Nach zweifacher Verlängerung konnten sich die Washington Wizards (39-30) einen wichtigen 125:124-Sieg im Kampf um die Homecourt-Plätze im Osten sichern. Gegen die von Verletzungen geplagten Boston Celtics (46-22) wurden sie dabei aber nur teilweise ihrer Favoritenrolle gerecht.
Celtics-Trainer Brad Stevens musste vor dem Spiel gegen die Wizards seine Rotation ordentlich durcheinanderwürfeln. Daniel Theis' Saison wurde im letzten Spiel gegen die Pacers beendet, Marcus Smart droht Ähnliches und mit Kyrie Irving, Jaylen Brown und Al Horford gesellten sich dann auch noch weitere Ausfälle dazu.
Die übrig gebliebenen Celtics ließen sich aber nichts anmerken und legten einen hervorragenden Start in die Partie hin. Boston ließ den Ball ständig laufen, teilte die Verantwortung gleichmäßig auf und nach nur fünf gespielten Minuten hatte jeder der fünf Celtics-Starter mindestens einmal gepunktet. Marcus Morris führte die Celtics mit 10 Punkten im Auftakt-Viertel an und Shane Larkin (7 Punkte) vergrößerte die Führung der Celtics mit viel Energie von der Bank auf 37:23.
Die schläfrig wirkende Defensive der Wizards zeigte im zweiten Viertel dann aber ein anderes Gesicht und ließ deutlich weniger offene Würfe vom Perimeter zu. Boston begnügte sich so meist mit Mitteldistanzwürfen und hatte damit kaum Erfolg. In den letzten drei Minuten vor der Halbzeit schnallte sich Markieff Morris die träge Wizards-Offense auf den Rücken, lief mit 9 Punkten heiß und verkürzte den Rückstand auf 52:59.
Vom Schwung des ersten Viertels war nach der Halbzeit in der Offensive der Gastgeber aber kaum mehr etwas übrig. Die Celtics wirkten immer einfallsloser und fanden an dem anderen Ende des Courts keine Antwort gegen den vorher noch sehr unauffälligen Bradley Beal. Der frischgebackene All-Star erzielte 16 Punkte und Washington eroberte noch vor dem Schlussviertel die Führung zurück - 81:80.
Im Schlussviertel stockte die Wizards-Offensive. Nur zwei von zehn Dreierversuchen trafen ihr Ziel und währenddessen erwischte Marcus Morris wieder eine heiße Phase und brachte sein Team erneut in Front. Beal verkürzte immer wieder für die Wizards - Boston blieb aber konstant vorne und führte mit noch fünf Sekunden zu spielen 106:103. Nach einer Unaufmerksamkeit in der Defensive lief Otto Porter Jr. dann völlig frei auf den Korb zu, passte den Ball aber auf Grund der ablaufenden Spielzeit raus zu Jodie Meeks, der Washington mit einem Dreier in die Verlängerung rettete.
Die Overtime endete dann mit einer wilden Schlussphase. Mit noch 20 Sekunden auf der Uhr, wurde Porter beim Layup-Versuch gefoult und zeigte an der Linie keine Nerven. Die Gastgeber leisteten sich danach einen unnötigen Ballverlust und sahen mit zwei Punkten Rückstand und ohne Ballbesitz schon wie die sicheren Verlierer aus - doch dann revanchierten sich die Wizards mit eigenem Ballverlust. Tatum traf danach den Korbleger plus Foul, verwarf aber den Freiwurf zum Sieg.
Beal brachte den Wizards in der zweiten Verlängerung zwischenzeitlich eine Sechs-Punkte-Führung, Boston kämpfte sich aber erneut zurück und hatte unmittelbar vor Abpfiff mit Tatum erneut die Chance auf den Sieg - sein Dreier verpasste aber das Ziel. Endstand: 125:124 Wizards.
Bradley Beal führte sein Team nicht nur mit 47 gespielten Minuten an, sondern war auch mit 34 Punkten (14/27 FG) Topscorer der Partie. Dazu lieferte er noch 9 Assists und 7 Rebounds. Markieff Morris unterstütze mit 20 Punkten, Porter erzielte 18. Ian Mahinmi zeigte in 25 Minuten von der Bank eine starke Leistung und belohnte sich mit einem Double-Double (14 Punkte, 11 Rebounds).
Marcus Morris gewann mit 31 Punkten (Season-High) immerhin das zwillingsinterne Duell und zeigte insgesamt eine überzeugende Leistung. Terry Rozier lieferte 21 Punkte und 9 Rebounds, Pechvogel Tatum sammelte 19 Zähler ein. Greg Monroe lieferte neben 10 Rebounds mit 16 Punkten von der Bank eine fast perfekte Wurfleistung (8/9 FG), war in der Schlussphase des Spiels aber kein Faktor mehr.
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics (46-22) vs. Washington Wizards (39-30) 124:125 2OT (BOXSCORE)
- Ein Hauptgrund für die Boston-Führung in der ersten Halbzeit war die starke Arbeit an den Brettern. Besonders Monroe und Aron Baynes waren dabei von den Wizards kaum in den Griff zu bekommen und schenkten ihrem Team mehrere zweite Chancen. 53 Prozent der Halfcourt-Posessions von Boston endeten in einem Offensiv-Rebound.
- In der zweiten Halbzeit wendete sich das Blatt aber und die Rebounding-Vorteile wechselten zu den Wizards. Ein besonderes Lob durfte sich dabei Mahinmi abholen. Der Backup-Center hielt deutlich besser dagegen als Kollege Marcin Gortat und war dazu mit 6 Offensiv-Rebounds selber ein großer Unruhefaktor unter dem Korb der Celtics.
- Mit 46 Prozent von draußen und 73 Prozent am Rim lieferten die Celtics eigentlich überragende Wurfquoten ab. Am Ende wird Brad Stevens wohl verärgert auf sieben verworfene Freiwürfe zurückschauen. Was außerdem nicht lief: Über ein Drittel der Cetics-Würfe kamen aus der Mitteldistanz - getroffen haben sie davon aber nur magere 25 Prozent.
Boston Celtics vs. Washington Wizards: Die Stimmen zum Spiel
Bradley Beal (Wizards): "Das war unglaublich wichtig. Die Celtics haben trotz der ganzen Verletzungen eine ganz starke Leistung abgerufen - aber wenn wir einen Homecourt-Platz erreichen wollen, müsse wir solche Spiele einfach gewinnen."
Der Star des Spiels
Bradley Beal. Nach einem überragenden dritten Viertel hielt Beal seine Wizards ebenfalls im vierten Viertel im Spiel. Während der Verlängerungen flatterten leicht die Nerven - insgesamt machte er neben seinem Scoring auch einen sehr guten Job, die offensive seiner Mannschaft zu leiten.
Der Flop des Spiels
Aron Baynes. Der Australier spielte eine gute erste Hälfte, baute dann aber stark ab. Offensiv konnte er kaum Akzente setzten und auch defensiv war er letztendlich kein entscheidender Faktor mehr. Besonders in Phasen, in denen die Celtics offensiv sehr einfallslos waren, machten Baynes' Minuten kaum Sinn.
Coaching Move des Spiels
Bei der dünnen Personaldecke im Celtics-Frontcourt, hätte man vermuten können, dass Brad Stevens vermehrt kleinere Lineups auf das Parkett schicken würde - Stevens entschied sich aber für das komplette Gegenteil und ließ mit Monroe oder Baynes ständig einen klassischen Center auf dem Platz. Einige Minuten spielten die Boston-Big-Men sogar gemeinsam und bereiteten den Gästen mit ihrer Physis einige Probleme.