Viel wurde in den vergangenen Monaten über den Zerfall der Golden State Warriors geschrieben oder geredet. Die erfolgsverwöhnten Dubs sind das schlechteste Team der Western Conference, was natürlich nicht nur am Abgang von Kevin Durant liegt.
Vielmehr mussten die Warriors in dieser Saison mehrmals die acht Spieler für diverse Partien mit Mühe und Not zusammenkratzen, die von der Liga gefordert werden. Klay Thompson wird vermutlich mit einem Kreuzbandriss die komplette Saison fehlen, Stephen Curry brach sich früh in der Spielzeit die Hand. Auch die anderen All-Stars D'Angelo Russell und Draymond Green hatten immer wieder Wehwehchen zu beklagen.
Schnell wurde klar, dass dies eine Übergangssaison werden würde, in der weniger die Resultate, sondern vor allem die Entwicklung der vorhandenen Spieler im Vordergrund stehen muss. Denn klar ist auch: Im kommenden Jahr wollen die Dubs mit ihren vier (Ex-)All-Stars wieder angreifen und nun heißt es Schürfen - und zwar nach Rollenspielern, die auch auf dem höchstmöglichen Niveau, also in den Playoffs, eine Hilfe für Curry, Thompson, Green und Co. sein können.
So starteten die Warriors zwischenzeitlich mit drei Rookies, die an dieser Stelle genauer unter die Lupe genommen werden sollen. Können sie Teil der Zukunft eines Top-Teams im Westen sein?
Eric Paschall, Forward, 41. Pick
Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Rebounds | Assists |
25 | 30,9 | 16,1 | 49,3 | 28,8 | 5,0 | 1,7 |
Den besten Eindruck machte bisher Zweitrundenpick Eric Paschall, der vor der Saison als eine Art Mini-Draymond angepriesen wurde und sich auch unter den besten zehn Rookies in dieser NBA-Saison festgespielt hat. Der bullige Forward ist wie Green eigentlich zu klein für die großen Positionen, doch dies macht Paschall mit Schläue und seiner Masse wett.
Er ist nicht der erste späte Pick, der von den Villanova Wildcats kam und sich dann sofort in der NBA etablieren konnte. Wildcats-Coach Jay Wright produzierte innerhalb von drei Jahren sechs NBA-Spieler, die zwar alle keine Stars, aber mehr als brauchbare Rollenspieler sein können. Hier die Liste: Josh Hart, Mikal Bridges, Jalen Brunson, Donte DiVincenzo, Omari Spellman und nun eben Paschall.
Der 23-Jährige verbrachte drei Jahre in der Nähe von Philadelphia und ist so grundsolide ausgebildet. Defensiv ist Paschall einer der Lichtblicke einer fast schon historisch schlechten Mannschaft, mit besseren Mitspielern dürfte sein Einfluss besser zu sehen sein, da er ein williger Help Defender ist und auch im Eins-gegen-Eins gegen massige Spieler seinen Mann stehen kann. Lediglich gegen kleinere Guards bekommt er Probleme, trotzdem kann er in Einzelfällen auf Guards geswitcht werden.
Doch dies wollen die Warriors sehen, so stellten sie über Jahre eine elitäre Defense. Paschall ist mit seinen 1,98 Metern wie gemacht dafür und sollte schon deswegen eine wichtige Rolle für die kommenden Jahre spielen.
Paschall hat eine Zukunft bei den Warriors
Interessant wird sein, wie sich Paschall offensiv einfügt. In dieser Saison besitzt der Forward notgedrungen das grüne Licht und nimmt fast 13 Würfe pro Partie. Teilweise ist seine Wurfauswahl noch ausbaufähig. Nach Russell nimmt der Rookie die meiste Würfe aus der Mitteldistanz und trifft diese zu 44 Prozent.
Die Warriors würden es sicherlich gerne sehen, wenn Paschall diese mit Dreiern austauschen würde, alleine um in der Zukunft mehr Platz für die Stars zu haben. Daran arbeiten die Dubs auch, vor allem der manchmal etwas flache Wurf macht ein paar Sorgen.
Sollte sich dieser noch verbessern, werden die Gegner den Wurf respektieren müssen und Paschall neue Möglichkeiten eröffnen. Ein weiteres Element seines Spiels ist der Drive, wenn der Forward Gegenspieler mit seiner Masse hart attackiert. Inzwischen gelingt es ihm auch, daraus die freien Mitspieler zu finden und somit für andere zu kreieren.
Das ist wichtig und könnte ihn von anderen Spezialisten abheben. In der vergangenen Saison hatten die Warriors ohne Durant (oder Curry/Thompson) zu wenig Playmaking von den Rollenspielern, Paschall könnte hier Entlastung bringen und ist deswegen das hoffnungsvollste Bauteil der kommenden Warriors.
Nicht unerwähnt sollte dabei dessen Vertragssituation bleiben. Als Zweitrundenpick hatte der Forward keine Garantien, weswegen die Warriors ihn letztlich für drei Jahre und insgesamt 4,1 Millionen Dollar unter Vertrag nehmen konnten. Das ist wichtig, wenn alleine im kommenden Jahr die Big Four knapp 130 Millionen an Gehalt verschlingen. Die Luxussteuer-Grenze wird in der Saison 2020/21 bei 141 Millionen prognostiziert.
Ky Bowman, Point Guard, undrafted
Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Assists | Steals |
26 | 22,9 | 8,6 | 45,4 | 41,5 | 2,7 | 0,9 |
Es braucht also kreative Lösungen und die sind auch bei Bowman, im Sommer undrafted, gefragt. Der Point Guard unterschrieb lediglich einen Two-Way-Vertrag und darf somit während der Saison nur 45 Tage mit dem NBA-Team unterwegs sein. Schon jetzt sind aber über 30 Tage davon verbraucht.
Bowman spielte bisher einfach zu gut (und Golden State hatte begrenzte Alternativen), um diesen wieder in die G-League abzuschieben. Dabei sticht beim Spielmacher keine Fähigkeit besonders heraus, er kann stattdessen von allem ein bisschen. Bowman ist aber ein guter Athlet, hat für seine Position lange Arme und es ist stets sichtbar, dass er über drei Jahre der Anführer eines Teams (Boston College) in der starken ACC-Conference (mit Teams wie Duke, North Carolina und Virginia) war.
Wie bei Paschall stimmen die Basics. Bowman kann über kürzere Zeiträume eine Offense anführen, das Pick'n'Roll dank des guten Antritts laufen, oder aber als Spot-up-Schütze agieren. Von Downtown trifft der 22-Jährige bisher starke 42,2 Prozent bei 2,6 Versuchen pro Spiel.
Warriors haben keinen Platz für Bowman
Probleme hat Bowman aufgrund seiner fehlenden Größe beim Abschluss in Ringnähe, das war aber so zu erwarten. Dafür zeigte Bowman, dass er defensiv alles gibt und seine Gegenspieler über das ganze Feld jagt. Ein Stopper ist er deswegen nicht, aber für einen Rookie, dem 60 Spieler vorgezogen wurden, ist das trotzdem passabel.
Nun ist aber die Frage, wie die Warriors die Bowman-Situation handhaben? Bowman kann immer mal wieder für Entlastung sorgen, wahrscheinlich auch in der Zukunft. Nur müssen die Dubs im Januar eine Entscheidung treffen. "Ich möchte ihn behalten", übte Coach Steve Kerr bereits sanften Druck auf das Management aus.
Doch was tun? Der Warriors-Kader ist voll, es bleiben Möglichkeiten, Marqueese Chriss zu entlassen, Glenn Robinson oder Alec Burcs zu traden, oder aber Bowman bis März in die G-League zu schicken, bevor Golden State den erforderlichen Raum unter dem Cap besitzt, um Bowman mit einem regulären Vertrag auszustatten.
Jordan Poole, Shooting Guard, 30. Pick
Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Rebounds | Assists |
24 | 24,0 | 7,9 | 25,8 | 24,6 | 2,3 | 2,0 |
Solche Probleme gibt es beim Dritten im Bunde, Jordan Poole, nicht. Ihn haben die Dubs aber inzwischen in die G-League geschickt, nachdem man zuvor große Hoffnungen in den Erstrundenpick gesetzt hatte. Poole ist ein Schütze ohne Gewissen, der aber noch auf der Suche nach seinem Rhythmus ist.
26 Prozent aus dem Feld, 24,5 Prozent von der Dreierlinie - das ist bisher nicht NBA-tauglich, erst recht nicht, wenn Poole als echter Scorer angepriesen wurde. Wenn er das aber nicht sein kann, ist es schwer zu erklären, warum er Minuten bekommen sollte.
Poole durfte insgesamt neunmal starten, bisher konnte er aber nicht den Beweis erbringen, dass er auch für sich selbst einen Wurf kreieren kann. Das liegt vor allem an der limitierten Athletik, weswegen der 20-Jährige wohl maximal ein guter Schütze abseits des Balles werden kann, der auch hin und wieder einige Minuten als Spielmacher agiert.
Ein weiteres großes Minus wird die Defense bleiben. Hier kann der Guard fast überhaupt nichts liefern und war bisher wohl einer der schlechtesten Verteidiger der kompletten Liga. Poole wird sich hier steigern, aber ein Negativ-Faktor wird er wohl immer bleiben.