Dieser Artikel erschien ursprünglich im Oktober 2018 als Teil der Story "LeBron James bei den Lakers: Ein König unter Blaublütern".
Ein Dinner im Sheraton Hotel in Downtown Milwaukee am 3. Oktober 1974 legte den Grundstein für die nächste große Ära der Lakers. Kareem Abdul-Jabbar sagte den Vertretern seines Teams, dass er weg wollte. Weg von den Bucks, vor allem aber weg aus Milwaukee - der 28-Jährige hatte realisiert, dass ihm die Bierstadt zu klein und kulturell zu irrelevant war.
Kareem stammte aus New York und hatte abseits des Courts kulturelle und religiöse Interessen, auch verdeutlicht durch seinen Namenswechsel von Lew Alcindor zu Abdul-Jabbar im Jahr 1971. Er sehnte sich nach einem interessanteren Umfeld. L.A. oder New York, das waren Städte, in denen er spielen wollte. Milwaukee war von Anfang an nur ein Ort, an dem er arbeitete.
Die Bucks brachte das in eine missliche Lage. Kareem stellte seine Forderung respektvoll und privat, statt über die Presse zu gehen, er war jedoch fest entschlossen. Ein Jahr Zeit wollte er Milwaukee geben, um einen Trade zu finden, andernfalls würde er ein Jahr aussetzen und nach Ablauf seines Vertrags das Weite suchen.
Bucks-GM bot eigenen Rücktritt an
Die Bucks versuchten natürlich alles, um ihn noch umzustimmen. "Ich habe ihn gefragt: 'Bin ich das Problem? Um ehrlich zu sein, Kareem, ich kann aufhören und [Coach] Larry [Costello] kann auch aufhören. So wichtig bist du für diese Franchise'", erinnerte sich General Manager Wayne Embry später an ein ungewöhnliches Angebot. "Aber er hat gesagt, dass er in einer Stadt spielen wollte, in der er sich wohlfühlen konnte."
Es half alles nichts. Die Bucks erkannten diese Realität und konzentrierten sich nun darauf, das bestmögliche Angebot zu finden. Natürlich gab es keinen angemessenen Gegenwert für den (damals) dreimaligen MVP Kareem, aber es gab die Chance auf einen Rebuild mit Starthilfe - früh konzentrierten sich die Bucks daher auf die Lakers, weil diese im kommenden Draft gleich zwei First-Rounder hatten.
Die Verhandlungen zogen sich lange hin, kurz vor dem besagten Draft wurde man sich dann aber doch endlich einig. Die Bucks bekamen den Nr. 2-Pick (Dave Meyers) und den Nr. 8-Pick (Junior Bridgeman), die beide noch von den Lakers gedraftet werden sollten. Dazu wechselten Elmore Smith und Brian Winters nach Milwaukee. L.A. bekam dafür Walt Wesley - und den besten Spieler der Liga.
Milwaukee unterschätzte Kareems Langlebigkeit
Der Deal, der am 16. Juni 1975 endgültig bekannt gegeben wurde, galt als positiv für beide Seiten. Die Lakers hatten wieder einen Superstar, die Bucks wiederum hatten sich für die Zukunft gut aufgestellt.
"Kareem ist 28 Jahre alt und die jungen Spieler, die wir bekommen haben, werden alle noch da sein, wenn er seine Karriere lange beendet hat", frohlockte Embry. Diese Einschätzung war allerdings nicht ganz korrekt.
Kareems Ausdauer hatten die Bucks unterschätzt - auch für heutige Verhältnisse blieb Abdul-Jabbar unglaublich lange dominant und relevant, er beendete seine Karriere erst im Alter von 42 Jahren, immer noch als Starting Center seines Teams, für den regelmäßig Spielzüge gelaufen wurden.
Die Karrierestatistiken von Kareem Abdul-Jabbar
Team | Saisons | Punkte | Rebounds | Meisterschaften | MVP-Awards |
Bucks | 6 | 30,4 | 15,3 | 1 | 3 |
Lakers | 14 | 22,1 | 9,4 | 5 | 3 |
Kareem Abdul-Jabbar: Finals-MVP mit 38 Jahren
Im vorletzten Spiel seiner Karriere kam er in den NBA Finals gegen Detroit auf 24 Punkte und 13 Rebounds. 1985 wurde er im Alter von 38 Jahren Finals-MVP. Über 20 Jahre in der NBA fand kein Team ein Gegenmittel gegen seinen Skyhook, diesen legendären Wurf, der bei Kareems Körpergröße von 2,18 Metern und beispielloser Koordination nahezu unblockbar war.
Abdul-Jabbar gewann bei den Lakers drei weitere MVP-Awards, den ersten in seiner Debüt-Saison 1975/76 sogar, obwohl L.A. nicht die Playoffs erreichte. Überhaupt dauerte es ein wenig, bis sich signifikanter Team-Erfolg einstellte: Zwar erreichten die Lakers in Kareems zweiter Saison die Conference Finals, auf den ersten Titel warteten sie aber bis 1980.
In Kareems ersten Jahren in L.A. glichen viele Lakers-Spiele einer One-Man-Show. Der Center war in seiner eigenen Liga, abgesehen von Gail Goodrich fehlte es ansonsten an Star-Power. Goodrich spielte dabei nur eine Saison an Kareems Seite, 1976 wechselte er zu den Jazz und löste damit eine Transaktion aus, die den Lakers drei künftige Erstrundenpicks als Kompensation brachte. Dieser Deal war letztendlich sogar noch einseitiger als der Trade für Kareem.
Magic Johnson und Kareem prägten "Showtime"
Der 1979er Pick wurde nämlich zum ersten Pick, weil die Jazz auch mit Goodrich nicht gut waren und 1978/79 nur 26 Spiele gewannen. Der erste Pick wurde Magic Johnson. Der Ursprung von "Laker Luck"? Die Franchise bekam für einen alternden Guard, den sie ein Jahr zuvor auch den Bucks im Kareem-Trade angeboten hatten, unter anderem den besten Point Guard der NBA-Geschichte - und den Spieler, der zusammen mit Kareem die beste Lakers-Ära seit George Mikan einleitete.
Fünf Titel gewannen Magic, Kareem und die "Showtime"-Lakers in den 80er Jahren. Die Rivalität mit den Celtics flammte neu auf und führte die NBA in ein neues Zeitalter - und die Lakers wurden endgültig zur populärsten Basketball-Franchise überhaupt. Woran sich bis heute nichts geändert hat. Den Glamour verkörperte dabei in erster Linie Johnson, den Grundstein für die neuerliche Dominanz jedoch hatte der Trade für Abdul-Jabbar gelegt.
"Es hat alles besser funktioniert, als ich es hätte erwarten können", sagte dieser im Jahr 1987 im Alter von 40 Jahren. "Der Trade ist in vielerlei Hinsicht sehr ironisch. Ich wurde für mehrere Spieler getradet, die Rookies waren oder ganz am Anfang ihrer Karriere standen. Jetzt sind sie alle nicht mehr in der Liga und wissen Sie was? Ich bin immer noch da."