Perfekter Saisonstart der Cleveland Warriors: "Das ist Warriors-mäßig"
Vor Saisonbeginn vermutete man die ärgsten Herausforderer der Boston Celtics in der Eastern Conference in Philadelphia, New York, vielleicht Orlando oder Milwaukee. Das könnte immer noch eintreffen, doch Stand jetzt drohen die Cleveland Cavaliers dem Champion den Top-Seed im Osten abzujagen: Dreieinhalb Spiele beträgt der Vorsprung (Stand: 16. November), mit 14-0 haben die Cavs schon jetzt einen der besten Saisonstarts der Liga-Geschichte inne.
Was macht das Team so stark? Ein Blick auf die Zahlen beweist, dass aktuell besonders die Offense brummt: Donovan Mitchell und Co. treffen fast 42 Prozent ihrer Dreier, niemand macht so viele Punkte wie Cleveland (123,4). Das liegt auch am hervorragenden Ball Movement - und das fiel auch Draymond Green auf, als seine Golden State Warriors von den Cavs Anfang November abgestraft wurden (117:136). Die Cavs würden den Ball besser bewegen als die Titel-Teams aus der Bay Area. "Wir machen das im Drive-and-Kick. Aus dem Pick-and-Roll heraus. Auch im Fast Break - das ist Warriors-mäßig", freute sich Head Coach Kenny Atkinson über das Kompliment. "Es ist wunderschön anzusehen."
Cleveland Cavaliers: Der Saisonstart in Zahlen
Statistik | Ergebnis | Platzierung in der NBA |
Punkte/Spiel | 123,4 | 1 |
gegnerische Punkte/Spiel | 111,2 | 11 |
Net Rating | 11,4 | 2 |
Pace (Ballbesitze/Spiel) | 101,04 | 7 |
Dreier/Spiel | 37,6 | 13 |
Dreierquote (Prozent) | 41,8 | 1 |
True Shooting (Prozent) | 63,4 | 1 |
Rebound Rate (Prozent) | 49,6 | 17 |
Assists/Spiel | 28,6 | 5 |
Turnover/Spiel | 12,2 | 6 |
Stand: 16. November 2024
Bleiben zwei Fragen: Wie lange könnte die Siegesserie der Cavs noch anhalten - und was verrät uns das über ihre Titelchancen?
Richtig eng werden könnte es nach dem Heimspiel gegen die Hornets in der Nacht auf Montag schon zwei Tage später: Da steht das Auswärtsspiel bei den Celtics an. Bleibt es also beim - nichts gegen Charlotte - 16-0? Falls Cleveland allerdings auch in Boston gewinnt, finden sechs der nächsten sieben Spiele im heimischen Rocket Mortgage FieldHouse zurück. Und einen Road Trip in den Westen muss man erst Ende Dezember antreten ...
Mit 14-0 hat man schon jetzt einen der besten Saisonstarts der Geschichte inne: Als 15. Team hat man seine ersten zehn Spiele gewonnen. Das muss aber nicht viel heißen, was die Championship angeht - den Titel gewannen von den bisherigen 14 Schnellstartern nämlich nur drei.
Andererseits: Jedes Team mit 15 Siegen zum Start zog am Ende auch in die NBA Finals ein. Das sollte Motivation genug sein.
Hier kommen die besten Saisonstarts der NBA-Geschichte im Überblick.
Beste Saisonstarts der NBA-Geschichte: 11-0
- Boston Celtics 1964/65 - Titelgewinn
62-18 in der Regular Season, ein Kader gespickt mit Hall-of-Famern wie Bill Russell (MVP), John Havlicek und Tommy Heinsohn: Diese Celtics waren eines der besten NBA-Teams der Geschichte. Gegen Philadelphia musste man sich in den Division Finals im Osten strecken (110:109 in Game 7), in den Finals waren die Lakers um Jerry West und Elgin Baylor chancenlos.
- Portland Trail Blazers 1990/91 - Conference Finals
Angeführt von Clyde Drexler und einem richtig guten Roster starteten die Blazers wie die Feuerwehr in die Saison, gewannen 27 ihrer ersten 30 Spiele und schnappten sich am Ende mit Abstand den Top-Seed im Westen. In der Postseason wurden erst die SuperSonics und anschließend die Jazz bezwungen, bevor man dem letzten großen Lakers-Team der Ära Magic Johnson unterlag. Die Lakers sollten in den Finals gegen Chicago verlieren und so die Bulls-Ära von Michael Jordan einläuten.
- Los Angeles Lakers 1997/98 - Conference Finals
Das zweite Jahr mit Center-Superstar Shaquille O'Neal, auch Kobe Bryant schaffte in seinem zweiten Jahr in der Liga den Sprung zum Star. Es hätten zum Start der Saison vielleicht noch mehr Siege werden können, doch dann verletzte sich Shaq an den Bauchmuskeln und verpasste 20 Spiele. In den Playoffs scheiterte man wie schon im Vorjahr an den Utah Jazz. Diesmal setzte es gegen John Stockton und Karl Malone sogar einen Sweep.
- Atlanta Hawks 1997/98 - 1. Playoff-Runde
Center Dikembe Mutombo war der größte Name der Hawks, er gewann zum dritten Mal in Serie den Award für den Defensive Player of the Year. Ansonsten ist die Saison eigentlich nur noch für das Spiel gegen die Chicago Bulls im März 1998 berühmt, welches im Georgia Dome 62.046 Fans verfolgten - Rekord! Iin den Playoffs verlor man als 5-Seed im Osten in der 1. Runde gegen die Charlotte Hornets (1-3).
Beste Saisonstarts der NBA-Geschichte: 12-0
- Seattle SuperSonics 1982/83 - 1. Playoff-Runde
Jack Sikma, Gus Williams und David Thompson hießen die besten Spieler der Sonics in dieser Saison - und diese überschaubare Prominenz weist auch schon daraufhin, dass der gute Saisonstart die Ausnahme der Regel war. Danach war die Bilanz nämlich nahezu ausgeglichen (36-34), als viertplatziertes Team im Westen scheiterte man schon in der ersten Playoff-Runde an den Portland Trail Blazers (0-2).
- Chicago Bulls 1996/97 - Titelgewinn
Konnten die Bulls nach Jordans Rückkehr und der wohl besten Saison der NBA-Geschichte im Vorjahr (72-10 in der Regular Season plus Titel) noch einen drauflegen? Nicht ganz: Bei 42-6 stand die Bilanz zur All-Star-Pause, im letzten Saisonspiel hatte Scottie Pippen mit einem Dreier gegen die New York Knicks die Chance, den 70. Saisonsieg einzufahren. Der Wurf fiel nicht, so blieben es "nur" 69 Siege. Den MVP-Award bekam diesmal Karl Malone von den Utah Jazz, doch Jordan rächte sich mit einem 4-2 in den Finals. Wie wenig damals gescort wurde, zeigt übrigens folgende Statistik: Die Jazz knackten nur einmal in sechs Spielen die Marke von 100 Punkten - die Bulls überhaupt nicht.
Beste Saisonstarts der NBA-Geschichte: 14-0
- Boston Celtics 1957/58 - NBA Finals
Im Jahr zuvor hatten die Celtics ihren ersten NBA-Titel gewinnen können. Angeführt von MVP Bill Russell und den All-NBA First Teamern Bob Cousy und Bill Sharman musste man als bestes Team im Osten erst die Philadelphia Warriors aus dem Weg räumen (4-1), bevor es in den Finals wie schon im Vorjahr gegen die St. Louis Hawks ging. Beste Spieler der Hawks, die 1968 nach Atlanta umsiedelten, waren Bob Pettit und Cliff Hagan. Pettit stellte im entscheidenden Spiel 6 der Finals mit 50 Punkten einen Playoff-Rekord ein.
- Dallas Mavericks 2002/03 - Conference Finals
Die All-Stars Dirk Nowitzki und Steve Nash hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon als kongeniales Duo bei den Mavericks etabliert. Dallas stellte den damaligen Startrekord beinahe ein, stand beim All-Star Break bei einer Bilanz von 38-10 - und landete trotz 60 Siegen am Ende im Westen nur auf Rang drei: Die Spurs gewannen mit der gleichen Bilanz in der Midwest Division den Tiebreaker, auch die Sacramento Kings (59-23) wurden höher gesetzt. Macht nichts, die Mavs gewannen jeweils in sieben Spielen gegen die Trail Blazers und Kings, doch in den Conference Finals verletzte sich Nowitzki in Spiel 3 am Knie - das Ende der Titelhoffnungen.
- Cleveland Cavaliers 2024/25 - ?
Beste Saisonstarts der NBA-Geschichte: 15-0
- Washington Capitols 1948/49 - NBA Finals
Unter Head Coach Red Auerbach, der später als Titelsammler mit den Boston Celtics zur Legende wurde, lehrten die Capitols in ihrer erst dritten Saison die Konkurrenz das Fürchten. Große Stars hatte das Team dabei nicht zu bieten, nur zwei Spieler schafften es nach der Saison in ein All-NBA Second Team. Als Top-Seed schaltete man in den Playoffs zunächst die Philadelphia Warriors (2-0) und New York Knicks (2-1) aus, bevor man den Minneapolis Lakers um Center-Legende George Mikan unterlag.
Während die Lakers ihre Dynasty starteten (fünf Titel in sechs Jahren), gab es die Capitols nicht lange: Der Titel 48/49 lief noch unter dem Namen BAA (Basketball Association of America), erst nach den Finals fusionierte man mit der NBL zur heutigen NBA. Mitten in der Saison 50/51 stellten die Capitols ihren Spielbetrieb ein.
- Houston Rockets 1993/94 - Titelgewinn
Nach seinem ersten Threepeat dankte Michael Jordan ab und spielte Baseball - die Chance für die Konkurrenz! Im Vorjahr hatten es die Rockets bis in die Conference Semifinals geschafft, diesmal lief es mit Superstar Hakeem Olajuwon und einem tiefen Kader um ihn herum noch besser. Bis Weihnachten verlor Houston nur ein einziges Spiel (22-1), am Ende reichte es zu Platz zwei im Westen. In den Playoffs musste man gegen die Suns in der zweiten Runde über sieben Spiele gehen, auch in den NBA Finals lag man gegen die New York Knicks zwischenzeitlich 2-3 zurück. Mit einem 90:84 in Spiel 7 machte man dann aber den ersten Titel der Franchise-Geschichte perfekt.
Eine einfach nur überragende Saison lieferte Center Olajuwon ab. In genau 41 Minuten pro Partie kam er auf 27,3 Punkte, 11,9 Rebounds und 3,7 Blocks. Das brachte ihm nicht nur den MVP-Award ein, sondern auch den Preis für den Defensivspieler des Jahres. In der Postseason steigerte er sich auf fast 29 Punkte im Schnitt und 4,0 Blocks, natürlich wurde er am Ende auch Finals-MVP.
Bester Saisonstart der NBA-Geschichte: 24-0
- Golden State Warriors 2015/16 - NBA Finals
Nach dem Titel im Vorjahr warfen die Warriors in dieser Saison alle Fesseln ab: Auch ohne Kevin Durant, der erst im nächsten Jahr zum Team stoßen sollte, spielten Stephen Curry, Draymond Green und Klay Thompson spektakulären Basketball. "Splash Brothers", "Death Lineup", und und und - der Hype war riesig. "Ich hätte heute auch 80 Punkte machen können, es hätte keinen verdammten Unterschied gemacht", sagte Kobe Bryant, nachdem er mit den Lakers im 16. Saisonspiel absolut chancenlos war. Bis Mitte Dezember blieben die Warriors unbesiegt, dabei stieß Head Coach Steve Kerr nach einer Rücken-OP erst im Januar zum Team. Bis dahin übernahm Assistant Coach Luke Walton das Ruder.
In der zweiten Saisonhälfte war die einzig interessante Frage, ob die Dubs die Marke von 72 Siegen in der Regular Season knacken und damit die Bulls von 1995/96 aus den Geschichtsbüchern werfen würden. Das gelang schließlich um genau ein Spiel. Curry (30,1 Punkte, 45 Prozent Dreierquote) wurden zum ersten einstimmigen MVP der NBA-Historie gewählt, Green wurde Zweiter bei der Wahl zum Defensive Player of the Year.
Krönen konnten die Warriors ihre überragende Saison in den Playoffs nicht: In den Conference Finals führten die Oklahoma City Thunder schon mit 3-1, bevor Golden State das Ding noch drehte (41 Punkte von Thompson in Game 6). In den Finals schienen die Cleveland Cavaliers beim Stand von 3-1 umgekehrt schon geschlagen, doch dann wurde Green für ein Spiel gesperrt, die Cavs erzwangen Spiel 7 - und der Rest ist Geschichte.