Warum man Tyson Chandler und Co. nicht halten und sich so die Zukunft verbauen wollte: Team-Besitzer Mark Cuban erklärt die Strategie der Dallas Mavericks. Dirk Nowitzki reagiert verständnisvoll auf den Neuaufbau. Die Mavs stehen auf Dwight Howards Wunschliste, Vince Carter steht vor einem Wechsel nach Dallas - und mit Brandan Wright steht der erste Neuzugang bereits fest.
Tyson Chandler? New York Knicks. Caron Butler? Los Angeles Clippers? J.J. Barea? Weiß man noch nicht genau, aber auf keinen Fall Dallas. Die Mavericks 2011-2012 werden ein völlig anderes Gesicht haben als die Meistermannschaft der letzten Saison.
Das ist inzwischen klar. Aber wäre es nicht trotz des neuen Tarifvertrags möglich gewesen, das Team noch für ein paar Jahre zusammenzuhalten? Richtig bestraft wird man als Team in Sachen Luxussteuer schließlich erst in ein paar Jahren, jetzt noch nicht.
Nun hat sich Mavs-Boss Mark Cuban zum ersten Mal zur Situation in Dallas geäußert und seine Beweggründe erklärt.
Hier ist Cubans Email an "ESPNDallas"-Reporter Tim MacMahon.
"Wenn wir noch die alten CBA-Regeln hätten, hätten wir wahrscheinlich das Team zusammengehalten. Aber die Regeln haben sich verändert. Wenn wir jeden mit Zwei-Jahres-Verträgen ausstatten könnten, hätte das möglicherweise auch die Lage geändert, aber auch das war nicht machbar.
Was viele nicht verstehen, ist, dass es gar nicht um die Luxussteuer geht. Es geht um die Möglichkeit, unser Team auch in Zukunft zu verstärken. Die Realität ist, dass Platz unter dem Salary Cap im neuen System einen viel größeren Wert haben wird als in der Vergangenheit. Ich verstehe, dass jeder total durchdreht und sich fragt, wo die Free Agents und zukünftigen Free Agents hinwechseln, aber es geht nicht darum, nur einen Spieler zu bekommen.
Wir sparen uns keinen Platz unter dem Salary Cap auf in der Hoffnung, dass ein Super-Free-Agent dabei für uns abfällt. Es geht darum, in der Position zu sein, sich jedes Jahr zu verbessern und einige wichtige, jüngere Spieler im nächsten Jahr und in den Jahren danach zu holen.
"Wir müssen unsere Herangehensweise ändern"
Was die Leute denke ich nicht verstehen, ist, wie sehr die Möglichkeit eines Teams, sich zu verbessern, reduziert wird, wenn es die Tax-Grenze erreicht. Zusätzlich wird auch noch die Möglichkeit, Trades zu machen, reduziert.
Im Grunde stellt es sich also so dar: Hätten wir jeden behalten und ihnen Fünf-Jahres-Verträge gegeben, dann hätten wir dieses Team für die nächsten fünf Jahre gehabt. Wenn wir ein junges Team wären, wäre das eine Sache. Aber wir sind kein junges Team.
In der Vergangenheit war es anders. Wenn wir Problem hatten, konnte ich jeden Fehler beheben, indem ich Donnie (Nelson, Mavs-GM, d. Red.) auf die Suche nach einem Trade geschickt und einfach noch mehr Geld gezahlt habe. So haben wir Jet (Terry), the Matrix (Marion), JKidd und Tyson (Chandler) bekommen. Es ging immer darum, mehr Geld zu zahlen. Aber dieser Trick funktioniert nicht mehr für Teams, die über der Grenze liegen. Also müssen wir unsere Herangehensweise ändern.
Indem wir zurück unter den Salary Cap kommen, haben wir eine Menge an Flexibilität, nicht nur, um Free Agents zu verpflichten, sondern auch um Trades zu machen. Wenn wir den oder die richtigen Spieler via Free Agency bekommen können, super, wenn wir es via Trade machen können, auch super. Wir haben so viel mehr Flexibilität, um Moves zu machen.
Eine Entscheidung für die Zukunft
Noch einmal: Ich weiß, dass das für alle hart ist, nachdem wir die Championship gewonnen haben. Aber wir glauben genauso wie letzte Saison daran, dass wir in einer Position sind, um um die Championship zu kämpfen.
Der Unterschied ist, dass wir mit diesem Plan in der Position sind, um in diesem Jahr um den Titel zu spielen. Dass wir aber auch zusätzlich in der Position sind, um auf Jahre hinaus eine Chance zu haben.
Wenn wir jedem einfach einen langfristigen Vertrag gegeben hätten, hätten wir darauf absolut keine Chance. Wir haben auch letztes Jahr gewonnen, weil wir uns in eine Position gebracht hatten, die es uns erlaubte, die richtigen Spieler zur richtigen Zeit zu holen.
Wir haben Verträge so angepasst, dass es uns geholfen hat. Die Regeln sind jetzt andere. Es macht die Sache schwieriger, weil wir viele der Jungs, die uns verlassen, so mögen. Aber wenn wir wollen, dass die Mavs in der Lage sind, auch in Zukunft um Titel zu fighten, dann ist es zwar eine harte Entscheidung, aber ich glaube, dass es die richtige ist."
Zum Original-Bericht von "ESPNDallas"
Nowitzki reagiert gelassen
Cubans Gründe klingen einleuchtend. Stellt sich noch die Frage, wie Dirk Nowitzki dieses Vorgehen findet.
Hätte es in der letzten Saison nicht mit dem ersehnten Ring geklappt, hätte Nowitzki im Alter von 33 Jahren vielleicht eine andere Einstellung zu einer Art Neuaufbau, aber so kann er recht entspannt damit umgehen.
"Donnie und Mark schauen, was das Beste für die Franchise und für die Zukunft ist. Wir wissen alle, dass wir alt sind. Deshalb wollen sie vielleicht für die nächsten drei, vier, fünf Jahre frisches Blut in die Mannschaft reinbringen. Als Spieler will man natürlich den Titel mit den Jungs verteidigen, mit denen man den Titel geholt hat. Aber wir verstehen auch, dass es ein Business ist", sagt Nowitzki.
Und weiter: "Wir leben nicht in einer Traumwelt. Wenn das so wäre, würden wir alle behalten, Dwight und CP3 holen, und nächste Saison noch Deron (Williams)."
Derweil gab es am ersten Tag des Camps jede Menge News zu den Mavs...
Mavs auf Howards Liste! Die Orlando Magic haben Howards Agent Dan Fegan die Erlaubnis erteilt, mit drei Teams über einen potenziellen Trade des Centers zu sprechen.
Auf Howards Wunschliste stehen die New Jersey Nets, die im Moment der Favorit sein sollen. Das ist keine Überraschung. Auch dass die Los Angeles Lakers unter den drei letzten Teams sind, erstaunt niemanden. Aber das dritte Team ist ein überraschender Außenseiter: die Dallas Mavericks!
Laut Sam Amick von "SI.com" haben es die Mavs in die engere Auswahl geschafft. Was Mark Cuban mit dieser Möglichkeit jetzt macht, bleibt natürlich abzuwarten.
Vince Carter nach Dallas? Es sieht so aus, als ob die Mavs drauf und dran sind, die Jason-Kidd-Vince-Carter-Combo noch einmal aufleben lassen. Der 34-jährige Carter wurde am Freitag von den Phoenix Suns entlassen. Dort hätte er in der kommenden Saison 18 Millionen Dollar verdient.
Die Mavs könnten ihm einen Teil oder die volle Mid-Level-Exception über fünf Millionen Dollar anbieten. Gerüchten zufolge laufen zwischen den Mavs und Carter bereits konkrete Gespräche, eine Einigung steht wohl kurz bevor.
Brandan Wright zu den Mavs: Die erste Verpflichtung ist bereits perfekt. Die Mavs nahmen Free Agent Brandan Wright für ein Jahr (1 Million Dollar) unter Vertrag. Wright war 2007 einmal der 8. Pick im Draft, konnte bislang aber die hohen Erwartungen auch aufgrund von zwei schweren Schulterverletzungen nicht erfüllen.
Der 24-jährige Forward war in der letzten Saison von den Golden State Warriors zu den New Jersey Nets getradet worden. Seine Stats aus der letzten Saison: 3,8 Punkte, 2,4 Rebounds in 10,2 Minuten.
Chandler bestätigt Knicks-Deal: Der Vier-Jahres-Vertrag (58 Millionen Dollar) muss noch genehmigt werden, aber Tyson Chandler hat bereits bestätigt, dass es ihn zu den New York Knicks ziehen wird. "Ich habe die Chance, an der Seite von Amare Stoudemire, Carmelo Anthony und den guten jungen Spielern, die sie schon haben, zu spielen. Ich denke, dass wir in den nächsten vier, fünf Jahren immer um den Titel spielen können."
Die Mavs haben Chandler bereits abgehakt und vertrauen auf Brendan Haywood. "Haywood wird unser Starter sein. Er war viele, viele Jahre ein Starting-Center in der Liga. Dass wir ihn in der letzten Saison von der Bank bringen konnten, war einer der Gründe, die uns stark gemacht haben. Und in dieser Saison werden wir wieder stark sein, weil er ein verdammt guter Starting-Center ist und weil Ian Mahinmi bereit dafür ist, die Backup-Rolle auszufüllen", sagte Mavs-Coach Rick Carlisle.
Hoffen auf Roddy: J.J. Barea hat noch nirgendwo unterschrieben, aber es ist klar, wer den Großteil seiner Minuten bekommen wird: Rodrigue Beaubois. Der Franzose ist seit langer Zeit endlich mal fit zum Start des Camps. "Wir wollen nicht, dass er J.J. ist, Roddy soll Roddy sein", meinte Jason Kidd.
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