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NBA - Der Trade der Indiana Pacers für Pascal Siakam: Die Raptors haben zu lange gezögert

Von Robert Arndt
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Die Indiana Pacers haben sich via Trade mit dem zweimaligen All-Star Pascal Siakam verstärkt, der Deal wurde inzwischen offiziell gemacht. Die Toronto Raptors verschreiben sich dagegen einem Rebuild, dennoch kommt der Trade zu spät.

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Das war ein sehr schlecht gehütetes Geheimnis. Seit gefühlt einem Jahr gab es Gerüchte um einen Trade von Pascal Siakam nach Indiana, nun wird der Kameruner tatsächlich Mitspieler von Tyrese Haliburton bei den Pacers. Für den zweimaligen All-Star gibt Indiana gleich drei Erstrundenpicks sowie Bruce Brown und Jordan Nwora an die Raptors ab, dazu wechselt Pelicans-Guard Kira Lewis Jr. in einem separaten Trade ebenfalls nach Kanada, weswegen die Raptors den verletzten Center Christian Koloko entlassen mussten.

Pascal Siakam nach Indiana: Der Trade in der Übersicht

Raptors erhaltenPacers erhaltenPelicans erhalten
Bruce BrownPascal SiakamCash
Jordan NworaZweitrundenpick NOP oder CHI-
Kira Lewis Jr.--
Erstrundenpicks 2024, 2026 IND--
Erstrundenpick 2024 (vermltl. OKC)--
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Pascal Siakam: Das bedeutet der Trade für die Pacers

Die Pacers haben Morgenluft gewittert. Mit einer Bilanz von 23-17 ist Indiana voll im Playoff-Rennen (derzeit Platz 7, nur 1,5 Spiele hinter Platz vier), durch den Trade für Tyrese Haliburton im Februar 2022 war es weniger ein Rebuild, denn ein schnelles Retooling. Der Point Guard ist ein waschechter Star, der fast im Alleingang eine brillante Offense anführen kann, mit Siakam erhalten die Pacers nun endlich ihren gewünschten Forward.

Schon länger wurden die Pacers mit diversen Forwards in Verbindung gebracht, John Collins und Kyle Kuzma wurden im Sommer genannt, aber eben auch Siakam. Der Kameruner ist der gewünschte weitere Shot Creator auf dem Flügel, der vermutlich auch viele Minuten ohne Haliburton spielen wird, um so die Offense weiter zu stabilisieren.

Indiana ist zudem ein besserer Fit für Siakam als in Toronto, da die Pacers deutlich mehr Spacing haben. Vor allem das Zusammenspiel mit Myles Turner sollte gut funktionieren und Siakam Platz in der Zone verschaffen. Hier hat der 29-Jährige seine Stärken, sei es als Roll Man oder aber als Ballhandler, der sich mit Drives zum Korb tankt. In Toronto wurde seine Rolle zuletzt durch die Verbesserung von Scottie Barnes deutlich kleiner, dafür kratzte der zweimalige All-Star wieder an der Effizienz aus früheren Jahren.

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Ein True-Shooting-Wert von 60 Prozent erreichte Siakam letztmals in der Meistersaison (62,8 Prozent), als er hinter Kawhi Leonard und Kyle Lowry die zweite oder dritte Option (je nach Sichtweise) war. Das wird er nun auch wieder in Indiana machen. Damals war Siakam auch ein exzellenter Verteidiger, davon war in den vergangenen Jahren aufgrund seiner offensiven Last weniger zu sehen.

Es wäre wünschenswert, wenn Siakam daran anknüpfen könnte, denn die Pacers brauchen dringend auch einen Flügelstopper. In Bruce Brown gaben sie einen ihrer besten Perimeter-Verteidiger ab, sodass Aaron Nesmith hier mehr gefragt sein dürfte. Gleichzeitig macht Siakam die Pacers mit dem Trade auch länger und athletischer, sodass es außer Frage steht, ob Indiana durch diesen Trade besser geworden ist.

Doch wie viel besser? Das wird die Zeit zeigen, auf den ersten Blick erscheint der Preis für einen werdenden Free Agent recht hoch. Allerdings dürften schon die beiden Picks für diesen Draft außerhalb der Lottery landen. Indiana wird davon ausgehen, die Playoffs zu erreichen, dazu erhalten die Raptors aller Voraussicht nach den Thunder-Pick, welcher derzeit an Position 29 zu verorten ist.

Indiana Pacers: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Tyrese Haliburton (5,8)Buddy Hield (19,3)Aaron Nesmith (5,6)Pascal Siakam (37,9)Myles Turner (21)
T.J. McConnell (8,7)Andrew Nembhard (2,1)Bennedict Mathurin (6,9)Obi Toppin (6,8)Isaiah Jackson (2,7)
-Ben Sheppard (2,5)-Jarace Walker (6,1)Jalen Smith (5)
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Siakam in Indiana: Passt er (langfristig) zu Tyrese Haliburton?

Die wirkliche Problematik besteht eher mit Siakam selbst. Indiana hätte diesen Trade nicht gemacht, wenn es zuvor nicht schon Gespräche darüber gegeben hätte, wie es im Sommer weitergeht. Der 29-Jährige wird Free Agent und will Berichten zufolge einen Maximalvertrag. Das wären 260 Millionen Dollar für fünf Jahre, da Siakam durch den Trade nicht mehr für einen Supermax-Deal qualifiziert ist. Trotzdem ist das jede Menge Geld für Indiana, da auch Haliburtons neuer Deal im Sommer startet.

Hier ist aber noch nicht klar, wie schwer dieser Deal sein wird. Erreicht Halliburton ein All-NBA-Team, werden es bis zu 260 Millionen Dollar über fünf Jahre, wenn nicht, dann circa 206 Millionen. Betrachtet man seine Leistungen, dann wird er das schaffen, allerdings fehlt der Guard derzeit mit einer Oberschenkelverletzung. Aufgrund der neuen Regularien muss Halliburton aber 65 Partien absolvieren, um für ein All-NBA-Team verfügbar zu sein, maximal darf der All-Star bis zum Ende der Saison nur noch zehn Spiele verpassen.

In Sachen Kaderplanung ist das nicht unwichtig, da man der Luxussteuer recht nahe kommen wird, wenn Siakam seinen "Max" bekommt. Aber ist es das wirklich wert? Halliburton (23) wurde nun ein fast 30-Jähriger an die Seite gestellt, der vermutlich am Ende seines Deals zu viel Geld bekommt und Indiana nicht auf ein Level mit Boston, Milwaukee oder Philadelphia hievt. Trotzdem wird der Osten damit weiter stärker, da bekanntlich auch New York, Miami, Cleveland oder womöglich auch Orlando gewisse Ambitionen hegen.

Die Pacers werden hoffen müssen, dass sich zum Beispiel Bennedict Mathurin zu einem wichtigen Spieler entwickelt, gleiches gilt für den diesjährigen Rookie Jarace Walker, der aber die gleiche Position wie Siakam bekleidet.

Gleichzeitig: Was wäre die Alternative gewesen? Indiana hatte Capspace, ist aber keine Free-Agent-Destination und ist auf Trades wie diese angewiesen. Gleichzeitig hat man auch weitere Picks in der Hinterhand, um andere Deals in der Zukunft einzufädeln. Mit Buddy Hield, Turner oder anderen Youngstern gibt es weitere Trade-Chips, um das Team bei Bedarf umzubauen.

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Siakam nach Indiana getradet: Das bedeutet der Trade für die Raptors

Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber die Raptors haben wie bei O.G. Anunoby (oder Fred VanVleet) den Moment verpasst, um das Maximum herauszuquetschen. Über die Wertigkeit der drei Erstrundenpicks haben wir bereits gesprochen, Torontos Move kommt letztlich ein Jahr zu spät, als man für Jakob Pöltl sogar noch einen First Rounder investierte. Dieser ist dieses Jahr fällig, aber immerhin Top-6-geschützt, derzeit sind die Raptors das siebtschlechteste Team der Association. Mit Siakam geht nun der letzte Spieler der Meistermannschaft von Bord, es ist für alle Seiten die richtige Entscheidung.

Die Raptors haben nun die Möglichkeit zu schauen, was sie in Immanuel Quickley und R.J. Barrett haben, dazu haben sie deutlich mehr Flexibilität für den Sommer. Browns Vertrag hat eine Team-Option (23 Millionen Dollar), die Deals von Nwora und Lewis laufen beide aus. Im Gegensatz zum Anunoby-Deal erhalten die Kanadier diesmal auch drei Picks, wenn auch keine guten. Hier gibt es eine Übersicht über alle 30 Teams und ihre Pick-Situationen.

Toronto Raptors: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Immanuel Quickley (4,2)Bruce Brown (22)Scottie Barnes (8)R.J. Barrett (23,9)Jakob Pöltl (19,5)
Dennis Schröder (12,4)Gary Trent Jr. (18,6)Jalen McDaniels (4,5)Otto Porter Jr. (6,3)Chris Boucher (11,8)
Kira Lewis Jr. (5,7)Gradey Dick (4,5)Jordan Nwora (3)-Thaddeus Young (8)
Garrett Temple (3,2)----

Es muss auch nicht der letzte Deal der Raptors gewesen sein, mit Gary Trent Jr. haben die Raptors einen weiteren auslaufenden Vertrag in den Büchern, sein Shooting könnte für die ein oder andere ambitionierte Franchise sicherlich interessant sein. Ein Verbleib in Toronto inklusive Vertragsverlängerung ist auch möglich, mit 25 Jahren ist Trent Jr. schließlich noch jung genug, um auch für spätere Raptors-Teams eine Option zu sein. Bei Dennis Schröder verhält sich das ein bisschen anders. Sollte ein gutes Angebot kommen, wird Toronto darüber nachdenken.

Ein Rebuild könnte aber eine Weile dauern. Der kommende Draft ist nicht besonders stark besetzt, dazu ist es fraglich, ob Toronto überhaupt so hoch ziehen darf. Mit Scottie Barnes haben die Raptors zumindest schon ihren vermeintlichen Franchise Player, Quickley und Barrett sind gute Ergänzungen und dürften dafür sorgen, dass Toronto nicht komplett in den Rebuild-Modus schaltet. Das birgt die Gefahr, dass zu gut ist, um wirklich schlecht zu sein, aber zu schlecht, um als gut zu gelten. Die kommenden Wochen bzw. die folgende Free Agency sollte dann mehr Klarheit schaffen, wie sie den Rebuild angehen wollen.

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Pascal Siakam nach Indiana: Warum war New Orleans involviert?

Eine Randnotiz des Trades war die Teilnahme der Pelicans, die wie zu erwarten war, Kira Lewis Jr. abstoßen konnten. Der Grund dafür ist simpel: Die Pelicans waren knapp 3 Millionen Dollar über der Luxussteuergrenze, dieses Problem wurde mit dem Trade des Guards (5,7 Millionen für diese Saison) gelöst und schmerzt New Orleans kaum, weil der Aufbauspieler in dieser Spielzeit nur für 144 Minuten eingesetzt wurde.

So kam man mit einem Zweitrundenpick recht günstig davon, da Indiana auch profitierte und keinen weiteren eigenen Spieler nach Toronto abgeben musste, um den Trade passend zu machen. New Orleans muss in den kommenden Tagen aber einen neuen Spieler verpflichten, da sie derzeit nur 13 Akteure im Kader haben. Vermutlich werden sie sich erst einmal mit Zehntagesverträgen begnügen.