NBA

Warriors ohne Stephen Curry: Defense und Kevin Durant als Schlüssel zum Erfolg

Kevin Durant und Draymond Green werden ohne Curry mehr Verantwortung tragen
© getty

Die Golden State Warriors werden in der ersten Playoff-Runde auf Stephen Curry verzichten müssen. Ohne den zweimaligen MVP werden sich die Dubs vor allem in der Defense steigern müssen. Im Angriff wird wieder Kevin Durant die Hauptlast tragen.

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Am Samstagnachmittag Ortszeit herrschte Gewissheit. Stephen Curry hat sich das Innenband verstaucht und wird in letzten Spiele der Regular Season ausfallen. Und nicht nur das: Laut Warriors-Coach Steve Kerr wird der zweimalige MVP auch in der ersten Playoff-Runde nicht auf dem Feld stehen.

Offiziell wird Curry in drei Wochen untersucht, dies heißt aber nicht, dass der Spielmacher dann einsatzbereit ist. Die zweite Playoff-Runde startet in gut fünf Wochen, die Conference Finals sind gut sieben Wochen entfernt. Es dürfte ein Drahtseilakt für die Franchise werden, die zuletzt dreimal in Folge in den Finals stand und sich zweimal die Krone aufsetzen konnte.

Um aber die Finals zu erreichen, müssen erst einmal drei Playoff-Runden überstanden werden. Bereits in der Vergangenheit haben die Dubs bewiesen, dass sie Verletzungen kompensieren können (Curry 2016, Durant 2017), doch der Spielraum für Fehler ist deutlich geringer geworden.

Die aktuellen Verletzungen der Warriors

SpielerVerletzungmögliche Rückkehr
Stephen CurryInnenband-Stauchungfrühestens 2. Runde Playoffs
Draymond GreenGrippeMittwoch gegen Indiana
Omri CasspiKnöchelverstauchungMittwoch gegen Indiana
Kevin DurantRippenfrakturEnde der Woche
Klay ThompsonDaumenfrakturNächste Woche

Warriors: Curry ist das System

Immerhin: Nachdem zuletzt alle vier All-Stars ausfielen, gibt es nun auch einige gute Neuigkeiten. Draymond Green spielte zwar noch nicht gegen die Utah Jazz, könnte aber in der Nacht auf Mittwoch gegen Indiana wieder dabei sein. Auch die Rippenfraktur von Durant ist fast geheilt, er könnte ebenfalls schon zum Ende der Woche wieder auf dem Court stehen. Lediglich der rechte Daumen von Klay Thompson braucht noch ein wenig. Er wird sein Comeback wahrscheinlich aber noch vor dem Playoff-Start geben.

Platz zwei im Westen ist ohnehin bombensicher (der Rückstand auf Houston beträgt dagegen schon 5,5 Spiele), sodass Golden State zum Start der heißen Phase der Saison immerhin drei absolute Topspieler zur Verfügung haben wird. Wie viele andere Teams können das von sich behaupten?

Allerdings ist und bleibt Curry der wichtigste Baustein im Super-Team aus der Bay Area. "Steph ist das System", sagte darum auch Durant vor einigen Wochen. Dieses System muss und wird sich ohne Curry ein wenig ändern. Vermutlich ähnlich, wie bereits im Dezember gesehen, als Curry mit einer Knöchelverletzung einen guten Monat pausieren musste.

Stats: Warriors mit und ohne Curry

Curry On/OffOffensiv-RatingDefensiv-RatingTO%Pace
Warriors mit Curry120,4105,714,7106,01
Warriors ohne Curry106,0101,715,898,72

Warriors: Blaupause ohne Curry im Dezember

Nach dem Ausscheiden des zweimaligen MVPs gewann der amtierende Champ neun von zehn Spielen und war auf einmal das beste Defensiv-Team der Liga. War man sonst ein offensiver Juggernaut, betrug das Offensiv-Rating lediglich 106,8, während am hinteren Ende nur 97,7 Punkte auf 100 Ballbesitze zugelassen wurden.

"Wir spielen dann einen etwas anderen Stil", sagte Kerr folgerichtig auf die Frage, was sich ohne Curry ändern werde. "Wir nehmen ein wenig Tempo raus, es fehlt ein wenig der Flow, aber das ist völlig in Ordnung." Verwundern tut das nicht. Curry ist eben der wohl beste Offensiv-Spieler der Liga, mit ihm und seiner Präsenz sowie Gefahr aus der Distanz öffnet sich für die Warriors das Feld. Es bietet sich so viel mehr Raum für die Kreativität dieser Ausnahmespieler.

Ohne Curry wird die offensive Last mehr auf den Schultern von KD abgeladen, ein Umstand, mit dem der amtierende Finals-MVP aus alten Zeiten bei den Oklahoma City Thunder aber noch bestens vertraut ist. Als Beispiel kann das Spiel in Charlotte dienen, also das erste Spiel ohne Curry im Dezember. Durant machte quasi alles, nahm 28 Würfe, erzielte 35 Punkte und spielte auch 10 Assists, was ihm in Verbindung mit 11 Rebounds sein erstes Triple-Double der Saison bescherte.

Durant wird zum Fixpunkt

Steht der Forward zusammen mit Curry auf dem Feld, beträgt seine Usage-Rate 26,6 Prozent; ohne den Guard steigt sie auf 34,3 Prozent an, was in der Liga nur von James Harden von den Houston Rockets überboten wird. "Wir werden mehr für KD laufen und ihm Freiraum verschaffen", bestätigte auch Kerr. "Wir können uns glücklich schätzen, dass wir ihm im Kader haben, um den Ausfall von Steph zu kompensieren."

Doch es war nicht nur die Brillanz von Durant in der Offense, welche die Warriors am Laufen hielt. Vor allem defensiv war sein Einfluss enorm, in jenem 9-1-Stretch blockte KD durchschnittlich 3,1 Würfe. "Das muss unser Ansatz sein. Wir müssen auf dem höchsten Niveau verteidigen und KD den Ball in die Hand geben", folgerte Kerr. "Wir brauchen Stops und dürfen uns keine Ballverluste leisten."

Das gelang im Dezember auch teilweise ohne Green, der wegen einer Schulterverletzung fünf Spiele pausieren musste. Das machte das Defensiv-Rating von 97,7 umso beeindruckender. Als der Defensive Player of the Year aber auf dem Feld stand, war er herausragend, ein Umstand, der in dieser Saison nicht immer galt.

Quinn Cook wird zum Starter für Curry

Ende 2017 vollzogen die Dubs auch noch einen weiteren kleineren Move, der rückblickend Gold wert sein könnte: Two-Way-Player Quinn Cook wurde aus der G-League, damals ein wenig überraschend, hochgezogen und sofort in die Starting Five gestellt. "Ich kannte nur drei, vier Plays", berichtete der "Curry-Ersatz" am Samstag. "Diese habe ich umgesetzt und den Stars den Ball in die Hand gedrückt."

Inzwischen hat sich die Rolle des ehemaligen Duke-Stars aber geändert. Die letzten sechs Spiele punktete der Guard immer zweistellig und hatte einen Stretch, in denen er in zwei Spielen insgesamt 53 Punkte bei absoluten Fabelquoten (21/30 FG) verbuchte. Die Warriors haben so Vertrauen in den Rookie gewonnen und auch er hat sich inzwischen akklimatisiert.

"Ich war hier ohne Trainingseinheit gleich ein Starter", erklärte Cook. "Ich hatte kein Training, kein Camp, nichts. Nun bin ich seit dem All-Star Break fest hier und habe mich eingelebt. Ich habe nun deutlich mehr Selbstvertrauen." Gegen die Jazz war er gleich wieder Starter und legte bei der Niederlage erneut gute 17 Zähler auf.

Warriors ohne Curry: Defense und Durant

Die Dubs werden Cook brauchen, vor allem dessen Shooting. Hier hat etwa Shaun Livingston Defizite, der auch ohne Curry weiter den Backup-Guard geben wird. Offene Dreier wird Cook jede Menge bekommen, dafür ziehen die drei übrigen All-Stars zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Dieses Trio wird auch weiter der Schlüssel für Golden State sein.

"Es geht nun um unsere Mentalität. Wir müssen unseren Gegnern die leichten Dinge wegnehmen", forderte Kerr. "Das haben wir im Dezember gemacht und uns dazu sehr auf Kevin verlassen. Das ist ein gutes Rezept."

Der Champion hat nun noch neun Spiele Zeit, um sich mit diesen Voraussetzungen (bald auch wieder mit KD und Thompson) für die Playoffs einzugrooven. Es gilt, gerade defensiv das elitäre Level der Vorjahre zu erreichen. Sollte dies nicht geschehen, könnten die Warriors ohne Curry in der ersten Playoff-Runde unerwartet große Probleme bekommen. Die Plätze 5 bis 8 belegen im Moment New Orleans, San Antonio, Minnesota und Utah, alles sehr unangenehme Aufgaben zum Start des erhofften weiteren Playoff-Runs.

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