NBA

"Er wird uns auf jeden Fall helfen": Warum Dennis Schröder so gut zu den Brooklyn Nets passt

Von Robert Arndt
05-schroder
© getty

Dennis Schröder wurde zum vierten Mal in sechs Jahren getradet. Der Deutsche läuft nun für die Brooklyn Nets auf und kann der Franchise kurz- wie langfristig helfen. Dennoch bleibt die Frage, wie lange Schröder für Brooklyn auflaufen wird.

Cookie-Einstellungen

Eines muss man Dennis Schröder lassen, er kommt in Nordamerika ordentlich rum und hat nun in knapp elf Jahren fast alle großen Metropolen abgegrast. Atlanta, Los Angeles, Boston, Houston, wieder Los Angeles, Toronto und nun New York (OKC können wir ausklammern). Nun also Brooklyn, seine inzwischen achte Station in der NBA. Und irgendwie war es verständlich, dass Schröder bei seiner Vorstellungs-PK die klassischen Phrasen drosch.

Er kennt das Business inzwischen zu gut, dazu dürfte ein erneuter Umzug mit einer fünfköpfigen Familie für wenig Begeisterungsstürme beim 30-Jährigen gesorgt haben. Nur 51 Spiele machte Schröder für Toronto, eine echte Überraschung (oder gar ein Hammer) ist dieser Trade nicht. Schon im Sommer war klar, dass Schröder mit seinem Zweijahresvertrag über 25 Millionen Dollar umgehend ein Trade-Chip sein könnte.

Überraschend ist eher, dass sich kein klares Playoff-Team den MVP der Weltmeisterschaft schnappte, sondern die Brooklyn Nets, die lediglich zwei Siege mehr als das im Umbruch befindliche Toronto eingefahren haben und nur Rang elf in der Eastern Conference belegen. Nach einem 13-10-Start gingen 21 von 28 Spielen in die Binsen.

05-schroder
© getty

Dennis Schröder in Brooklyn: Tanking gibt es bei den Nets nicht

Tanking ergab aus der Sicht der Nets aber wenig Sinn, da Brooklyn in diesem Sommer seinen Pick nach Houston (der Harden-Trade) abgeben wird. Auch deswegen lehnte man Berichten zufolge gut dotierte Angebote für Mikal Bridges ab. Der 27-Jährige ist so etwas wie der Go-to-Guy der Nets und steht damit sinnbildlich für die Mannschaft. Es fehlt ein echter Star, auch Bridges ist das nicht, der eher als zweite oder dritte Option eines guten Teams zu sehen ist.

Ansonsten tummeln sich im Kader zahlreiche Rollenspieler, sodass Brooklyn zur Deadline mit Royce O'Neale einen brauchbaren 3-and-D-Spieler nach Phoenix abgab, ohne sich dabei merklich zu schwächen. Ein Spieler wie Schröder fehlte den Nets dagegen gänzlich, weswegen der Trade aus Sicht der New Yorker zwar unerwartet, dennoch aber nachvollziehbar ist.

In 48 der 50 Spiele war Dinwiddie der Starter auf der Eins (zweimal fehlte er) und zählte zu den schwächeren Startern auf Point in dieser Saison. Bisweilen wirkte Dinwiddie merklich lustlos und hatte Spiele, in denen er kaum noch einen Wurf nahm. Seine Feldwurfquote von 39,1 Prozent wurde in dieser Saison nur von drei anderen Spielern unterboten, zwei davon sind Rookies.

NBA - Die Spieler mit den schlechtesten Feldwurfquoten der Saison

PlatzSpielerTeamFG%
1Scoot HendersonBlazers37,3
2Keyonte GeorgeJazz38,6
3Royce O'NealeNets/Suns38,7
4Spencer DinwiddieNets39,1
5De'Anthony MeltonSixers39,3
6Alec BurksPistons/Knicks39,8
7Jordan HawkinsPelicans40,1

Dinwiddies 20-Millionen-Dollar-Vertrag lief im Sommer aus, eine Zukunft bei den Nets hatte der 30-Jährige nicht. Schröder ist dagegen günstiger und steht noch ein Jahr länger unter Vertrag. Dazu kommt der Umstand, dass der Vertrag des Deutschen (mal wieder) als möglicher Trade-Chip genutzt werden könnte.

Das ist eine Sicht. Die andere ist, dass Schröders Stärken gut zu den Nets passen, was sich bereits beim Debüt des Deutschen zeigte (15 Punkte, 12 Assists), auch wenn Kellerkind San Antonio nur bedingt als Maßstab herhalten sollte. Im Gegensatz zu Dinwiddie ist der Braunschweiger ein guter Pick'n'Roll-Guard, der mit seinem Speed Druck in der Zone ausüben kann und damit die Defense zum Kollabieren bringt. Mit Nic Claxton hat Schröder einen Center, der stets mit Lobs gefährlich ist, dazu stehen auf dem Flügel mit Dorian Finney-Smith, Cam Johnson oder eben Bridges gleich drei gefährliche Shooter bereit.

"Er passt toll zu uns und wird uns auf jeden Fall helfen", war sich Bridges sicher, Coach Jacques Vaughn wurde vor dem Spiel gegen Cleveland noch etwas spezifischer: "Der Junge gibt jeden Abend alles", sagte der Coach über Schröder. "Er kommt in die Zone, denkt wie ein Point Guard und setzt all seine Mitspieler ein. (...) Er hat international schon viel erreicht und wird mit seiner Einstellung unserer Mannschaft helfen."

06-simmons
© getty

Dennis Schröder in Brooklyn: Sixth Man hinter Ben Simmons

Denn noch haben die Nets die Playoffs nicht abgeschrieben, das betonte auch GM Sean Marks nach der Trade Deadline: "Ich halte es für wichtig, dass wir es versuchen. Wir haben hier eine junge Gruppe, die beweisen möchte, wozu sie fähig ist." Das stimmt zwar nur bedingt (der einzige Rotationsspieler unter 23 Jahren ist Cam Thomas), aber in Brooklyn geht es nach den turbulenten Superstar-Jahren eben auch darum, wieder eine Kultur zu entwickeln, welche die Nets vor der Ankunft von Kevin Durant und Co. zu einem Überraschungsteam machte.

Gegen San Antonio kam Schröder von der Bank, das sollte zunächst auch einmal so bleiben. Der Elefant im Raum hört dabei auf den Namen Ben Simmons, der nach hartnäckigen Rückenproblemen in immerhin fünf der vergangenen sieben Spiele mitwirken konnte und zuletzt zweimal startete. Noch spielt der Australier mit einer Restriktion von 20 Minuten pro Spiel, aber Simmons merkte mehrmals an, dass er sich bald wieder als Starter und vor allem als Point Guard sehe.

Die Stichprobe ist zwar noch sehr klein, doch Simmons sieht in seinen wenigen Minuten deutlich besser als im Vorjahr aus. Vaughn setzte Simmons fast ausschließlich als Guard ein, wobei es bei den Small-Ball-Lineups der Nets teilweise schwer zu identifizieren ist, wer nun der potenzielle Center ist. Schröder bleibt somit die Rolle des Sixth Man, gegen San Antonio führte er eine Drei-Guard-Aufstellung mit Dennis Smith Jr. und Thomas an.

Brooklyn Nets: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Spencer Dinwiddie (20,3)Mikal Bridges (21,7)Cameron Johnson (25,6)Dorian Finney-Smith (13,9)Nic Claxton (9,6)
Dennis Smith Jr. (2,0)Lonnie Walker IV (2,0)Royce O'Neale (9,5)Trendon Watford (2,0)Harry Giles (2,0)
Ben Simmons (37,8)Cam Thomas (2,2)Dariq Whitehead (2,9)Noah Clowney (3,0)Day'Ron Sharpe (2,2)

Claxton bleibt als Center gesetzt, mit Simmons neben ihm klappte es schon vergangene Saison überhaupt nicht. In der Crunchtime dürfte Schröder dann aber auf dem Feld stehen, auch weil er mit seinem Playmaking aus diesem Nets-Team heraussticht.

Problematisch könnte eher die andere Seite des Balles werden. Schröder ist zwar ein guter Perimeter-Verteidiger, doch die Nets setzen vor allem auf Switching, was Schröder bei nur 1,85 Meter Körpergröße weniger entgegenkommt. Hier hatte Dinwiddie (1,96 Meter) klare Vorzüge, auch wenn der ehemalige Mavs-Guard nun wirklich kein guter Verteidiger ist.

07-schroeder
© getty

Dennis Schröder in Brooklyn: Hat der DBB-Kapitän eine Zukunft bei den Nets?

Brooklyns Defense war trotz Dinwiddie zuletzt dennoch im Aufschwung (Platz zwölf in den vergangenen beiden Wochen), mit Schröder sollte es auch offensiv ein wenig bergauf gehen. Der Rückstand auf Atlanta (2,5 Spiele) und Chicago (3,5) ist zwar schon beträchtlich, dafür haben die Nets ein sehr leichtes Restprogramm und sollten daher nicht abgeschrieben werden.

Am Ende des Tages denkt man in Brooklyn aber langfristiger, diese Spielzeit ist eine Übergangssaison nach vier teils wilden Jahren. Durch die Trades von Durant und Kyrie Irving konnte die Pick-Schatulle wieder ordentlich gefüllt werden und schon vor ein paar Monaten wurden die Nets als möglicher Abnehmer für Donovan Mitchell gehandelt. So wird das auch im Sommer laufen, wenn mit großer Sicherheit wieder große Namen einen Trade anpeilen - wer auch immer das sein wird.

Brooklyn hat sich so positioniert, dass man jederzeit in solche Poker einsteigen kann, vier Spieler kassieren zwischen 12 und 26 Millionen Dollar, dazu kommt der 2025 auslaufende Monster-Vertrag von Simmons (40,3 Mio.). Schröder erfüllt somit sowohl kurz- als auch langfristige Ziele für Brooklyn. Gut möglich, dass der Braunschweiger schon in ein paar Monaten wieder in eine andere Stadt umziehen muss. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der DBB-Kapitän als sechster Mann eine Konstante in New York wird. Es ist auf jeden Fall eine Chance, sich noch einmal zu empfehlen.

Dennis Schröder: Seine Statistiken in der NBA

TeamSpielePunkteFG (Prozent)3FG (Prozent)AssistsRebounds
Hawks36212,943,4324,82,5
Thunder144174436,14,13,6
Lakers12713,942,733,25,13,0
Celtics4914,44434,94,23,3
Rockets1510,939,332,85,93,3
Raptors5113,744,2356,12,7
Nets11546,260123