Atlanta Hawks: Die Bank
Trae Young trifft bisher noch nicht sehr gut aus dem Feld, die Hawks müssen sich jedoch wohl mehr Sorgen machen um die Minuten, in denen Young nicht auf dem Feld steht. Aktuell laufen diese gut, Atlantas Reservisten steuern fast 37 Punkte pro Spiel bei knapp 47 Prozent Wurfquote aus dem Feld bei. Damit sind sie in beiden Kategorien in den Top 12 der Liga. Mit Bogdan Bogdanovic, Onyeka Okongwu und Saddiq Bey/Jalen Johnson (je nachdem, wer startet) führen drei gute Spieler die Bank in Atlanta an.
Die Rotation für die Playoffs würde aktuell schon stehen, die Postseason muss jedoch erstmal erreicht werden. Bis dahin gehen noch einige Monate ins Land, die die Hawks wohl zu großen Teilen in voller Stärke überstehen müssen. Hinter den drei angesprochenen guten Reservisten wird es nämlich ganz schnell ganz dünn auf der Bank der Hawks. Sollte ein Spieler langfristig ausfallen, winkt dem 35-jährigen Patty Mills oder dem 37-jährigen Wesley Matthews eine größere Rolle. Bei aller Erfahrung der beiden sind das keine guten Aussichten mehr.
Boston Celtics: Die Point Guards
Payton Pritchard steht knapp 7 Minuten pro Spiel länger auf dem Parkett als in der vergangenen Saison (20,4 zu 13,4) und glänzt in der größeren Rolle nicht mit Konstanz: Gegen die Pacers war er im Halbfinale des NBA Cup ein Totalausfall mit null Punkten (0/5 FG). Der 26-Jährige trifft bisher nur 40 Prozent aus dem Feld (35,9 Prozent von Downtown), die Celtics haben jedoch keine attraktiven Alternativen als Backup-Einser.
Auch der Starter auf der Eins in Boston hat Luft nach oben, Jrue Holiday ist noch nicht ganz angekommen bei den Celtics. Das ist Meckern auf hohem Niveau, mehr ist beim Top-Team der Liga allerdings aktuell nicht zu bemängeln. Mit 12,4 Punkten pro Spiel und 5,1 Assists pro Partie legt der 33-Jährige so niedrige Werte auf wie zuletzt vor zwölf Jahren, zudem ist er mit 0,7 Steals pro Partie erstmals unter einem pro Spiel. Dabei spielt er fast 35 Minuten im Schnitt.
Brooklyn Nets: Ben Simmons
Bei Simmons ist es mehr als zweieinhalb Jahre her, dass er auf wirklich hohem Niveau spielte. Die Nets wären aktuell wohl schon froh, wenn er überhaupt spielen könnte und zumindest mit Rebounds, Assists und Defense glänzen könnte wie in seinen bisher 48 Einsätzen für Brooklyn. Zu Beginn der laufenden Saison schnappte sich Simmons 2,7 seiner insgesamt 10,8 Rebounds am gegnerischen Ring, dazu spielte er 6,7 Assists pro Partie.
Das allerdings nur für sechs Spiele. Seitdem hat der 27-Jährige wieder mit Rückenproblemen zu kämpfen. Zum kommenden Wochenende soll es eine neue Einschätzung zum gesundheitlichen Zustand von Simmons geben, eine Rückkehr vor dem Jahreswechsel sollte jedoch nicht erwartet werden. Die Nets müssen ihm in der kommenden Saison 40,3 Millionen Dollar zahlen, anschließend wird er Free Agent.
Charlotte Hornets: Die Defense
Offensiv sind die Hornets seit der Ankunft von LaMelo Ball immer wieder für einzelne Highlight und auch längere gute Phasen gut, ohne den nötigen Erfolg in der Defense führte dies jedoch nicht zu vielen Siegen. Die Hornets schnitten in beiden Vorjahren als eine der zehn schlechtesten Defenses der Liga ab. Das sollte mit Steve Clifford eigentlich besser werden als unter seinem Vorgänger James Borrego.
Clifford konnte in seinem Jahr bei den Magic zwar auch keine gute Defense vorzeigen (Rang 26), die Hornets holten ihn dennoch für eine zweite Amtszeit nach Charlotte zurück. Das zahlte sich in den ersten knapp 100 Spielen in keinster Weise aus: Die Hornets gewannen nur knapp ein Drittel davon und stellen aktuell die zweitschlechteste Verteidigung der Liga. Besserung ist nicht in Sicht.
Chicago Bulls: Patrick Williams
Die Schlagzeilen in Chicago drehen sich zurzeit um Zach LaVine und DeMar DeRozan, das Flügel-Duo spielt jedoch noch auf hohem Level. Die Frage ist wohl, ob beziehungsweise zu welchem Preis man sich von ihnen trennen würde und damit effektiv den nächsten Rebuild startet. Dann müssten die Verantwortlichen der Bulls herausfinden, welcher Spieler welche Rolle im Neuaufbau und danach spielen kann - und soll.
Hier kommt man zu Patrick Williams, der nach einer vielversprechenden Rookie-Saison in seiner Entwicklung stagniert. Williams ist ein starker Athlet, kann jedoch weder für sich noch seine Teamkollegen konstant gute Würfe kreieren. Nach der laufenden Saison wird er zum Restricted Free Agent, was den Preis auch bei mittelmäßigen Spielen oft in die Höhe treiben kann. Die Bulls müssen herausfinden, ob sie langfristig auf Williams setzen wollen. Vielleicht schon bis zur Trade Deadline.
Cleveland Cavaliers: Die Dreierspezialisten
Die meisten Gedanken machen sich Head Coach J.B. Bickerstaff und sein Trainerstab aktuell sicher darüber, wie sie die nächsten Wochen ohne Darius Garland (Kiefer) und die nächsten Monate ohne Evan Mobley (Knie) gut überstehen können. Spielerisch bereiten jedoch Max Strus, Georges Niang und Dean Wade die größten Kopfschmerzen. Alle drei sind hauptsächlich wegen ihres Distanzwurfs in der NBA, Strus wurde dafür sogar mit einem Vierjahresvertrag im Gesamtwert von knapp 63 Millionen Dollar belohnt.
Alle drei treffen ihren Distanzwurf aktuell jedoch nicht so gut wie eigentlich nötig. Strus kann theoretisch auch anders punkten, auch wenn das in Cleveland auch noch nicht sehr gut klappt, Niang und Wade können sich jedoch kaum einen eigenen Wurf kreieren und sind auf Dreier beschränkt. Gerade mit Garland zurück im Lineup wird wieder genug Playmaking vorhanden sein, sodass die Schützen eigentlich nur noch abdrücken und treffen müssen. Auch wenn sich das teilweise schnell ändern kann: Bisher haben die Cavs mit 34,7 Prozent die siebtschlechteste Dreierquote der Liga.
Detroit Pistons: Die Detroit Pistons
Als Mannschaft läuft bei den Pistons aktuell sehr wenig - was nicht schwer zu erkennen ist angesichts von 23 Niederlagen in Folge. Die jungen Spieler in Detroit deuten immerhin gelegentlich ihr Potenzial an, gerade von einem Cade Cunningham im dritten Jahr haben sich die Verantwortlichen jedoch sicher mehr erwartet. Das Trio Bojan Bogdanovic, Joe Harris und Monte Morris weiß, wie es bei einem guten Team läuft und sollte diese Erfahrung wohl teilen, die Veteranen standen auf dem Feld bisher jedoch verletzungsbedingt kaum zur Verfügung.
Die Pistons sind aktuell so schlecht (2-24), dass sie im Laufe der Saison höchstwahrscheinlich noch einmal deutlich besser aussehen können - ohne dadurch wirklich gut zu sein. Für Detroit zählt aktuell nur die Entwicklung der jungen Spieler, viele Niederlagen waren wohl ohnehin eingeplant. Gewinnen will jedoch gelernt sein. Die Pistons scheinen aktuell nur die falschen Dinge zu lernen.
Indiana Pacers: Die Defense
Tyrese Haliburton hat in seiner zweiten vollständigen Saison bei den Pacers den Sprung vom Star zum Superstar gemacht. Mit ihm an der Spitze spielt Indiana sehr schön anzusehenden Basketball und ist auch leistungstechnisch im Soll. Gleichzeitig sollte das Team mit dem besten Offensivrating der Liga aber eigentlich noch ein gutes Stück besser dastehen.
Das Problem ist schnell gefunden: Die Pacers stellten bisher die drittschlechteste Defense der Liga, nur die Hornets und Wizards sind noch mieser. Das ist teilweise dem rasanten Tempo geschuldet und eingeplant, mit Spielern wie Myles Turner, Bruce Brown und T.J. McConnell sollte das Team unter dem erfahrenen Rick Carlisle jedoch in der Lage sein, besser zu verteidigen. Vielleicht müssen die Pacers einen Mittelweg zwischen Run-and-Gun und besserer Defense finden, spätestens in den Playoffs wird ohnehin ein langsameres Spiel gespielt.
Miami Heat: Nikola Jovic
Jovic spielte als Rookie zwar noch keine große Rolle, wurde jedoch immer wieder in den höchsten Tönen von seinen Mitspielern gelobt. In Miami schien mit einem weiteren Schritt seiner Entwicklung gerechnet worden zu sein, bisher war das jedoch nicht der Fall. Jovic kam bisher nur in insgesamt 48 Minuten zum Einsatz.
Kevin Love ist somit weiter fester Teil der Rotation und macht dies okay, jedoch nicht gut genug, um ernsthafte Konkurrenz zu verdrängen. Kein gutes Zeichen für Jovic. Zudem hat sich Rookie Jaime Jaquez Jr. rasant den Platz als Lieblingsyoungster der Heat erobert.
Milwaukee Bucks: Khris Middleton
Middleton spielte 2021/22 seine dritte Saison als All-Star, zog sich in der ersten Runde der Playoffs jedoch eine Knieverletzung zu, die seine Saison früh beendete und seine Leistung offenbar weiter beeinträchtigt. Der 32-Jährige absolvierte seitdem nur 54 Partien und ist weiter auf knapp 23 Minuten pro Spiel limitiert.
Middletons Wurfquoten haben sich im Vergleich zur Vorsaison immerhin wieder stabilisiert. Vielleicht haben die Bucks auch einen genauen Plan für den Flügelspieler, mit dem er bis zu den Playoffs wieder auf Hochtouren agieren kann. Aktuell sollte Milwaukee jedoch wohl nicht damit rechnen, dass Middleton in der Postseason viel mehr als ein guter Rollenspieler sein kann.
New York Knicks: Josh Hart
Hart spielt nicht schlecht, er äußerte Ende November jedoch Unzufriedenheit mit seiner Rolle, da er sich in der Offense der Knicks ausgeschlossen fühle. Sein Head Coach sah das anders. "Er wird nicht anders eingesetzt als letztes Jahr", widersprach Tom Thibodeau und führte aus: "Das Wichtigste ist, mental stark zu sein und individuelle Dinge hintenanzustellen. Es geht nur um das Team und darum, Opfer zu bringen."
Die Zahlen können Harts Beschwerden tatsächlich kaum belegen: Er nimmt sogar mehr Würfe als in der vergangenen Saison. Das ist jedoch zweitrangig, wenn Hart das anders wahrnimmt und dadurch ein Zwist mit Thibodeau entsteht. Da Hart generell bei seinen Mannschaftskollegen sehr beliebt ist, könnte die gesamte Stimmung im Team leiden, bis das Problem gelöst ist.
Orlando Magic: Wendell Carter Jr. und Markelle Fultz
Dass Orlando im ersten Saisonviertel so gut abschnitt, wird noch beeindruckender bei der Erkenntnis, dass ihnen schon lange zwei nominelle Starter fehlen: Markelle Fultz und Wendell Carter Jr. bestritten beide erst jeweils fünf Partien für die Magic und können vermutlich nicht die ganze Saison über ersetzt werden. Anthony Black und Goga Bitadze erfüllen ihre Rolle als Starter zwar ordentlich, spielen jedoch beide nur knapp 20 Minuten pro Partie. Carter und Fultz werden also vor allem im Kollektiv ersetzt.
Das könnte dann schwierig werden, sobald weitere Verletzungen dazukommen. Bei Carter sollte die Reha nach seinem Handbruch in absehbarer Zeit abgeschlossen sein. Bei Fultz ist das mit seinen Knieproblemen eine andere Thematik.
Philadelphia 76ers: "Playoff Tobias Harris"
Die Sixers gaben im Blockbuster-Trade von James Harden rein spielerisch mehr Wert ab, als sie erhielten, dennoch läuft es aktuell ziemlich gut. Ein echtes Sorgenkind ist hier nur mit Blick nach hinten und vorne gleichzeitig zu benennen, Tobias Harris spielt im Jetzt nämlich eine gute Saison.
Der gut bezahlte Forward war in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder für mehrere Totalausfälle in den Playoffs gut. Die Sixers werden bei der aktuellen Mannschaftszusammenstellung aber wieder auf ihn zählen müssen, sobald es so weit ist.
Toronto Raptors: Gary Trent Jr.
Die Raptors haben mittlerweile seit drei Jahren ein Team mit individuell starken Spielern zusammen, bei denen es als Mannschaft jedoch nie über längere Zeit wirklich gut läuft. Oft ist schwierig zu benennen, woran das genau liegt.
Aktuell lässt sich mit dem Finger zumindest auf Gary Trent Jr. zeigen, der als Sixth Man noch nicht das benötigte Scoring liefert. Trent trifft nur 38,1 Prozent aus dem Feld. Anhand seiner Freiwurfquote von 59,4 Prozent lässt sich schon fast eine Verletzung vermuten. Davon ist bislang aber noch nicht die Rede.
Washington Wizards: Jordan Poole
Jordan Poole spielte selbst bei den Golden State Warriors mit festen Hierarchien und klarer Ordnung teilweise wild, bei den Wizards ist nun sogar das Chaos chaotisch. Der Point Guard spielt eigentlich so, wie man es erwarten und befürchten musste - er steht jedoch auch noch bis 2027 unter Vertrag und wird fürstlich entlohnt.
Es bleibt abzuwarten, wie sich Poole einfügt, sobald bei den Wizards wieder ernsthafter Basketball gespielt werden soll. Das könnte aber ohnehin noch eine Weile dauern ...