NBA-Kolumne Above the Break: Die Toronto Raptors sind das beste Team im Osten!

Ole Frerks
14. März 201810:48
Fred VanVleet ist ein wichtiger Teil der Geheimwaffe der Toronto Raptors.getty
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Willkommen bei Above the Break - der SPOX-Meinung zur NBA-Saison! Zweimal im Monat nimmt SPOX-Redakteur Ole Frerks ein Thema aus der Liga ganz genau unter die Lupe. Diesmal: Das beste Team der Eastern Conference - und die Fragen der User.

Darum sollten wir die Toronto Raptors ernst nehmen

Es läuft das vierte Viertel im Topspiel - das beste Team der NBA, 17 Siege in Folge im Gepäck, ist zu Gast beim besten Team der Eastern Conference. Die Raptors führen mit 7, weil C.J. Miles soeben einen Dreier getroffen hat. Es sind trotzdem noch über zehn Minuten zu spielen, Houston hat also noch massig Zeit. Zumal jetzt Minuten laufen, die die Rockets in dieser Saison lieben.

Es sind hauptsächlich Bankspieler auf dem Court, MVP-Favorit James Harden sitzt auf der Bank. Da die Rockets die Minuten von ihm und Chris Paul aber so staggern, dass einer von beiden immer drauf ist, wischen sie in diesen Szenarien mit den allermeisten Teams den Boden: Die Kombination aus Paul, Eric Gordon, Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute hat in dieser Saison ein Net-Rating von +12,7 (Joe Johnson war in diesem Spiel zum ersten Mal dabei).

Fred VanVleet treibt Chris Paul zur Weißglut

Die Raptors wissen dies natürlich. Und sie kontern auf ihre Art: Nach dem Miles-Treffer bleibt Fred VanVleet vorn und packt tatsächlich eine Ganzfeldpresse gegen Paul aus. Dieser ist sichtlich irritiert. Statt den Ball entspannt nach vorne tragen zu können, muss er sich nun tatsächlich mit dieser Klette rumschlagen. VanVleet bringt CP3 in Bedrängnis - als dieser realisiert, dass er nicht rechtzeitig die Mittellinie erreichen wird, wirft er entnervt einen Pass nach vorne.

Einen ungenauen allerdings, der prompt von Jakob Pöltl abgefangen wird. Der Österreicher spielt sofort ab auf VanVleet, der mittlerweile die Mittellinie passiert hat. Dieser findet den vorausgesprinteten Pascal Siakam, Layup, Bang - 9 Punkte Vorsprung, Auszeit Houston.

Die Sequenz hat ganze 14 Sekunden gedauert. Sie war nicht spielentscheidend beim Statement-Sieg der Raptors. Und doch verdeutlichte sie recht gut, was die Raptors in dieser Saison so stark macht.

Fred VanVleet ist ein wichtiger Teil der Geheimwaffe der Toronto Raptors.getty

Toronto Raptors: Nicht mehr die gleiche Leier

Die Raptors sind seit Jahren eins der konstant guten Teams der Eastern Conference - in den letzten beiden Jahren gewannen sie je über 50 Spiele, in den beiden Saisons davor 48 und 49. Auf gute Regular Seasons folgten dann regelmäßig Enttäuschungen in den Playoffs, auch wenn es 2016 bis in die Conference Finals ging. Spätestens bei LeBron James war immer und auf ziemlich deutliche Art Endstation.

Dementsprechend waren auch Zweifel berechtigt, als die Raptors im Sommer ihr Team zusammen hielten und viel Geld in neue Deals für Kyle Lowry und Serge Ibaka investierten. Auch die Aussage, man wolle jetzt endlich moderner spielen und sich vom Midrange- und Iso-lastigen Steinzeitbasketball der letzten Jahre wegbewegen, wurde skeptisch aufgenommen - hatte man ja schließlich schon öfter gehört.

Tatsächlich haben die Raptors ihre Identität aber fast völlig geändert. Toronto hat den Dreier für sich entdeckt und nimmt mittlerweile die drittmeisten Triples der NBA. Sie spielen im Schnitt über 20 Pässe mehr pro Spiel als letzte Saison und sind viel schwerer auszurechnen. Sie verteidigen auch besser denn je. Toronto hat aus einer mittelmäßigen Defense die viertbeste der Liga gemacht und rangiert als einziges Team der NBA bei Offensiv- und Defensiv-Rating in der Top 5. Nur die beiden West-Giganten Golden State und Houston schlagen ihre Gegner deutlicher als die Kanadier.

Team-Ratings: Nur Toronto offensiv und defensiv Top 5

RangNet-RatingOffensiv-RatingDefensiv-Rating
1Warriors (+10*)Warriors (113,7)Celtics (101,4)
2Rockets (+9,1)Rockets (113,3)Jazz (102,5)
3Raptors (+8,5)Raptors (111,2)Spurs (102,6)
4Celtics (+4,3)Timberwolves (111,1)Raptors (102,6)
5Sixers (+3,0)Cavaliers (109,9)Sixers (103,1)

*Alle Zahlen via nba.com/stats - 13.3.2018

DeMar DeRozan: Ein legitimer MVP-Kandidat

Im Zentrum steht dabei natürlich DeMar DeRozan, der zwar nicht so viele Punkte auflegt wie letztes Jahr, aber die mit Abstand kompletteste Saison seiner Karriere spielt. Der Dreier ist zwar wieder abgekühlt (31,9 Prozent), der Shooting Guard nimmt ihn aber erstmals in seiner Karriere wirklich konsequent und hat die Offense Torontos im Zuge dessen höchstpersönlich modernisiert.

Er hat auch als Playmaker Fortschritte gemacht, seine 5,2 Assists sind mit Abstand Career High. Während es in den letzten Jahren noch zur Debatte stand, ob er oder Lowry der wichtigste Spieler Torontos ist, hat sich das mittlerweile geklärt - DeRozan ist endgültig Chef bei den Raptors.

Man darf ihn zudem mit Recht in das Cluster der MVP-Kandidaten packen, das mit etwas Abstand auf Harden blickt. Laut Chris Bosh sollte DeRozan sogar auf dem zweiten Platz stehen. Dass er außerdem das Tabu gebrochen hat, als Sportler über mentale Probleme zu sprechen, kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen.

Raptors: Unfassbare Stärke der Bank

Das wahre Geheimnis der Raptors liegt aber in ihrer Tiefe, in Lineups wie der Truppe, die CP3 in der anfangs beschriebenen Sequenz in die Bredouille brachte. Die Rockets staggern - die Raptors spielen viele Minuten ohne ihre Stars Lowry und DeRozan. Bei Pauls Turnover stand kein einziger Raptors-Starter auf dem Court, eigentlich fast unerhört in Spitzenspielen. Aber die Raptors haben diesen Luxus. In gewisser Hinsicht sind sie sogar dann am besten, wenn der Bench-Mob spielt.

Die Starter sind natürlich auch stark - aber dadurch, dass Lowry und DeRozan den Ball relativ viel dominieren und auch Jonas Valanciunas seine Touches im Post braucht, wird das Spiel naturgemäß etwas langsamer. Mit der Bank sieht das anders aus. Es gibt keinen Go-to-Scorer und auch keine Egos - es wird einfach so lange und schnell gepasst, bis sich eine gute Möglichkeit ergibt. Es gibt nicht selten Possessions, die an die Spurs erinnern.

Das Zusammenspiel ist einfach nur beeindruckend und erinnert so gar nicht mehr an die Raptors der letzten Jahre. Und auch defensiv klappt es, weil diese jungen Lineups vor Energie nur so strotzen und weil sie neben der kleinen Pest VanVleet über vielseitige Flügelverteidiger und den agilen Shotblocker Pöltl verfügen.

Jakob Pöltl und Fred VanVleet glänzen gemeinsam

Das meisteingesetzte "pure" Bank-Lineup der Raps besteht aus VanVleet, Pöltl, Miles, Siakam und Delon Wright - dieses Quintett weist in 243 Minuten ein Net-Rating von +24,9 (!) auf. Und es ist bei weitem nicht die einzige positive Kombination. Pöltl und VanVleet haben in 817 gemeinsam absolvierten Minuten ein Net-Rating von 19,3, Siakam und VanVleet stehen über 849 Minuten bei +18. VanVleet und Wright stehen in 601 Minuten bei +17,3, Pöltl und Wright über 667 Minuten bei 15,4. Und so weiter, und so fort.

Tatsächlich sind die Raptors vom Net-Rating her als Team sogar besser, wenn DeRozan und Lowry auf der Bank sitzen. Das heißt nicht, dass die beiden All-Stars deswegen Bankspieler sein sollten - der Bench Mob funktioniert eben deshalb so gut, weil er dosiert eingesetzt werden kann und sich häufig gegen die schwächeren Lineups der Gegner austobt.

Dadurch, dass die Bank diese kurzen Duelle immer und immer wieder gewinnt, kann Coach Dwane Casey seinen Stars viel mehr Pausen geben und die Raptors können auch Spiele verkraften, in denen Lowry beispielsweise nur 7 Punkte macht. In den letzten Jahren wäre das so kaum denkbar gewesen.

Das genaue Gegenteil der Bucks

Alles in allem sind die Raptors in dieser Saison ein unheimlich gut ausbalanciertes Team. DeRozan ist Mr. Verlässlich, aber auch um ihn herum gibt es in jedem Spiel mehrere Spieler, die stark aufspielen und andere mitreißen. Auch Casey muss hoch angerechnet werden, dass er in fast jedem Spiel die richtige Kombination findet - obwohl es oft weit mehr als fünf Spieler gibt, die sich im jeweiligen Spiel Minuten in der Crunchtime verdient hätten. Wenn es überhaupt dazu kommt.

Die Frage bei der ganzen Angelegenheit ist natürlich, inwieweit sich die größte Stärke der Raptors auch auf die Playoffs übertragen lässt. Denn dort schrumpfen traditionell die Rotationen - und die Minuten der Stars steigen an. Ist die 10er- oder 11er-Rotation Raptors dann immer noch so wertvoll?

Nehmen wir mal die Bucks als Vergleich (momentan Platz 7). Milwaukee ist ein verheerend schlechtes Team, wenn Giannis Antetokounmpo sitzt (Net-Rating -8,7), mit dem Griechen auf dem Court spielen sie zwar immer noch frustrierend unkreativen, aber erfolgreichen Basketball (+4,7). Momentan spielt er 37,1 Minuten pro Spiel, diese werden aber in den Playoffs steigen. Letztes Jahr waren es 40,5, in diesem Frühling könnten es sogar noch mehr werden.

Wieviel ist die Tiefe der Raptors dann noch wert, wenn der beste Spieler der Serie beim anderen Team spielt? Allein für die Beantwortung dieser Frage wäre es faszinierend, wenn diese Teams wie schon letztes Jahr in Runde eins aufeinandertreffen würden.

Raptors: Entgegen aller Klischees

Toronto versucht, mit mehreren Konventionen und Klischees zu brechen. Da die Raptors ein ungewöhnliches Team sind, ist es auch in Ordnung, ihren Höhenflug zumindest etwas kritisch zu betrachten. Dennoch macht man es sich zu leicht, wenn man nur die Argumente "wie in den letzten Jahren" und "LeBron" dafür aufbringt.

Die Raptors sind ein anderes Team geworden. Die Cavaliers auch. Die Celtics sind verletzt und ohnehin nicht so gut, wie es ihre Serie von 16 Siegen Anfang der Saison suggeriert hat. Dazu gesellt sich eine Reihe von Teams, die nicht gerade vor Playoff-Erfahrung strotzen. Es wird oft dargestellt, als wäre Toronto einfach eins der Teams aus dieser Reihe, aber das ist einfach nicht wahr.

Die Raptors sind derzeit mit Abstand das beste Team der Eastern Conference. Sie sind konstant, sie sind tief, sie sind vielseitig und sie bringen weniger Fragezeichen mit als alle anderen Teams im Osten. Ja, sie haben keinen LeBron - ein legitimer Superstar ist DeRozan mittlerweile aber auch. Und sie haben alles andere.

Es wird Zeit, dass die Playoffs anfangen.

User-Fragen: Playoff Picture, Kawhi Leonard, die Cavaliers-Trades, Tankathon

Ihr habt Fragen, die ihr in der Kolumne beantwortet sehen wollt? Dann stellt sie bei Twitter!

@Rags2Rockets: Wer verpasst im Westen die Playoffs?

@Labi270: Fliegt Minnesota ohne Butler aus den Playoff-Rängen raus?

Diese beiden Fragen lassen sich wohl ganz gut zusammenfassen. Tatsächlich ist das Playoff-Rennen im Westen so eng, dass nach Houston und Golden State noch niemand sein Ticket sicher hat, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass die Blazers sich das noch nehmen lassen. Dahinter werden sieben Teams durch 2 Siege getrennt. Nach fast 70 Spielen für jedes Team! Das ist absurd.

Es ist daher auch schwer zu beantworten, wie es weitergehen wird. Von der Form her sind aus dem ganzen Cluster aktuell die Blazers, die Pelicans und die Jazz am besten drauf - und ehrlich gesagt halte ich Utah aktuell sogar für das stärkste Team hinter den Rockets und Golden State, einfach weil sie defensiv so dominant und nicht von geisteskranken Fabelleistungen einzelner Spieler (Anthony Davis oder Damian Lillard) abhängig sind.

Um aber kurz auf die Wolves einzugehen: Minnesota hat sich seit der Butler-Verletzung zunächst erwartungsgemäß schwergetan. Gerade der Sieg gegen Golden State am Sonntag hat mir aber Hoffnung gegeben, dass sie es trotzdem schaffen werden. Gerade Towns ist einfach so unfassbar begabt, dass selbst die besten Teams nur schwer mit ihm zurechtkommen. Außerdem sind sie bald aus dem gröbsten Teil ihres Spielplans raus und haben dann ein vergleichsweise leichtes Restprogramm.

Da wir jetzt nicht alle Teams abhandeln wollen: Ich glaube, dass die Nuggets es nicht schaffen, weil ihre Offense zwar überragend ist, die Defense aber nicht der Rede wert. Außerdem fallen vermutlich die Clippers noch raus aus dem Rennen. Es sei denn, die Spurs können ihre Talfahrt nicht stoppen. Apropos Spurs ...

@DomeChesani: Würde eine Leonard Rückkehr den Spurs so sehr helfen, dass sie noch mindestens auf Platz 4 kommen und sich den mMn dringend benötigten Heimvorteil in Runde 1 sichern (Home 74%; Away 40%) trotz des 3. schwerst verbleibenden Spielplans?

... und hier haben wir die faszinierendste Frage der restlichen Regular Season. Wann kommt Kawhi denn jetzt wirklich zurück? Nächste Woche? Und in welcher Form erleben wir ihn dann? Ist er wieder richtig fit oder ist er der zögerliche Spieler, den wir Mitte der Saison in 9 enttäuschenden Spielen auf dem Court gesehen haben?

Fakt ist: Ohne Leonard sind die Spurs in den letzten Wochen das schlechteste Team der Western Conference, das nicht aktiv verlieren will - auch die Lakers waren in letzter Zeit deutlich besser. San Antonio braucht ganz dringend eine Infusion von Energie, von Qualität, ja von Hoffnung. Da wäre einer der besten Spieler der NBA als Verstärkung natürlich gerne gesehen.

Ich kann nur aus der Ferne nicht beurteilen, welchen Kawhi wir jetzt tatsächlich sehen werden - da bin ich gespannt wie jeder andere. Unabhängig davon würde ich aber nicht davon ausgehen, dass San Antonio sich noch zurück unter die ersten 4 mogeln kann. Popovich hat ja vor einigen Wochen schon angedeutet, dass eine Re-Integration so spät in der Saison nicht einfach ist, und auch wenn das Spurs-System dies eigentlich vereinfachen sollte, müsste auch San Antonio tatsächlich einiges umstellen. Nicht zuletzt würde sich die Rolle von Aldridge schon wieder ändern.

Kurzum: Mit einem fitten Kawhi werden die Spurs die Playoffs nicht verpassen. Aber unter die ersten 4 werden sie nicht kommen. Dafür wären sie als Underdog trotzdem ein ziemlich ätzendes Matchup für jeden höheren Seed.

@LarsMLFY: Angenommen Houston wird erster und Spurs achter im Westen (durchaus realistisch), coacht Pop dann D'Antoni vom Feld und die Spurs schaffen den Major Upset?

... zum Beispiel für solche Szenarien! Popovich hat in den Playoffs bisher tatsächlich eine ziemlich überragende Bilanz gegen D'Antoni vorzuweisen, alle fünf Duelle gingen an die Spurs. Wären sie deswegen auch in diesem Jahr der Favorit? Mitnichten - dafür ist Houston einfach zu dominant. Dennoch wäre ich mir ziemlich sicher, dass MDA in der ersten Runde gerne einen anderen Gegner sehen würde.

Andererseits: Wer Meister werden will, muss ohnehin früher oder später die eigenen Dämonen erledigen. Das würde Houston auch schaffen. Letztes Jahr war das Hauptproblem ja, dass Harden in den Playoffs stehend K.O. war und kaum Entlastung um sich herum hatte - jetzt hat Houston Chris Paul und eine um ein Vielfaches bessere Defense. Es ist einfach nicht das Jahr der Spurs.

@ibbe089: Welche Begegnung könnte möglicherweise die spannendste/interessanteste Serie in den Playoffs sein? (Abgesehen von einer Finalserie Warriors-Cavs) Welche Franchise könnte die Warriors dieses Jahr tatsächlich in einer Serie schlagen?

Ich glaube, dass es ein paar Teams gibt, die Golden State zumindest herausfordern könnten - aber eine echte Chance, die Warriors in einer Serie zu schlagen, räume ich aktuell nur Houston und mit Abstrichen den Raptors ein. Und auch die Rockets wären nicht favorisiert, Seeding hin oder her. Das könnte aber eine der besten Playoff-Serien seit Jahren werden.

Ansonsten hoffe ich auf: Toronto vs. Milwaukee (siehe oben), Philly vs. Cleveland (enger als man denken würde!) und OKC vs. Golden State (die Spiele in der Regular Season waren überragend). Und aus Celtics-Sicht hoffe ich definitiv NICHT auf Boston vs. Philadelphia.

@cpshimself: Haben sich die Cavs mit den Trades verspekuliert?

Man kann wohl zumindest festhalten, dass man sich in Cleveland nach den guten ersten Spielen ein bisschen zu früh gefreut hat. Die Cavs sind aktuell an den meisten Tagen absolut mittelmäßig und sehr davon abhängig, was LeBron an dem Tag so vorhat - was ja meistens etwas Gutes ist. Aber solange Love verletzt ist, steht sonst einfach kein Spieler im Kader, der ein Spiel auch mal phasenweise übernehmen kann. Und auch er ist in der Hinsicht ja kein Kyrie Irving.

Wo wir beim Punkt wären: Die Cavs haben es nicht zur Deadline versaut, sondern im Sommer. David Griffin war mitten in Verhandlungen, Paul George und Eric Bledsoe nach Cleveland zu holen, als die Cavs sich entschieden, seinen Deal nicht zu verlängern und dann in der heißesten Phase des Sommers ohne GM dazustehen.

Der Isaiah-Thomas-Trade sah aus Asset-Sicht dann einige Wochen später gut aus, von dem wichtigsten Asset (dem Brooklyn-Pick) haben die Cavs aber aktuell genauso wenig wie von den akquirierten Spielern Thomas und Crowder. Der echte Schaden entstand im Sommer, jetzt konnte Koby Altman diesen lediglich begrenzen beziehungsweise es versuchen. Wenn LeBron aber im Sommer abhaut und Cleveland jahrelang auf den fetten Gehältern von Clarkson und Hill sitzt, stehen natürlich auch diese Deals noch einmal in einem anderen Licht.

@lab_ole: Wer tankt deiner Meinung nach momentan am besten und bekommt den ersten Draft Pick / wer ist der Pick überhaupt, Trae Young, Doncic oder wer ganz anderes?

Ich tue mich schwer damit, das Prädikat "gut" in Bezug aufs Tanken zu verwenden, nennen wir es doch vielleicht lieber "effektiv" oder von mir aus auch "dreist". Da führt aktuell natürlich kein Weg an den Grizzlies vorbei. Memphis hat 18 Spiele in Folge (!) verloren und in der Zwischenzeit hat sogar Marc Gasol gemeckert, dass das ja wie in der G-League ist. Ist mir auch aufgefallen.

Es ist allerdings ja nicht garantiert, dass die schlechteste Bilanz auch gleichzeitig den ersten Pick ergeben wird. Von daher wird das ganze Tank-Bataillon fleißig weiter verlieren und aus der Rest-Saison eine Farce machen - besonders amüsant finde ich da die Bulls, die Robin Lopez nach der NBA-Beschwerde jetzt zumindest manchmal ein Viertel spielen lassen. Aber gut: Das System belohnt das ja, deswegen tanken die Teams solange, bis es (endlich) eine Reform gibt.

Bei der Lottery geht es um Pingpong-Bälle und Glück, viel interessanter finde ich daher, welcher Spieler an 1 weggehen wird. Aus Euro-Perspektive würde ich gerne Luka Doncic als 1st Pick sehen und ich denke auch, dass er das rechtfertigt - allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn auch schon viel mehr habe spielen sehen als die US-Talente, weil er eben seit Jahren auf hohem Niveau spielt und nicht bloß ein Jahr College auf dem Buckel hat.

Wenn man den gängigen Mock Drafts glauben darf, ist sein Hauptkonkurrent DeAndre Ayton, der vom Profil her wie die Faust aufs Auge in die heutige NBA passt. Wenn er ein starkes NCAA Tournament spielt, würde ich Stand jetzt auf ihn tippen, aber vielleicht dreht ja auch Michael Porter oder Marvin Bagley komplett am Rad. Es wird in jedem Fall mehr als eine gute Option im Draft geben -das ist ja auch der Hauptgrund, warum Cristiano Felicio und Kobi Simmons aktuell Minuten sehen.

@moritzmzu: Welche Chancen räumst du den Pelicans ein Boogie im Sommer zu halten?

Ich gehe stark davon aus, dass Boogie in New Orleans bleiben wird. Durch den Achillessehnenriss ist der (ohnehin kleine) Markt für ihn noch kleiner geworden, es gibt nur wenige Teams mit Cap Space und noch weniger Teams, die aktuell das Risiko eingehen würden, ihm langfristig viel Geld zu bieten. So stark Cousins diese Saison gespielt hat, er hat einen schwierigen Ruf und eine noch schwierigere Verletzung - zum absolut miesesten Zeitpunkt. Keiner kann garantieren, dass er wieder komplett der Alte wird.

Gleichzeitig kann New Orleans es sich aber auch nicht leisten, ihn abzugeben, weil sie ohne Cap Space anderweitig nicht nachbessern können und weil sie Anthony Davis signalisieren müssen, dass sie ihm das bestmögliche Team zur Seite stellen werden. Sonst riskieren sie früher oder später einen Abgang von A.D. - und dieser könnte das Ende der Pelicans bedeuten. Boogie bleibt.