Bei den Orlando Magic geht der Rebuild nur langsam voran. Auch in der Offseason 2018 waren aufgrund der schwierigien Cap-Situation keine großen Sprünge möglich. Immerhin bleibt der Hoffnungsträger der Franchise viele Jahre erhalten.
Orlando Magic: Die Transaktionen
Nach einer enttäuschenden Vorsaison blieb ein erneuter großer Umbruch bei den Orlando Magic in der Offseason 2018 aus. Die größte Veränderung fand wohl auf der Coaching-Position statt. Dort musste Frank Vogel nach nur zwei Jahren in Orlando seinen Platz räumen, seine Nachfolge trat Ex-Hornets-Coach Steve Clifford an.
Der durfte sich direkt zum Start der Free Agency über die wohl wichtigste Vertragsunterschrift der vergangenen Jahre bei den Magic freuen. Restricted Free Agent Aaron Gordon verlängerte sein Arbeitspapier und verdient über die kommenden vier Jahre relativ moderate 80 Millionen Dollar.
Ein weiterer wichtiger Baustein für die Zukunft wurde über den Draft mit ins Boot geholt. An Position sechs entschieden sich die Magic für Mohamed Bamba, der künftig unter den Brettern für Furore sorgen soll. Zudem sicherte sich Orlando am Draftabend die Dienste der Forwards Melvin Frazier (No. 35) und Justin Jackson (No. 43).
Um den Kader zu vervollständigen, kam Isaiah Briscoe aus Europa und General Manager John Hammond fädelte Trades für Jarrell Martin (kommt von den Grizzlies) sowie für Jerian Grant (Bulls) und Timofey Mozgov (Hornets) ein. Letzterer wird wohl keine allzu große Rolle in der Planung der Magic-Verantwortlichen spielen, der Deal ermöglichte es aber, den Vertrag von Bismack Biyombo (2 Jahre, 34 Mio.) loszuwerden und dabei gleichzeitig in Person von Grant einen fähigen Backup-Point-Guard an Land zu ziehen.
Das war bitter nötig, da mit Arron Afflalo (Ziel unbekannt), Shelvin Mack (Grizzlies) und Mario Hezonja, der nach drei unglücklichen Jahren in Orlando bei den Knicks einen Neuanfang startet, gleich drei Guards abwanderten. Marreese Speights (Guangzhou Long-Lions, China) verließ ebenfalls das Team.
Orlando Magic: Die Strategie
Der wohl wichtigste Baustein der Magic-Offseason war zweifelsfrei die Vertragsverlängerung von Gordon. Damit gelang es GM Hammond, den besten Spieler, den die Franchise seit Dwight Howard gesehen hat, langfristig an das Team zu binden. Er ist das Flaggschiff eines jungen, aufstrebenden Teams.
Apropos jung und aufstrebend: Weder auf Nikola Vucevic noch auf seinen neuen Center-Kollegen Mozgov passen diese Attribute. Dementsprechend ist es sehr wahrscheinlich, dass Hammond früher oder später einen Trade für Vucevic einfädeln wird, laut Medienberichten ist Hammond bereits auf der Suche nach einem möglichen Deal. Der Montenegriner verspricht dabei noch den höchsten Gegenwert unter den Magic-Centern.
Die Devise für die kommende Saison ist eindeutig: In allererster Linie soll das vorhandene Talent weiterentwickelt werden. Dass dies in der Vergangenheit nicht besonders gut geklappt hat, zeigt die Tatsache, dass die Magic in Person von Clifford bereits den fünften Head Coach seit 2012 installierten.
Potenzial ist im Kader definitiv vorhanden. Angefangen bei Gordon über den Draft-Neuzugang Mo Bamba bis hin zu Jonathan Isaac, der 2017/18 aufgrund von Verletzungsproblemen nur 27 Spiele absolvierte, hat das Spielermaterial einige vielversprechende Namen zu bieten. Nun liegt es also an Clifford, möglichst gute Leistungen aus den Spielern herauszukitzeln.
Bisher konnte sich der 56-Jährige noch nicht den allerbesten Ruf in Sachen Spielerentwicklung erarbeiten, immerhin sollte er dem jungen Team aber helfen, eine defensive Identität und Härte zu entwickeln. Außerdem kennt er die Organisation bereits aus seiner Zeit als Assistent von Stan Van Gundy. Ein Nachteil ist das sicherlich nicht.
Der Kader der Orlando Magic
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
D.J. Augustin | Evan Fournier | Aaron Gordon | Jonathan Isaac | Nikola Vucevic |
Jerian Grant | Terrence Ross | Jonathon Simmons | Jarrell Martin | Mohamed Bamba |
Isaiah Briscoe | Wesley Iwundu | Melvin Frazier | Justin Jackson | Timofey Mozgov |
Khem Birch |
Orlando Magic: Die Schwachstellen
Die Altlasten aus vergangenen Tagen stehen den Magic teilweise noch immer im Weg. Nachdem der ehemalige GM Rob Hennigan langfristige garantierte Verträge an Spieler wie Biyombo oder D.J. Augustin ausgeschüttet hatte, gehören die Magic aktuell zu einer der wenigen Franchises, die trotz anhaltendem Rebuild über dem Salary Cap liegen.
Dem neuen Mann Hammond waren also weitestgehend die Hände gebunden. Die Neuzugänge kamen hauptsächlich per Trade oder über den Draft. Das führt wiederum dazu, dass man in Orlandos Kader vergebens nach fähigen Backups sucht. Die Point-Guard-Position ist auf allen Ebenen relativ schwach besetzt, hinter der restlichen Starting Five fehlt es auf vielen Positionen an gestandenen NBA-Spielern.
Und zusätzlich fehlt auch ein echter Star im Team. Das Potenzial zum Franchise-Player hat Aaron Gordon zwar schon das ein oder andere Mal aufblitzen lassen. Doch kann er auch eine komplette Saison auf allerhöchstem Level abliefern? Was erschwerend hinzukommt: Eigentlich war er bisher auf der Vier am effektivsten. Die beiden abgesehen von ihm größten Talente des Kaders sind mit Isaac und Bamba aber ebenfalls Bigs und brauchen Spielzeit. Der Frontcourt ist zu voll, Orlandos Kader fehlt es an Balance.
Orlando Magic: Der Hoffnungsträger
Die Magic setzen all ihre Hoffnungen darauf, dass Gordon auch auf der Drei den nächsten Schritt machen kann - das zeigt nicht zuletzt der neue Vertrag. In der vergangenen Spielzeit legte der Athletikfreak durchschnittlich 17,6 Punkte und 7,9 Rebounds auf, beide Werte sind Career-Highs. Diese Ausbeute wird der gerade mal 22 Jahre alte Gordon nochmals steigern müssen, um den hohen Erwartungen in seine Person gerecht zu werden.
Abgesehen von Gordon hängt der Erfolg der Franchise in allererster Linie von der Entwicklung der jungen Spieler um Isaac oder Bamba ab. Im Kern des Teams findet man einige Spieler, die den Magic-Fans eine vielversprechende Zukunft versprechen. In einer ähnlichen Situation befand sich Orlando allerdings auch schon in den vergangenen Jahren. Die jeweiligen Resultate sind bekannt.
Orlando Magic: Das Fazit
In Anbetracht der geringen Flexibilität, mit dem das Front Office der Magic zu arbeiten hatte, muss man ihnen ein Lob für eine insgesamt gelungene Offseason machen. Mit Bamba an Position sechs der Draft haben sie absolut nichts falsch gemacht, zudem gelang die wichtige Vertragsverlängerung von Gordon. Die Weichen für die Zukunft sind damit gestellt und Clifford ist ein Coach, der zumindest defensiv mit diesem langarmigen und athletischen Frontcourt gut arbeiten können sollte.
Andererseits haben die Magic keinen großen Sprung nach vorne gemacht, das war unter den gegebenen Umständen allerdings auch nicht möglich. Die kommende Saison wird zeigen, inwiefern die genannten Spieler ihr Potenzial verwirklichen können und ob der Kader überhaupt zusammenpasst. Im besten Fall haben die Magic in diesem Sommer den Grundstein für die Zukunft gelegt. Ansonsten wartet im nächsten Sommer der nächste Umbruch.
Die Note: 2-