"Ich kann einfach nur lachen, ich kann gar nicht sauer sein. Da drüben steht der MVP, der beste Spieler der Liga und das hat er in den vergangenen drei Spielen unter Beweis gestellt. Er war heute auf einem anderen Level und dafür muss ich ihm gratulieren."
Das ist das Schöne an Anthony Edwards. Er trägt sein Herz auf der Zunge und gibt genau das wieder, was er denkt. Und das, was Edwards über Nikola Jokic nach Spiel 5 sagte, könnte treffender nicht sein. Die Minnesota Timberwolves haben eine 2-0-Führung in drei Partien verspielt und können sich dabei gar nicht einmal so viel vorwerfen lassen.
Nikola Jokic hat die Wolves entschlüsselt
Jokic ist schlichtweg zu gut für eine historisch gute Defense um den viermaligen Defensive Player of the Year Rudy Gobert. Jokics Stats bei den drei Siegen? 33 Punkte, 9,3 Rebounds, 9,7 Assists und 2,7 Steals bei 60,7 Prozent aus dem Feld sowie 36,4 Prozent von der Dreierlinie. Noch einmal: Die Nuggets spielen hier nicht gegen die Pacers (nicht böse gemeint!), sondern gegen ein Team, das mit deutlichem Abstand in der regulären Saison am besten verteidigte und Phoenix um Devin Booker und Kevin Durant völlig demoralisierte.
Dabei hatten vor gut einer Woche viele die Nuggets schon fast abgeschrieben, als Denver in Spiel 2 magere 80 Punkte aufs Scoreboard brachte und von den Timberwolves komplett vorgeführt wurde. "Winning is our Lifestyle", meinte Jokic noch nach der Lakers-Serie, diese Worte flogen Denver in den folgenden Tagen um die Ohren und auch die Motivation des Serben wurde von diversen Medienvertretern hinterfragt. Ist das lange her.
Vor Spiel 5 wurde Jokic noch mit seinem dritten MVP-Award geehrt, es hätte auch einfach eine Krone sein dürfen - die für den besten Spieler der Welt. 40 Punkte, 15 von 22 aus dem Feld, 7 Rebounds, 13 Assists, 8 gezogene Fouls (8/9 FT), 0 Turnover. Neben Chris Paul ist Jokic nun der einzige Spieler mit einer 40/10-Statline ohne einen einzigen Ballverlust. Denver setzte sich mit 112:97 durch.
Nuggets vs. Wolves, Spiel 5: Die Stats-Leader
Stat | Nuggets | Wolves |
Punkte | Nikola Jokic (40) | Karl-Anthony Towns (23) |
Rebounds | Aaron Gordon (10) | Rudy Gobert (11) |
Assists | Nikola Jokic (13) | Anthony Edwards (9) |
Steals | Nikola Jokic (2) | Gobert, Towns (je 2) |
Blocks | Porter Jr., Braun (je 2) | McDaniels, Gobert, Alexander-Walker (je 2) |
Nikola Jokic ist zu gut für Rudy Gobert (und jeden anderen)
Der Serbe hat Minnesotas Defense entschlüsselt und attackiert nun konsequent deren Schwachpunkte. Gobert wird dafür mal wieder jede Menge (unfaire) Kritik einstecken müssen (Zufall, dass sich TNT ausgerechnet für dieses Spiel Goberts besten "Kumpel" Draymond Green ins Studio holte?), dabei machte der Franzose kaum etwas falsch. Gobert war gut positioniert, wurde nicht in Transition von Jokic überrumpelt und fiel auch nicht auf diverse Pump Fakes herein. Jokic ist einfach zu gut und je länger eine Serie dauert, desto größer ist die Chance, dass der 29-Jährige einen Gegner komplett entschlüsselt hat.
Hier mal zwei Beispiele und die anschließende Frage, was man als Verteidiger in dieser Situation hätte anders machen können?
Wie viele Center in der NBA-Geschichte waren wohl in der Lage, diesen Move erfolgreich abzuschließen? Vermutlich nur Hakeem Olajuwon, der Erfinder des Dream Shakes.
Oder hier: Die Uhr läuft runter, die Nuggets haben in dieser Situation keinen Vorteil erspielt und trotzdem drückt der Joker Gobert, der das so gut es eben geht verteidigt, einen Dreier ins Gesicht.
Wie Edwards eben schon sagte. Manchmal muss man einfach dem Gegner gratulieren. Jokics drittes Viertel war von einer Dominanz geprägt, wie sie zuletzt LeBron James bei seinen beiden Titeln mit Miami an den Tag legte (2012, 2013). Das aber komplett unterschiedlich, auch wenn sich Jokic mit einem Schmunzeln nach der Partie selbst als "Freak of nature" bezeichnete, nachdem er in dieser Partie auch noch zwei Dunks beisteuerte (wann gab es das zuletzt?)
Nikola Jokic: Das dritte Viertel ist für den Louvre
Aber zurück zum dritten Viertel. Hier führten die Wolves sogar kurzzeitig, Denver scorte dann aber fünfmal in Folge, viermal spielte Jokic den entscheidenden Pass:
- Ein schneller Assist aus dem Post für Michael Porter Jr.
- Ein Zuspiel in Transition gegen eine ungeordnete Wolves-Defense für einen Gordon-Dunk
- Ein Behind-the-Back-Pass aus der Bewegung zurück zur Dreierlinie für Caldwell-Pope
- Ein Touchdown-Pass über das komplette Feld für einen Murray-Dunk
Das sind Dinge, die einfach kein anderer Center machen kann und danach kam auch der Scoring-Aspekt wieder hinzu, als der Joker in den letzten 6:32 Minuten des Viertels 16 Punkte (6/6 FG, 4/4 FT) erzielte.
- Der angesprochene Dream Shake gegen Gobert
- Ein schneller Cut gegen den pennenden Karl-Anthony Towns
- Eine schnelle Bewegung gegen Naz Reid aus dem Post für einen Leger mit der rechten Hand
- Die fast identische Bewegung gegen Gobert, diesmal aber der unterhändige Abschluss mit links
- Ein Layup mit Foul über die ausgestreckten Arme des zu Hilfe eilenden Gobert
- Ein langer Floater mit Foul nach einem Drive gegen Gobert von der linken Seite, abgeschlossen mit der rechten Hand
Vor allem der letzte Treffer war schlichtweg absurd und unmöglich zu verteidigen, was auch Gobert unumwunden zugab. "Er war einfach in the zone. Er hat da Dinger getroffen, wo ich dachte, dass ich ihn blocken würde und trotzdem landete der Ball im Korb. Es sind Plays, für die es einfach keine Konter gibt."
Nikola Jokic: Im Moment einfach der Beste
So ist das manchmal mit den Besten aller Zeiten, zu denen man Jokic inzwischen einfach dazu zählen muss. "Es hat sich angefühlt, als ob er 50 gemacht hätte", attestierte Jamal Murray, der lange Zeit einfach nur Platz für seinen Big Man machte. "Wenn er so aufdreht, dann muss man ihn einfach machen lassen."
Und das alles zum Leidwesen der Wolves, die das Spiel aber nicht wegen Jokics offensiver Mona Lisa verloren, sondern weil sie eben selbst nur 97 Punkte aufs Scoreboard brachten. Es ist die alte Leier. Wer Denver in einer Serie schlagen will, muss offensiv mithalten, denn wenn die vergangenen Spiele eines gezeigt haben, dann, dass man Denver schlagen kann, aber Jokic stets Konter parat hat. Das macht die Besten aus und für den Moment ist Jokic DER Beste, so einfach kann Basketball manchmal sein.
Nuggets vs. Wolves: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 5. Mai (So) | 1 Uhr | Denver Nuggets | Minnesota Timberwolves | 99:106 |
2 | 7. Mai (Di) | 4 Uhr | Denver Nuggets | Minnesota Timberwolves | 80:106 |
3 | 11. Mai (Sa) | 3.30 Uhr | Minnesota Timberwolves | Denver Nuggets | 90:117 |
4 | 13. Mai (Mo) | 2 Uhr | Minnesota Timberwolves | Denver Nuggets | 107:115 |
5 | 15. Mai (Mi) | 4.30 Uhr | Denver Nuggets | Minnesota Timberwolves | 112:97 |
6 | 17. Mai (Fr) | 2.30 Uhr | Minnesota Timberwolves | Denver Nuggets | |
7* | 20. Mai (Mo) | tba | Denver Nuggets | Minnesota Timberwolves |
* wenn benötigt