anteil daran, dass Chicago Siege gegen Orlando und Minnesota einfuhr - die einzigen beiden in den letzten zehn Partien.
Der Trade von Nikola Mirotic nach New Orleans schwächte die Bulls merklich, es war ein echter Power Move für das Tanking. Dafür muss Rookie Lauri Markkanen nicht mehr um seine Minuten kämpfen und kann ohne Bedenken Fehler machen. Die dicken Brocken im Spielplan sind allerdings auch schon aus dem Weg geräumt, es wartet trotz einiger Auswärtsspiele kein langer Trip mehr an die Westküste.
Stattdessen warten jede Menge Spiele gegen die direkte Konkurrenz im Kampf um eine gute Position in der Lottery. Das Team von Fred Hoiberg hat das Schicksal also in den eigenen Händen.
Prognose: Zwischen 3 und 6
Brooklyn Nets (19-40)
Stats: OffRtg: 103,1 (24.), DefRtg: 107,9 (23.), NetRtg: -4,8 (27.)
Strength of Schedule: .496 (Leichteste Gegner: Mavs, Magic, Kings, Grizzlies, Bulls 2x)
Die Nets sind der Sonderfall. Sie haben absolut keinen Grund zu tanken, da die Cleveland Cavaliers im Besitz des Picks sind. Brooklyn spielt deswegen durchaus ansprechend, hat nun aber trotzdem acht der letzten zehn Spiele verloren und befindet sich im freien Fall. Die Verletzungen von Rondae Hollis-Jefferson und Caris LeVert spielten dabei eine nicht unerhebliche Rolle.
Es ist unter dem Strich einfach viel zu wenig Qualität im Kader. D'Angelo Russell ist zwar nach langer Verletzung wieder zurück, doch der ehemalige Lakers-Guard passt noch nicht so richtig ins System von Coach Kenny Atkinson. Dazu ist er defensiv extrem schwach.
Dennoch wird Russell in den kommenden Wochen viele Freiheiten bekommen, da er neben Point Guard Spencer Dinwiddie der talentierteste Spieler der Nets ist. Gute Ansätze zeigte auch Rookie Jarrett Allen, der zuletzt starten durfte und sich bislang erfolgreich gegen Ex-Top-3-Pick Jahlil Okafor behauptet hat. Nach einigen unglücklichen Niederlagen wie der 2OT-Pleite gegen die Pelicans, dürfte Brooklyn aber noch einige Spiele gewinnen, was den zukünftigen Pick schlechter machen wird.
Prognose: Zwischen 6 und 9
Memphis Grizzlies (18-38)
Stats: OffRtg: 102,7 (27.), DefRtg: 106,9 (20.), NetRtg: -4,1 (26.)
Strength of Schedule: .486 (Leichteste Gegner: Suns, Mavs, Magic, Kings, Nets, Bulls)
Die Strategie in Memphis ist ein wenig undurchsichtig. Der offensichtliche Move wäre es gewesen, Tyreke Evans zur Trade Deadline abzugeben. Allerdings versteifte man sich darauf, einen First Rounder zu bekommen, den aber niemand für den Combo Guard hergeben wollte. Evans spielt nun weiter in Tennessee, nachdem die Grizzlies ihn für einige Spiele nicht einsetzten, damit er sich nicht verletzt.
Nun wird Evans wieder spielen und es ist wahrscheinlich, dass er und Marc Gasol dem Team einige Siege bescheren werden. Die Grizzlies haben neben den beiden nicht wirklich viel anzubieten, doch das Team von Coach J.B. Bickerstaff spielt stets hart und hält so auch gegen deutlich talentiertere Gegner immer gut mit.
Verzichten müssen die Grizzlies allerdings für den Rest der Saison auf Point Guard Mike Conley, der wegen Problemen an der Achillessehne nicht spielen wird. So werden die Backups Andrew Harrison und Mario Chalmers weiter viele Minuten gehen.
Prognose: Zwischen 4 und 8
Die Favoriten
Sacramento Kings (18-39)
Stats: OffRtg: 100,9 (30.), DefRtg: 109,9 (29.), NetRtg: -9,0 (29.)
Strength of Schedule: .504 (Leichteste Gegner: Suns, Hawks, Mavs, Magic, Grizzlies, Nets)
Seit nun über zehn Jahren sind die Kings ein beständiger Gast in der Lottery (seit 2007: Spencer Hawes, 10. Pick), doch so unglaublich es klingt, hat Sacramento noch nie unter den ersten Drei wählen dürfen. Das könnte sich in dieser Saison ändern. Fast die komplette Saison hatten die Kings das schlechteste Netrating der Liga und waren sogar auf Kurs, das seltene Minus-Triple (Letzter OffRtg, DefRtg, NetRtg) zu vollbringen.
Dafür stehen die Kings mit 18 Siegen eigentlich viel zu gut da. Hohe Niederlagen wechselten sich mit knappen Siegen teils auch gegen die direkte Konkurrenz ab (Mavs, Bulls, Magic). Allerdings pausieren die Kings neuerdings im Wechsel ihre Veteranen und lassen die zahlreichen Youngster sich austoben. So kam es nicht selten vor, dass im vierten Viertel der Ofen aus war und das Team von Dave Joerger nur noch wenig auf die Anzeigetafel brachte.
So gesehen sind die Kings ein sehr heißer Anwärter auf die meisten Ping-Pong-Bälle in der Lottery, aber es sind eben doch die Kings. Ein Platz unter den "besten" Drei sollte aber diesmal mehr als möglich sein.
Prognose: Zwischen 1 und 3
Orlando Magic (18-39)
Stats: OffRtg: 104,6 (19.), DefRtg: 108,6 (27.), NetRtg: -4,0 (24.)
Strength of Schedule: .486 (Leichteste Gegner: Suns, Hawks, Mavs, Kings, Grizzlies, Nets)
Hätte man die Magic vor der Saison nach den Zielen gefragt, hätten wohl viele mit Kampf um die Playoffs geantwortet. Und es ging auch vielversprechend los, weil Aaron Gordon und auch Nic Vucevic ihren inneren Steph Curry auslebten und die Lichter ausschossen. Wie wir nun wissen, war dies nur eine Anomalie, dazu verletzten sich beide Akteure im Verlaufe der Saison.
Trotzdem verloren die Magic nur fünf der vergangenen neun Partien, was durchaus erstaunlich ist. Dazu verscherbelte man zur Trade Deadline den Starter auf der Eins, Elfrid Payton, und besitzt nun mit Shelvin Mack und D.J. Augustin die wahrscheinlich schlechteste Point-Guard-Rotation der Liga (Ausnahme: Knicks).
Es wird interessant zu sehen sein, ob Coach Frank Vogel Gordon und Vucevic zum Ende der Saison noch einsetzen wird, oder ob er doch den absoluten Tankmodus aktiviert. Vielleicht macht dem auch Mario Hezonja einen Strich durch die Rechnung, der auf der Vier wie der Phoenix aus der Asche aufgestiegen ist und ein 20-Punkte-Spiel an das Nächste reiht. Auch der restliche Spielplan kommt vergleichsweise leicht daher: Von den Topteams muss Orlando nur noch gegen die Toronto Raptors dreimal ran, ansonsten warten 14 Teams mit einer negativen Bilanz.
Prognose: Zwischen 3 und 6
Dallas Mavericks (18-40)
Stats: OffRtg: 104,5 (20.), DefRtg: 107,4 (21.), NetRtg: -2,9 (22.)
Strength of Schedule: .484 (Leichteste Gegner: Suns, Magic, Grizzlies, Kings, Nets, Bulls)
Zyniker würden behaupten, dass kein Team schöner tankt als die Mavs. Viele Spiele laufen nach dem gleichen Schema ab: Dallas gräbt sich ein tiefes Loch, kämpft sich dann zurück in die Partie - nur um in der Schlussphase dennoch zu verlieren. Die Mavs haben in Clutch Situations das mit Abstand schlechteste Netrating (-28,9) der Liga - und das in satten 36 Spielen. Dallas ist also in so ziemlich jedem Spiel wettbewerbsfähig, doch mit einem Rookie auf der Eins (Dennis Smith Jr.) zahlt das Team von Rick Carlisle in der Crunchtime jede Menge Lehrgeld. Dirk Nowitzki hat da seinen Arbeitstag zumeist schon lange beendet.
Zur Trade Deadline wurde dann auch noch das sogenannte "Energy Bunny Lineup" (Zitat Steve Kerr) um J.J. Barea, Devin Harris, Yogi Ferrell, Dwight Powell und Dirk Nowitzki aufgebrochen, da man Harris nach Denver verschiffte und im Gegenzug Doug McDermott aus New York holte. Die Formation mit den drei Guards zählte zu den besten Lineups der Liga (Netrating: 19,4!).
Carlisle wird in den kommenden Wochen sicher viel experimentieren, auch in der Crunchtime, wie er das schon gegen die Lakers zeigte. Dennoch scheint Dallas zu gut, um sich die höchsten Wahrscheinlichkeiten auf den ersten Pick zu erspielen. Auch wenn es noch gegen einige Playoff-Teams geht.
Prognose: Zwischen 3 und 6
Atlanta Hawks (18-41)
Stats: OffRtg: 103,9 (22.), DefRtg: 108,0 (24.), NetRtg: -4,1 (25.)
Strength of Schedule: .541 (Leichteste Gegner: Suns, Magic, Kings, Bulls, Lakers, Hornets)
Mit Marco Belinelli, Ersan Ilyasova und Dewayne Dedmon wollten die Hawks gleich drei Veteranen zur Deadline abstoßen, gegangen ist letztlich nur der Italiener - und das nach einem Buyout. Es würde dennoch verwundern, wenn Coach Mike Budenholzer in den letzten Saisonwochen hoffnungsvolle Talente wie John Collins oder Taurean Prince nicht ausgedehnte Spielzeit garantieren würde.
Dazu wartet von allen möglichen Lottery Teams der schwerste Spielplan auf Dennis Schröder und Co. Nicht nur geht es noch zweimal gegen die Warriors, sondern es steht Ende März auch noch ein langer Trip in die Western Conference an, wenn vier Playoff-Teams am Stück warten.
Viele Siege sollten da nicht mehr herausspringen, auch wenn man bedenkt, dass kaum ein Team so wenig Talent wie Atlanta besitzt. Die Hawks bleiben der Favorit auf den letzten Platz der Eastern Conference.
Prognose: Zwischen 1 und 3
Phoenix Suns (18-41)
Stats: OffRtg: 101,5 (29.), DefRtg: 110,6 (30.), NetRtg: -9,1 (30.)
Strength of Schedule: .534 (Leichteste Gegner: Hawks, Mavs, Magic, Kings, Grizzlies, Hornets)
Einen ähnlich schweren Schedule wie die Hawks, hat lediglich Phoenix, die gefüllt seit Beginn des neuen Kalenderjahres ihre Saison beendet haben. Seit Neujahr steht die Franchise bei einer Bilanz von 4-19 und es folgen nur noch sechs Spiele gegen klare Lottery Teams.
Die Entwicklung von Devin Booker, der mehr Spielmacher-Aufgaben übernimmt, ist zwar erfreulich, doch die Suns stellten nun Elfrid Payton zur Trade Deadline neben ihren designierten Franchise-Spieler. Der braucht im Idealfall den Ball und legte gegen die Warriors zwar 29 Punkte auf, doch sein Team verlor gegen den Champ, der sich selbst coachte, mit 50 Zählern.
Auch Josh Jackson war zuletzt ein Lichtblick nach einem schweren Start, mit ihm in der Starting Five tun sich aber große Spacing-Probleme auf dem Flügel auf; vor allem weil T.J. Warren fast ausschließlich innerhalb der Dreierlinie operiert. All dies sind Zutaten, die Phoenix zum aussichtsreichsten Anwärter auf die meisten Kugeln in der Draft Lottery machen.
Prognose: Zwischen 1 und 3