Franz Wagner: "Wie eine größere Version von Manu Ginobili"
"Man könnte argumentieren, dass es aktuell keinen vielseitigeren Spieler in der gesamten NBA gibt als Franz Wagner", war vor drei Tagen auf der offiziellen NBA-Homepage zu lesen. Offensiv sei dieser "wie die Basketball-Version von Pac-Man", wenn er sich dribbelnd durch die Verteidiger hindurch manövriere. Und als Kirsche auf der Sahnetorte folgender Vergleich: "In mancher Hinsicht ist er wie eine größere Version von Manu Ginobili."
Warum die überschwängliche Lobeshymne? Nach drei Siegen seiner Orlando Magic war Franz Wagner zum Spieler der Woche in der Eastern Conference gekürt worden. Völlig zurecht übrigens: Der 23 Jahre alte Weltmeister hatte im Schnitt 30,7 Punkte, 7,3 Rebounds und 5,7 Assists aufgelegt, mit nicht immer überragenden Wurfquoten, aber insgesamt bärenstarken Leistungen. "Er tut so viel für uns als Gruppe. Wir brauchen ihn wirklich da draußen", lobte sein Head Coach Jamahl Mosley.
Wagner selbst fand die Auszeichnung "supercool" und ergänzte: "Natürlich bin ich glücklich darüber. Aber hoffentlich können wir als Kollektiv so weitermachen. Es geht nicht um einen Spieler, es braucht alle fünf."
Franz Wagners Entwicklung bei den Orlando Magic: "Mich überrascht gar nichts mehr"
Damit hat der Deutsche zweifellos recht, aber unter diesen fünf braucht es oft auch eine Nummer eins, gerade nach dem langfristigen Ausfall von Magic-Star Paolo Banchero. Wagner war hinter "1a" Banchero quasi die "1b", musste nach dessen Verletzung aber gerade offensiv in einem Team vorangehen, dass in dieser Hinsicht immer noch große Probleme hat - aktuell Rang 25 mit einem Offensive Rating von 109.2, nur fünf Kellerkinder sind noch schlechter.
Dieser Schritt scheint Wagner gelungen zu sein: Er war gut in die Saison gestartet, wurde Ende Oktober aber krank und kämpfte sich mehr schlecht als recht durch ein paar Begegnungen. Genau in diese Zeit fiel Bancheros Verletzung, die Magic verloren fünf Spiele am Stück. Mittlerweile ist Wagner aber wieder voll da: Rund 29 Punkte, 6 Rebounds und 6 Assists legte er in den letzten sechs Spielen im Schnitt auf, bei 47 Prozent aus dem Feld und 37 Prozent von der Dreierlinie. Gerade das Shooting, seine große Achillesferse in der vergangenen Saison, kann manchmal kommen und gehen, aber insgesamt hat sich der vielseitige Forward stabilisiert, trifft gerade aus dem Midrange und die Dreier aus der Ecke gut. Obwohl er es mit den besten Verteidigern der Gegner zu tun bekommt. "Mich überrascht gar nichts mehr", sagte Bruder und Teamkollege Moritz. "Mir ist es egal, wie viele 30-Punkte-Spiele er macht, denn das ist mittlerweile normal."
Fortschritte macht Franz in seiner mittlerweile vierten NBA-Saison dabei nicht nur als Spieler, sondern auch als Anführer. "Da hat er einen großen Schritt nach vorn gemacht", bestätigte Guard Anthony Black nach dem 109:99 bei den Phoenix Suns in der Nacht auf Dienstag: "Er spricht jetzt mittlerweile viel, gibt Kommandos und teilt uns seine Eindrücke mit."
Franz Wagner bei den Orlando Magic: Statistiken seiner Karriere
Saison | MIN | PTS | FG | DREIER | REB | AS | TO |
2024/25 (15 Spiele) | 31,2 | 22,9 | 47,1 | 36,0 | 5,5 | 5,0 | 1,9 |
2023/24 | 32,5 | 19,7 | 48,2 | 28,1 | 5,3 | 3,7 | 1,9 |
2022/23 | 32,6 | 18,6 | 48,5 | 36,1 | 4,1 | 3,5 | 2,1 |
2021/22 | 30,7 | 15,2 | 46,8 | 35,4 | 4,5 | 2,9 | 1,5 |
Franz Wagner: Der erste deutsche All-Star seit Dirk Nowitzki?
Ein extrovertierter Schreihals wird Franz Wagner wahrscheinlich nicht mehr, aber die Rolle als klare Nummer eins bei den Magic scheint seiner Entwicklung noch einmal einen Push gegeben zu haben. Der Blick auf die Zahlen zeigt eine Verbesserung in fast allen Werten im Vergleich zum Vorjahr, und wenn man die Spiele herausrechnen würde, die er krank absolvierte - viermal hintereinander blieb er unter 20 Punkten, einmal spielte er nur elf Minuten -, würden die Zahlen noch besser aussehen. "Er ist als Spieler gewachsen", bescheinigte auch Mosley. "Als Anführer ist er unglaublich."
Wo soll das noch hinführen in dieser Saison? Von einem "All-Star-Level" sprach der Head Coach der Magic. Der Blick auf die Konkurrenz beweist: Unrealistisch ist das nicht.
23, 5 und 5: Nackte Zahlen, die fürs All-Star-Wochenende reichen können, aber nicht zwangsläufig müssen. Sollte Wagner sein aktuelles Niveau in etwa halten können, gehen gerade die Punkte noch einmal nach oben - und die aktuelle Situation im Osten sollte ihm ebenfalls in die Karten spielen. In der Conference der Magic haben derzeit nur vier Teams eine positive Bilanz - im Westen sind es zehn -, und wenn Orlando den aktuell dritten Platz halten sollte, wird das mit Sicherheit mit mindestens einem Platz im Chase Center der Golden State Warriors Mitte Februar entlohnt.
Und selbst wenn noch ein paar Teams aufschließen: So groß ist die Konkurrenz im Frontcourt nicht. Aus dem letzten Jahr sollten Jayson Tatum, Jaylen Brown (Celtics) und Giannis Antetokounmpo (Bucks) wieder mit von der Partie sein, aber Joel Embiid und Paul George können bei den miserablen Philadelphia 76ers (2-11) keinerlei Ansprüche anmelden, Julius Randle spielt mittlerweile im Westen, Banchero wird es aufgrund der langen Pause nicht erneut schaffen. Es sind noch nicht einmal 20 Prozent der Regular Season absolviert, aber wenn das Voting in etwa einem Monat beginnt, kann sich Wagner - Stand jetzt - gute Chancen ausrechnen. Ob er für das glorifizierte Schaulaufen tatsächlich auch der richtige Spielertyp ist, ist eine andere Frage.
Derartige Gedanken wird der Mann mit der Rückennummer 22 ohnehin erst einmal weit von sich schieben. "Er ist total konzentriert", erklärte Bruder Moe kürzlich. "Wie auch immer er das macht, es funktioniert super. Ich freue mich richtig, Teil dieses Teams zu sein."
Die Richtung stimmt bei den Magic: Die letzten sechs Gegner hielt man allesamt unter der Marke von 100 Punkten, eine so lange Serie war zuletzt den San Antonio Spurs im Dezember 2018 gelungen. An der Spitze der Eastern Conference dürften die Celtics und vor allem Cleveland Cavaliers enteilt sein, aber mit dem Rest sollte man mithalten können, bis Banchero in ein paar Wochen zurückkehrt. Es stehen immer noch große Fragezeichen hinter dem Shooting der Magic, auch die Bank hatte zuletzt immer wieder Probleme. Der eine oder andere Trade könnte sich also noch anbieten.
Erst einmal werden die Verantwortlichen im Front Office aber vollends zufrieden sein, wie sich das Team in den letzten Wochen entwickelt hat. Und vor allem natürlich Franz Wagner.
NBA: Wichtige Termine der Saison
Datum | Event |
12. November | Start NBA Cup |
17. Dezember | NBA Cup Finale |
25. Dezember | Christmas Day Games |
6. Februar 2025 | Trade Deadline |
14.-16. Februar 2025 | All-Star Wochenende |
13. April 2025 | Ende der Regular Season |
15.-18. April 2025 | Play-In Turnier |
19. April 2025 | Start der Playoffs |
5. Juni 2025 | Start der NBA Finals |