Ladies and Gentlemen, fasten your seatbelts! Es ist Zeit für Playoff-Basketball! Was die Portland Trail Blazers und Dallas Mavericks im Rose Garden boten, hatte mit einem normalen Regular-Season-Spiel überhaupt nichts zu tun. Es war ein Spiel im Stile einer echten Playoff-Schlacht - so intensiv, so aggressiv, so hart. Und so hässlich.
Von der ersten Sekunde an war zu spüren, um wie viel es für beide Teams in den restlichen Spielen bis Playoff-Beginn noch geht. Dallas will sich in der Western Conference Rang zwei sichern, Portland möchte im besten Fall auf Rang sechs abschließen.
Echter Playoff-Basketball
Dreimal hatten die Blazers die Mavs in dieser Saison schon besiegt - Dirk Nowitzki wollte unbedingt verhindern, dass eine vierte Pleite hinzukommt. Seine ersten drei Würfe setzte der Deutsche noch daneben, aber was er danach spielte, war einfach nur spektakulär.
Da er im Prinzip nur von Caron Butler (am Ende 18 Punkte, 7 Rebounds) Unterstützung erhielt, musste Nowitzki sein Team praktisch alleine zum Sieg führen. Nachdem die Blazers den besseren Start erwischt hatten (11:5), fanden die Mavs, die zum zweiten Mal in Folge auf Shawn Marion (Oberschenkelzerrung) verzichten mussten, immer besser ins Spiel und übernahmen durch einen 9:0-Run zu Ende des ersten Viertels die Kontrolle über das Spiel (23:18).
Es war schon zu diesem Zeitpunkt ein unfassbar physisches Spiel, das von einer extrem hohen Aggressivität geprägt war. Da flogen die Spieler übers Parkett, da wurde jeder Pfiff der Refs kommentiert, da gerieten Eduardo Najera und Juwan Howard heftig aneinander - es war eben Playoff-Basketball.
Mavs nehmen Roy aus dem Spiel
Beide Teams spielten stark in der Defense und hatten so folgerichtig mit unterirdischen Wurfquoten zu kämpfen. Dass Dallas sich drei Minuten vor der Pause eine 10-Punkte-Führung (40:30) erspielt hatte, lag zum einen an Nowitzki, zum anderen an einer eklatanten Freiwurfüberlegenheit.
Die Mavs, vor allem Nowitzki, zogen zum Unmut der Blazers-Fans ein Foul nach dem anderen und marschierten immer wieder an die Linie. Die Blazers wirkten in der Offense zudem hilflos, da die Mavs Brandon Roy bei jedem Angriff sofort doppelten und ihn zum Pass zwangen. Wie sehr das Blazers-Spiel leidet, wenn Roy zu wenig den Ball hat, war deutlich zu sehen.
Erst in den letzten zwei Minuten des zweiten Viertels lief es für Portland besser. Ersatz-Point-Guard Jerryd Bayless war in dieser Phase ein wichtiger Faktor und führte sein Team wieder heran. Als Roy dann mit dem Buzzer einen Jumper netzte, betrug der Rückstand der Blazers zur Pause nur noch drei Zähler (39:42).
Nowitzki vs. Aldridge
Im dritten Viertel sorgten Nowitzki und Butler zunächst für einen guten Start der Mavs (52:45), dann drehte sich die Partie aber wieder, weil außer Nowitzki bei Dallas absolut niemand offensiv in Erscheinung treten wollte.
Roy und der bärenstarke LaMarcus Aldridge, der sich mit Nowitzki ein faszinierendes Power-Forward-Duell lieferte, brachten die Blazers zurück ins Spiel - und kurz vor Viertelende traf Rudy Fernandez einen Dreier zur Führung Portlands (59:58).
Fernandez, der sich zuletzt in einer ganz tiefen Formkrise befunden hatte, legte im Schlussviertel mit seinem dritten Dreier des Spiels gleich nach, auf der Gegenseite traf bei Dallas Najera einen ganz wichtigen Wurf von Downtown (67:65).
Blazers verlieren die Nerven
Das Spiel wurde nun immer hektischer und aggressiver. 4:18 Minuten vor Schluss verkürzte Andre Miller mit einem Layup für Portland zum 68:69, beschwerte sich, dass er nicht auch noch einen Foulpfiff bekam und fing sich ein technisches Foul ein.
Es war der Anfang vom Ende für Portland. In den nächsten eineinhalb Minuten setzte sich Dallas mit einem 8:0-Lauf entscheidend ab (77:68). Die Blazers führten jetzt einen Kleinkrieg mit Referee Ken Mauer, Coach Nate McMillan war angesichts der teilweise völlig unverständlichen Non-Calls gegen Dallas zurecht außer sich vor Wut und holte sich auch noch ein Technisches ab. Der Rose Garden war ein Tollhaus.
Es wurde sogar so wild, dass mehrere Blazers-Fans vom Sicherheitsdienst aus der Arena geführt wurden. Nowitzki tat sein Übriges dazu bei, um die Stimmung noch mehr anzuheizen, als er es sich nach seinem Dreier zum 77:68 nicht nehmen ließ, etwas Trash-Talk in Richtung der Blazers-Fans zu betreiben.Blazers - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN
Nowitzki von der Linie eine Maschine
Wer so spielt wie Nowitzki, der darf das aber auch tun. Als die Blazers noch einmal auf vier Zähler (73:77) herankamen, war es immer wieder Nowitzki, der den Sieg der Mavs sicherstellte. Mit einem weiteren erfolgreichen Sprungwurf nach einem Traumpass von Jason Kidd und vier getroffenen Freiwürfen.
Überhaupt die Freiwürfe: Nowitzki ging gegen die Blazers 17 Mal an die Linie, 17 Mal traf er. Damit baute er seine Freiwurfserie auf 55 Treffer in Folge aus. Nowitzki ist eine Maschine von der Linie.
Insgesamt standen für Nowitzki am Ende 40 Punkte (11/24 aus dem Feld) und 10 Rebounds zu Buche. LaMarcus Aldridge war mit 27 Punkten Topscorer der Blazers, Brandon Roy kam auf 13 Punkte, 8 Rebounds und 6 Assists.
Nächste Aufgabe: Sacramento
So siegte Dallas trotz einer ganz miesen Trefferquote aus dem Feld (33,8 Prozent - Portland: 36,4 Prozent) zum ersten Mal in dieser Saison gegen seinen Angstgegner, weil es einen überragenden Nowitzki in seinen Reihen hatte und das Spiel von der Freiwurflinie (30/35 - Portland: 16/23) dominierte.Durch die gleichzeitige Niederlage der San Antonio Spurs haben die Mavs außerdem vorzeitig den Titel in der Southwest Division perfekt gemacht. Mit einem Sieg am Samstag in Sacramento kann Dallas die nächste Hürde nehmen und weiter vor Denver, Utah und Phoenix den zweiten Rang im Westen behaupten.
"Wir wollen alle restlichen Spiele gewinnen, Zweiter bleiben und damit so lange wie möglich in den Playoffs Heimrecht haben. Deshalb war der Sieg extrem wichtig für uns", meinte Nowitzki. Und sein Headcoach Rick Carlisle ergänzte: "Es war ein tolles Basketball-Spiel. Der Einsatz auf beiden Seiten war unglaublich, ein paar Aktionen hier und da haben den Unterschied ausgemacht."
Sollte Dallas die Saison wirklich auf Rang zwei abschließen, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass es in den Playoffs zu einer Serie mit den Blazers kommt. Was das heißen würde, hat man jetzt schon deutlich gesehen - es wäre eine Hammer-Serie.