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"Ich sehe das als großartige Niederlage": Erkenntnisse zur Nuggets-Pleite in Spiel 6 gegen die Minnesota Timberwolves

Von Stefan Petri
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Die Denver Nuggets haben in Spiel 6 der Serie gegen die Minnesota Timberwolves eine historische 70:115-Niederlage kassiert. Während Mike Conley den Wolves wieder Struktur gibt, enttäuscht Jamal Murray beim Titelverteidiger auf der ganzen Linie. Nur: Was bedeutet der Blowout wirklich für Spiel 7? Und warum kommt es am Sonntag doch wieder auf die Superstars Nikola Jokic und Anthony Edwards an? Die Erkenntnisse.

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Nuggets vs. Wolves: Viel Erfolg mit Vorhersagen für Spiel 7

Es war auffällig, dass die Stars der Nuggets nach der historischen Klatsche in der Nacht auf Freitag keineswegs am Boden zerstört waren. Im Gegenteil, fast schon gelöst kamen sie auf der Pressekonferenz daher. "Ich sehe das als großartige Niederlage", betonte Nikola Jokic. "Zerstört" hätten die Timberwolves sein Team: "Sie haben uns den Hintern versohlt." Das zu akzeptieren, schien ihm allerdings vergleichsweise leicht zu fallen. Auch Jamal Murray war trotz ganz schwacher Leistung inklusive Verletzungsproblemen zu Scherzen aufgelegt (siehe unten).

All das nach einer historische Abreibung: Mit 45 Punkten hat ein Titelverteidiger in den NBA-Playoffs noch nie verloren. Die Nuggets lagen zwischenzeitlich mit 50 Punkten zurück, das war ihnen in den letzten 25 Jahren noch nie passiert. "Sie haben den ersten Treffer gelandet, den zweiten und auch den dritten", musste Head Coach Michael Malone anerkennen. Haarscharf über 30 Prozent lag die Trefferquote seines Teams, von der Dreierlinie fielen nicht einmal 20 Prozent (7/36). Im ersten Viertel ließ man einen 20:0-Lauf des Gegners zu, im Schlussviertel setzte man mit einem 24:0-Lauf der Wolves sogar noch einen drauf. Schlechter geht es kaum: 2016 hatte ein Team zuletzt 70 oder weniger Punkte in der Postseason erzielt.

Heißt: So weit außerhalb dem Bereich des denkbar Möglichen war dieses Spiel, dass es für den amtierenden Champion recht leicht abzuhaken war. Eine knappe Niederlage wäre womöglich schwerer verdaulich gewesen. Man denke nur an die Golden State Warriors die auf dem Weg zum Titel 2022 bei einer Demontage gegen die Grizzlies mit 55 Punkten zurücklagen. Nur um das anschließende Spiel souverän zu gewinnen.

Heißt auch: Aus diesem Spiel viel für das entscheidende Game 7 abzuleiten, könnte sich als Trugschluss erweisen. "Diese Serie ist so interessant, weil jeder gewinnen oder verlieren kann", betonte Jokic. Eigentlich sei es nur im Auftaktspiel wirklich eng gewesen.

Nuggets vs. Wolves: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
15. Mai (So)1 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves99:106
27. Mai (Di)4 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves80:106
311. Mai (Sa)3.30 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets90:117
413. Mai (Mo)2 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets107:115
515. Mai (Mi)4.30 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves112:97
617. Mai (Fr)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets115:70
7*20. Mai (Mo)2 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves
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Was aber auch der dreifache MVP nicht unterschätzen sollte, ist die breite Brust, mit der die Wolves nun nach Colorado reisen. Nach drei Niederlagen in Serie - zum ersten Mal überhaupt in der laufenden Saison - schien der aufmüpfige Underdog nach den überraschenden zwei Siegen zum Auftakt in fremder Halle zurechtgestutzt. Niemand hätte es Minnesota verdenken können, hätte man auch Spiel 6 verloren. Die Saison wäre dennoch als Fortschritt verkauft worden, schließlich hatte man es Jokic und den Nuggets richtig schwer gemacht.

Stattdessen trat man den Beweis an, dass das 106:80 in Spiel 2, ermöglicht durch eine bärenstarke Team Defense, keine Eintagsfliege war. Vielmehr setzte man noch einen drauf. "Wir haben heute viel darüber gesprochen, unseren Kampfgeist zurückzubekommen. Unseren Swagger", verriet Head Coach Chris Finch. "Wir wollten freier und lockerer spielen." Mission geglückt!

Spiel 7 in der Halle des Titelträgers, in der Höhe von Denver: Eine schwerere Aufgabe kann es in den Playoffs kaum geben. Die Erfahrung spricht deutlich für die Nuggets, auch was ein siebtes Spiel in einer Serie angeht. Jokic hat das bereits viermal erlebt (Bilanz: 3-1). Aber Minnesota wird nach diesem Auftritt wieder an die eigene Chance glauben. Zweimal gewann man bereits in der Ball Arena. Warum nicht noch ein drittes Mal?

Viel Erfolg also mit Vorhersagen für das Duell am in der Nacht auf Montag (2 Uhr). Nicht zum ersten Mal scheint diese Serie komplett gekippt.

Wolves vs. Nuggets: Die Stats-Leader

StatWolvesNuggets
PunkteAnthony Edwards (27)Nikola Jokic (22)
ReboundsRudy Gobert (14)Nikola Jokic (9)
AssistsKarl-Anthony Towns, Mike Conley (je 5)Jamal Murray (5)
StealsAnthony Edwards (3)Jamal Murray (1)
BlocksJaden McDaniels (2)Aaron Gordon (3)
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Mike Conleys Rückkehr als X-Faktor für Minnesota

Was den Wolves auf jeden Fall eine Menge Auftrieb gibt: Nach seiner Verletzungspause in Spiel 5 war Point Guard Mike Conley wieder dabei. Der 36-Jährige musste vor zwei Tagen mit Problemen an der Achillessehne passen, war diesmal aber wieder mit von der Partie. "Keine Frage, irgendwie musste es gehen", sagte er anschließend. "Als vollständiges Team sind wir einfach besser."

Was Conley seinem Team gibt, lässt sich am Boxscore allein nicht ablesen. Mit effizienten 13 Punkten (3/6 Dreier) und 5 Assists trug er seinen Teil zum Blowout bei, aber noch wichtiger als sein Scoring ist die Struktur, die er der Halfcourt-Offense der Wolves gibt. Diese kann bekanntlich manchmal gehörig ins Stocken geraten. Conley spielt solide Defense und entlastet Anthony Edwards im Spielaufbau. Nicht umsonst machte der eine deutlich bessere Figur als im Spiel zuvor.

"Ant" hatte dann auch eine klare Antwort auf die Frage parat, was sich im Vergleich zur Pleite in Spiel 5 verändert habe: "Scheiße, wir hatten Mike Conley wieder dabei", platzte er heraus. "Das ist alles."

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Jamal Murray muss für die Nuggets in Spiel 7 liefern

So wichtig Conley für die Wolves ist: Ein Jamal Murray in Normalform ist für die Nuggets noch wichtiger. Der "Robin" zu Jokics "Batman" lieferte diesmal jedoch eines seiner schlechtesten Playoff-Spiele überhaupt ab. 1/10 aus dem Feld in der ersten Halbzeit, gekrönt durch einen Airball aus kürzester Distanz. Es ist kein Zufall, dass er in den beiden Kantersiegen der Wolves in der Serie jeweils meilenweit unter seinen Möglichkeiten blieb: 3/18 aus dem Feld in Spiel 2, 4/18 in Spiel 6.

Der 27-Jährige zeigte sich danach unbeeindruckt. "Wir hatten in der ersten Halbzeit gute Möglichkeiten, ich auch", erklärte er. Ein Lob für die exzellente individuelle Defense von Edwards oder Jaden McDaniels hatte er nicht übrig, stattdessen machte er eine Ellbogenverletzung geltend, die er sich früh im Spiel zugezogen hatte. Das habe auch sein Passspiel beeinträchtigt, verriet er: "Ich habe versucht, ihn durch eine Salbe zu betäuben", aber seinen Rhythmus habe er nicht mehr finden können. Allzu besorgt wirkte er dennoch nicht. Könne er die Verletzung bis Sonntag in den Griff bekommen? "Das hoffe ich doch", lachte er. Überhaupt sei ein Spiel 6 immer am schwersten zu gewinnen.

Das typische Selbstbewusstsein für einen erstklassigen Scorer in der NBA: Was die Defense auch tut, am Ende hängt alles von mir ab. Die beiden Game-Winner gegen die Lakers und das eine oder andere Highlight dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Murray bisher in den Playoffs sehr schwertut: 39 Prozent aus dem Feld, knapp über 31 Prozent von der Dreierlinie. In Spiel 7 wird es auch auf ihn ankommen.

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Jokic vs. Edwards: Wer kommt am Sonntag zum Zug?

Schließlich macht Murray mit seinem gefürchteten Two-Man-Game auch Jokic besser. Weil der Point Guard aber große Probleme hatte - und auch der übrige Supporting Cast der Nuggets an diesem Abend kein Scheunentor traf, blieb auch der serbische Center unter seinen Möglichkeiten. Nach 40 Punkten und 13 Assists in Spiel 5 waren es diesmal gerade mal 22 Punkte. Und, fast noch wichtiger: gerade mal 2 Vorlagen.

"Sie haben mich die letzten Spiele nicht gedoppelt, heute aber schon", analysierte Jokic, der es im direkten Duell vor allem mit Karl-Anthony Towns zu tun bekam - Rudy Gobert stieß dann als Help-Defender dazu. "Die meiste Zeit haben wir so gute Würfe kreiert, sie sind nur nicht gefallen." Tatsächlich sah die Wolves-Defense diesmal deutlich besser als als 48 Stunden zuvor, als Jokic vor allem Gobert ein ums andere Mal genarrt hatte. Aber das funktioniert eben auch nur, wenn die freien Schützen derart versagen. Als Beispiel sei die Nuggets-Bank genannt, die bis zur Garbage Time kümmerliche 2 Punkte erzielen konnte. Daheim läuft es bei Rollenspielern zumeist besser, insofern ist der Optimismus bei Jokic und Co. angebracht.

Bei den Wolves wird es wohl an Anthony Edwards hängen, sein Team ins gelobte Land zu führen. War der 22-Jährige in Spiel 5 noch überraschend unsichtbar, so drückte er diesmal direkt auf die Tube und stellte mit 14 Punkten im ersten Viertel die Weichen auf Sieg.

"Im letzten Spiel haben sie mir den Ball aus den Händen genommen", sagte Edwards. Deshalb habe er sich vorgenommen, "abzudrücken, sobald ich die Chance dazu bekomme." 17 Würfe aus dem Feld seien da eigentlich noch zu wenig gewesen. Denver darf sich in Spiel 7 also darauf einstellen, dass es analog zu Spiel 1 und Spiel 4 über 20 Würfe werden könnten. Dabei sprangen für Edwards jeweils über 40 Punkte heraus.

Umgekehrt zeigen die Stats, dass auch Jokic in Spiel 7 als effizienter Scorer gefragt sein wird. Der Schlüssel zum Einzug in die Western Conference Finals wird also auch darin liegen, welches Team den gegnerischen Superstar mit Double-Teams am besten aus dem Spiel nehmen kann - und dem eigenen gleichzeitig möglichst einfache Würfe beschafft.

Nikola Jokic und Anthony Edwards: Ihre Statistiken in der Serie

SpielNikola JokicAnthony Edwards
1 (Wolves-Sieg)32 PTS, 8 REB, 9 AST (11/25 FG)43 PTS, 7 REB, 3 AST (17/29 FG)
2 (Wolves-Sieg)16 PTS, 16 REB, 8 AST (5/13 FG)27 PTS, 2 REB, 7 AST (11/17 FG)
3 (Nuggets-Sieg)24 PTS, 14 REB, 9 AST (10/18 FG)19 PTS, 6 REB, 5 AST (8/15 FG)
4 (Nuggets-Sieg)35 PTS, 7 REB, 7 AST (15/26 FG)44 PTS, 5 REB, 5 AST (16/25 FG)
5 (Nuggets-Sieg)40 PTS, 7 REB, 13 AST (15/22 FG)18 PTS, 4 REB, 9 AST (5/15 FG)
6 (Wolves-Sieg)22 PTS, 9 REB, 2 AST (9/19 FG)27 PTS, 4 REB, 4 AST (8/17 FG)

 

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