NBA - 5 Fragen zum Trade von Russell Westbrook zu den Los Angeles Lakes: Ein königlicher Schwinger gegen Dennis Schröder

Robert Arndt
30. Juli 202110:19
Dennis Schröders Zukunft bei den Lakers ist ungewiss.getty
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Die Los Angeles Lakers haben durch den Trade für Russell Westbrook eine neue Big Three - und für den Moment nicht viel mehr. Kann Westbrook neben LeBron James funktionieren und was passiert jetzt mit Dennis Schröder und Bradley Beal? SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was bedeutet der Trade für die Los Angeles Lakers?

Die Lakers wollten ein Upgrade auf der Point-Guard-Position, in Russell Westbrook haben sie einen der größten verfügbaren Namen bekommen. Es ist ein Name, der polarisiert, dessen Impact umstritten ist und genau das macht den Trade irgendwie auch so faszinierend.

Mit Kyle Kuzma, Montrezl Harrell, Kentavious Caldwell-Pope und dem 22. Pick (Isaiah Jackson) schoben die Lakers so ziemlich alle Chips in die Mitte, die ihnen noch übrig blieben. Das Trio aus LeBron James, Anthony Davis und eben Westbrook wird in der kommenden Saison alleine fast 119 Millionen Dollar kassieren.

Vielmehr haben die Lakers für den Moment auch nicht im Kader. Neben dem Trio hat nur Marc Gasol noch einen garantierten Vertrag, der von Alfonzo McKinnie ist nicht garantiert. Stattdessen müssen die Lakers nun versuchen, die eigenen Free Agents zu halten, für sie können sie über den Cap gehen.

Neben Schröder (dazu später mehr) dürften so Talen Horton-Tucker (RFA) und Alex Caruso oder auch Markieff Morris die Aufmerksamkeit der Lakers genießen, sie lösen das große Problem des Champions von 2020 aber nur bedingt. In LeBron James haben die Lakers für den Moment genau einen einzigen Forward, das ist besorgniserregend. Durch ihren Standortvorteil und die Aussicht auf einen Ring werden die Lakers den einen oder anderen Veteranen abstauben können, wie in den Jahren zuvor wird dieses Team aber wieder ein echter Flickenteppich sein.

Dennoch haben die Lakers weiter in der Spitze investiert. Angeblich führten die Lakers auch mit Sacramento wegen Buddy Hield Gespräche, diese führten aber ins Leere. Der Shooting Guard wäre womöglich ein besserer Fit gewesen, Westbrook ist dagegen der bessere Spieler. Dessen Vertrag ist zwar ein fettes Minus, doch seine Leistungen auf dem Court sind nicht so schlecht, als das man diesen Trade sofort verteufeln muss. 2022 könnte der Guard bereits wieder aus seinem Deal aussteigen oder aber seine Option über 47 Millionen Dollar ziehen.

Selbst wenn er diese wahrnimmt, muss das für L.A. nicht schlecht sein. 2023 läuft zeitgleich der Vertrag von James aus, nur Davis ist langfristig gebunden. Spätestens in zwei Jahren, wenn Davis noch in seiner Prime sein sollte, könnten die Lakers also wieder flexibel sein. Womöglich hängt LeBron auch noch das eine oder andere Jährchen dran.

Der Westbrook-Trade im Überblick

TeamsSpieler
Lakers erhaltenRussell Westbrook, 2 Zweitrundenpicks (2024, 2028)
Wizards erhaltenKyle Kuzma, Montrezl Harrell, Kentavious Caldwell-Pope, Aaron Holiday
Pacers erhalten22. Pick (Isaiah Jackson)

Wie könnte Westbrook bei den Lakers funktionieren?

Auf den ersten Blick haben die Lakers endlich ihre Big Three, das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht der Fakt, dass LeBron der beste Dreierschütze im Team ist, was nie als gutes Zeichen angesehen werden sollte.

Es könnte aber nun das passieren, was schon lange überfällig ist - Anthony Davis auf der Center-Position. Mit Westbrook, einem notorisch schlechten Schützen, können es sich die Lakers nicht mehr leisten, große Teile des Spiels mit einem echten Center aufzulaufen, auch wenn zum Beispiel Marc Gasol das Feld durchaus breit machen könnte.

Gasol wurde von Coach Frank Vogel aber nur sporadisch eingesetzt und pfeift inzwischen aus dem letzten Karriere-Loch. Eine Starting Five aus Westbrook, Schütze X, Schütze Y, LeBron James und Anthony Davis wäre noch akzeptabel, um die Zone nicht völlig zu verstopfen.

Dazu wird bei Westbrook gerne darauf geschaut, was er nicht kann, doch auch mit 32 Jahren hat der Guard Qualitäten (Tempo, Passing, Drives zum Korb), welche den Lakers helfen sollten. Schon im Vorjahr war der Plan, dass mit Schröder und James über 48 Minuten seriöses Point-Guard-Play zur Verfügung steht. Mit Ausnahme der Playoffs, als Schröder nach seiner Corona-Pause zuvor zwei Wochen fehlte, machte der Deutsche das ordentlich bis gut.

Russell Westbrook und LeBron James gewannen 2012 zusammen Olympisches Gold mit Team USA.getty

Westbrook ist jedoch noch einmal ein anderes Kaliber und könnte so vermehrt mit der Second Unit die Offense am Laufen halten. Zur Erinnerung: Sowohl in Houston als auch in Washington erledigte Westbrook dies meist sehr gut, das sollte den Lakers Hoffnung machen.

Gerade in der regulären Saison ist das eine gute Strategie. Wie es dann in den Playoffs aussieht, wenn Teams Westbrooks Schwächen gnadenlos aufdecken werden, steht auf einem anderen Blatt. Es ist zweifellos ein wilder Move der Lakers, ein echter Schwinger, der viele Risiken birgt, es kann sich aber auch auszahlen.

Was bedeutet der Trade für Dennis Schröder?

Der Deutsche ist womöglich der große Verlierer dieses Trades. Die Lakers haben nun doch einen Point Guard gefunden und stehen nicht mehr so sehr unter Druck, mit dem deutschen Nationalspieler zu verlängern. Es bleibt natürlich weiterhin eine Option, da die Lakers weiter Schwierigkeiten haben werden, mit ihren begrenzten Mitteln einen adäquaten Ersatz zu finden, doch die Point-Guard-Position ist nicht mehr das Hauptproblem.

Es ist ein gefährliches Spiel des Deutschen, der hoch pokert. Kyle Lowry, Mike Conley, Chris Paul, Spencer Dinwiddie, Lonzo Ball - sie alle sind Point Guards, sie alle wollen bezahlt werden, doch irgendwann wird es nicht mehr genügend Teams geben, die 20+ Millionen für einen dieser Spieler ausgeben können. Irgendjemand wird in die Röhre schauen - womöglich Schröder?

Zunächst einmal ist eine Zukunft bei den Lakers weiter möglich. Schröder spielte bereits in Oklahoma City mit Westbrook zusammen und riss gemeinsam einige Minuten ab (Net-Rating +4,9), die meiste Zeit kam der Braunschweiger jedoch von der Bank.

Wahrscheinlicher ist es aber, dass Schröder für die Lakers kein Spiel mehr absolvieren wird. Wie angesprochen müssen andere Löcher gestopft werden, speziell auf dem Flügel. Ein Sign-and-Trade-Deal würde beiden Seiten helfen. Schröder könnte mit den Bird Rights, welche die Lakers halten, seinen großen Vertrag bekommen, während die Lakers im Gegenzug besser passende Spieler bekommen.

Es gibt weiter genügend Teams, die noch einen Point Guard brauchen, man denke an Chicago, New Orleans, die Knicks, möglicherweise Toronto oder Miami. Es gibt jedoch noch eine Einschränkung für einen Sign-and-Trade-Deal. Durch den Westbrook-Deal sind die Lakers "hard-capped", sie können darum keinen aktuellen Free Agent via Sign-and-Trade aufnehmen wie Bobby Marks (ESPN) erklärte. Ein Deal für zum Beispiel Kyle Lowry ist somit zum Beispiel ausgeschlossen.

Was passiert jetzt mit Bradley Beal?

Für den Moment schlägt das Pendel in Richtung Verbleib, genauere Erkenntnisse wird die anstehende Free Agency liefern. Shams Charania von The Athletic meldet, dass Beal die Hauptstadt nicht verlassen möchte. Noch im Laufe der Woche gab es Gerüchte, dass Beal zumindest darüber nachdenke, einen Trade einzufordern.

Das soll nun erst einmal kein Thema sein. Der dreifache All-Star ist noch bis 2023 an Washington gebunden, kann aber schon im kommenden Sommer aus seinem Vertrag aussteigen, wenn Beal auf seine Option über 37,2 Millionen Dollar verzichtet.

Nach dem Ausscheiden aus den Playoffs in der ersten Runde gegen die Philadelphia 76ers hatte sich Beal zu seiner Zukunft bedeckt gehalten, in den Jahren zuvor hatte der Shooting Guard aber stets betont, dass er sich in Washington wohlfühle und eine Karriere a la Dirk Nowitzki hinlegen möchte.

Bradley Beal kann bereits 2022 Free Agent werden.getty

Beal spielt seit 2012 für die Wizards, die ihn mit dem dritten Pick zogen. Seither erreichten die Hauptstädter nur dreimal die zweite Playoff-Runde, in zwei der vergangenen drei Jahre wurde die Postseason komplett verpasst. Gründe liegen im Verletzungspech wie zum Beispiel bei John Wall, doch auch der Trade für Westbrook im Vorjahr brachte kaum Besserung.

Trotz Loyalität betonte Beal auch, dass er gewinnen bzw. in einem konkurrenzfähigen Team spielen wolle. Die Wizards konnten dies zuletzt nicht garantieren. Durch den Westbrook-Trade haben die Wizards zumindest Flexibilität und könnten mit einer guten Offseason den Star womöglich beeindrucken.

Die nächsten Tage werden in dieser Hinsicht richtungsweisend, denn Beal könnte seine Option vorzeitig streichen lassen und erneut eine vorzeitige Verlängerung unterschreiben - und die hätte es in sich: Für 5 Jahre könnte Beal satte 235 Millionen Dollar einstreichen.

Was bedeutet der Trade ansonsten für die Wizards?

Die Wizards müssen als Gewinner dieses Trades gelten. GM Tommy Sheppard ist es tatsächlich gelungen, den Westbrook-Vertrag loszuwerden, ohne dafür draufzuzahlen. Das ist eine Leistung, auch wenn der Spielmacher eine ordentliche Saison hinlegte. An die Form alter All-NBA-Tage konnte er aber trotz Triple-Double-Saison nicht anknüpfen.

Der Trade hinterlässt zunächst einmal eine klaffende Lücke auf Point Guard, aber genau das ist bekanntlich die am tiefsten besetzte Position in dieser Free-Agency-Klasse. In Ish Smith und Raul Neto haben die Wizards noch zwei Backups, beide werden aber Free Agents, mit Aaron Holiday kam zumindest ein Guard via Trade aus Indiana.

Dafür wurde die Flügelposition aufgepolstert, vor allem KCP dürfte hier eine große Hilfe sein. Die Zukunft von Kyle Kuzma ist dagegen noch unklar. Es gibt Berichte, dass der frühere Lakers-Forward weiterhin zu haben sei, womöglich wird noch ein weiteres Team in den Trade gepackt.

So könnte Washington auch noch die Finger an einen Point Guard kriegen. Für den Moment könnten die Wizards lediglich die Midlevel-Exception verwenden, doch mit einem Sign-and-Trade-Deal mit einem dritten Team wäre mehr möglich.

Die Wizards stellen zumindest mal nun ein tiefes Team mit soliden bis guten Spielern, die in der Zukunft für größere Trades verwendet werden könnten. Gleich fünf Spieler verdienen zwischen 8 und 16 Millionen Dollar, diese könnte alle in Trades gepackt werden, um womöglich echte Hilfe für Beal zu holen.

Nun wird aus Washington kein Contender, aber zumindest wurden wieder ein paar Weichen gestellt, um sich in eine bessere Situation zu verfrachten. Das ist wichtig, um Beal halten zu können, der als Identifikationsfigur für diese Franchise so elementar ist.