Markelle Fultz ist wieder zurück auf dem Feld. Der Rookie der Philadelphia 76ers gab ein gutes Comeback und schürt damit die Hoffnungen der Fans weiter. Die großen Fragezeichen um seine Schulter und seinen Wurf bleiben aber bestehen.
Ende des ersten Viertel war es mal wieder soweit. Markelle Fultz, erster Pick der Draft 2017, erhob sich von seinem Stuhl auf der Bank der Sixers. Die Fans im Wells Fargo Center murmelten und als das Horn zur Einwechslung ertönte, wurde es richtig laut. Die Zuschauer erhoben sich aus ihren Sitzen und feierten den Rookie, der so lange und mysteriös schier von der Bildfläche verschwunden war.
15 Minuten sahen die Philly-Fans ihren Hoffnungsträger, viel schlauer war aber danach niemand, auch da die Sixers rund um das Spiel wenig über Fultz preisgaben. Fragen zu der fünfmonatigen Auszeit, der Verfassung und dem Release des Guards beim Wurf wurden erneut nur vage beantwortet.
gettyFultz: Fragen zur Schulter bleiben unbeantwortet
Die Öffentlichkeit wurde im Dunklen gelassen, was nun wirklich fast über die komplette Spielzeit eigentlich vorgefallen war. Auch Fultz wollte darüber keine Auskunft geben. Fragen zu seiner Schulter strafte er mit Schweigen ab, wahrscheinlich eine Ansage der Organisation. Dies könnte nun auf die fehlende Kompetenz der Franchise geschoben werden oder aber auf den fehlenden Vergleich in der Vergangenheit. Denn: Die undurchsichtige Situation um den Guard wegen dessen verändertem Wurf-Release und der schmerzenden Schulter dürfte einzigartig sein.
Viel wichtiger war dagegen, dass er nun wieder auf dem Court stand, nur das dürfte für die durch die starke Saison bereits euphorisierten Philly-Fans zählen. Neun Spiele hat der Top-Pick nun Zeit zu zeigen, was er draufhat, um sich für ein Playoff-Team für einen Platz in der Rotation zu empfehlen. Die 15 Minuten gegen Denver waren zumindest einmal vielversprechend.
"Er ist ein ganz anderer Spieler, als jeder andere, den wir im Kader haben", stellte Coach Brett Brown fest. Fultz zeigte seinen vor dem Draft so angepriesenen Spinmove, traf einen echten Zirkuswurf in der zweiten Halbzeit und versenkte sogar zwei Pullup-Jumper. Auch defensiv konnte er mit seiner Länge dem Sixers-Spiel eine weitere Dimension geben.
Fultz: Überzeugendes Comeback
Am Ende standen 10 Punkte (5/13 FG), 4 Rebounds, 8 Assists und ein Plus-Minus von +16 im Boxscore. Es gelang aber bei weitem nicht alles. In seiner ersten Possession produzierte er einen Ballverlust, sein erster Sprungwurf war ein Airball und insgesamt wurde er viermal geblockt. Dennoch: Die +16 zeigt, dass die Anwesenheit des Rückkehrers nicht für einen Bruch im Sixers-Spiel sorgte.
Fultz wirkte nicht wie ein Fremdkörper, sein Spiel hatte diese gewisse Leichtigkeit und er hatte Kontrolle über die Partie, wenn er denn auf dem Court stand. "Er hat einige Sachen gezeigt, warum er der erste Pick des Drafts war", freute sich Coach Brown. "Das Spiel ist natürlich deutlich schneller, doch Denver ist ein gutes Team. Der Abend hätte für ihn nicht besser laufen können."
Ob nun Fultz wirklich der Spieler ist, den Philly im Sommer vor Augen hatte, lässt sich aus diesem einen Spiel natürlich nicht schließen, das weiß man auch in der Stadt der brüderlichen Liebe. Vor allem der Sprungwurf bleibt ein Rätsel. "In Washington nahm er kaum Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot", versuchte auch Sixers-Präsident Bryan Colangelo zu erklären.
Die Statistiken von Fultz auf dem College und in der NBA
Saison | Team | Spiele | Punkte | FG% | 3P% | FT% | Assists |
2016/17 | Huskies (NCAA) | 25 | 23,2 | 47,6 | 41,3 | 64,9 | 5,9 |
2017/18 | Sixers (NBA) | 5 | 6,8 | 35,0 | 0,0 | 50,0 | 3,0 |
Fultz: Der Wurf als Schlüssel zum Erfolg
"Er hat am College viel für sich selbst kreiert oder er hat penetriert und den Kick-Pass zu den Schützen gespielt. Ich weiß nicht, ob er überhaupt ein Catch-and-Shoot-Spieler ist." Dies wäre aber eine wichtige Eigenschaft für Fultz, wenn er denn mit Ben Simmons zusammen auf dem Court stehen möchte. Der Australier hat bekanntlich weiter keinen einzigen Dreier versenkt und solche Würfe ausschließlich mit ablaufender Shotclock genommen.
Die Sixers wollten im Sommer schließlich Fultz unbedingt und tradeten extra für den Guard mit den Boston Celtics an die Eins, weil sie meinten, dass Fultz der perfekte Fit neben Simmons sein könnte. Natürlich könnte der Top-Pick auch die Mikrowelle von der Bank geben, doch dafür waren die Hoffnungen und Erwartungen viel zu hoch. Von der Qualität seines Distanzwurfes wird es also abhängen, ob Fultz in Philly kurz- und mittelfristig erfolgreich sein kann.
Für den Moment macht der erste Auftritt seit langer Zeit aber wieder Hoffnung. Mit einer Bilanz von 43-30 und Platz vier im Osten können die Sixers noch einiges erreichen. Die unerwartete Rückkehr von Fultz gibt Philadelphia eine weitere Facette und einen möglichen Joker für eine erfolgreiche Postseason. Vielleicht kann der für diese Saison Abgeschriebene doch noch helfen.