Was für eine Vorstellung von LeBron James. Der Star der Cleveland Cavaliers (49-30) sorgt fast im Alleingang dafür, dass sein Team in den letzten sechs Minuten noch einen Rückstand von 17 Punkten gegen die Washington Wizards (42-37) dreht. Der zuvor starke John Wall hat keine Antwort mehr. Cleveland gewinnt mit 119:115 (BOXSCORE).
Nach neun Spielen Pause wegen gesundheitlichen Problemen nahm Ty Lue wieder auf der Bank Platz und schickte gleich mal die 29. unterschiedliche Starting Five der Saison auf den Court. George Hill (Knöchel) und Jose Calderon (Oberschenkel) fehlten, für sie starteten Cedi Osman und Rodney Hood.
Die Cavs erwischten dann auch den besseren Start, vor allem Kevin Love (3/3 Dreier) wurde von den Gästen nicht eng genug verteidigt. Die Wizards waren dagegen zunächst zu abhängig von John Wall, der bei allen Field Goals seine Finger im Spiel hatte. Cleveland ließ dagegen den Ball laufen, erspielte sich massenhaft offene Würfe und führte nach einem Viertel mit 39:26.
Mit den Reservisten kühlten die Cavs ein wenig ab, doch als LeBron James nach einer längeren Pause wieder zurückkehrte, war auch der Rhythmus wieder da. Neben Love packte auch Jeff Green einige Punkte aufs Scoreboard, für Washington taute dagegen Bradley Beal auf, der nun mehr als Spot-Up-Shooter denn als Spielmacher agierte. Dennoch waren die Gäste dank eines 8:0-Runs wieder im Spiel, Wall setzte den Schlusspunkt der Halbzeit mit einem Midrange-Jumper. Es ging mit einer 59:54-Führung für die Cavs in die Pause.
Und auch nach dem Wechsel hatten die Gäste Oberwasser. Nach zwei Dreiern von Wall am Stück übernahmen die Wizards sogar die Führung. Washington bekam nun jeden Wurf, den sie wollten, die Defense der Cavs brach völlig auseinander (Wizards: 65 Prozent aus dem Feld im dritten Abschnitt). Dies wurde auch noch durch leichtfertige Turnover befeuert, die Wizards hatten das Spiel gedreht, die Gäste führten nach drei Vierteln mit 90:82.
LeBron James überragt im vierten Viertel
Es spielte weiter nur Washington, die Reservisten machten nun den Unterschied. Mike Scott und Tomas Satoransky netzten wichtige Dreier, auf der anderen Seite erlahmte die Offense der Cavs gewaltig. Auf bis zu 17 Punkte bauten die Wizards ihre Führung aus (104:87, 7:35 Minuten vor dem Ende), abgeschrieben hatten die Cavs das Spiel aber noch nicht. Drei Minuten vor dem Ende waren die Gastgeber dank LeBron und dessen aggressiven Drives wieder auf sechs Punkte dran, eine Minuten später glich Rodney Hood das Spiel von der Freiwurflinie aus (110:110).
Washington ging durch einen Jumper von Wall wieder in Führung, während James auf der anderen Seite einen Freiwurf liegen ließ. Einen weiteren Mitteldistanzwurf vergab Wall und auch James verfehlte bei noch 24 Sekunden auf der Uhr aus der Distanz. Der Rebound gehörte aber Green, der auch noch gefoult wurde. Seine zwei Freiwürfe saßen, Cleveland war wieder vorn (116:115). Wall verfehlte erneut, LBJ traf wieder nur einen Freiwurf. Die Wizards hatten also noch eine Chance auf den Sieg, doch ein Pass von Wall wurde von Cedi Osman abgefangen. Der Türke machte mit seinen Freiwürfen den Deckel drauf.
Mann des Abends war aber natürlich James mit 33 Punkten (12/20 FG), 9 Rebounds und 14 Assists (6 Turnover). Dazu überzeugten auch Jeff Green (21, 8/10 FG) und mit Abstrichen Kevin Love (16, 4/6 Dreier) sowie Kyle Korver (13, 3/5 Dreier). Bei Washington punkteten alle Starter angeführt von Wall (28, 14 Assists) zweistellig. Beal kam auf 19 Punkte, 9 Rebounds und 8 Assists. Otto Porter Jr. steuerte 18 Zähler bei.
Die wichtigsten Statistiken
Cleveland Cavaliers (49-30) vs. Washington Wizards (42-37) 119:115 (BOXSCORE)
- Die Wizards suchen weiter nach einer Antwort, wie sie James am besten verteidigen sollen. Die meiste Zeit verzichteten die Gäste auf Double Teams, was die Nummer 23 der Cavs zumeist mit (erfolgreichen) Drives bestrafte. So brummte natürlich die Offense auf Hochtouren, zur Pause standen die Cavs bei einer Quote von 51 Prozent aus dem Feld. Nach der Pause ging die Quote zwar kaum in den Keller, aber Ballverluste machten das Leben der Gastgeber deutlich schwerer. Warum Wizards-Coach Scott Brooks in der Crunchtime Scott gegen James stellte, wird nur er wissen. James machte, was er wollte gegen den Forward. Am Ende hatte James 75 Prozent in der Zone getroffen (8/12 FG) und insgesamt 10 Freiwürfe gezogen.
- Cleveland profitierte in der ersten Halbzeit vom guten Shooting aus der Distanz (8/14 3FG), wohingegen bei den Gästen wenig zusammenlaufen wollte (1/5). Das änderte sich nach der Pause grundlegend. Die Wizards versenkten mit einer kleineren Aufstellung plötzlich alles und erspielten sich auch noch offene Würfe in Serie. So trafen die Gästen nach dem Wechsel 50 Prozent aus der Distanz (8/16).
- Was Cleveland beinahe das Genick brach, waren Turnover und Offensiv-Rebounds. Es summierten sich nach der Pause vor allem die gefürchteten Live Turnover, die zu leichten Wizards-Punkten in Transition (26) mündeten. Hinzu kamen gleich 12 Offensiv-Rebounds der Gäste. Kurios: Die Cavs hatten 0 Second Chance Points - bis Green 24 Sekunden vor dem Ende den entscheidenden Offensiv-Rebound griff und das Spiel an der Freiwurflinie drehte.
- Und noch ein Stat zum Ausmaß des Comebacks. 6 Minuten vor dem Ende lagen die Cavs mit 16 Punkten zurück. Vor diesem Spieltag war die Bilanz 2-461, wenn ein Team innerhalb dieses Zeitfensters so weit zurücklag.
Cleveland Cavaliers vs. Washington Wizards: Die Stimmen zum Spiel
LeBron James (Cavs): "Aufgeben kenne ich nicht. Wenn ich auf dem Feld stehe, möchte ich Plays machen, da ist es ganz egal, wie es steht."
Scott Brooks (Head Coach Wizards): "Ich habe vor dem Spiel gesagt, ich sage es jetzt und wahrscheinlich auch noch in fünf Jahren: LeBron ist der beste Spieler der Liga und zeigt dies jeden Abend. Spieler wie ihn gibt es einfach nur ganz wenige."
John Wall (Wizards) über seinen Turnover kurz vor Schluss: "Ich wusste schon, dass ich keinen Pfiff bekommen würde, warum hätte ich dann abschließen sollen? Ich habe versucht, einen offenen Wurf für einen Mitspieler zu kreieren. Man muss den Jungen loben, dass er ein großartiges defensives Play gemacht hat."
Der Star des Spiels
LeBron James. Der absolute Wahnsinn. Schon in der ersten Halbzeit machte James ein gutes Spiel, doch im vierten Viertel war er nicht mehr zu stoppen. LBJ kehrte zurück, als die Cavs mit 14 Punkten zurücklagen, danach gab er den Bulldozer und kam immer wieder in die Zone. Zwar ließ er in der Crunchtime zwei Freiwürfe liegen, doch dies machte er wieder gut, als er Wall in den letzten Wizards-Angriffen im direkten Duell kaltstellte.
Der Flop des Spiels
Mike Scott. Es ist fast schon unfair, denn eigentlich hätte der Power Forward in der Crunchtime nichts auf dem Feld zu suchen gehabt, das geht eigentlich auf die Kappe von Coach Scott Brooks. Als Small Ball-Center entblößte James Scott im vierten Viertel unzählige Male und suchte immer wieder das Mismatch gegen den ehemaligen Hawks-Spieler. Durch die katastrophale Schlussphase ging so ein wenig unter, dass Scott davor mit 12 Punkten (5/9 FG) mit den Reservisten sehr solide agiert hatte.
Coaching Move des Spiels
Ohne Hill (und auch Calderon) fehlte den Cavs ein Bewacher für Wall, weswegen sich zunächst Jeff Green versuchen musste. Der Wizards-Guard nutzte das Mismatch so gut es ging aus, doch dies nahmen die Gastgeber billigend in Kauf. Stattdessen konzentrierten die Cavs sich darauf, Beal das Leben so schwer wie möglich zu machen. Der Shooting Guard wurde immer gedoppelt, der Drive wurde so unterbunden. Allgemein war die Defense Clevelands in der ersten Halbzeit besser als in vielen anderen Spielen. Gerade unter dem Korb gab es kaum (Ausnahme: Wall) leichte Abschlüsse für Washington. Dies war nach der Pause aber alles Makulatur. Washington setzte auf kleine Lineups und sah wie der sichere Sieger aus - bis LeBron diese Strategie entblößte.