In der Overtime sind noch 23 Sekunden zu spielen, als Blazers-Guard Raymond Felton beim Stand von 97:97 zum Dreier hochsteigt. Feltons Wurf fällt an diesem Abend ausnahmsweise nicht, der Rebound landet bei Dirk Nowitzki.
Shawn Marion hat sich in der Zwischenzeit schon wieder auf den Weg zum Korb der Blazers gemacht und steht völlig frei. Nowitzki muss den Ball nur noch zu Marion bringen, dann würde Dallas per Breakaway-Dunk oder -Layup in Führung gehen.
Aber was macht "Quarterback" Nowitzki? Er feuert einen absolut grauenvollen Full-Court-Pass in die Zuschauer, der Marion um locker fünf Meter verfehlt. Klassischer Fall von: incomplete. Nowitzkis einziger Turnover des Abends, aber der entscheidende.
Denn so gehört der letzte Angriff der Overtime den Gästen aus Portland. Der Ball wandert da hin, wo er hin muss, nämlich zu LaMarcus Aldridge (25 Punkte, 12 Rebounds), und der Blazers-Star trifft per Stepback-Jumper den Buzzer-Beater zum Sieg.
Nowitzki: "Ein brutales Play"
"LaMarcus ist unser All-Star. Es war klar, dass er den Ball bekommt. Ein großartiger Wurf eines großartigen Spielers", sagte Blazers-Coach Kaleb Canales, dessen Bilanz seit der Entlassung von Nate McMillan jetzt bei 7-6 steht.Die Story aus Dallas-Sicht war aber der Fehler von Nowitzki.
"Es war einfach ein brutales Play von mir. Ich habe den Rebound bekommen und wollte den Ball eigentlich halten, damit wir den letzten Wurf nehmen können. Dann schaue ich hoch und sehe, dass er total offen steht. Ich habe versucht, den Ball so schnell es geht zu ihm zu bringen und dabei ist er mir total weggeflogen", sagte Nowitzki.
Und weiter: "Es war mein Instinkt. Wenn du jemanden so frei stehen siehst, willst du ihm den Ball geben. Ich hätte ihn in meinen Händen halten sollen, aber manchmal trifft man im Spiel im Bruchteil einer Sekunde Entscheidungen, und das war definitiv die falsche."
3. Viertel: 30:10 Blazers!
Nowitzki lieferte 23 Punkte (9/16) und 14 Rebounds für die Mavs, kühlte nach einem guten Start im Laufe des Spiels aber merklich ab.
Jason Terry steuerte 18 Punkte und 5 Assists bei, ein starker Brandan Wright kam auf 13 Punkte (6/7), 5 Rebounds und 2 Blocks. Wright war es auch, der im zweiten Viertel mit einem Windmill-Dunk für ein spektakuläres Highlight-Play sorgte.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Mavs, die neben Point Guard Jason Kidd (Leiste) auch auf Backup-Center Ian Mahinmi (bei der Geburt seines ersten Kindes) verzichten mussten, die Partie klar im Griff und führten mit 15 Punkten Vorsprung (41:26).
Auch zur Pause (56:44) war die Welt noch in Ordnung, doch dann folgte ein katastrophales Viertel, das die Mavs mit 10:30 (!) verloren.
Portland beendete das dritte Viertel mit einem 16:0-Run und war plötzlich auf 8 Punkte weg (74:66). Felton lief in dieser Phase unglaublich heiß und erzielte im dritten Viertel 16 seiner insgesamt 30 Punkte (dazu 7 Rebounds, 6 Assists).
Konstanz bleibt ein Fremdwort
Es war Feltons bestes Spiel im Blazers-Trikot - der Guard erzielt in einer enttäuschenden Saison im Schnitt nur 10,8 Punkte, aber in Dallas machte er mit einem angeschlagenen Delonte West (Köchel erneut verstaucht) und Rodrigue Beaubois, was er wollte.
Im letzten Viertel kämpften sich die Mavs dank einer Dunk-Show von Wright und einigen wichtigen Terry-Dreiern wieder zurück und hätten das Spiel fast gewonnen, aber sie hätten es nicht verdient gehabt.
Konstanz bleibt in dieser Saison in Dallas ein Fremdwort. Dallas hat es geschafft, gegen ein mieses Auswärtsteam (Portlands Bilanz in der Fremde: 8-19), das realistisch gesehen eigentlich um nichts mehr spielt, einen klaren Vorsprung herzuschenken und damit im Playoff-Rennen der Western Conference einen Rückschlag erlitten.
Zwei Spiele Vorsprung auf Utah
Statt sich Gedanken über Platz vier und Heimrecht in der ersten Runde zu machen, muss sich Dallas wieder eher nach hinten orientieren. Die Mavs liegen auf Rang sechs und haben nur ein halbes Spiel Vorsprung auf Houston und Denver. Utah hat auf Rang neun liegend nur zwei Spiele Rückstand auf Dallas - immerhin gehört der Tiebreaker im Vergleich mit den Jazz den Mavs.
Schon am Samstag steht für die Mavs in Memphis das nächste kritische Spiel auf dem Programm. Wer dieses Spiel gewinnt, sichert sich im internen Duell den Tiebreaker. Sieben der noch zehn verbleibenden Partien der Regular Season muss Dallas im Übrigen auswärts bestreiten.
Das Selbstvertrauen ist dem Champion aber auch nach einer der schlimmsten Niederlagen der Saison nicht abhanden gekommen. Terry: "Ich mache mir überhaupt keine Sorgen. Wenn wir komplett sind, können wir es mit jedem Team im Westen aufnehmen."
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