Die Houston Rockets sind erneut in den Playoffs an den Golden State Warriors gescheitert - der Traum von der Championship ist für James Harden und Co. mal wieder passe. Was bedeutet dies nun für die Zukunft der Texaner? SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist passiert?
Zum zweiten Mal in Folge sind die Rockets in den Playoffs an den Golden State Warriors gescheitert. Zwar schafften es die Rockets in der vergangenen Saison bis in Spiel 7, doch auch dieses Mal war es ähnlich knapp. Alle sechs Spiele endeten mit einer Differenz von maximal 6 Punkten, Kleinigkeiten entschieden die Serie zweier Schwergewichte.
Im Gegensatz zum Vorjahr fehlte Houston 2019 der Heimvorteil, was die Situation der Rockets noch einmal erschwerte. Den Texanern wurde dabei der schwache Saisonstart (11-14) zum Verhängnis. Der Top-Seed im Westen wäre möglich gewesen, letztlich gewannen die Warriors in der Regular Season gerade einmal vier Spiele mehr als Houston.
So reichte es nur zu Platz vier in der Western Conference, wodurch es bereits in der zweiten Runde zum Duell der beiden besten Teams im Westen kam. Houston verpasste es dabei gleich zweimal, in Oakland ein Spiel zu klauen. Sowohl in Game 1 als auch 5 war die Tür weit offen, doch die Truppe von Coach Mike D'Antoni schritt nicht hindurch.
Warriors vs. Rockets: Die Serie im Überblick
Tag | Datum | Spiel | Heim | Auswärts | Ergebnis |
Sonntag | 28. April | 1 | Golden State | Houston | 104:100 |
Dienstag | 31. April | 2 | Golden State | Houston | 115:109 |
Freitag | 5. Mai | 3 | Houston | Golden State | 126:121 |
Sonntag | 7. Mai | 4 | Houston | Golden State | 112:108 |
Donnerstag | 9. Mai | 5 | Golden State | Houston | 104:99 |
Samstag | 11. Mai | 6 | Houston | Golden State | 113:118 |
Zum Auftakt wurde der Fokus vielmehr auf die Referees gelegt, die Houston zu viele Calls verwehrten. Dass die Rockets sich durch schwaches Shooting gewissermaßen auch selbst torpedierten, wurde kaum adressiert. In dieser Partie feuerten die Rockets 47-mal aus der Distanz auf den Korb, trafen aber nur knapp 30 Prozent - ein Problem, welches die Texaner in allen Spielen in der Oracle Arena verfolgte.
Ein weiteres Problem war auch die Defense, die nicht mehr das elitäre Niveau der vergangenen Saison erreichte (Defensiv-Rating 2018: 110,4; 2019: 114,1) . Dies brach den Rockets in den letzten beiden Partien das Genick. Vieles spielte den Rockets dabei in die Karten, vor allem die Verletzung von Kevin Durant zum Ende des dritten Viertels von Spiel 5.
Houston schaffte es aber nicht, daraus Kapital zu schlagen. Im Gegenteil, letztlich verlor man beide Spiele. "Diese Niederlage wird Narben hinterlassen", gab sich D'Antoni nach dem Ausscheiden entsprechend niedergeschlagen. "Wir haben nicht unseren besten Basketball gespielt, das reicht dann einfach nicht gegen dieses Team."
Auch Harden fand deutliche Worte: "Wir haben viele Möglichkeiten ungenutzt gelassen, vor allem in den Spielen 1, 2 und 5. Wenn man diese nicht nutzt, verliert man eben. Das ist frustrierend." Jeder bei den Rockets war sich bewusst, dass man eine historische Chance auf dem Teller liegengelassen hat, nämlich eines der besten Teams aller Zeiten in einer Serie zu besiegen.
Wie ist die Saison der Houston Rockets zu bewerten?
So kann diese Saison der Rockets nur als Enttäuschung angesehen werden. Nach dem bitteren Ausscheiden gegen Golden State in der Vorsaison (Stichwort 27 verfehlte Dreier in Spiel 7) lechzte man im Lager der Texaner nach Revanche. Diese bekamen die Rockets, wenn auch früher, als ihnen wohl lieb war.
Nach einer schwachen Offseason und einem ebenso schwachen Start passte General Manager Daryl Morey das Team ordentlich an, doch die ersten Wochen der Saison taten den Rockets weh. Da war die Saga Carmelo Anthony, das unverständliche Signing von Michael Carter-Williams oder aber auch das Missverständnis mit James Ennis, der nun plötzlich in Philadelphia eine wichtige Rolle spielte.
Durch Trades für Iman Shumpert oder die Verpflichtungen von Kenneth Faried, Austin Rivers oder auch Danuel House stopften die Rockets zwar einige Löcher, die Qualität des Kaders reichte aber nie an das Niveau der Vorsaison heran. Das konnte auch Harden mit einer weiteren MVP-würdigen Saison nie komplett ausgleichen.
Alles war darauf ausgelegt, die Warriors in einer Serie zu schlagen, und dieses Ziel wurde verfehlt. Dass man in der ersten Runde ein gutes Utah-Team dominierte, ist schon längst in Vergessenheit geraten. Die Rockets sehen sich selbst als Contender, als größter Herausforderer der Warriors, stehen nun aber zum zweiten Mal in Folge auf der Verliererseite.
Durch die jeweiligen Umstände wurde das Ausscheiden dann noch enttäuschender. Golden State fehlte in Spiel 6 mit Durant der absolute Superstar, dazu absolvierte Center DeMarcus Cousins, ein weiterer potenzieller Starter, keine Partie in der Serie. Houston verlor nicht gegen das Überteam der vergangenen Jahre, sondern (gerade in Spiel 6) gegen eine Truppe, die aus den Resten der Dynastie bestand.
Sind die Houston Rockets in dieser Besetzung weiter ein Titelkandidat?
Auf die Enttäuschung folgte sogleich eine Trotzreaktion. "Ich kann versprechen, dass wir mit James Harden Meisterschaften gewinnen werden", kündigte Besitzer Tilman Fertitta direkt nach dem Ausscheiden an. "Wir werden alles Mögliche tun, um dieses Team besser zu machen. Wir werden nicht nur still dasitzen und zuschauen."
Bei aller Kritik an den Rockets muss man festhalten, dass Houston die Warriors bei deren Run über fünf Jahre so sehr beackert hat wie kein anderes Team, sieht man einmal von den Cleveland Cavaliers im Jahr 2016 ab. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Dubs in der kommenden Saison wohl Durant verlieren werden, die Warriors könnten so wieder etwas menschlicher werden.
Houston hat dagegen in Harden noch viele Jahre einen der fünf besten Spieler der Liga im Team. Chris Paul, P.J. Tucker und der immer noch recht junge Clint Capela sind langfristig gebunden. Der Kern der Rockets, der das Team an die Spitze des Westens führte, bleibt also intakt und Houston wird auch in der kommenden Saison ein Kandidat für den Titel sein, völlig unabhängig davon, was die Konkurrenz im Sommer macht.
Die Verträge der Starter der Houston Rockets
Spieler | 2019/20 | 2020/21 | 2021/22 | 2022/23 |
Chris Paul | 38,5 | 41,4 | 44,2* | UFA |
James Harden | 37,8 | 40,8 | 43,8 | 46,9* |
Eric Gordon | 14,1 | UFA | ||
P.J. Tucker | 8,3 | 8,0 | UFA | |
Clint Capela | 16,4 | 17,5 | 18,6 | 19,7 |
* Spieleroption
Letztlich kamen die Texaner einfach nur nicht an den Warriors vorbei. Man kann argumentieren, dass Harden und Co. ohne Golden State zumindest einmal den Titel gewonnen hätte. Houston steht damit in einer Reihe vieler anderer Teams in der Geschichte, die zum falschen Zeitpunkt auf ihrem Höhepunkt waren und aufgrund eines anderen dominanten Teams (noch) titellos blieben. Hier können die Utah Jazz in den 90ern oder auch die Los Angeles Lakers in den 60er Jahren genannt werden.
Die Rockets werden sich kräftig schütteln und neu angreifen. Noch ist das Fenster für eine Meisterschaft offen, die Gesundheit von Paul wird wohl darüber entscheiden, für wie lange. GM Morey ist bekannt dafür, alles Mögliche zu versuchen. Die Offseason wird das schon bald zeigen.
Was können die Rockets in der Offseason machen?
Einfach gesagt: Die Rockets werden am 1. Juli keine Gespräche mit Star-Free-Agents führen. Schon jetzt liegen die Rockets mit nur 9 Spielern gerade einmal 8 Millionen Dollar unter der Luxussteuer und das hat zwei Gründe. Am 1. Juli beginnt der neue Vertrag von Harden, der 2017 eine Supermax-Extension von 169 Millionen Dollar über vier Jahre unterschrieb. Auch Paul kassiert in der kommenden Saison satte 38,5 Millionen (noch insgesamt 122 Mio. für drei Jahre).
Zumindest die Starting Five aus Paul, Harden, Gordon, Tucker und Capela scheint in Stein gemeißelt, nun gilt es für Morey, die passenden Rotationsspieler zu finden und die restlichen Kaderplätze aufzufüllen. Einen Pick in diesem Draft haben die Rockets nicht.
Fünf Akteure werden dagegen Free Agents, namentlich sind dies: Shumpert, Rivers, Gerald Green, House und Faried. Speziell Rivers und Faried werden mit ziemlicher Sicherheit in der kommenden Saison nicht mehr für die Rockets spielen. Für beide Spieler hält Houston keine Bird-Rechte, man kann für sie also nicht über den Cap gehen. So könnte Houston Rivers gerade einmal 2,8 Millionen Dollar anbieten, das wird dem Guard deutlich zu wenig sein.
gettyAnders verhält es sich bei Shumpert und Green, wo die Rockets Bird-Rechte halten. Da ihre Rollen in den Playoffs aber nicht sehr groß waren, ist hier der Ausgang im Sommer völlig offen. Stattdessen wird Houston wieder kreativ sein müssen, dafür ist GM Morey aber ohnehin bekannt. Zur Verfügung steht noch die volle Taxpayer Midlevel Exception, doch dann würden die Rockets auf jeden Fall über der Luxussteuer-Grenze sein. Diese vermied Houston in dieser Saison bereits mit einigen wilden Manövern, was zeigt, dass Owner Fertitta nur ungern draufzahlen möchte.
Eine weitere Möglichkeit wären natürlich Trades von eigenen Spielern, hier gäbe es vier Kandidaten (Harden ist unantastbar, CP3s Vertrag ist nicht tradebar): Gordon, Tucker, Capela und Nene. Es braucht schon einen unerwarteten und brillanten Move, um dieses Rockets-Team tatsächlich besser zu machen.
War die Vertragsverlängerung von Chris Paul ein Fehler?
Die fehlende Flexibilität der Rockets ist vor allem an der Personalie Chris Paul festzumachen. Seine Verlängerung aus dem vergangenen Jahr (4 Jahre, knapp 160 Millionen) hat den Cap der Rockets für die kommenden Jahre komplett verbaut.
Natürlich war Houston dieses Risiko bewusst, als man den Point God 2017 per Trade von den L.A. Clippers holte. Dass der 34-Jährige nun so schnell abbaute, hat man im Camp der Texaner aber wohl eher nicht vermutet. Paul ist natürlich weiterhin ein kompetenter Spielmacher, der in seinen inzwischen limitierten Minuten das Team besser macht. Jedoch zeigte auch die Serie gegen die Warriors, dass er bei Weitem nicht mehr das Niveau alter Tage beständig erreichen kann.
Im isolationslastigen System der Rockets fällt dies besonders ins Gewicht, da Paul nur noch vereinzelt in der Lage ist, einen guten Wurf für sich selbst zu kreieren. Dass CP3 im Eins-gegen-Eins nicht am Warriors-Backup-Big Kevon Looney vorbeikam, war schon erschreckend zu sehen und wird auch in der Zukunft sicher nicht besser werden.
Chris Paul: Seine Statistiken für die Houston Rockets
Saison | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Assists | Turnover |
RS 17/18 | 58 | 31,8 | 18,6 | 46,0 | 38,0 | 7,9 | 2,2 |
PO 17/18 | 15 | 34,5 | 21,1 | 45,9 | 37,4 | 5,8 | 1,9 |
RS 18/19 | 58 | 32,0 | 15,6 | 41,9 | 35,8 | 8,2 | 2,6 |
PO 18/19 | 11 | 36,1 | 17,0 | 44,6 | 27,0 | 5,5 | 3,4 |
Immerhin war CP3 in Spiel 6, als die Saison auf der Kippe und die Rockets mit dem Rücken zur Wand standen, mit einem guten Auftritt zur Stelle. Er traf seine Midrange-Jumper, setzte die Kollegen teils spektakulär in Szene und kam schließlich auf 27 Punkte (11/19 FG) und 11 Assists - eine Statline wie aus besten Zeiten. Doch für Paul war diese Partie in den Playoffs 2019 eher die Ausnahme als die Regel.
Das rechtfertigt schon lange nicht mehr die Bezüge des Guards. Kommende Saison werden es 38,5 Millionen sein, die die Rockets CP3 überweisen müssen. In der Saison 2021/22 werden es 44,2 Millionen, wenn er seine Option zieht. Dann wird Paul 36 Jahre alt sein. Die Rockets sind von Paul abhängig, der Point Guard muss auch im hohen Alter weiter abliefern. Gelingt dies nicht, sind auch die Championship-Hoffnungen der Rockets in großer Gefahr, unabhängig davon wie stark Harden weiter aufzockt.